Full text: St. Ingberter Anzeiger

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tritt in die Loge, in welcher ich mich mit meinen 
Fltern und deren Freunden befinden werde.“ — 
„Wird man mich aber auch dort dulden ?“ fragte 
zer Student besorgt. — „Dafür laß mich forgen!“ 
— Frere bestand glänzend und kam richtig in die 
doge, wo die Geliebte auf ihn zueilte und vor aller 
Welt einen Kuß auf seine Lippen drücdte. Den 
xltern blieb nichts Anderes übrig, als das Verlöb⸗ 
niß zu genehmigen; doch legten sie dem Bräutigam 
die Verpflichtung auf, seinem Familiennamen den 
hrigen hinzuzufügen. 
4 Mal aga. Weihnachten und Neujahr wur— 
den hier bei dem prachtvollsten Wetter gefeiert. 
Während hier die Nachrichten von dem ungeheueren 
Schneefalle in Deutschland eintrafen, wurden die 
Ztraßen fleißig begossen, um den Staub niederzu⸗ 
jalten. 
Madras, 7. Januar. Nach dem amtlichen 
Poli eidericht sind in der kürzlichen Feuersbrunfi 
auf dem Jahrmarkt 405 Personen umgekommen. 
London. In der Music Hall tritt gegen⸗ 
wärtig der irländische Ricse Brian O'Brien mit 
Frau und Kindauf, die wohl die schwerste Fami- 
sje der Welt bilden. O'Brien ist im Jahre 1858 
zu Belfast geboren; er ist 7 Fuß 1 Zoll (englisch) 
Jroß und wiegt 296 Pfund. Seixe Frau Chri⸗ 
dine, geb. Dunz, eine Württembergerin, ist 23 
Jahre alt, 7 Fuß 4 Zoll groß und wiegt 318 
pᷣfund. Ihrer Ehe entstammt ein Knabe; er ist 
ig Monate alt und zeigt bis jetzt noch keine ab⸗ 
conderlichen Körper-Verhältnisse, nur sein Gewicht 
ist ungewöhnlich und beträgt 63 Pfund. 
FeDie Kaiserin Eugenie hat einer Fir⸗ 
ma in Aberdeen den Auftrag zur Herstellung eines 
Sarkophags aus polirtem rothem Granit zur Auf⸗ 
nahme des Sarges des Kaiserlichen Prinzen gegeben. 
Der Sarkophag soll genau dem beim Tode Kaisers 
Napoleon III. von der Königin Viktoria geschenkten 
gleichen. Beide werden in dem im Bau begriffenen 
Mausoleum in Farnborough—-hill aufgestellt werden. 
F Die Cholera, so schreibt man unterm J. 
Dezember aus Buenos Aires, beherrscht gegenwärtig 
bollkommen die Lage. Die geheime Angst, daß 
sich die Schrecken des Jahres 1867 wiederholen 
könnten, macht selbst die Kühnsten erzittern, denn 
in jener Zeit starben in der damals weit schwächer 
vevölkerten Stadt fäglich bis zu fünfhundert Men⸗ 
schen an der entsetzlichen Seuche. Allerdings ver— 
suchen die Behörden und Zeitungen das Publikum 
mit der so oft wiederholten Versicherung zu beruhigen 
daß seitdem in gesundheitlicher Beziehung hier vieles 
hesser geworden sei, allein solche Trostworte finden 
im ganzen nur geringen Glauben. Die in letzter 
Zeit mehrfach stattgehabten Kloaken Explosionen 
haben den Beweis geliefert, daß in den Eingeweiden 
unserer Straßen große Massen stehenden Wassers 
und giftiger Gase brüten und die Stadt der „guten 
Lüfte“ thatsächlich auf einem Moraste steht. Unter 
solchen Umssänden wäre es fast ein Wunder zu 
nennen, wenn die Cholera diesmal nicht weiter um 
sich griffe, als sie es bisher gethan. Die Zahl 
der durch sie verursachten Erkrankungen hat vier⸗ 
undzwanzig den Tag noch nicht überschritten und 
unter den von der Seuche hinweggerafften Opfern 
befindet sich nicht eine einzige Person aus den so⸗ 
genannten besseren Ständen. Sehr viel schlimmer 
stehen allerdings die Dinge in Rosario, der zweiten 
Stadt des Landes. Dort starben innerhalb der 
letzten Wochen durchschnitlich 40 — 50 Persoenen 
den Tag, was auf etwa 60,000 Einwohner be⸗ 
rechnet, schon einen sehr starken Satz vom Hundert 
ergiebt. Auch in Cordoba, Parana und in anderen 
Orten des Landes ist die Seuche erschienen, Schrecken 
um sich verbreitend, Handel und Wandel läymend 
und gleich einem drückenden Alp auf dem Geschäfts 
leben lastend. 
Ein kostbares Futter. Folgendes 
Geschichtchen läuft durch rumänische Blätter. Ein 
geiziger Rumänischer Bcuer, der sich das Sümm— 
chen von 10,000 Francs in Bankbilleten erspart 
hatte, legte dieselben aus Angst, dieselben könnten ihm 
gestohlen werden, in ein irdenes Gefäß, das er 
mit einem Stück Leinwand sorgfältig verhüllte und 
dann in die Erde vergrub. Nach einiger Zeit ver⸗ 
spütte er Lust, sich noch seinem Schatze umzusehen, 
und grub nöchtlicherweise den Topf aus. Wie 
groß war seine Verzweiflung, als er anstatt der 
Banknoten nur kleine, wie mit einem Messer zer⸗ 
hackte Papierschnitzel in dem Topfe erblickte. Feld— 
mäuse hatten sein ganzes Vermögen zernagt. Der 
Bauer hatte nun den Einfall, den Topf, wie er 
ijn vorfanb nach Bukarest in die Nationalbank zu 
ringen, wo er mit Thränen in den Augen er 
zählte, was ihm passirt war. Der Direltor dieses 
Instituts hatte Mitleid mit dem Bauer und ver⸗ 
icherte demselben, er werde die Papiertheilchen 
'orgfältig prüfen lassen, und sollte konstatirt werden 
tönnen, daß es in der That Reste von Bankbilleten 
seien, so habe der Bauer anf Ersatz des Schadens 
zu rechnen. Nicht ohne viele Mühe wurden disher 
hereits 7000 Francs als vorhanden gewesen fest⸗ 
zestellt, worüber der Bauer nicht wenig erfreut ist 
F In Rom ist die Nochricht eingetroffen, daß 
ein Häuptling am Nyanza hundert Araber tödten 
ließ. Die europäischen Missionare sollen dem Blut 
5ad entgangen sein, weil der Sultan die in Zan—⸗ 
zibar befindlichen Deutschen fürchtet. 
F Erdbeben. Am Donnerstag Nachmittag 
gegen 4 Uhr wurden zu Mahadia (Tunis) zwei 
leichte Erdstöße verspürt; in Djemal, einem Dorfe 
von 5000 Einwohnern, fand dagegen eine siarke 
Erschütierung statt, infolge deren mehrere Häuser 
einstützten und fieben Menschen ums Leben damen 
sowie viele Personen verletzt wurden. 
FDer „London u. China Telegroph“ schreibt 
In Shanhai ist ein deutsches Postamt eröffnei 
worden; die Briefe tragen deutsche Postmarken; es 
gibt nunmehr in Sanghai zwei Postämter, ein 
frarzösisches und ein deutsches; beides befördern 
öAD 
hritische Postamt berechnet. 
F Newyork, 9. Jan. Das Bremer Vollschif 
„Elisabeth“, Kapitän Halberstadt, welches am 22 
Rovember v. Is. von Hamburg nach Baltimore 
ibgegangen war, ist bei Cap Henry während eines 
Orkanes und eines dichten Schneesturmes gestrau 
det. Zwei Rettungsboote, welche zur Hilfe abge 
zangen waren. nahmen die aus 18 Personen 
zestehende Mannschaft auf. Eine ungeheure Well 
wvarf jedoch beide Rettungsboote um; die gesammte 
Mannschaft der „Elisabeth‘, sowie die aus 5 Per— 
onen bestehende Bemannung der Rettungsboot 
ertranken. Das Schiff ist wahrscheinlich ein voll⸗ 
dändiges Wrack. 
Eie Zungehüter.) Eine Anzahl junger 
Damen in Hartford, Conn, hat einen Klub gegrün⸗ 
det, der sich „die Zungenhüter“ nennt. Jedes 
Dditglied muß, sobald es sich zum „Klatschen“ ver⸗ 
leiten läßt, einen Cent für jedes Wort in die Straf— 
kasse zahlin. Mehrere Banken von Hartford sollen 
große Summen für das Privelegium geboten haben 
die Fonds des neueun Klubs verwalten zu dürfen. 
Den Amerikanern ist der Weg vom Aillan— 
tischen nach dem stillen Ozean durch die Pazifikbahn, 
welche wegen der Gebirge große Umwege machen 
muß, noch zu weit. Sie haben daher eine neuer 
Bahn durch das Felsengebirge projeltirt, welche der 
Weg zwischen Denver in Colorado und Salt Lake 
Tity um 300 Meilen abkürzen würde. Die Trac 
der Bahn ist vollständig festgestellt. Der Grays 
Peak soll in einer Höhe von 10000 Fuß über dem 
Meere durch einen 25,000 Fuß langen Tunnel 
durchbrochen werden. Die Bahn muß hoch gelegt 
verden, da von den 20 Engpässen des Felsen⸗ 
zebirges nur sieben in einer Höhe von weniger als 
10000 Fuß liegen und von den 73 größeren Ort⸗ 
ichaften Colorados nur 12 unter 5000, 10 Orte 
edoch über 10000 Fuß Meereshöhe aufweisen. 
Alexander Dumas poͤre, der bekanntlich sehr 
gern mit dem Honorar prablte, das er für seine 
novellistischen Arbeiten erhielt nnd es dabei mit der 
Wahrheit nicht sehr genau nahm, sagte einst in 
einer Gesellschaft, daß er für jede Seite seines jüngst 
erschienenen Romans 1500 Francs von seinem 
Verleger erhalten hätte. Ein anwesender Herr be— 
merkte darauf, daß dies nicht sehr viel sei, denn er 
habe vor kurzer Zeit für nur eine Linie eine Mil⸗ 
ion Francs erhalten. Dumas, der dies für eine 
Abfertigung seiner Prahlerei hielt, fragt ihn ent- 
rüstet, wie er solch eine Lüge nur aussprechen 
önne? „Mein Herr“, lautet die lächelnd gegebene 
Antwort, „dies beruht auf voller Wahrheit; ich bin 
nämlich — Eisenbahnbau-Unternehmer.“ 
Neueste Nachrichten. 
Stuttgart, 10. Jan. Aus Würtemberg 
sind bis jetzt 192 Petitionen mit ca. 37000 Unter— 
schriften zugunsten der Militärvorlage an den Reichs⸗ 
tag abegsandt worden. 
Berlin, 10. Jan. Gestern Vormittag hielten 
die Fractionen der Nationalliberalen und der Deutsch 
freisinnigen Sitzungen ab, um sich über ihrt 
Stellung zu der Militärvorlage schlüssig zu machen. 
Ddie Nationalliberalen beschlossen. durchaus an der 
à 
egierungsvorlage festzuhalten. Im Plenum werden 
die Abgeordneten Dr. Buhl und Hobrecht den 
nationallib. Standpunkt vertreten. Die Deutsch⸗ 
freisinnigen beschlossen, die Einbringung eines An⸗ 
rages auf Erhebung einr Reichs Einkommensteuer. 
Es soll innerhalb der Fraktion vielfach die Neig— 
ung vorhanden sein, den bekannten Anträgen des 
Tentrums zuzustimmen. Den deutschfreisinnigen 
Standpunkt werden im Plenum in erster Linie 
die Abgeordneten Freiherr v. Stauffenberg, Rickert 
und Richter vertreten. 
Berlin, 10. Jan. Die freifinnige Partei 
stellte zur Militärvorlage wieder den Antrag. die 
Prasenzziffer von 454,000 Mann auf drei Jahre 
und die Verlängerung der Rekruten Vakanz bis 
zum Dezember zu bewilligen, ferner eine Resolution 
aach welcher die Kosten durch eine Reichseinkum—⸗ 
mensteuecr welche von 6000 Mark beginnen und 
mit a pCt. stufenweise steigen soll, zu decken seien. 
— Ferner haben sie laut Telegramm der „Fr. Ztg.“ 
einen Ebentual⸗Antrag eingedracht, der, im Falle 
die anderen Anträge abgelehnt werden, beantragt, die 
Militärvotlage auf 3 Jahre unverändert anzunehmen. 
Berlin, 10. Jan. Der Kaisser empfing 
heute Nachmittag den Reich skanz ler in Audienz. 
Wien, 10. Jan. Der „Neuen freien Presse“ 
wird aus Petersburg gemeldet: In Konstantinopel 
zilt als sicher, die Pforte werde zur Lösung der 
dulgarischen Krisis den Mächten vorschlagen, die 
Wahl des Fürsten von Bulgarien dem Kaiser 
Wilhelm von Deutschland zu übertragen. Nach 
dem Ministerrath und nach der Audienz des Groß—⸗ 
deziers beim Sultan fand vor einigen Tagen eine 
ange Unterredung über diesen Gegenstand zwischen 
iamil und Said Pascha und dem Russenbotschaf⸗ 
ter Nelidow statt. 
Varis, 10. Jan. 10 Uhr Vormittags. Die 
Agence Havas meldet: Beim Empfange der bul⸗ 
garischen Abordnung erklärte Mimister Fleurence 
auf die Auseinandersetzung Grekows, ex empfange 
die Delegirten nur als Privatpersonen, da er ihnen 
keine regelrechte Vollmacht zubilligen köͤnne. Bul⸗ 
garien sei in innern Angelegenheiten unabhängig. 
bezüglich der völkerrechtlichen Beziehungen könne nur 
die Pforie Bulgariens sprechen. Das beste Mittel, 
die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu überwinden, 
wäre, den Wünschen Rußlands, dem Bulgarien 
seine Existenz verdanke. Rechnung zu tragen; über 
eine Thronkandidatur könne er sich jetzt nicht aus 
sprechen. Vielleicht sei die unbedingte Ablehnung 
der Bewerbung des Fürkten von Mingrelien be— 
dauerlich. Trotz aller Sympathien für Bulgarien 
müsse sich Frankreich vor Allem den allgemeinen 
Interessen Europas, nämlich der Friedenserhaltung, 
ansch ießen. 
Paris, 11. Jan. Die Zeitungen sprechen 
ihre Befriedigung aus über die Antwort Fleurence 
an die bulgarische Deputation. 
Dienstesnachrichten. 
Dem kgl. Notar Klee in Göllheim wurde ge— 
zattet, vom 2. Januar d. J. an den geprüften 
stechtspraktikanten Rudolf Krell in Kaiserslautern 
für die Dauer von 6 Monaten als Amtsverweser 
zu bestellen. 
Die Amtsanwaltschaft am kgl. Amisgerichte 
Wolffstein wurde dem Rechtspraktikanten Bernhard 
sülbs von Kusel übertragen. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Speyer Dr. Friedrich A. Mühl—⸗ 
häuser, prakt. Arzt, und Regierungs -Vizepräsident 
o. Lamotte, in Heltersberg Ftau Wwe. Michael 
Mana,. geb. Jaggi, 47 J. a. 
Telegraphischer Schiffsbericht 
der „Red Star Line“ Antwerpen. 
New-Yort, 7. Januar. — Der Postdampfer 
„Belgenlaund“ der „Red Star Line“, welcher am 
25. Dezember von Antwerpen abging, ist heute 
wohlbehalten hier angekommen. 
Faur die Redaktion verantwortlich: F. X. Demetz. 
Kaiser Ferdinand Nordbahn-Priori⸗ 
tãäten. Die nächste Ziehung fiadet am 1. Februat 
statt Gegen den Coursverlust von ca. 15 pCt. 
bei der Ausloosung übernimmt das Bankhaus Carl 
Neuburger, Berlin, Französische Straße 
13, die Versicherung für eine Prämie von 20 Pfg. 
pro 100 Mark