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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
St. Inaberter Anzeiger⸗ erscheint wochentlich fünfmal Am Moutag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs
jian und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 M 60 S einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.M 75 4, einschließlich
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 8, Reklamen 39 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet.
22. Jahrg.
s 1272.
Donnerstag, 30. Juni 1887.
PBahlen zur Abgeordnetenkammer.
zei der am Dienstag stattgehabten Wahl der
bgeordneten in den bayerischen Landtag wurden
Aunserer Pfalz gewählt im Wahlkreise
Zweibrücken⸗Pirmasens
Bürgeimeister Maercker in Zweibrücken mit
26 Stimmen, Guisbefitzer Freudenberg in
weibrücken mit 120 und Bezirksamtsassessor Sto⸗
Taus in Pirmasens mit 149 Stimmen.
Landstuhl⸗Kusel:
Gutsbesitzer Dr. Buhl in Deidesheim mit 144
zimmen, Fabrikant Ludw. Schleip in Kusel
nit 121 und Landgerichtspräsident Müller in
aiserslautern mit 108 Stimmen.
Kaiserslantern Kirchheimbolanden:
Hofrath Jos. Neumayer in Kaiserslautern
zit 127 Stimmen, Gutsbesitzer Joh. Schloß⸗
sein in Albisheim mit 126 und Gutsbesitzer Dr.
dnecht in Neustadt mit 112 Stimmen.
Landau⸗Neustadt: *
Landgerichtsrath Brünings in Landau mit
6 Stimmen. Oberamtsrichter Kuby in Eden⸗
oben mit 204, Bürgermeister Müller in Haardt
uit 200 und Gutsbesitzer Dr. Deinhardt in
xidesheim mit 183 Stimmen.
Bergzabern Germersheim:
Oberlandesgerichtsrath Alwens in Berg⸗
adern mit 93 Stimmen, Gutsbesitzer Kaub in
teinweiler mit 145 und Bürgermeister Diehl!
mAnnweiler mit 88 Stimmen.
Speyer⸗Frankenthal:
Bbürgermeister Dr. Groß in Lambsheim mit
1d Stimmen, Kommerzienrath Dr. Aug. Clemm
Ludwigshafen mit 220, Bürgermeister Süß
Speyer mit 242 Stimmen und Guitsdbesitzer
Rüller in Eisenberg mit 215 Stimmen.
—A
ationalliberalen Partei an.
Herr Dr. Eugen Jäger, Redakteur in Speyer
Eentrum) wurde in Dillingen gewählt.
Witwen und Waisen vetstorbener Mitglieder oder
veuischer Krieger; e) im Falle eines Krieges, so-
veit wie angängig, sich im Sinne der Genfer
donvention u. s. w. dem Staate zur Verfügung
u stellen und zu diesem Behuf in Friedenszeiten
die Bildung von freiwilligen Sanitätslolonnen zu
ördern; f) den deutschen Kriegervereinen die den⸗
elben gebührende Achtung im öffentlichen Leben zu
rwirken und zu erhalten.“ Im übrigen ist bei
»en Verhandlungen des Bundes und seiner Ange—
pörigen jede Erörterung politischer und religiöser
Angelegenheiten ausgeschlossen.
Frankfurt a. M., 27. Juni. Im Saal⸗
au hierselbst tagte heute eine Versammlung der Ver⸗
reter albler deutscher Berufsgenossen—
chaften. Dieselbe war von etwa 70 Delegirten
efucht. Den Vorsitz führt Herr d. Hase⸗Leipzig.
Unwesend sind u. a. Staatsminister v. Böͤtticher,
zus dem Reichsamt des Innern Herr v. Bose,
ind der Chef des Reichsversicherungsamts, Bödiker
uus Berlin. Auch Herr Dr. Miquel wohnte als
fkhrengast den Beratungen bei. Nach langwierigen
Lerhandlungen wird die Konstituierung eines Ver⸗
»ands der deutschen Berufsgenossen—
chaften beschlossen und provisorisch auf ein Jahr
er vorgeleglke Entivurf der Sazungen genehmigt.
Ebenso wird provesorisch en bloc eine Geschäfts-
ardnung angenommen. Nach der Eröffnung er⸗
zriff Staatssekretär v. Bötticher das Wort, und
ankte für die Einladung, der er um so lieber
Folge geleistet habe, weil sie ihm Gelegenheit gebe,
den Vertretern der Berufsgenossenschaften für ihre
ifrige, sverständnisvolle und treue Mitarbeit an
»en sozialpolitischen, der Förderung des inneren
Friedens gewidmeten Maßregeln zu danken. Herr
„. Bötticher fäahrt sodann dem „Fr. J.“ zufolge
ort: „Man könne darüber zweifelhaft sein, ob
»er vorgeschlagene Weg zu dem gewünschten Ziele
»er absolut beste sei; wenn Fehler gemacht worden,
o liege der Grund im Mangel an geeigneten Vor⸗
ildern, da man bei der ganzen Gesetzgebung sich
icht auf Erfahrungen stützen konnte. Ein weiterer
zweifel habe ja auch bestanden, ob es möglich sein
vürde, in unserer Industrie ein so warmes und
pferbereites Interesse zu wecken, wie es nötig er⸗
heinen mußte, wenn das ganze Werk, ohne fehl⸗
uschlagen, durchgeführt werden sollte. Das Ver—⸗
rauen, welches wir zu unserer Industrie hegten,
jat uns nicht getäuscht. Heute sind ferner auch
zie Zweisel an die Gangbarkeit des Werkes wohl
u stellen angesichts der Thatsache, daß trotz großer
s„chwierigkeiten ein Haupttheil der Arbeit schon
urchgeführt ist und seine guten Dienste leistet.
daß dies möglich war, verdanken wir nur der
erständnisvollen und opferwilligen Mitwirkung der
eutschen Industrie, und diesen Dank auszusprechen
var uns Bedürfniß. — M. H.! So lange die
aiserliche Botschaft noch nicht voll zur Durchführ—
ing gelangt ist, werden wir Ihre Hilfe noch weiter
n Anspruch nehmen müssen. Nach den gemachten
r5rfahrungen zweifle ich aber nicht, daß das Ziel
rreicht, und daß es, soweit die Faktoren der
hesetzgebung in Betracht kommen, in kürzerer
Frist bereits erreicht werden wird, als man er⸗
varten konnte. Dann, m. H., sind auf dem Ge—⸗
iete der Humanität und im Interesse des sozialen
Friedens Maßtregeln durchgeführt, die kein anderes
dand besitzt, die aber hoffentlich vorbildlich
virken werden.“ Die Ausführungen des Staats⸗
zkretärs wurden mit lebhaftem Beifall aufgenom⸗
nen, besonders rief die Andeutung, daß die
Ultersversorgu ng der Arbeiter in nächste
Zeit bereits spruchreif sein werde, große Befriedig
ung hervor.
Ausland.
Paris, 28. Juni. Die Kammer nahm den
Artikel 20 des Militärgesetzes an, wonach Poly⸗
echniker und Forstschüler nach der Schulzeit ein
Jahr als Offiziere dienen.
Die Kommission für die Fremdenstenuer
jeschloß, allen Fremden eine Steuer zum Ersatz des
Nilitardienstes aufzuerlegen.
Boulanger ist zum Konmandanten des 18.
Armeekorps in Clermont⸗Ferrand ernannt worden.
General Jung, der bekannte Chef des Mili⸗
arkabinets und intimste Vertraute Boulangers,
vurde zum Gouverneur von Dünkirchen ernannt.
London, 29. Juni. Gesftern Abend fand in
der Guildhall in London ein große: Festball an⸗
aßlich der Jubiläumsfeier statt. 6000 Personen
son Distinktionen waren zugegen, worunter das
zrinzenpaar von Wales, die Deutsche Kronprinzes⸗
in, Prinz Wilhelm von Preußen, Prinz Albert
non Sachsen und andere köonigliche Persönlichkeiten
ind königliche Gäste. Insbesondere das Prinzen⸗
‚aar von Wales und die Kronprinzeffin von
Deutschland wurden bei der Ankunft und Abfahrt
»on einer großen Menge enthufiastisch begrüßt.
Lotale und pfaälzische Rachrichten.
* St. Ingbert, 30. Juni. Der Fuhrmann
dohler von hier hatte das Unglück, unter seinen
nit Steinen beladenen Wagen zu kommen und am
dnie des einen Beines schwer verletzt zu werden.
der Unfall passirte in der Nähe von Oberwürzbach,
ind zwar dadurch, daß an einer etwas abschüssigen
Zztelle der Straße die Mechanik des Wagens ver⸗
agte, wodurch der Wagen in's. Rollen kam. Auch
zas Pferd hat, wie wir hören, Schaden genommen.
— Gestern scheute auf dem Dammwege ein Pferd
des Fuhrmanns Karl Uhl. Dasselbe sprang über
»as Geländer des Weges und stürzte dabei rück⸗
ings in den daneben befindlichen Graben. Ein
Zohn des Hrn. Uhl, der das Pferd geführt hatte,
vurde mit in den Graben gerissen und brach da⸗
zurch eine Rippe.
— Kaiserslautern, 28. Juni. Aus
München traf gestern die Nachricht ein, daß der
Zohn des Herrn Thierarzt Weigand, welcher die
ortige Veierinärschule besucht, plötzlich gestorben
'ei. Der junge Mann fiel von seiner im 4. Stock⸗
verke gelegenen Wohnung in den Hofraum und
zlieb sofort todt. (Pf. Pr.)
— Kaiserslautern, 27. Juni. Der hier
agende 21. Verbandstag der süddeutschen
donsum⸗Vereine ist durch etwa 40 Delegirte
ertreien. Nach dem Rechenschaftsbericht repräsen⸗
irten die gesammten Vereine Ende 1886 eine Mit⸗
zliederzahl von 11899; die meisten Mitglieder
jat Stuttgart, nämlich 3217. Der Gesamtumschlag
»etrug im Jahre 1886 35 Millionen Mk., der
steingewinn 460000 Mk., die Reservefonds 392000
Mk., Die höchste Dividende zahlte Rödenbach und
darlsruhe mit 12 pCt.
— Speier, 28. Juni. Die vom kgl. Straßen⸗
ind Flußbauamt vorgenommenen Projektirungsar⸗
zeiten des Kanals StraßburgeLudwigs⸗
afen baben kurzlich ihren. Abschluß gefunden.
Die zwei zur Ausarbeitung gelangten Projekte be⸗
assen sich mit den Linien Schleithal-Laundau⸗
seustadt · Ludwigshafen und Germersheim⸗Speyer⸗
udwigshafen. Der Kanal soll in einer Breite von
5bis 18 Meter und einer Tiefe von 4 Meter
Deutsches Reich.
München, 28. Juni. Se. K. H. der Prinz⸗
kegent wird, wie dem Bürgermeisteramt Aschaffen⸗
urg aus der Geheim-⸗Kanzlei Se. K. H. mitge⸗
heilt wurde, auf seiner, im kommenden Frühjahre
dettfindenden Reife in die Pfalz auch Äschaffen⸗
urg hesuchen.
Berlin, 28. Juni. Der „Reichsanzeig er“
xtffentlicht die Ernennung des bisherioen Ge⸗
andten in Kopenhagen, Stumm, zum Gesandten
a Madrid.
Angesichts der Bemühungen der französischen
yßpresse, den deutschen Kriegerbund mit
er Patriotenliga und etwa in Frankreich sich
uhhaltende Mifglieder des ersteren mit einem
dochlin auf eite Linie zu stellen, wird es ge⸗
üten, nachstehende Paragraphen aus den vom
diser genehmigten Satzungen des deutschen Krieger⸗
undes abzudrucken; „Der deutsche Kriegerbund hat
en Zweck: a) das Band der Kameradschaft auch
m bürgerlichen Leben unter seinen Mitgliedern
uerhalten und zu pflegen; b) das Nationalbe-
vußtsein zu beleben und zu stärken; () die Liebe
und Treue fur Kaiser und Reich, Landesfürst und
uetland bei seinen Mitgliedern zu pflegen, zu
nthatigen und zu stärken; d) den Bundesange⸗
drigen in Not' und Alter mit Rat und That
— zur Seite zu stehen, insbesondere durch
wührung von einmoaligen oder sortlaufenden
ldunterstützungen an die Milgljeder, sowie die