einen Besuch und ist gestern Morgen auf acht,
Tage nach Deutschland abgereist.
— Republique Française, Autorite und andere
Blätter beißen richtig auf den Zopf der Laterne
an und schmieden aus deren Berichten, daß die
Baracken an der frauzöfischen Ostgrenze leerstünden,
während es in Elsaß-Lothringen von deutschen
Truppen wimmle, eine Anklage gegen den Kriegs⸗
minister, welcher die Vertheidigung des Ostens ver—
nachläffige. Es ohnte nicht der Mühe, auf“ das
Geschwät näher einzugehen.
—Die Gerüchte, daß die Ausstellung von 1889
nicht stattfinden werde, erhalten sich. Jedenfalls
ist es sicher, daß bis jetzt woch keine einzige euro⸗
päische Regierung ihre Absicht, sich zu betheiligen,
endgültig kundgegeben hat.
— In der gestrigen Sitzung des Pariser —Ge⸗
meinderathsswurde der Antrag gestellt, mit dem
Namen“ Kablé dem kürzlich verstorbenen deutschen
Reichstagsabgeordnefken (Protestler) eine Pariser
Straße zu taufen.
— Der Kriegsminister hat verordnei. daß die
Artillerie der Territorialarmee Schießschulen be⸗
kommen soll. Die Offiziere, die niedrigen Cadres
und die Soldaten sollen während der jährlichen
Zusammenberufungszeit in diesen Schulen eingeüdb'
werden.
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LEotale und pfälzische Nachricznten.
— Kirchekollette. Zum Besten der
deuischen profestantischen Kirchengemeinden in Paris,
für deren Kirchen und Schulen, sowie für die
Gründung einer Mädchenherberge und eines Gou⸗
vernantenheims wurde die Erhebung einer Kirchen⸗
kollekte genehmigt. welche am Christi Himmelfahris
tage vergenommen werden wird. Das protest.
Consistorium der Pfalz empfiehlt diese Kollelte der
besonderen, Berücksichngung. da die protestantische
Gemeinde in Paris mit besonderen Schwierigkeiten
zu kämpfen hat und ihre Schulen nur mit großen
Opfern aufrecht zu erhalten vermag, die Errichtung
der Mädchenherberge und des Grudernantenheims
ohne fremde Hilfe aber ganz aus dem Bereiche der
Moglichkeit liegt. Bei dem fortgesetzt starken Zu⸗
zug von Maädchen aus Süddeutschland ünd nament⸗
lich aus der Pfalz, welche in Paris Gefahr laufen,
beirogen und der Schande preisgegeben zu werden,
erscheint die Errichtung einer derartigen Anstalt
dringend geboten.
— Aus dem Wesirich schreibt man dem „Pf.
K.“: Man gibt sich der zuversichtlichen Erwartung
hin, daß unsere Regierung das Interesse Bayerns
bei den bevorstehenden Verhändlungen über die
Art der neuen und- höheren Branntweinbesteuerung
und eventuell den Auschluß Bayerns an die Steuer⸗
gemeinschaft energisch wahren wird. Man möge
wohl bedenken, daß auch bei einer Sleuer, welche
für das ganze Reich gleich wäre,. das bayerische
Brennereigewerbe immer im Nachtheil wäre, ja von
der norddeutschen, Uebexproduktion, vollständig er⸗
drückt werden köunte und zwar aus dem einfachen
Grund, weil der Anbau der Kartoffeln in Nord⸗
deutschland unier wesentlich günstigeren Bedingungen
als bej uns in Bayern dethätigt werden kann.
Der Boden daselbst ist denn Anban der Kartoffeln
außerst vünstig, ,dazu kommen noch die billigen
Arbeiislohne und der viel geringere Kapjtalwerth des
Bodens. Darauf, hätte unsere Regierung billig
Rücksicht zu, nehmen, wenn ——
Brennereigewerbe durch Norddeutschland in dieselpe
Nothlage gebracht werden soll, im welche die 3
deutsche Muhlenindustrie ebenfalls durch. Nord-
deuischland berriis schon gebracht worden ist. Schon
jetzt beziehen die Brenner aus dem Westrich Kar⸗
joffeln aus Norddeutschland, durch welchen Umstand
gewiß das Vorstehende hinreichend illustrirt wird.
Böohl, 26, April. Gestern Abend fuhr der
Vahnarbeiter Johannes Stork von Jagelheim mit
Güterzug 8317 von Ludwigshafen hierher, sprang
kurz vor der Einfahrt in den hiesigen Bahnhof
von · demselben und · wurde · überfahren. Der Ver ·
unglückte büßte seine Unwotsichtigkeit mit dem Ver⸗
luste eines Fußes.
— — *
Beermischtes.
7 Mes, 19. April., In der nächsten Zeit
wird das Netz der Reichseisenbahnen durch Feruig—
stellung der 11 Kilomeler langen Zweigeisenbahn
von Hagendingen nach Moyeubre einen Zuwachs
erhalten. Das Reich trägt zu den Baukosten einen
Betrag von 800,000 Mark bei. — In Saarge⸗
münd sind vier französische Optanten: Fabrik
»eamter Fournier, Agent Acker, Tischler Housson
XE
uus Elsaß⸗ Lothringen ausgewiesen worden. —
Bom Schöffengericht in Diedenhofen wurde ein
Bergmann aus Hayingen, welcher unter Verübung
zroben Unfugs die Rufe: „Es lebe Frankreich!
NRieder mit Preußen!“ ausgestoßen hatte, zu 4
Wochen Gefängniß verurtheilt.
— Wie die „Forb. Zig.“ vernimmt, wird im
S'o mmerfahrplam der Reschseisen dahnen die
vichtigste Aenderung für unsere Gegend die sein,
daß der letzte Personenzug Metz⸗Saarbrücken künftig
um 9 Uhr 10 Min. Abends — zanstatt, wie bis⸗
her 8 . Uhr 23 Pin. — aus Metz abgeht. Durch
diese Verlegung, welche auf Antrag der Handels⸗
ammer zu Saarbrücken erfolgt ist, wird ein viel⸗
sach im Publikum gehegterWunsch Arfüllt; es
wird dadurch z. B. bei Befuchen in Metz möglich,
beinahe eine Stunde länget als bisher‘ dort zu
berweilen.“ Wir glauben daher, waß die Maßregel
der Eisenbahn-Verwaltung allenthalben dankdar
aufgenommen wird.
F Diedenhofen, 18. April. Reisende,
welche über die Eisenbahnlinie Sedan Diedenhofen
zekommen sind, erzählen von einem schweren Un⸗
zlück, welches sich diesen Morgen in der Nähe von
Mezièeres auf dieser Linie ereignet hat. Infolge
eines Erdsturzes entgleiste ein Personenzug. Der
Lokomotibführer soll getödtet worden sein; der Heizer
und mehrere Reisende sind mehr oder weniger er⸗
jeblich verwundet worden. (Nach einer „Havas“⸗
Depesche ist der Zug 89 bei Saulces-Monclin
entgleist, der Lobomotivführer und 2 Passagiere sind
chwer verwundet.)
F Ettenheim i. B., 17. April. Der
„Frankf. Ztg.“ wird von hier gemeldet: Als
heute, am Weißen Sonntag die Erstkommunikanten
in der großen Stadttirche sich versammelten und
der Gottesdienst beginnen sollte, wurde die Feier
durch ein schreckliches Ereigniß gestört. Ein kediger
Blaser Namens Welte erschoß sich aus bis jetzt
inbekannten Gründen in der Kirche. Die größte
Verwirrung entstand in dem Gotteshause, aus
velchem Alle sich bestürzt entfernten. Dasselbe
purde sofort geschlossen und die religiöse Feier in
)er Spitalkirche abgehalten, welche jedoch die Fest⸗
heilnehmer nicht alle fassen konnte, so daß viele
nach Altdorf hinübergingen. (leichzeitig mit
diesem Berichte unseres Korrespondenten, schreibt
die Redaktion des obengenannten Blattes, ist uns
ein sehr ausführlicher Brief von Welte zugegangen,
den der Selbstmörder unmittelbar vor der schreck⸗
lichen That abgesandt hat. In demselben setzt er
ruseinander, daß hauptsächlich verzweifelte Familien⸗
jerhältnisse ihm das Weiterleben unmöglich machten.)
FHeman Gayern), 15. April. Ein schon
nehrere Jahre kranker Bursche, welcher voriges
Jahr sich seldst durch kalte Bäder in“ der Laaber
eine Gesundheit herzustellen suchte, ließ fich auf
Anraihen mehrerer „gescheidter“ Leute, um seine
Besundheit vollends zu erlangen, am Gründonners-
tag in einen Backofen, in welchem dreimal nach⸗
inander gebacken wurde, auf Brettern mit stroh⸗
Jebundenen Händen einschieben. Er wurde seiner
deiden allerdings enthoben dadurch, daß et zwei
Tage später starh.
4 Ein schlechter Spaß findet leider immer Nach⸗
ihmung. Jüngst erlaubte sich ein böser Geselle in
Zerlin den Scherz, eine Familienanzeige zu publi⸗
iren, laut welcher die Gattin eines sebr bekannten
dünstlers Zwillingen das Leben geschenkt“ habe.
die Nachricht Uberraschte Alle, am prinlichsten das
künstlerpaar selbst. Einen ähnlichen schlechten
Spaß hat man sich in Munchen mit der Hofschau⸗
pielerin Frl. Clara Heese erlaubt. Dortige Blätter
zrachten die Notiz, sie habe sich mit dem bekamten
Leibarzt des Fürsten Reichskanzlers Professor Schwe—
—
»adurch zu folgender Erklärung in den Münchener
„N. Nachr.“ veranlaßt gesehen: »Gegenüber den
wiederholt auftauchenden, weit verbreiteten Gerüch⸗
en meiner Verlobung mit“ Herrn Professor Dr.
Erust Schweninger, sehe ich mich genöthigt, hier⸗
mit öffentlich zu erklären, daß diese Gerüchte auf
einer aus der Luftegegriffenen Erfindung beruhen,
indem ich gar nicht die Ehre habe, Herrn Professor
S„chweninger persönlich zu kennen! Clara Heese,
königl. bayerische Hofschauspielerin.“
Augsburg, 20. April. Minister von
Lutz hakt sich mit Frau Margareiha Rüdinger,
Wittwe des Fabrikbesitzer und Finanzraths Rüdin—
zer hier verloht
f. Das bochste Bauwerkin Deut
lLand wird nach der Vollendung des Min
hurms zu Ulm, wie der Ulmer Abgeordneie *
vor wenigen Tagen in der württemberhischenhu
mer ausfuͤhrte, der genannte Thurm sein. —*
wird 160 Meter hoch. — — eh
FGer Schnee im Schwarzwal—
Der Winter ist streng genug gewesen. Im *
ber trat plötzlich Thauwetter ein, während —*
Regen fi l.“ Dann kam ein Frost, der die Vin
des Schwarswaldes mil einer Eisglasur ue
und ungebeueren Schneefall brachte. Der e
lagerte sich auf den Bäumen, bis wiederum d
wetter eintrat. Als dann plötzlich abermaisu
Frost folgte, fror die aufgeweichte Schneemas
den Aesten der Bäume zu einem festen Giuß
daß die Bäume so beschwerte, daß im gan
Schwarzwald eiwa 5 pCt. der Bäume wie o
dalme niedergeknikt wurden. Die Bäum⸗
mit hren dicken Stammen zu großen Widerse
leisteten, wurden mit ihren Wurzeln umgeriss
An einigen Orten in der. Umgegend Freibutge
trägt der Baumfall 10 pCt. und mehr.
Aachen, 19. April. Eine Blutwergifhun
wog sich ein hiesiger Kellner zu. indem an
Wunde an der rechten Hand, um das Blut z
tislsen, mit arabischen Gummi und bedtu
Papier verklebte. Worin nun der Grund der de
ziftung zu suchen ist, bleibet dahingestellt, —*
die Hand schwoll rasch an und unter dem din
in der Achselhöhle-bildete sich ebenfalls eine so
Beschwulst. Durch entsprechende Gegenmittel
jetzt die Gefahr beseitigt. Wir theilen dies ze
Warnung mit.
rHattingen a. R. 19. Apꝛil. gp
junge Burschen machten sich am Sonntag do—
VBergnügen, Krähennester auszunehmen. Dabei wurd
der eine, ein 12juühriger, sonst strammer Qnab⸗
don den alten Krähen derartig mit den Schnäbel
am Kopfe bearbeitet, daß er bewußtlos vom Baum—
türzte und einen Arm und ein Bein brach. de
andere Knabe holte zwar Hülfe herbei, doch warn
die Verwundungen so schwer, daß trotz ärzflicht
dülfe am nächsten Morgen der Tod eintrat.
Menden i. W., 19. April. Wie dieh
Male ist unter dem Titel „zur Warnung“ daruu
singewiesen worden, daß auf den Chausseen nich
zwei Wagen aneinander gekoppelt fahren und da
die Eltern ihren Kindern prinzipiell das Auffize
nuf den Wagen untersagen sollen! Aber es hih
eben nicht eher, als bis das Unglück geschehe
Im benachbarten Boösperde hatten sich eine Anzub
inder auf die Deichsel des zweiten der aneinan
der gekoppelten Wagen gehängt; plötzlich fielen di
Zinder und kamen unter den Wagen. Eins wurde
erart überfahren, daß der Tod sofort eintreh
vährend acht andere Kinder mehr oder minder schwa
herletzt wurden.
F Ueber den Selbstmord eines Knaben wn
aus Potsdam geschrieben: Der Pächter der Gas
wirthschaft „Zur Bavaria“ hier, Mylius, schah
zeinen 15jährigen Sohn, der ihm in der Bedienunh
der Gäste und im Hauswesen zur Hand ging
wegen eines mangelhaft geputzten Lampenchlinder
in Gegenwart einiger Gäste und gad ihm einn
zlaps an den Kopf. Der Bursche ging auf jen
Zimmer, schrieb auf den Fußboden “, Ehre verlorn
— alles verloren!“ und hat fich erschossen.
F CEin verbrechtrisches Kindermädchen.) E
ugendliches Kindermädchen wurde durch eine br
indevermietherin auf Grund früherer vorzüglithe
Dienstzeugnisse an eine Herrschaft in Potsdan
»ermiethei. Wie ihre früheren Hertschaften, so wo
nuch die gegenwärtige mit dem Mädchen zufrieden
zasselbe lohnte aber die ihr gezollte Anerkennun
nit einem Verbrechen. Das Line kränkliche Kin
wurde ihr nämlich ein Dorn im Auge und so rest
denn in der leichtfertigen Dirne der Gedanke, do
dind stumm zu machen. Sie reichte zu dithen
Zwecke dem Kinde stark prozentiges Karbolwese
n der Speise, infolge dessen dem Kinde stathe Br
chwerden zugefügt wurden und der Hausarzt —
verden mußte. Dieser ordnete sofort Gegenmit
mm, mit Hilfe deren das Kindglücklich gitehn
vurde. Das bödartige Mädchen wurde natürli
sosort aus dem Hause gejagt. Die Angelegenh
vird noch ein Nachspiel vor dem Strafrichter hohe
da der Arzt Anzeige erstattet hat.
Aus Thüringen. Ein vorwizziger unde.
ich eingenommener Musikus bereiste den Thürin
Wald. Dort ist man sehr musikalisch und
nauern machen sich hreKirchen Musiken selbst.