Full text: St. Ingberter Anzeiger

Nufilus trifft eines Samstags in einem Dorfe ein 
wird mit dem Lehrer bekannt, für den er auf 
a das Orgelspiel zu übernehmen sich ecbietet. 
alte Mann ist damit zufrieden. Wie nun der 
Andere aber anderen Tages vor der Orgel sttzt 
nd die Bauernhaͤnde zur Violine greifen sieht, 
nicht ihn der Uebermuth und er spielt mit Absicht 
h um die Leute aus dem Takie zu bringen. 
diese aber warfen verwunderte Blicke auf dentakt⸗ 
gsen Jungen“ und geigen ihr Stück xichtig zu 
hde. Wie nun der junge Mensch dem Lehrer 
9 Sicherheit seiner Musikanten lobt, da nickt 
eser freundlich mit dem Haupte und meint: „Den 
Zalt sind die Leute vom Dreschen her gewöhnt: 
— nun ausnahmsweise noch einmal ein Flegel 
meht dazu, so macht das den Leuten gar nichts 
us, die sind an Ordnung und Takt gewoͤhnt.“ 
pHalle, 20. April. In dem Städtchen 
NLetschlau (Königreich Sachsen) Lat gestern ein 
Fand das Rathhaus und 28 —A 
gräschert. —V— 
PArfurt. Im April erfroren. Der Schnei⸗ 
der Alexander Gjorgjes (ein Oesterreicher) von hier, 
purde am Dienstag früh, etwa 1000 Meter von 
der Stadt entfernt, in einem Hohlwege erfroren 
wir hatten vier Grad unter Null) aufgefunden. Der 
Nann hatte sich gestern Abend, starl angeheitert, 
sn einem Waldrestaurant aus auf den Heimweg 
jegeben. 
* Friedrich Bodenstedt, der Sänger 
des „Mirza Schaffy“ icheint vergessen zu haben, 
vaß die Politit den Charakter verderbe“, wie er 
e einst erklärte, als sein Rame unter ein Pro⸗ 
gramm gesetzt wurde, das auf unparteiischem Boden 
jeht. Er veröffentlicht heut ein politisches Zeit 
zedicht: 
Katkow und Boulanger 
Kattkow schreibt an Boulanger: 
Freund, mein Herz zerspringt vor Weh. 
Ddaß Du unsren Ehrendege— 
Noch nicht schwingst dem Rhein entgegen. 
Wüßtest Du, mit welchem Jubetete 
Unser Volk die tautend Rubet 
Aufgebracht, die er gekostet, 
Der nun in der Scheide rostet, 
Würdest Du mit Feldherrnblick 
Rächen Frankreichs Mißgeschick. 
Wie kann Deutschland widerstehn, 
Wenn wir Zwei zusammengehn“! 
Wie der Bliß fahr' aus der Wolke, 
Boht' Dein Schwert dem deutschen Volke 
Tief in's Herzi Mit den Kosacken 
Fall' ich ihm dann in den Nacken. J 
Groß wird unser Ruhm auf Erden, 
Größer unsere Beute werden! — 
D'rauf erwidert Boulanger:: 
Freund, ich theile ganz Dein Weh! 
Meine Sperrforis hab' ich fertig— 
Bin des Angriffs längst gewärtig, 
Doch eh' Du nicht mit Kosacken— 
Fahrst den Deutschen in den Nacken, 
Sie nach Frankreich vorzutreiben——— 
Muß ich in den Sperrforts bleiben: 
Sie beherrschen alle Minen,. 
Um, sobald der Feind erschienen, 
Massenhaft ihn zu vernichten 
Und ein Blutbad anzurichen. 
Wie die Welt noch keins gesehn. 
Grüße Deinen Fteund Mäzäen 
Und sag' ihm: dem Zarenthum 
Dienen, sei mein höchster Ruhm: — 
* * .7* 27 
Bismarck schaut von Friedrichsruh 
Stitl dem närtischen Schauspiel zu, 
Denkt dabei: so lang des Weitern4 
Solche Helden uns erheitern, 
Können wir zu Friedensthaten 
Viel Ersprießliches berathen, 
Und wir lassen gern daneben 
Boulanger und Katkow leben. 
f Ländlich sittlich. In der Moritzburger 
vegendim Konigreich Sachsen erhalten alle die weibliche 
Dienstboten, welche am zweiten Osterfeiertag zum 
Tanzbergnügen gehen, je 8 Stück gesottene Eier, 
welche seitens der Schönen an ihre Tänzer zur 
bertheilung gelangen. Es soll flotten Tanzern mit⸗ 
unter eine soiche Änzahl Eier zu theil werden, daß 
dieselben auf mehrere Tage auf Frühstück und 
Ahendbrot derzichten konnen, um so michhr auch 
is jeder männliche Dienstbote selbst 5 gesotten 
Fier seilens der Herrschaft crhalt 
fKilometerbillets hat, ebenso wie⸗ 
Amerika, die österreichisch ungarische Sltaatsbahn 
ldeben versuchsweise eingeführt. Wer haufig fährt, 
tauft sich jetzt an der Kasse ein Büchelchen, welches 
Anweisungen auf eine Anzahl Billets enthält, die 
auf“ 100, 50, 10 und 5 Kilometer lauten. In 
dieses Büchelchen klebt er seine Photographie und 
so ausgerüfstet geht er vor dem Antritt der Reise 
in die Kasse und vertauscht, wenn er z. B. 15 
dilometer weit fahyren will, ein 10 und ein 5 
dilometerbillet gegen ein gewöhnliches. —Selbstver⸗ 
qJändlich genießt der Inhaber eine entjprechende 
Preisermähigung dafür, daß er das Fahrgeld im 
Voraus bezahlt. Die Eintichtung bietet den bis⸗ 
herigen Abonnements-Karten gegenüber den Nach- 
leil, daß der Reisende sich vor jeder Fahrt bei der 
rasse melden muß; dagegen den Vortheil, daß er 
die Strecke nicht im voraus zu bezeichnen braucht. 
die er benutzen will, was bei einem so ausgedehnten 
Retze, wie das deutsche, welches dem Reisenden 
dei Durchführung dieser Einrichtung zu ermäßigten 
Preisen zur Verfügung stehen würde, namentlich 
jür Geschäftsleute sein Angenehmes haben würde. 
Man hofft, daß auch die deutschen Bahnverwaltungen 
zu einem Versuche sich entschließen. 
4 Die Aufführung des „Lohengrin“ in Paris 
ist. wie der „Figaro“ schreidt, endgiltig festgesetzt 
nuf Samstag, 28. April. Es wird nicht, wie 
man vordem sagt, eine öffentliche Wiederholung 
des „Lohengrin“ stattfinden und der „Figaro 
spricht sein Bedauern darüber aus, daß der Kritik 
nur die einzige Aufführung zur Information über 
das Werk geboten wird. 
fParis, 19. April. Der Graf Osmond 
vettete heute Nacht mit einigen anderen Mit— 
zliedern des Klubs der Rue Royal, daß er mit 
jerbundenen Augen bis zur Villa Said in der 
Avenue des Boulogner Gehölzes gehen könne und 
ührte diese Wette auch sofort aus,“ gefolgt von 
inigen Klubfreunden, welchen sich in der Avenue 
Zabriele noch gegen 50 Neugierige allmählich an— 
zeschlossen hatten. Als dieser seltsame Zug sich 
angsam dem Elyseesaale näherte, rief der Posten 
zie Wache heraus und ein Offizier mit einigen 
deuten tcat dem Zuge entgegen, ließ ihn aber 
‚assiren, als er sich davon überzeugt hatte, daß es 
ich nicht etwa um einen Ueberfall des Präsidenten 
der Republick handelte. Graf Osmond erreichte 
rüh gegen 2 Uhr sein Ziel und hatte die Wette 
2000 Fres.) gewonnen. —R& 4 
7 Marseitle. 20. April. Das englische 
Zocketboot „Chusan,“ welches auf der Fahrt auch 
Ajaccio begriffen war, um die Schiffbrüchigen des 
dampfers Tasmania“ aufzunehmen, fließ wäh— 
end der Nacht mit der französischen Yacht „Magali“ 
usammen. Letzere, welche vollständig entzwei gez 
chuitten (wurde, sank. Der Kapitän und zwa 
Matrosen sind umgekommen, die übrigen wurden 
om Chusan“ aufgenommen. W 
Attentat gegen Bazaine. Aut 
Madrid wird unterm 18. d. M. gemeldet, daß 
in Franzose einen Attentatsversuch gegen den Mar · 
chall Bazaine gemacht hat. Bazaine erhielt einen 
dolchstich am Kopfe; doch scheint die Verwundung 
aicht lebensgefährlich zu sein. Der Attentäter gab, 
iber das Motiv befragt, zur Antwort, daß er sein 
Baterland an dem Marschall rächen wollte. 
Madrid, 20. April. Das Befinden Ba⸗— 
ain's scheint. sich verschlimmert zu haben. Es 
reten · Symptome einer Gehirn⸗Congestion auf. 
Madrid, 18, April. Der Küstendampfer 
Bahia“ ist infolge ines Zusammenstoßes bei 
Pernambuco gesunken. Von 200 Personen sind 70 
ertrunken. 
1Ajaccio, 19. April. An Bord des ge—⸗ 
cheiterten, Dampfers „Tasmania“ waren 120 
— 
nandant, 2 Offiziere und 22 von der Mannschaft 
ind umgekommen. 
Madrid, 20. April. Der spanische 
Dampfer „Vasco“ ist bei Gyon gescheitert; 10 
Hersonen kamen bei der Katastrophe um. 
4 Brüssel, 21. April. Das große Kohlen⸗ 
hergwerk Frameries“ steht seit gestern Nacht in 
hellen Flammen. Man besücchtet laut „Fr. Journ.“ 
eine große Katastrephe. 
F London, 19. April. In Lowestoft gab 
»s in der letzten Woche so viel Heringe, daß mehrert 
Fischer es vorzogen, ihren ganzen Fang in die 
See zu werfen, als den niedrigen Marktpreis von 
13 sh. für die Last von 18,000 Fischen anzu⸗ 
ehmen. Pie Fischer hätten nämlich sanst durch 
Zahlung der Markigebühr und die Kosten der 
Zaählung der Fische obendrein Schaden gehabt. 
Eine deutsche Zeitung in China. 
Seit dem 1. Oktober ecscheint in Shangai eine 
pedeutende deutsche Zeilung, betitelt: „Ostasiatischer 
2Aoyd“. Das Blatt erscheint täglich, wird von 
öchster Stelle unterstützt und dient auch als Pub⸗ 
icationsorgan der deuischen Consulate im fernen 
Osten. Der „Ostasiatische Lioyd“ hat sich zur 
Uufgabe gestellt, die Interessen aller Deutschen in 
Ostafien zu vertreten. Das neue; Unternehmen 
st also ein Central-Organ sämmtlicher deutschen 
Tolonien des fernen Ostens und ein Bindeglied 
mit der Heimaih. Der „Ostasiatische Lioyd' hat 
'einen Lefertreis und Berichterstatter in Peking, 
Tientsin. Port, Arthur, Wladiwostok. Chemulpo, 
Seoul, Yotohama, Nagasati, Hankau, Futschau, 
Hongtkong,. Kanton, Hanoi, Saigun, Singapore. 
Manila, Yap, sowie in Nen⸗Guenen, und im 
Bismarck- Archipel, bringt Nachrichten und inter⸗ 
essante Vorkommnisse aus allen diesen Hauptstädten 
und Plaudereten üder das Leben der dortigen Ge— 
sellschaftskreise. Ein Hauptaugenmerk widmet der 
Ostasiatische Lioyd“ dem Handel und Verkehr. 
Es leben in diesem Theile des Ostens, einschließ 
tich Manila und den Sunda⸗Inseln, über 10,000 
deutsche Familien, die bisher noch kein öffentliches 
Organ hatten, und doch ist nach dem englischen der 
deutsche Handel auch dort der bedeutendste, speciell 
her Import deutscher Waaren liegt ganz in den 
Händen der dortigen Deutschen. Die jsubventio— 
nirten deutschen Postdampfer haben zu diesem 
Zeitungs Unternehmen jedenfalls den Ansporn ge⸗ 
„eben. Die regelmäßige, wöchentlich einmalige 
Verbindung von Shanghai mit Europa resp. 
Deutschland, bietet jetzt für deutsche Industrielle 
Belegenheit, den Markt in China nach und nach zu 
deherrschen, denn mittelst der deutschen Postdampfer 
können jortan Postpackete im Gewichte bis zu 3 
Kg. nach den Straits-Settlements und Hongkong. 
owie über Hongkong nach Amoy, Kanton, Futsschau, 
dankau, Hoihau, (Kiung-Schau), Ningpo, Schang⸗ 
hai und Swatow, ferner Postpackete im Gewichte 
bis zu 4 Kg. nach Apia (Samoa⸗Inseln) und 
Tongatabu (Tonga⸗Inseln) versandt werden. Durch 
diese vorzügliche Posteinrichtung ist auch ein directer 
Verkehr deutscher Fabrikanten mit den Consumenten 
in Chinq möglich, und Jusertionen deutscher In⸗ 
zustrieller im „Ostasiatischen Lloyd“ dürften ge⸗ 
wiß wirksam sein. Die bekannte Annoncen⸗-Er⸗ 
pedition Adolf Steiner in Hamburg ist der 
alleinige Vertreter des „Offasiatischen Lloyd“ für 
Furopa. Insertionsaufträge sind an diese Firma 
iu adresfiren. Der Chef dieser Firma, Herr Adolf 
Steiner selbst, ist Mitglied der Redaction des 
„Ostasiatischen Lloyd'“ und behandelt von Ham⸗ 
hzurg aus die redactionelle Rubrik ,„Patenfe, Er— 
indungen 'und industrielle Neuheiten aus Europa.“ 
Wir zwünschen diesem neuen Pionier deuifcher Cul⸗ 
tur das Beste. Abonnnements auf diesen „Ost⸗ 
niatischen Lioyd“ nehmeu alle Postanstalten des 
utschen Reiches entgegen unter No 4320 
Für die Redaktion verantwortlich x J Demesß. 
Ehroniiche Blasenleiden. 
„Ich habe seit zwei Jahren an heftigem Blasenleiden 
elitien. Nirgends konnte ich wieder zur Genesung kommen, 
rotzdem lich viele ärztliche Hilfe gebrauchte. Sämmtliche 
Arzneien waren bei meinem Leiden ohne Wirkung und ich 
elbst gab die Hoffnung auf, wieder zur Gesundheit zu ge⸗ 
angen. Durch den guten Rath von einem Bekannten ge⸗ 
tangte ich in den Besitz Ihrer Heilmittel. Ich gebrauchte 
3 Flaschen Warner's Safe Cure und 4 Flaschen Safe 
pillen und fühle mich jetzt wieder wohl und kann meine 
Arbeiten wieder verrichten“ Franz Stork, Hausen bei 
DObernburg a. M. J 
„Allen Denjenigen, welche an derartigen Uebeln leiden, 
vie ich gelitten habe, kann ich den Gebrauch von Warner's 
Safe Cure bestens empfehlen, da mich der Verbrauch von 
3 Flaschen der Safe Cure von dem? schmerzhaften Uebel 
eines Blasenleidens befreit hat. W. Georgi, Fürth bei 
Nurnberg. 
Preis von Warner's Safe Cure ist 4 Markt die 
Flasche. Unsere Heilmittel sind in vielen Apotheken zu 
haben. Weun Ihr Apotheker unsere Medicin nicht hält 
uͤnd auf Ihr Ersuchen nicht bestellen will, benachrichtige 
man uns und werden wir alsdann dafür sorgen, daß Sie 
damit versehen werden. H. H. Warner u. Co. 10 Schäier⸗ 
jasse, Frankfurt a. M. 
Ansbach -Gunzenhausener 7 Fl.⸗VLoose dvon 
1857. Die nächste Ziehung findet am 15. Mai 
latt. Gegen den Coursber!ust von ca. 16 Mart 
aro Stück bei der Ausloosung übernimmt das Bank— 
Jaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 
3, die Verficherung für eine Prämie doun 70 Vi. 
yrs Stijck