Full text: St. Ingberter Anzeiger

f Wien, 28. Juni. Erzherzog Wilhelm von 
Desterreich kam unlängst auf einer Dienstreise beim 
ersten Morgengrauen unangemeldet in ein Städt⸗ 
hen und begab fich sofort nach der Kaserne, um 
den wachthabenden Offizier aufzusuchen. Derselbe 
lag aber, von keinem erzherzoglichen Besuche träu⸗ 
mend, in süßestem Schlummer völlig entkleidet auf 
dem mit Kissen und Deden zu einem sehr dienst⸗ 
widrigen Bette umgewandelten Sofa des Wach⸗ 
zimmers. Wer schildert sein Entsetzen, als er durch 
Sabelklirren erweckt, vor sich eine Generalsuniform 
sah und auch sofort den Erzherzog erkannte! 
Augenblicklich sprang er auf seine Füße. Da sich 
aber sein militadrisches Gefühl dagegen sträubte, im 
Nachtgewande die dienstliche Meldung zu er— 
statten, fragte er mit verbindlichstem Lächeln: 
Kaiserliche Hoheit haben eine angenehme Reise 
gehabt?“ Der Etzherzog wandte sich um, ging 
hinaus und ließ den Oberst rufen. Zu diesem 
jagte er nach beendigter Besichtigung: „Im All - 
gemeinen din ich zufrieden, aber den freundlichen 
dieutenant, der die Wache hatte, den sperren S' 
mir ein bisserl einit 
Wien. Ein seltener Rausch wurde dieser 
Tage hier beaobachtet; sein Inhaber war kein G.⸗ 
ringerer als Joly, der Elephant in der Ehlbed'schen 
Menagerie im Prater. Ein Abschiedsfest sollte 
Abends von den Bediensteten der Menagerie ge⸗ 
feiert werden, die sich zu diesem Zwecke mit einem 
Fasse Bier vorgesehen hatten. Als sie daran gingen, 
das Faß anzussechen, entdeckten sie ersi, daß Joly 
dieses Geschaͤft schon besorgt hatte. Er hatte es 
nicht unterlassen kioͤnnen, das in seiner Nähe lie. 
gende Faß in einem unhewachten Momente empor 
zuziehen, einzudrücken und dessen Inhalt — 29 
diser — auszutrinken. Bald that der Gerstensaft 
seine Wirkung. Joly wurde übermüthig, machte 
olle Streiche und trompetete einige heitere Ele⸗ 
J 8 
mmer 
und Küche (2. Stod) sowie 2 Zimmen 
im Hinterhause zu vermiethen. 
Naheres bei J. J. Fiack jir. 
phantenlieder aus seiner Heimatih. Dann wurde 
er ruhig, legte sich nieder und war nicht mehr zu 
bewegen, bei der solgenden Vorstellung mitzuwirken. 
Am anderen Tage war Jolh wieder vernünftig und 
—DV 
Ein Bettlerfabrikant. Vor einigen 
ragen verhaftete die Pariser Polizei zwei 
Beitler fremder Nationalitt, die sich als Krüppel 
verstellten, um das Mitleid der Vorübergehenden 
zu erregen. Vor dem Polizeirichter sagten die 
zeiden aus, daß sie im Dienste eines Spaniers 
Namens Nuguez ständen, der auf einem Bauplatz 
nn der Vorstadt noch mehrere Ihresgleichen in Seil⸗ 
nzerwagen beherberge und sie jeden Morgen zur 
Zettelei ausschicke. Die Obrigkeit forschte nach 
ind machte die sonderbare Entdeckung, daß Nuguez 
n Paris auf großem Fuße lebt, einzig vom Er⸗ 
rage eines Bettelunternehmens. Er importirt 
Zruüppel und solche Leute, die sich als Krüppel 
uu verstellen wissen. Von der einen Ari hat er 
etzt zwei, von der anderen drei Untergebene. die 
alesammt durch schriftlichen. Kontrakt verpflichtet 
ind, ihm gegen monatliches Gehalt die empfanges 
nen Almosen — tläglich 12 bis 15 Fres. für den 
dopf — auszuliefern. Bringen fie nicht die be⸗— 
timmte Summe, so wird ihnen der Fehlbetrag 
am Monatsgehalte abgezogen. Die Polizei wird 
hm jetzt das Geschäft legen und ihn über die 
Grenze schicken, doch hat er, wie verlautet, schon 
PVermdgen genug erworben, um in seiner Heimath 
don seinen Renten zu leben, 
New⸗-York, 28. Juni. Das Dorf Marsh⸗ 
iield in Wisconfin wurde durch Feuer zerstört. 
2000 Personen wurden dadurch obdachlos und der 
Verlust wird auf 1,000,000 Dollars geschätzt. 
fEine Vendetta hat, wie man der 
„Times“ meldet, im Kreise Rowan in Kentucky 
während der letzten zwei Jahre zwischen der Familie 
Tolliver und anderen Bewohnern bestanden. Ra 
weniger als, 21 Morde find infolge desen 
zangen worden. Vor einigen Tagen nun ma 
sich der Sheriff mit 200 Mann nach Modreh J 
auf, um Tolliver und seine Genossen auf die . 
— 
wurde mit einem Kordon von in den Wahte, 
aufgestellten Wachen umgeben. Als der Sha 
mit der halben Mannschaft in die Stadt eintlch 
und Tolliver und seine 10 Genossen auffotden, 
sid meccgeben, fiuchteten sich die Lehierenan 
leines Hotel, welches sie derbarriladirten. Ed 
veigerten sich nicht nur, sich zu ergeben, sonden 
euerten sogar Schüsse auf den Sheriff undl des 
Leute ab. Das Feuer dauerte zwei Suuntn 
porauf Tollider einen Ausfall befahl. Die Van 
türzte aus dem Hause, wurde aber von einem se 
vernichtenden Feuer empfangen, daß Tollidet, sein 
wei Brüder und noch ein Mann todt hinstürsien 
Die übrigen sieben liefen in die Wälder, wo die 
on ihnen durch die dort aufgestellten Wachen . 
chossen oder verwundet wurden. Von den die 
Entkommenen wurde einer noch später gefangin 
Damit hat die Vendetta endlich ihr Ende errech. 
Aus dem Landwirthschaftliche, 
Lramen. Professor: Hert Candidat! Welq 
hemusepflanze enthalt den größten Eiweißge 
dalt?“ — Candidat: „Spinatmit Spiegen 
eier!“ — 
dur die Redemdn veranwwortlie Fe2. D emeß 
acen Mafstrichter 4 pGEt. Eisen 
bahn⸗Prioritäten. Die nächste Ziehun 
indet im Juli statt. Gegen den Coursberlust do 
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»as Bankhaus Carl Nenburger, Berlin 
Französische Straße 13, die Versicherum 
jür eine Prämie von 4 Pf, pro 100 FII. 
— 
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Wer sich über den reellen Werr 
ilter Munzen wie Thaler etc. informin 
will, send 
Bleistiftdurchreibungen 
an Alb. Rehle, Redakteur, Kau 
beuren. 
donorar pro Stüch 20 Pfg. mit lo Pfh 
sftücporto in Briefmarlen beizulegen 
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Auflage 844 000; das verbrenetste alle 
zeutschen Blatter überhaupt; außerdem er 
7 Uebersetzungen in zwolf fremder 
zprachen 
——— 
Erõß frungs-Vorsteung 
Zonntag, den 3. Juli finden 3 Vorstellungen statt: 1. Vorfiellung 
Mittags um 4 Uhr, 2. Vorstellung um 6 Uhr und die 3. Vorstellung 
Ibends um 8 Uhr 
W. Boͤhme's große Menagerie 
aufgesielit aut der Wieie des Herrn Phil. Munzinger in der Kohlenstraße 
ist täglich geöffnet von Morgens 9 bis Abende 
10 Uhr. 
Vorfitellungen und Fütterungen Nachmittags 4 Uhr 
und Abends 8 Uhr, an Sonn⸗ und Feiertagen 
Vorstellungen: Nachmittags 4, 6 und Abends 
Uhr. 
Bei jeder Vorsiellung Auftreten der Thier⸗ 
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38: Wien J, Operngasse 8 
er im Zweifel darüber ist. 
welches der vielen din den Zeitungen 
angepriesenen Heilmittel er gegen sein 
Leiden in Gebrauch nehmen soll, der 
cchreibe eine Postkarte an Richters 
VBerlags-Anstalt in Leipzig und ver⸗ 
ange die Broschüre, Kranleufreund“. 
In diesem Büchelchen ist nicht nur 
eine Anzahl der besten und bewähr 
testen e Hausmittel ausführlich be⸗ 
ichrieben, sondern es sind auch 
erit aternde Zrankenberichte 2 
deigedruckt worden. Diese Berichte 
bewdeisen, daß sehr oft ein einfaches 
pᷣausmittel geniigt, um selbst eine 
scheinbar undeilbare Ktrankheit noch 
lücllich geheilt zu sehen. Wenn dem 
—** nur das richtige Mittel 
u Gebote se dann ist sogar bei 
schwerem Leiden noch Heilung 
zu erwarten und darum sollte kein 
Kranker versäumen, sich den Kranken⸗ 
freund kommen zu lassen. An Hand 
dieses lesenswerten Buches wird er 
viel leichter eine richtige Wahl treffen 
rönnen. Durch die Zusendung des 
Buches erwachsen, dem —*2* 
keinerlei Roen 5 
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Wiehtige Novitãt für alle pfäischen Juriflen, Lerwallungs 
ennise, Einnehmer, Geschästsagenlen eit 
Im Verlage von Eugen Crusius in Kaiserslautern erschien 
soeben und ist sowohl direlt von der Verlagshandlung als durch 
jede Sortimentsbuchhandlung zu bezirben: 
Der Code civii 
mit den Abänderungen durch Reichs- und Bayerisches Lan⸗ 
des recht von 
Dr. Stern, Rechtsanwalt in Zweibrücken. 
Erste Abtheilung 384 Seiten; Substriptionspreis 2M. 
80 Pfg. Der Verfasser sucht in den Anmerkungen zu den berührten 
Gesetzessartikeln den Einfluß des Reichs- und Bayer. Landesrechts zu 
entwideln; besondere Aufmerksamkeit werth und bedürftig erschien ihm 
die Einwirkung des neuen Prozeßrechts. Literatur und Rechtsprechung 
find mit moͤglichster Vollstandigkeit verwerihet. Die zweite (Schluß) 
Abtheilung wird in 8 Wochen erscheinen und ebenfalls 2 M. 80 Pf. 
tosten. IF Nach Erscheinen des kompleten Werkes tritt ein er—⸗ 
höhter Ladendbreis ein. 
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Hiezu „Illustrirtes 
Zkonntagsblatt Nr. . 
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Druck und Verlag von F. 
qęmes in e Inabeca