st. Ingherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert
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Aet. Ingberter Anzeiger⸗⸗ erscheint wochenilich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal woͤchentlich mit Unterhaltungs
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TAo.
Deutsches Reich.
Konstanz, 16. Juli. Die Bestimmungen
jher die weitere Reise des Kaisers Wilhelm sind
sunmehr fesigesetzt. Der Kaiser wird Montag
sittag die Insel Mainau verlassen und sich nach
Pildbad Gastein begeben. Der ersie längere
Jufenthalt von 194 Stunde findet statt in Bre—
zenz, woraus wohl geschlossen werden darf, daß
oti eine Zusammenkunft mit dem Reichsverweser
hon Bayern, Prinzen Luitpold, in Aussicht
ruommen ist. In Innsbruck wird der Kaiser im
ditoler Hof absteigen und dort übernachten. Er
eczi dann am nächsten Morgen die Reise nach
haftein fort, wo er am Nachmittag des 19. ein⸗
teffen dürfle. Ueber die Dauer des Gasteiner
Aufenthalts sind noch keinerlei Bestimmungen ge—
woffen worden.
München, 17. Juli. Der Prinz-Regent
begidt sich morgen früh mit einem Separatzuge
nach Lindau und von dort mit einem Extraboote
auf die Rhede von Bregenz, wo er um 3 Uhr 20
Min. Nachmittags den Kaiser begrüßen wird. —
der Kaiser befindet sich sehr wohl. Er' schrieb
nestern eigenhändig einen sehr liebenswürdigen Ein⸗
adungsbrief an den Prinz⸗Regenten.
Berlin, 16. Juli. Vom Kaiser sind aus
Nainau die besten Nachrichten eingetroffen. Es
destͤtigt sich, daß Prinz Wilhelm auch diesmal
während des Besuchs des österreichischen Kaisers
beim Kaiser Wilhelm in Gastein weilen wird, um
seinem kaiserlichen Großvater einen Theil der Re—
oräsentationspflichten abzunehmen. Die Begegnung
der beiden Kaiser ist für die erste Augustwoche in
Jusficht genommen. Davon, daß während dieser
Zeit auch Fürst Bismarck in Gaftein sein werde,
ist hier an sonst unterrichteten Stellen nichts be—⸗
lannt. Dort gilt noch immer als wahrscheinlich,
daß die auch für diesen Sommer beschlossene Zu⸗
ammenkunft des Fürsten Bismarck mit dem Grafen
dalnoky in Kissingen stattfinden werde. Die Frau
dürstin Bismarck hat noch im letzten Augendblick
die geplante Reise nach Homburg v. d. Höhe auf⸗
jeschoben. Vermuthlich will sie die Reise gemein⸗
—RDVD
iegen, der sich demnächst nach Königstein im Taunus
begeben wird.
Berlin, 16. Juli. Der „Nationalzeitung“
ufolge verhaftete die Polizei in der dergangenen
Jacht das aus 7 Ppsonen destehende hiesige sozia⸗
istiche Jentralcomite, welches die Spitze der ge⸗
ninen Organisation der biesigen Sozialdemokratie
Aldete
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Ausland.
Wien, 16. Juli. Die aus 14 Personen
ennehende bulgarische Deputation wurde gestern in
ibenthal vom Prinzen von Koburg offiziell empfangen.
duf eine Ansprache des Präsidenten der
obranje, Tontschew, welcher eine mit dem bul
jarischen Wappen geschmückte Mappe überreichte,
n der sich die Wahlakien befanden, erwiderte deir
linz, er bleibe seinen Versprechungen und Ent—⸗
ließungen treu, doch könne er nicht eher an die
SSbiße der bulgarischen Nation treten, bis seine
putch die Verträge mit den Mächten bedingte An—
Aennung seitens dieser Mächte erfolgt sei. Er
ose. daß es gelingen werde, das Vertrauen der
pben Pforte zu rechtfertigen, mit der Zeit die
-mpathieen Rußlands wiederzugewinnen, den Bul—
ctien seine polilische Emanzipation und infolge—
zroßen Dank schulde und die Anerkennun—
Montaa, 18. Juli 1887.
der Mächte zu erlangen. Minister Pschowakow
»ankte dem Prinzen für seine zustimmende Erklär⸗
ang. Nach dem Empfange fand ein Diener statt,
hei welchem der Prinz auf das Wohl Bulgariens
und seiner Mission toastete. Am Abend traf die
Deputation wieder hier ein. Der Prinz von Ko—
hurg wird sich in nächster Zeit nach Ischl und
Petersburg begeben.
Brüssel, 16. Juli. Der hier erscheinende
russisch offiziöse „Nord“ erklärt kategorisch, „die
Tandidatur des Prinzen von Koburg für den bul⸗
garischen Fürstenthron sei definitiv abgethan.“ —
Das mostkovitische Blatt vergißt hinzufügen, daß
dieses „die Russen wünschen“; sonst ist selbstver⸗
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aberflüssig.
London, 16. Juli. Der deutsche Kronprinz
hesuchte gestern, begleitet vom Kammerherrn Loro
denniker und dem Grafen Radolinski, das in
Holden Square (London) befindliche Hospital für
dalskrankheiten. Die, Vorstandsmitglieder R. C.
de Welch, Lord Londesbrough und Henry Irving
führten den hohen Herrn in der Anstalt herum,
defsen besonderes Interesse der Fall eines alten
Mannes erweckte, welcher gerade von einer Wucherung,
vie die seinige geheiit worden war. Die gesammten
Zospitalärzte wurden dem Kronprinzen vorgestellt.
Die Straßen in der Nähe des Hospitals waren
zeflaggt und sowohl auf der Hin⸗ und Rüdfahrt
wurde der deutsche Thronerbe vom Volke begeistert
begrüßt.
Petersburg, 17. Juli. Eine den „M.
N. N.“ zugehende Mittheilung über die Stimmung
in ruffischen politischen Kreisen gibt der Versicherung
Ausdruck, daß die deutschfreundliche Richtung mehr
und mehr Boden gewinne und daß das Vertrauen,
welches man auf den deutschen Kaiser setze,
ein unbegrenztea“ vei
Lokale und pfälzische Nachrichten.
— Eindd, 18. Juli. Gestern Mittag ertrank
in der Nähe der Bliesbrücke bei Wörschweiler das
z. Jahre alte Söhnchen des Hrn. Karl Ehrmanntraut
don Wörschweiler. Dasselbe wollte nach einem
Fisch greifen, den es in der Blies schwimmen sah;
jeider konnte die Leiche des Kleinen bis jett nicht
aufgefunden werden.
— Das Bahnprojekt Kaiserslaufern⸗
Biebermühle wurde vom Bezirksgremium für
handel und Gewerbe wieder aufgegriffen. Die
nöthigen Schritte sollen nächster. Tage schon ge—⸗
schehen. Auch das Projekt einer Telephonverbind⸗
ung Kaiserslautern-Neustadte-⸗Ludwigshafen soll
ernstlich aufgenommen und dessen Realisirung bei
der Oberpostbehörde beantragt werden.
Weisenheim, a. S., 14. Juli. Die
Collecte für Mittelbexbach ergab dahier das schöne
Resultat von ca. 130 M. — In Freinsheim er⸗
trug dieselbe 170 M. — Die Frucht-Ernte hat
ihren Anfang genommen und wird das Korn be—⸗
reits schon unter Dach und Fach gebracht. Dieselbe
fällt in jeder Hinsicht gut aus. Auch die Aprikosen,
diese herrlichsse aller Früchte, beginnen zu reifen.
dier dürften dieses Jahr mindestens 600 Centner
Aprikosen wachsen. Die hiesigen Aprikosen sind
von Hoteliers in Badeorten, sowie von den Conserven⸗
fabriken ihrer Feinheit, ihres Aromas, ihres Ge⸗
chmackes und ihrer Schönheit wegen ein ganz be⸗
onders gesuchter Artikel.
—-·Frankenthal, 17. Juli. Die renom⸗
nirte Maschinen- und Armatur-Fabrik Klein
22. Jahrg.
—„chanzlin und Becker hier hat abermals eine
länzende Auszeichnung erhalten. Auf der Fach⸗
dewerbe⸗Ausstellung in Königsberg i. Pr. warde
hr für Armaturen, Pumpen und Bierfilter die
goldene Medaille zuerkannt.
— Die Generalagentur A. und B. Schuler
in München macht bekannt, daß es dem kgl. Staats⸗
ninisterium des Innern vorbehalten ist, den Termin
ur Ziehung der Hañfurter Lotterie zu bestimmen.
Vermischtes.
München, 15. Juli. Eine kolonialpolitische
dofbräuhaus-Phantasie bringt der Samm⸗
ser der „A. Allg. Ztg.“ in folgenden lustigen
Lersen:
kin Negerlein aus Kame srun wolln einmal
eine Reise thun.
Er packt sein bischen Handgepäck, küßt seine Galtin
und geht weg.
Fin Dampschiff hegt in Bimbia, das bringt ihn
nach Europia.
Mit dem Bädeder in der Hand, reist er durchs
ganze deutsche Land,
ZSieht voll Int'resse dies und das, den Rhein, das
Heidelberger Faß .
Den Harz, den Schwarz⸗ und Niederwald und kommt
dann auch nach Bayern bald.
Und als im Hofbräuhaus er saß und
kostete das edle Naß,
Da dacht er nicht an's Reisen mehr, der Abschied
ward ihm gar zu schwer,
Er schreibt — was soll er Bess'res thun, an seine
Frau nach Kamerun:
Geliebte Gattin, theueres Weib, ich habe mich
hier festgekneipt,
So thu mir den Gefallen, ach, und komme mit
den Kindern nach,
Und daß Du siehst, wie schön es hier, anbei ein
Faßchen Hofbraubier.
Da eines Tages schaut er Jaus dem Fenster
von dem Hofbräuhaus,
Erstaunlich ist, was er erblict, ganz Kamerun
kommt angerückt,
Voran sein treues Weib marschirt, die fallt ihm
um den Hals gerührt,
Das Fäßchen Bier, daß Du gesandt, hat so
entzückt das ganze Land,
Daß Jeder rief: wer ‚bleibt zu Haus? Wir
wandern all'nach Bayern aus.
Da sfind wir nun, um uns beim Bier zu alblimati⸗
siren hier.
4 Neu⸗Ulm, 18. Juli. Um drei Gläser
Branntwein verkaufte ein Handwerksbursche ein
Almer Münsterloos an einen Bierbauer, welcher
damit 5000 Mark gewann und den Waisenkindern,
velche bei der Ziehung anwesend waren, 200
Mark schenkte.
. Würzburg. Eine Anzahl von Professoren
der hiesigen Universitat, dann Aerzte von hier und
Bad Kissingen und mehrerehiesige Capitalisten
haben eine Altiengesellschaft gegründet behufs Er⸗
richtung einer Anstalt für mechanische Heilgymnastik
Massage u. s. w.) nach dem Syssem des schwedischen
Arztes Dr. Zander. Die Anftalt soll sich dom 15.
Mai bis 30. September in Bad Kissingen, die
abrige Zeit in hiesiger Stadt befinden. Das Actien⸗
Tapital ist zunachst auf 200,000 M. bemessen,
die in Inhaberscheinen zu je 1000 M. aufgebracht
verden sollen.
Frankfurt a. M., 15. Juli. An ein
uesiges Bankgeschäft kamen khurz hinter einander