Full text: St. Ingberter Anzeiger

auf der Stelle getödtet worden sind. Der betr. 
Korrespondent meldet dazu, daß jede Einleitung zum 
Schießen nach jener Scheibe mit volikommener 
Genauigkeit und streng nach Vorschrift getroffen 
war. Vermuthlich versuchten die Zieler nach er⸗ 
folgtem Ordnungssignal noch etwas an den Scheiben 
zu richten und wurden so die Opfer ihrer eigenen 
UÜnvorsichtigkeit. Bestätigung bleibt abzuwarten. 
FFohren, 13. August. Gestern Nachmittag 
gegen J Uhr brach in den Kesselstatt'schen Majo— 
raiswaldungen, Distrikt Hilligelt bei Fohren, Feuer 
aus. Es sind dem Holzhändler H. Zeitz aus Sulz⸗ 
bach ungefähr 180 Morgen Grubenholz verbrannt. 
Dem thätigen Eingreifen der Einwohner von Föh⸗ 
ren, Schweich und Naurath und der Windstille ist 
es zu danken, daß das Feuer keinen größeren Um⸗ 
fang angenommen hat. Die Entsiehungsursache 
konnte laut der „Trier Zig.“ nicht ermittelt 
werden. 
.Cochem, 13. August. Der Weinstock steht 
schoͤn und finden sich in bevorzugten Lagen schon 
einzelne reife Trauben; doch wäre ein baldiger 
ergiebiger Regen auch hier erwünscht zur weiteren 
Entwickelung der Trauben. Im Weinhandel ist es 
stille; trotz der guten Aussichten bleiben die Winzer 
auf ihren Forderungen namentlich für sog. „kleine 
Weine“, deren nur mehr wenige liegen, stehen. 
F Rudesheim, 12. August. Eine Dame, 
Frau van Bütten aus Rotterdam, hatte heute am 
Nationaldenkmal das Unglück, daß ihre Kleider, 
wahrscheinlich durch eine weggeworfene brennende 
Cigarre, Feuer fingen und trotz sofortiger Hilfe 
ihr Körper solche Brandwunden davontrug, daß 
man an dem Aufkommen der Dame zweifelt. 
F Muünster a. Stein, 13. August. In 
dem benachbarten Dorfe Niederhausen brach 
heute Vormittag auf bis jetzt noch unaufgeklärte 
Weise Feuer aus, welches innerhalb weniger 
Stunden vier Wohnhäuser sowie drei mit Getreide 
angefüllte Scheuern in Asche legte. 
fF Dres den, 13. August. Heute wurde hier 
die internationale Bäckerei-Ausstellung in Gegen⸗ 
wart des Königs und der Königin eröffnet. Die 
Eröffnungsrede hielt der konservative Reichstagsab⸗ 
geordnete Hofrath Ackermann. Die Ausstellung 
ist aus Deutschland, Oesterreich, Schweiz, Holland, 
Schweden, Italien und den Vereinigten Staaten 
zahlreich beschickt. 
F Au! Zwei Dresdner Bürger haben eine 
Reise nach Berlin gemacht, den Zoologischen Garten 
besucht und stehen nun vor dem Bärenzwinger. 
Im Anblick der beiden Eisbären versunken, ruft 
der eine aus: „Nee, härn Se, wie gemiedlich de 
beeden Bären aber ooch dhun, is Se das scheene.“ 
Ein Berliner Schusterjunge ruft dazwischen: „Ja, 
hären Sie, ich wer Sie was sagen, das ist Sie 
ooch ä Zwillingsbärchen!“ 
F Ein Schwimmer ohne Beine. Nicht 
geringes Aufsehen erregte es dieser Tage in der 
Flußbadeanstalt in der Neisse bei Zittau, daß, be⸗ 
hleitet von einigen Unteroffizieren der Garnison 
ein Wägelchen erschien, worin ein Invalide, dem 
beide Beine fehlten, Platz genommen hatte. Der 
Invalide, ein übrigens sehr kräftiger Mann, von 
stets bester Laune, schwamm alsbald munter in den 
kühlen Fluthen und verweilte an 20 Minuten im 
Bade. Der tüchtige Schwimmer ist ein Herr v. 
S., der 1866 beide Beine verlor. Herr v. S 
war in seiner Jugend ein noch vorzüglicher Schwimmer 
Den Plötzensee bei Berlin hat Herr v. S. des 
Oefteren hin und her durchschwommen, wozu er in 
seinem jetzigen Zustande die Zeit von über einer 
Munde braucht. Noch vor zwei Jahren gewann 
übrigens Herr v. S. in Colberg eine Wette als 
Schwimmer, indem er bei 12 Grad Luft und 6 
Grad Wasserwärme bei hohem Seegang einen tüchtigen 
Schwimmer befiegte, indem er 87 Minuten im 
Wasser aushielt, nachdem sein Gegner die Wette 
drei Minuten früher aufgegeben. 
F Wien, 12. August. In Neutitschein be⸗ 
gann heute die Verhandlung gegen den Raubmörder 
Anton Schimak, welcher des vollbrachten Raub—⸗ 
mordes in 6 und des versuchten in 3 Fällen be⸗ 
schuldigt ist. Schimak ist zwar erst 26 Jahre alt, 
hat aber schon eine ansehnliche Reihe von Vor⸗ 
strafen hinter fich, darunter eine 6jährige schwere 
Kerkerstrafe. Nach Verbüßung der letzteren begann 
Schimak seinen auf die Kronländer, Mähren und 
Schlesien sich erstrecenden Raubzug. Sein erstes 
Opfer sollte der Pfarrer in Polnisch⸗Ostrau werden, 
auf den Schimak mehrere Revolberschüsse abfeuerte; 
der Pfarrer wurde schwer verwundet, der Raub 
jedoch durch die Dazwischenkunft eines Küchen— 
mädchens vereitelt. Einige Tage darauf wurde der 
dausknecht Karnowsky aus Laubias erschossen auf⸗ 
jefunden und am darauffolgenden Tag fand man 
jin der Gemarkung von Neudorf die Leichen des 
Magera, seiner Frau und des Arbeiters Buron, 
etzterer Vater von 8 Kindern. Am 15. Mai er⸗ 
choß Schimak den Häusler Walzl in dessen eigener 
Wohnung und in Gegenwart eines jungen Mädchens. 
In den letzten vier Fällen setzte sich der Mörder 
n den Besitz der geringen Baarschaft seiner Opfer. 
rinen größeren Schlag suchte er am 1. Juni gegen 
»en Verwalter der Mürauer Strafanstalt Armann 
uuszuführen, welcher mit dem Betrage von 524 fl. 
»on Müglitz nach Mürau fuhr. Schimak lauerte 
—X— 
Schüsse auf die Insassen ab, wodurch der Verwalter 
ind dessen Gattin leicht vberwundet wurden. Am 
27. Juni wurde Schimak verhaftet; in seinem 
Zesitze fanden fich zwei Revolver, deren Kaliber 
jenau zu den bei seinen Opfern gefundenen Kugeln 
jaßte, ferner die Papiere des Bäckergesellen Kosilek, 
velchen nach den Aufstellungen der Anklage 
z„chimat ebenfalls ermordet hatte. Die Verhand⸗ 
ungen werden voraussichtlich 11 Tage in Anspruch 
iehmen. 
F Zürich, 15. August. Der Fabrilbesitzer 
Zulzer von hier, ein routinirter Berggänger, 45 
Jahre alt, stürzte am Samstag auf einer unge⸗ 
ährlichen Stelle in dem Sandehpaß in Begleitung 
‚om Professor Ritter vom Polytechnikum in einen 
Abgrund. Er wurde todt aus der Schlucht ge⸗ 
jogen und die Leiche hierher gebracht. Wahrschein⸗ 
'ich ist er an einer Baumwurzel gestrauchelt. 
F Die Katastrophe von Zug Die „Täg— 
iche Rundschau“ schreibt: Die vor mehreren Wochen 
nus Zug gemeldeten traurigen Vorgange haben 
nerkwürdigerweise ihren Schatten vorausgeworfen 
in einer Theaternotiz, welche Anfangs dieses Jahres 
der „Bund“ in Folge einer Mittheilung aus Biel 
brachte. „Ulfa, das Wasserfräulein von Zug“, so 
wurde damals geschrieben, „betitelt sich eine neue 
Dper, welche Musikdirektor Schneeberger in Biel 
komponirt hat.“ Dem Texte liegt, demselben 
Blatte zufolge, eine in Neithart's „Schweiz. Merkur“ 
dom Jahre 1835 eingehend behandelte Sage über ein 
rreigniß zu Grunde, das sich in Zug im Jahre 
1425 zugetragen hat, „da eines Tages plötzlich 
wei Straßen der Stadt Zug mit der Kirche im 
Zuger See versanken.“ Der Aufführung dieser 
Oper ist nunmehr die Natur durch die Szenen, 
velche sich in Wirklichkeit abgespielt oder vielmehr 
viederholt haben, in einem erschütternden Schau⸗ 
piele zuvorgekommen. 
F Vom schweizer Schützenfest in Genf wird 
jon der „Straßb. Post“ folgender Zwischenfall er⸗ 
ählt. Die Franzosen verfehlten während des Festes 
aicht, überall und selbst häufig auf störende Weise 
die Marseillaise spielen zu lassen oder sie singend 
mzustimmen. Als sich nun ein kleiner Trupp 
deutscher die Freiheit nahm, seinerseits und zwar 
ehr anständig und keineswegs herausfordernd die 
„Wacht am Rhein“ zum Besten zu geben, wollten 
die anwesenden Franzosen dies nicht dulden und 
nachten Miene, den Preussiens ihr Mißfallen thät⸗ 
ich zu bezeugen. Aber da legten sich die schweizer 
Schützen ins Mittel und erklärten kurz und bündig, 
vas dem einen recht, sei dem andern billig, und 
wie sie vorher die Marseillaise gesungen, sangen 
sie nun mit den Deutschen die „Wacht am Rhein“. 
F Auf dem Brüsseler Rathhausplatze, der 
Brande Place, herrschte vor einigen Tagen unge— 
vohntes Leben; alles war hinzugeeilt, um der 
„Exekution“ zuzuschauen. Am 3. August, Morgens 
um 10 Uhr, erschien der belgische Henker, hinter 
hm ein Brigadier mit fünf reitenden Gendarmen. 
Die Gendarmen zogen ihre Säbel, der Henker 
aflanzte einen Pfahl auf, befestigte einen Anschlag, 
nach welchem Alfred Defuisseaur und der Drucker 
Mahen wegen Verfassens respektive Druckens revo⸗ 
utionärer Schriften und wegen Aufreizens zur 
NRichtbeachtung der Gesetze mit 3 Jahren resp. 6 
Monaten Gefängniß bestraft worden sind, und stellte 
ich am Pfahle auf. Eine Stunde hindurch behielt 
der Henker diese Stellung bei, die sechs Gendarmen 
derharrten in strammster Haltung, dann wurde der 
Pfabl wieder entfernt. Die „Exekution“ war voll⸗ 
bracht. 
FParis, 11. August. Die medizinische 
Akademie hatte sich in ihren letzten Sitzungen mit 
der Ueberanstrengung der Schüler beschäftigt und 
nahm gestern folgende Tagesordnung an, in welcher 
die Vorschläge der Doktoren Trelat und 
vereinigt wurden; „Die Academie de —8 
enkt die Aufmerksamkeit der öffentlichen énene 
zuf die Rothwendigkeit, das heutige Regim nutn 
Schulanstalien den Gesetzen der —8S 
und den Erfordernissen der körperlichen enne 
der Kinder und Heranwachsenden besser * lun 
Sie erachtet, die Kollegen und Lycen für —88 
chüler müßten auf das Land verlegt werden v 
veite Räume für die Erholungsstunden —* 
—X—— hiue 
ich der Beleuchtung und Lüftung verbessert w dr 
önnen. Ohne fich mit den Studienplänen n 
chäftigen, deren Vereinfachung sie übrigens w be⸗ 
ringt die Akademie hauptsächlich auf pnn 
Bunkte: 1) Vermehrung der dem Schlafe —* 
Ztunden; 2) Verminderung der für die uͤm et 
uind die Arbeitsstunden bestimmten Zeit und de 
vendung eines Theils derselben für die Erhol u 
ind Körperübungen; 83) dringende Nothwen 
alle Zöglinge zu täglichen Korperübungen 
jalten, die ihrem Alter entsprechend sind; och 
Springen, Freiturnen, Geräthturnen, Fechten —* 
piele u. s. w.“ Das sind im Allgemein— 
Mon — n seh— 
»ernünflige Grundsaätze, die auch außerhald gu 
reichs Beachtung verdienen. 
4 Eine Depesche aus Paris meldet: d 
Wunsche der Katholiken aller Länder nahen * 
nach drei Jahrhunderten, der Erfüllung. Ro 
vird Maria Stuart heilig sprechen. —— 
Papst Benedict NIA. bezeugt. daß Maria Stur 
ille Eigenschaften besitze, die eine Maärmrerin 
'orderlich sind.“ 
F Die „witzigen“ Franzosen. Ein pe 
niser Blatt tischt folgende dumme Geschichte aͤ— 
ie, wenn sie auch sonst nichts thut, die Simn 
igkeit, bis zu welcher der Deutschenhaß unsen 
Nachbarn geht, trefflich illustriert. „Ein aim— 
Teufel beschloß, sein menschenunwürdiges Das 
u enden und sich zu ertränken. Das Wasser dütn 
hm jedoch zu kalt gewesen sein, denn kaum, du 
x darinnen war, schrie er angstvoll um Hih⸗ 
Aber die zwei Schutzleute, welche eben auf da 
Aferquai spazieren gingen, blieben seinen Ruse 
zegenüber vollstaudig unempfindlich. Ploͤtzlich durh 
uckt eine Idee sein Gehirn; mit einer verzweifelle 
draftanstrengung erhebt er den Kopf über du 
Wasser nud ruft mit lautester Stimme: „Vire h 
France!““ Allsogleich sind die beiden Polizeibean 
sen im Fluße, erfaßen den Unglücklichen und ziche 
ihn auch glücklich aus dem Wasser. Sie bringe 
den wieder lebenslustig gewordenen Selbstmordkun 
didaten ins Polizeibureau und verabreichten ihn 
hm Speise, Trank und Quartier von Stauß— 
vegen. Der Arrestant soll mit der nachhaltigen 
Wirkung seines eigenartigen Hilferufes „Vire l 
Jrance!“ sehr zufrieden sein. 
F Goulanger und die Kartensqli 
gerin) Der „Figaro“ erzählt, eine Kartenschl 
gerin wäre acht oder zehn Wochen vor dem Stut 
des Kabinets Goblet in ein befreundetes Hou 
beschieden worden, wo der General Boulcnger fit 
in Civil von ihr wahrsagen ließ. Aus den Linien 
einer Hand erkannte sie, der Mann mit deu 
chönen blonden Barte sei ein höherer Offizier, u 
definde sich in einer unverhofft glänzenden Stellun 
verde aber nicht mehr lange darin verhartm. 
„Lassen Sie sich dies aber nicht zu Herzen gehen' 
suhr die Hexe fort, „Sie werden spaͤter noch einn 
ziel höheren Rang erklimmen. Sie werden de 
Thron streifen“ (5ic!). Als man der Nachfolget 
der Mademoiselle Lenormand nachher enidech 
wem sie die Schleier der Zukunft gelüftet hah 
agte sie: „Dann habe ich wohl gethan, daß 
Ihnen nicht Alles offenbarte, denn in seiner Hun 
jeht geschtieben, daß er eines gewaltsamen Todt 
terben wird.“ Kucze Zeit traf der General Bou 
anger bei einem gemeinsamen Freunde mit da 
Professoec Charcot zusammen. Dieser, dessen hyp 
jotijche Exrperimenie in der Irrenanstalt La Sa 
petridre berühmt sind, glaubt nicht an elektroemag 
netische Erscheinungen, welche den Bereich des be 
tehenden überschreiten, willigte aber doch daren 
ine anwesende Somnambule mit dem damolige 
Zriegsminister in magnetische Verbindung zu sn 
der General Boulanger war äußerst ertegt un 
sespannt auf das, was er nun horen würde. D 
Somnambule meissagte ihm ebenfalls seinen wp 
Sturz, den tumultarische, aber unblutige Si 
vegungen begleiten würden, und fügte hinzu: * 
ehe einen großen Umsturz kommen. Es isu 
lich Franzosen undDeusche koönnen vid