Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert 
u „St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmalz Am Montag, Dienstaq, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöͤchentlich mit Unterhaltungf 
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22. Jahrg. 
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Dienstag, 26. April 1887. 
Deutsches Reich. 
NMünchen, 28. April. Die Nachticht, daß 
xeitung des Justizministeriums dem Staatsrath 
Ppfistermeister übernagen worden sei, bestätigt 
d nicht. Se. K. H. der Prinz⸗Regent hatte 
Imehr den Staatsrath v. Eisenhart mit der Ver⸗ 
ung des Justizministeriums betraut. 
piünchen, 25. April. Der neue Justiz⸗ 
ster, Hr. Leopold Freiherr v. Leonrod, ist 
len zu Ansbach am 18. Dezember 1829 und 
eine Freiin d. Welser aus Bamberg, bezw. 
rnberg zur Frau. Der neue Chef der Justiz⸗ 
waltung war lange Jahre hindurch erst Staats⸗ 
walt am Bezirksgericht München J. dann Rath 
diesem Gericht. wurde 1877 zum Direktor und 
86 zum Prasidenten des Landgerichts München J 
zonni. In juristischen Kreisen erfreut sich der 
ue Justizminister der allseitigen Hochachtung, da 
n in ganz besonderer Weise strenge Unparteilich— 
mund Pflichttreue und die Eigenschaften eines 
lendeten Cavaliers nachgerühmt werden. Was 
politische Stellung des Freiherrn von Leonrod 
wiffi, so läßt sich hier etwas Bestimmtes nicht 
zen, außer etwa, daß er sicherlich kein Minister 
ich dem Herzen der Herren Kopp und Walter ist. 
chr. von Leonrod hat sich von dem Parteigetriebe 
zhet vollständig fern gehalten. (Frhr. v. Leonrod, 
Abst katholisch, ist seit 1860 mit einer Protestantin 
mer Freiin v. Welser, verheirathet. Der eine 
zruder des Herrn Ministers ist der Bischof von 
ichstütt, seine beiden anderen Brüder sind General- 
ateuants z. D.) 
Metz, 25. April. Der Unterstaatssekretär 
uttkamer (Straßburg) war hier und gestern 
mdem ersten Staatsanwalt und den Berliner 
lizeibeamten zur Besichtigung der Verhaftungs⸗ 
elle in Noveant. Es steht unzweifelhaft fest, daß 
Verhaftung auf deutschem Gebiet erfolgte. 
Berlin, 24. April. Die hiesige „Volks⸗ 
vung“ theilt mit, daß sie gegen den Fürsten 
sismarck Strafantrag gestellt hat, weil er in 
mer Reichstagsrede vom 830. Jannar bei Be— 
xechung des Verhaltens der deutschen Presse in 
er bulgarischen Frage die „Volkszeitung“ beleidigt 
ade. Der erste Staatsanwalt des Landgerichts 
tlärte sich für inkompetent, weil Fürst Bismarck 
»General dem Militärgericht unterstehe; dagegen 
i die „Volkszeitung“ Beschwerde an den Oder⸗ 
zatsanwalt gerichtet, indem sie ausführt, daß 
ürst Bismarck nicht als General zu berrachten sei, 
ne unter anderem daraus hervorgehe, daß er das 
tide Wahlrecht ausübe. Sollte die Beschwerde 
m dem Oberstaatsanwalt und dem Kammerge—xicht 
»dewiesen werden, so will die „Volkezeitung“ das 
itärgericht anrufen. 
Berlin, 25. April. Abgeordnetenhaus. Am 
ustertisch sind anwesend: Fürst Bismarck und 
Minister von Goßler, von Bötticher und May— 
ach. Es findet die zweite Lesung der Kirchenvor— 
ae statt. Bei Artikel 181, welcher den Bischöfen 
n Osnabrück und Limburg die Befugniß zur Er⸗ 
iung von Priesterseminarien in ihren Dizesen 
itheilt, spricht v. Hülsen (kons.) im Sinne Ham-— 
iersteins für die Vorlage und betont, daß der 
rulurkampf ein Fehler gewesen sei, durch den 
amentlich die evangelische Kirche geschädigt wurde. 
)Rerauf wurde der ganze Artikel (Paragraph1 
oͤselhen mit zwei beschränkenden Bestimmungen) 
ugenommen. Ebenso Artikel 2, 3 und 4. Dafür 
imten von den Nationalliberalen unter Anderen: 
HOummacher, Reinhold, Knebel, von Schenken⸗ 
dorf, dagegen von Below-Saleske und Köllemann 
freikonservativy) Zu Artikel 5: Wiederzulassung 
der geistlichen Ocden, haben sich 4 Redner dafür, 
1dagegen gemeldet. Virchow, der gegen den Ar— 
tikel ist, führt aus, daß die Bewegung, welche in 
den evangelischen Kreisen gegen die Wiederzulassung 
der Orden herrsche, eine authentische Interpretation 
des Artikels fordere, um nachträgliche unvermuthete 
Auslegungen zu verhüten. 
Das Abgeordnetenhaus vertagt sich auf Morgen 
11 Uhr. Tagesordnung: Dritte Lesung des Volks— 
hulgesetzes. 
Berlin, 25. April. Abgeordnetenhaus. 
Schluß. Der Artikel 5, betreffend die Ordensfrage 
vurde, nachdem auch Fürst Bismarck gegen Virchow 
zJesprochen, in namentlicher Abstimmung mit 230 
jegen 117 Stimmen angenommen. Hierauf wurde 
zie ganze Vorlage in zweiter Lesung nach den 
Zeschlüssen des Herrenhauses genehmigt. 
Ausland. 
Paris, 24. April. Der gestern nach Berlin 
ibgegangene Kabinets Kurier überbringt an den 
ranzösischen Botschafter Herbette Instruktionen über 
»en Schnäbele Fall. Die Antwort kann vor 
Donnerstag hier nicht eintreffen. Die Beschuldig⸗ 
ung gegen Schnäbele lautet, nach einer Mittheilnung 
des deutschen Geschäftsträgers, außer auf Verfüh— 
rung deutscher Rekruten auch auf organisirte Spio⸗ 
aage. Schnäbele hatte ein halbes Dutzend Agenten 
inter sich, die für den Kriegsminister Boulanger 
pionirten. Schnäbele war übrigens seit Wochen 
avon benachrichtigt, daß ein Haftbefehl gegen ihn 
rgangen sei und er hütete sich demzufolge längere 
Zeit hindurch die Greuze zu überschreiten. 
Wien, 24. April. Pester Berichte erzählen 
von dortigen anarchistischen Agitationen durch zu— 
zereiste Hetzer. Die letzteren hätten kürzlich ver— 
ucht, die große Hagenmachersche Dampfmühle in 
Brand zu legen. Auch war, wie der ‚„Pester 
Lloyd“ wissen will, anläßlich der Eröffaung der 
öniglichen Oper ein Bombenattentat geplant, wel⸗ 
hes jedoch noch rechtzeitig entdeckt und vereitelt 
vurde. Es sollen Haussuchungen vorgenommen 
ein, bei welchen man anarchistische Flugschriften und 
„prenggeschosse fand. Aus den bis jetzt vorliegenden 
kelegrammen ist allerdings nicht ersichtlich, ob diese 
eẽ ntdeckungen aus letzter Zeit datiren oder bereits 
rüher stattfanden. 
Petersburg, 24. April. Die antideutschen 
luslassungen der hiesigen Blätter über den Fall 
S„chnäbele werden heute mit geringer Abschwächung 
ortgesetzt. Die Verhaftung des französischen Poli—⸗ 
ei-Kommissars wird für die Ausführung eines 
angvorbereiteten Planes, zum Mindesten aber für 
ine beabsichtigte Provozirung erklärt. Durch die— 
elbe müßte in Frankreich unbedingt eine verschärfte 
ẽrbitterung hervorgerufen werden, was man aller⸗ 
»ings in Berlin zu wünschen scheine. 
London, 25. April. Der Fr. Zig. wird 
Repeschirt: Nach einem Telegramm des Standard 
nus Shangai sind dort beunruhigende Gerüchte 
iber eine nahe bevorstehende Erhebung iu einer 
Irovinz verbreitet. Man furchtet, daß die Sicherheit 
er christlichen Missionen bedroht sei. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Die in Mimbach und Webenheim 
jegründeten landwirthschaftlichn Consum-Vereine 
ind dem pfälzischen Verbande beigetreten, womit 
er Verband auf 43 Vereine angewachsen ist. 
— Kaiserslautern, 25. April. In 
einem Steinbruche in der Nähe des Waldschlößchens 
»erunglückte am Mittwoch Mittag der Steinbrecher 
Dänzer dadurch, daß ihm ein faustgroßer Stein 
aus beträchtlicher Höhe auf den Kopf fiel. Der 
Verletzte wurde bewußtlos vom Platz getragen und 
erlag am folgenden Tage den erhaltenen schweren 
Berletzungen. f ßr.) 
— Schönau, 22. April. (LC. A.) Gestern 
fuhr Herr F. von Ludwigswinkel zum erftenmal 
mit den aus der Fabrik C. F. Leonhardt in Stutit⸗ 
gart bezogenen Straßenrollschuhen von Ludwias⸗ 
wigswinkel hierher und legte in 4 Stunde 8« 
Stunden zurück. Bei einiger Uebung soll man 
mit diesen Schuhen, welche von feinem Gußstahl 
derfertigt sind, vorn 2 und hinten 1 Rad haben, 
in der Stunde 2. Meilen zurücklegen können. 
— Die Landauer Volksbank hat ihren 
Austriit aus dem Verbande der pfätzischen Credit— 
genossenschaften erkllärt. Wie der „Eilb.“ hört, 
oll dabei die Ueberzeugung maßgebend gewesen 
ein, daß bei der gegenwärtigen Entwickelung der 
zenossenschaftlichen Kreditinstitute die Zugehörigkeit 
zu dem Verbaunde werthlos sei und namentlich die 
Verhandlungen auf den Verbandstagen auf prak— 
tische Bedeutung keinen Anspruch erheben koönnen. 
— Als Naturseltenheit wird dem „L. A., 
nitgetheilt, daß in dem Garten des Herrn Samuel 
Dreyfuß in Niederhochstadt sich an den 
Weinstöcken 5 Cm. lange Scheine befinden. 
— Germersheim, 22. April. Zu Ueb— 
ungen des Beurlaubtenstandes rücken am 2. Mai 
Z3 Unterofficiere, Militärtelegraphisten, zu 14fägiger 
lebung beim hiesigen Festungstelegraphen und 80 
Mann Reserve und Landwehr bei den beiden 
Festungs Pionier˖ Compagnien zur 12iägigen Uebung 
in. — Dem Vernehmen nach wird das hier gar⸗ 
usonirende 2. Bataillon K. 2. Fuß-Artillerie-Re⸗— 
niments zu einer größeren Belagetungsübung im 
daufe des Sommers auf 10 Tage nach Metz 
Jehen. — Die Artillerieschießübungen auf dem Lech— 
elde beginnen in diesem Jahre am 26. April mil 
jnem gerade zur Uebung eingezogenen Landwehr— 
hataillon und enden am 1. September, vom 2. 
August bis zum Schluß schießt das K. 2. Fuß⸗ 
Artillerie-Regiment. 
— Dürkheim a. H., 23. April. Das hie⸗ 
sige Badehotel gelangt am 7. Mai nächsthin zur 
zffentlichen Versteigerung wegen Nichtbezahlens des 
Erwerbspreises durch den Käufer Charles de Feral. 
Feral wollte seinerzeit unser bescheidenes Bad zu 
zinem Weltbade machen. Leider ist ibm dies nicht 
gelungen. 
— Dirmstein, 22. April. Heute starb 
hier Herr Einnehmer Inderwies. 
— Deides heim, 23. April. Das pracht⸗ 
dolle Wetter hat in den letzten Tagen in der 
Vegetation wahre Wunder geschaffen und zeigt der 
herrliche Blüthenflor, in dem gegenwärtig alle Obst- 
häume prangen, daß die wenigen kalten Tage von 
neulich doch schadlos vorübergingen. — Die Wein— 
derge kommen sehr schnell und sind an geschützten 
Lagen schon vollständig entwickelte Knospen mit 
Blättchen anzutreffen. 
— Ludwiashafen, 22. April. Heute er— 
schoß sich der Vroductenhändler Korn. Derselbe 
hinterläßt eine Frau und Kinder. Spuren von 
Tiefsinn sollen in letzter Zeit bei ihm bemerkt 
worden sein. (F. T.) 
— Die Eltern des seit einigen Tagen ver— 
chwundenen Ernst Habel von Frankenthal geben 
—