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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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Tet Jugberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wochentlich mit Unterhaltungt
Aiat und Sonntagß mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 14 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 A, einschließlich
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HNauf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, I3 4, NReklamen 830 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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Deutsches Reich. 2
Berlin, 15. Juli. Das „Deutsche Tage⸗
lau⸗ erinnert daran, daß gestern zwanzig Jahre
aflosen find, seit Furft Bismarck Kanzler
sorddeutschen Bun des ist und bemerkt
geinem Ruͤcbblick auf diese Zeit: Ware der
umnjler damals zurücgelreten, als der Kaiser auf
Entlassungsgesuch das „Niemals“ schrieb, so
sürde der doktrinär-.demokratische oder allerwelt⸗
sberale Geist „mit welfischer Hilfe“ ganz sicher
e Oberhand in Deutschland gewonnen haben, um
q füur die Inangriffnahme der Sozialresorm
mähig zu zeigen, die Versöhnung der Dynastieen
ind Einzelstaaten mit dem Reichsgedanken zu ver⸗
indern und Kaiser und Reich auf diese schiefe
zhene der ,Parlamentswillkür“ zu leiten, von der,
in zweiter Staatsmann sie gerettet hätte.
Berlin, 14. Juli. Die diesjahrige General⸗
absreise findet Ende dieses Monats an der
Wesigrenze statt unter Leitung des General. Ouarlier⸗
geisers Grafen Waldsee.
Ausland. —
Paris, 14. Juli. Als Grevy in Longchamps
mam, begann eine Gruppe, worin Rochefort,
aisant, Laguerre, Micheli und andere Intranfigenten
h befanden, zu pfeifen. Die umgebende Menge
rtidte die Kundgebung aber durch Hochrufe auf
drebyy und die Republick. Ber Grevy's Tribüne
zurde ein pfeifendes Individuum verhaftet. Beim
jusgang aus dem Bois de Boulogue versuchte
in eiwa 300 Personen zählender Haufen Wagen
mzuhalten und die Infassen zu Hochrufen auf
joulanger zu nöthigen; die Polizei schritt sofort
n und verhaftete etwa 10 Personen. Grevy wurden
ci der Rückfahrt aufs Lebhafteste begrüßt. —
jtevhy · richtete an⸗ den Kriegsminster folgendes
zchreiben: Die Revue, welcher ich beiwohnte, war
ne glänzende, ich habe die krie gerische Haltung
er Truppen und die vollendete Bestimmheit ihrer
sewegungen bewundert und bitte Sie, denselben
neine Glückwünsche zu übermitieln und hohe An⸗
rlennung auszusprechen. — Depeschen aus dem
)epartements konstatirern, daß das Nationalfest
ehee jede reqierunasfeindliche Kundqgebung
jerlief. *4
London, 15. Juli. Der Morning Post wird
uß Paris gemeldet, daß Graf Münster bei dem
canzosischen Minister des Aeußern, Herrn Flourens,
dorstellungen wegender heftigen Angriffe der
adikfalen Blätter gegen Deutichland erhohen babe.
Lokale und vfälzische Rachrichten.
*St. Ingbert, 16. Juli. Wie unseren
esern belannt, degab sich am verflossenen Montag
ie Böohm'sche Menagerie von hier aus nach Pir⸗
asens. Doriselbst ereille am Donnerstag den
cdierbandiger Herrn Schöpfer, genannt Emilio,
chwiegersohn des Menageriebesitzers, ein trauriges
heschich Am Miltagdes genannten Tages öe-
ab sich derselbe in den großen Löwenkafig, um
git den Thieren die täglichen Exercitien vorzu⸗
ehmen. Hierbei mag nun der Unglückliche allzu⸗
ühn oder auch nicht mit der gewohnten Ruhe
berirt haben; er wurde von den gereizten Bestien
agegriffen und in gräßlicher Weise zerfleicht. Nur
er Gejstesgegenwari der Frau Böhme war es zu
erdanken, daß er noch lebend mit Hilfe rasch
etbeigeeilter Manner aus dem Zwinger gezogen
urden konnt⸗ Nieselbe warf namlich FSleisch in
—
—
Sonntaag, 17. Inli 10387.
22. Jahrg.
den Käfig, worauf die wilden Bestien etwas von
hrem' Opfer abließen. Der unglückliche Thier⸗
Ȋndiger wurde ins Spital verbacht, woo er gestern
Mitlag seinen gräßlichen Verletzungen erlag. Ueber
00 Biß⸗ und Kratzwunden hatten die Thiere dem
irmen Manne beigebracht, von denen zwar keine
mn sich tötlich war, die aber in ihrer Gesammtheit
och verderblich wurden. Auch soll nach dem „Pirm.
Anz.“ noch Blutvergiftung eingetreten sein.
— (Uebungskurs für die Lazarethgehilfen.)
Pom kgl. bayer. Kriegsministerium wurde verfügt,
daß sämmtliche Lazarethgehilfen beider Armeelorps
n vierwöchentlichem Turnus zur praktischen Uebung
m Anlegen antiseptischer Verbande auf die chirur⸗
aischen Abtheilungen größerer Spitäler kommandirt
verden. Zur Zeit findet in München der erste
erartige Kurs unter Leitung des dermaligen Vor⸗
landes der chirurgischen Abtheilung des Garnisons⸗
azareths Herrn Privatdozent Dr. Seydel statt.
— Zweibrücken, 183. Juli. Am Dienstag
ollendete der quiescirte kgl. Oberlandesgerichtsrath
ind rühmlichst bekannte Geschichtsschreiber Herr
2udwig Molitor dahier sein 70. Lebensjahr.
stamens der Stadt Zweibrücken und im Auftrag
»es Stadtrathes brachten die Herren Bürgermeister
Naercker und Adjunkt Heck dem hochgeschäßten Ju⸗
ilar die Glückwünsche dar und sprachen demselben
ür die besonderen Verdienste, die er sich um die
geschichtsforschung der Stadt Zweibrücken wie auch
.ZJ.anläaßlich det Erwerbung der früheren katho⸗—
ischen Kirche durch den Staat und deren Umbau
um jetzigen Justizpalast erworben. Dank und Au⸗
rkennung aus.
— Landau, 14. Juli. Unter Vorsiz der
rrau Grohe aus Speyer, Präsidentin des Psalzischen
frauenvereins, fand gestern dahier die Generalver⸗
ammlung des Frauen⸗-Vereines für die Pfalz statt.
Nahezu 60 auswärtige Mitglieder waren hiezu
erschienen. Nachdem Herr Professor Gümbel, Schrift⸗
ühter des Kreisausschuffes von Speier, die Ver—⸗
ammlung eröffnet und aufgefordert hatte. der
Allerhöchssen Proteciorin des Vereines, Ihrer Maje⸗
zat der Königin Mutter, die Versicherung aller⸗
mterthänigster Ergebenheit durch Erheben von den
Zitzen zu bezeugen, hieß Herr Bezirkzamtmann v.
dartlieb sammtliche Mitglieder herzlich willkommen
und, verbreitete sich über die Aufgaben des Frauen⸗
Vereines in Kriegs⸗ und Friedens Zeiten. Hierauf
erstattete Herr Profestor Gümbel Bericht über den
Stand, die Enswickelung und die Thätigkeit des
Pfälzischen Fraueus Vereines in den letzten 8 Jahren.
Der Beitath des Kreis⸗Ausschusses, Herr Bezirks
assessor und Präsidialsecretär Conrad in Speier
zeleuchtete das Verhältniß des Frauen⸗Vereines
Jegenüͤber den auderen Wohltätigkeits Anstalten
ind Vereinen. Nachdem der Sicrelär der Kreis⸗
Ausschusses noch einen Aufruf zur Hülfeleistung
iur die Abgebrannten in Nauhaus bekannt gegeben
Jatte und beschlossen wurde, daß von jedem pfälzischen
Zweig Vereine eine entsprechende Unterstützung
Jeleistet werden soll und nachdem Herr Bezirksamtmann
b. Hartlieb dem Kreis Ausschuß und seinem überaus
hätigen Secreiar den Dank der Versammlung
nusgesprochen und diese sich zum Zeichen dessen
erhoben hatte, wurde dieselbe durch den Leiter mit
einem Dank für das jahlreiche Erscheinen der
Mitglieder und für den herzlichen Empfang des
Zweigbereins· Ausschusses Landau geschlossen. Nach
Schlüß der Verfammlung verblieben sämmiliche
Anwesende noch im Garten von Durand in
wangloser Unierbaltuna. Herr Oberst Waagen
jatte die Regimentsmusik unter Direction von Herrn
Fapellmeister Lowe abgeordnet, da es sich hier um
ie Feier eines patriotischen Vereines handelt, der
ich in Kriegszeiten jn Pflege der verwundeten und
erkrankten Krieger, in Friedenszeiten die Unterstützung
von Invaliden und die Aushildung von geeigneten
drankenwärterinnen für obigen Zweck zur Aufgabe
zestellt hat.
— Wie die Bergzaberner Blätter melden, wird
zas Landeckfest am nächsten Sonntag in üblicher
Weise und selbst bei nur einigermaßen annehm⸗
zarer Witterung abgehalten.
— Wachenheim, 18. Juli. So waäre
zenn für dieses Jahr die Periode der Trauben⸗
zlüthe wieder einmal glücklich vorüber! Unge⸗
nein rasch und durchweg zufriedenstellend verlief
ziese, für den Ertrag der Weinberge dor Allem
vichtige Periode. Vom Beginn der Blüthe bis zur
ollsiändigen Beendigung derselben hatten wir
zurchweg Witterung wie solche nicht besser gedacht
verden konnte. — Im Weingeschaft ist vorerst
mmer noch nicht von einem lebhaften Aufschwung
zesselben zu berichten. Wohl finden hier und da
einige Abschlüsse statt und ist auch nicht zu verkennen,
zaß in jüngster Zeit die Weine der älteren Jahr ⸗
jaͤnge begehrter sind. (Pf. Vztg.)
— Ludwigshafen, 14. Juli. Unter der
Firma: „Aktien⸗Gesellschaft Stella, Ludwigshafen“
st eine neue Aktien-Gesellschaft in's Handelsregister
eingetragen worden, welche die Herstellung kera⸗
mischer Farben und anderer chemischer Produkte
hezwedi. Das Altien ⸗Kapital ist auf 250.000
MNt. festgesetzt, worauf 25 Prozent eingezahit find.
Zu den Gruͤndern der Gesellschaft gehören neben
den Auswärtigen: Dr. P. Wm. Hoffmann in
dudwiasbafen und Hch. Studt daselbst.
Bermischtes.
Am Mittwoch Nachmittag wurden der „S.⸗
u. Bl.⸗J.“ zufolge auf der Scheib drei Frauen ab⸗
jefaßt, welche in Milchkannen je 8 Liter Brannt⸗
vein aus der Pfalz einschmuggelten. Nach dem
Steueramt gebracht, wurde ihnen die gesetzliche
Strafe auferlegt, welche für jede im Ganzen ca.
J Mt. betrug, worauf dieselben nach erfolgter
Warnung entlassen wurden. Theurer Branntwein!
München. Das General-Auditoriat hat
ene zwei Landwehrmänner freigesprochen, welche
ich weigerten, den Eid für den König zu leisten,
veil fie Mennoniten sind, und deshalb vom
Untergericht zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt
vorden waren. In den Gruünden wird ausgeführt,
daß der Eid nur einen religiösen Charakter trage
ind der Mann durch denselben nicht erst zum Sol⸗
vaten gemacht, sondern nur verflichtet wird, an
einen militärischen Verpflichtungen festzuhalten.
Im Uebrigen sei zur Beurtheilung des Falles eine
ais jetzt noch nicht aufgehobene kurpfälzisch bayerische
Hesetzes · Verordnung vom Jahre 1793 maßgebend.
aach welcher ein Soldat zur Leistung des Fahnen⸗
xFides nicht gezwungen werden lann.
Waurzburg, 14. Juli. In dem Markt
lecken Obereisbach, im bayerischen Regierungsbezirl
Anterfranken, wüthete gestern ein Brand; achtzig
VPohnhäuser und 120 Nebengebäude wurden ein
saub der Flammen. Die Noth daselbit ist groß.
GEin teurer Tropfen) Wie dem
Rheing. Anz. von glaubwürdiger Seite berichtet
vird, hat die Firma Gebr. Drexel in Frankfurt
a. M. eine „Restpartie, von ca. 500 Flaschen
186Ier zu dem bis jetzt noch niemals eraielfen