Full text: St. Ingberter Anzeiger

eden halten, ein Krieg wird zwischen ihnen 
ge hen, aber sie allein werden darin verwickelt 
* Das Alles wird noch vor dem 28. März 
achsten Jahres geschehen. ( Es war Ende März d. J.) 
Krieg wird länger als sechs Monate und 
raals acht währen“, antwortete die Seherin 
Jie dringenden Fragen des Generals. „Siege 
Niederlagen werden furchtbar abwechseln, 
Zueßlich werden die Franzosen, von dem General 
ulanger geführt, triumphiren. Was sie aber 
ithun mögen, sie werden den Rhein nicht über⸗ 
Fruiten, wo der Friede unterzeichnet wird. Jen⸗ 
des Rheines gewahre ich Revolutionen, 
—**— Kronen, gebrochene Throne (gie) Und 
Ine — Diesseits wird der siegreiche General 
Siaatsoberhaubte, zum Prafidenten ausgerufen, 
** der Erste im Staate sein!“ Matürlich!) 
der General war diesen Worten mit höchster 
annung gefolgt. „Wer möchte behaupten“, 
Zueht der „Figaro“, „daß Boulanger durch das 
Hunderbare, das Uebernatürliche verlockt, seinem 
Fiern vertrauend und geneigt, wiederholten Prophe⸗ 
riungen Glauben zu schenken, nicht aus dieser 
— die nöthige Philosophie schöpfte, sich stürzen 
lassen, nicht zu widerstehen, ungeachtet der Auf⸗ 
Irderungen seiner Anhänger, zugleich aber die 
„dihige Pfiffigkeit, um die offentliche Meinung mit 
rinem Thun und Lassen unaufhörlich zu beschäf⸗ 
* 
in. London, 15. August. In Colees auf 
der Insel Wight wurde Samstags, unter dem Ver⸗ 
dacht, gegen die Residenz der Königinsein 
Ahtentat beabsichtigt zu haben, eine Franzö⸗ 
fin verhaftet, welche sich im Befitze von Sprenq ⸗ 
joffen befand. Dieselbe nennt sich Dupoint und 
pil Pariser Putzmacherin sein. 
4 Die langandauernde Hitze, verbunden mit 
fast gänzlichem Regenmangel, hat in vielen Gegen⸗ 
den Englands eine förmliche Wassernoth 
herborgerufen, von der selbst die Umgebung Londons 
nicht verschont dlieb, da in voriger Woche das vor⸗ 
fädtische, 185,000 Einwohner zählende West Ham 
20 Stunden lang gänzlich ohne Wasser blieb und 
uuch jetzt noch nur sehr spärlich mit Wasser ver⸗ 
ehen Ind so daß die Zeitungen voll von Be⸗ 
chwerden find. 
g GErauentalente) Aus London wird 
det „W. A. Ztg.“ geschrieben: „Man hat dem 
holizeichef Warren allen Ernstes den Antrag unter— 
zreitet, eine Anzahl Frauen und Mädchen probe⸗ 
veise als Detektive Organe zu engagieren. Nach 
xer Meinung der betreffenden Persönlichkeiten ist 
ede Frau eine Virtuosin, was das Ausspioniren 
zetrifft, zugleich aber wird angenommen, daß es 
dem weiblichen Geschlechte leichter fällt, sich das 
Bertrauen zu erwerben, als den Männern. Der 
pclizeidirektor bat sich bereit erklärt, die Sache zu 
jberdenken und das Ergebniß seiner Ueberlegung 
elannt zu machen.“ Vorausgesetzt, daß die weib⸗ 
ichen Detektives hübsch und liebenswürdig sind, 
zürften sie sich zweifellos Etfolg versprecher. Nur 
mit Idem Arretiren wird es einen Hacken haben 
F Ein harter Schädel. Ein Philippopeler 
borrespondeni berichtet das folgende, fast unglaub— 
iche Curiosum. Ein gewisser Sawa Nikolow wollte 
einigen Freunden demonstriren, daß er einen harten 
Schädel habe; zu diesem Behufe zerschlug er mehrere 
hüsse mit der Stirne. Um jedoch die Härte des 
Schädels noch mehr auf die Probe zu siellen, be⸗ 
auragte einer der Anwesenden, Nikolow möge ein 
bisen im Gewichte von einem halben Pfunde 
gehmen und mit diefem auf seinem Kopfe die 
küse zerschlagen. Nikolow ging darauf ein; als 
d jedoch den ersten Schlag auf die auf seinem 
— befindliche Nuß führte, schlug er sich ein tiefes 
loch in den Kopf; es trat eine starke Blutung 
in und der harköpfige Prahler fiel in Ohnmacht. 
ir mußte ins Spital gebracht werden. An seinem 
—IL 
feKonstantinopel, 15. August. Gestern 
übend brannten in Stutari eiwa 1200 zum großlen 
dheil aus Holz erbaute Häuser nieder. Auch die 
Kiechische und armenische Kirche wurde ein Raub— 
t Flammen. Menschen lamen nicht um. 
— Fortschritte auf deun Gebiete des Eisenbahn⸗ 
aens. Die schwierige Aufgabe, von einem in 
se Fahrt begriffenen Eisenbahnzuge einzelne 
* loszukuppeln, ohne daß dadurch ein Aufent⸗ 
entsteht, hat die französische Wesibahn gelöst. 
d nämlich auf den Stationen Beuzeville 
n Moltebille die nach Focamp bezw. St. Valery 
mmen Wagen, nachdem deren Sicherheitsketten 
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auf der Station vorher gelöst worden, durch den 
Schaffner des betreffenden Zugtheils losgetrennt, 
wobei nicht blos die Kuppelung, sondern auch die 
Röhren der Schnellbremse losgelöst werden müssen, 
wvas die Aufgabe nicht unwesentlich erschwert. Der 
Schaffner bremst alsdann den zurückgelassenen Zug— 
theil, so daß er zum Stehen kommt, worauf der 
etztere von einer Lokomotive weiterbefördert witd. 
Fine andere, nicht minder schwierige Aufgabe hat 
die Strong'sche Lokomotivenfabrik in Newyork an⸗ 
scheinend befriedigend gelöst. Es galt eine Maschine 
zu bauen, welche die schwersten Schnellzüge auch 
hei beträchtlichen Steigungen der Bahn, mit einer 
Beschwindigkeit von 60 bis 70 Kmtr. in der 
Stunde zu scheppen vermag, also einem ungemein 
großen Dampfoerbrauch gewachsen ist. Die neue 
Ldokomotive soll die Arbeit von zweien verrichten 
und ist zu diesem Zwecke mit zwei Kesseln aus— 
gestattet, deren Feuerungen einander zugekehrt sind 
odaß sie von einem Führerstand aus bedient werden 
können. Selbstverständlich die Kessel auch einem 
sehr hohen Dampfdrnck gewachsen. Die Leistungs— 
tähigkeit der neuen Lokomotive ist eine bisher un— 
erhörte; fie wird auf 1240 Pferdekräfte geschätzt 
F Die Morphiumsucht ist jetzt auch bei 
Thieren beobachtet worden. Wie die „Med 
Preß and Circ“ vom 29. Juli 1887 mittheilt 
ändet man in Ländern, in denen das Orpium— 
rauchen allgemein verbreitet ist, nicht selten Katzen 
welche eine Vorliebe für den Opiumrauch zeigen 
den sie doch in der ersten Zeit fliehen. So setzte 
fich in dem einen Fall die Katze sofort an das 
Bett ihres Herrn, sobald er seine Pfeife anzündete 
und athmete begierig den Rauch ein. In anderen 
Füllen fröhnten Affen und Hunde dieser Leiden⸗ 
schaft. Solche Thiere sind durch melancholisches 
und niedergeschlagenes Benehmen charakterisirt und 
schlafen mehr als andere Thiere ihrer Gattiung. 
Eine Katze eines Herrn in Cochinchina liebkoste 
und spielte in einer ihren sonstigen Gewohnheiten 
ganz widersprechenden Art und schien oft außer— 
ordentlich glücklich zu sein, und das nur, nachdem 
sie Opiumrauch eingeathmet hatte. Zwei Affen 
uhmeien nicht allein den Rauch ein, sondern kauten 
nuch das nicht verbrauchte Opium. So ausge⸗ 
prochen war die Morphium⸗-Leidenschaft, daß sid 
ängstlich heulten, wenn die „Sitzung“ beendet war 
und sie sich auf dem Fußboden wälzten. Raub— 
hiere, wie Panther, sind durch Gewöhnen an 
Dpium⸗Einathmungen gezähmt worden. 
Die Wlale Sonnen ee August. 
Seit dem 28. Juli 1851 hat für Deutschland 
eine gänzliche Sonnenfinsterniß mehr stattgefunden, 
uind nachdem die Erscheinung am 19. Augusi 
vorüber ist, wird eine ähnliche erst am 17. April 
1912, dann für einen äußerst kleinen Theil Nord⸗ 
ostdeutschlands am 30. Juni 1954, für Süddeutsch⸗ 
land am 11. August 1999 stattfinden. Berlin 
wird selbst im Laufe des 20. und 21. Jahrhun— 
derts keine gänzliche Sonnenfinsterniß mehr sehen. 
Die Finsterniß am kommenden 19. August er 
scheint volständig auf, einem Streifen von 24 
Meilen Breite, dessen Mittellinie von Nordhausen 
über Frankfurt a. O., Bromberg, Allenstein und 
Lötzen geht. In Rußland streicht die Zone der 
gänzlichen Verfinsterung über Wilna, Moskau und 
Perm nach Sibirien und zieht sich über Irkutsl 
dis zur Insel Nipon und dem nördlichen Theile 
des großen Ozeans. Für die Orte Mutteldeutsch⸗ 
lands innerhalb dieser Zone beträgt die Dauer der 
pollständigen Verfinsterung der Sonne 2 Minuten, 
in der Provinz Ostpreußen 23 Minuten. Auf 
einem schmalen Streifen dieser Provinz, der west 
lich etwas über die Linie Tilsit-Lyck hinausgreift 
»eginnt die Finsterniß ein paar Minuten nach 
—AV 
jehen dagegen die Sonne verfinstert aufgehen. Auf 
der Linie Wilhelmshafen-Nordhausen ⸗Passau findei 
im Augenblicke des Sonnenaufgangs grade die 
Mitte der Finsterniß statt. Hieraus solgt un—⸗ 
nittelbar, daß alle Orte Deutschlands östlich von 
dieser Linie die Zu⸗e und Abnahme der Verfinste⸗ 
rung sehen werden, alle Orte Deutschlands westlich 
»avon jedoch nur die Abnahme. In der östlichen 
Hälfte Deutschlands, wo die Sonne am 19. August 
gegen 4*4 Uhr aufgeht, sieht man zu dieser Zeit 
den Mond bereits, oben etwas gegen rechts, bor 
der Sonnenscheibe stehen und dieser schwarze Aus— 
chnitt wird, während die Sonne steigt, rasch an 
Bröße zunehmen, bis endlich für alle Orte in 
der Zone der gänzlichen Finsterniß die Sonne voll⸗ 
tändig verdeckt ist. Nach kurzer Zeit erscheint oben 
rechts wieder ein kleines Stückchen der Sonne, 
schnell dehnt es sich aus und bald bildet sich eine 
strahlende Sichel, die an Breite und Ausdehnung 
zunimmt, bis zuletzt die dunkle Mondscheibe links 
unten am Sonnenrande ganz ausgetreten ist. 
Nur dieser letztere Theil des ganzen Vorganges 
ist, wie bemerkt, in Deutschland westlich der Linie 
Wilhelmshafen-Rordhausen ;Passau sichtbar. Nach 
mitlerer Ortszeit wird die Finsterniß überhaupt 
endigen: in Aachen um 5 Uhr 29.1 Min., in 
Bremen um 5 Uhr 42.4 Min., in Coblenz um 
5 Uhr 34.5 Min., in Crefeld um 5 Uhr 31.2 
Min., in Düsseldorf um 5 Uhr 32.2 Min., in 
Frankfurt a. M. um 5 Uhr 38.5 Min., in Han⸗ 
nover um 5 Uhr 45.2 Min., in Neustadt a. H. 
um 5 Uhr 33 Min., in Mainz um 5 Uhr 36.7 
Min., in Metz um 5 Uhr 27.5 Min., in Straß—⸗ 
burg um 5 Uhr 33.2 Min. 
In Rußland liegen Wilna und das nördlich 
pon Mosfau gelegene Twer auf der Centrallinie. 
Im letzteren Orte werden zwei deutsche und eine 
französische Expedition Posten fassen, da hier die 
Sonne schon 16 Grad über dem Horizont steht 
und die totale Verfinsterung ungefaähr 24 Minu- 
ten dauert. Noch günstiger liegen Petrowsk und 
weiterhin Perm an der Kama, einem Nebenflusse 
der Wolga, wo die Totalität fast drei Minuten 
anhält und die Sonne 28 Grad hoch steht. Der 
Astronom Bredichin, Direktor der Sternwarte zu 
Moskau, hat zwei englische Astronomen als Gäste 
erbeten, da die englische Regierung keine Expedi⸗ 
tionen aussendet. Einer derselben ist Dr. Cope⸗ 
land, Kapitän Koldewey's Begleiter auf seiner 
Polarfahrt. Dori werden auch die Italiener Tac— 
chini und Riced ihre Arbeiten ausführen. Die 
russischen Sternkundigen haben ihre Stationen in 
den bedeutendsten Städten Sibiriens, wo Tobolsk, 
Tomk, Krasnojarsk und Irkutsk auf der Totali⸗ 
tätszone liegen. Diese Städte haben sämmtlich 
telegraphische Verbindungen, die zur Zeit der Son⸗ 
nenfinsterniß den Astronomen zu veergleichender 
Längenbeobachtung zur Verfügung stehen. Auf Ja⸗ 
pan dauert das Maximum der Verfinsterung an 
der Sawa Umi Bay 198 Sekunden mit einer 
Sonnenhöhe von 87 Graden. Hier ist also gleich⸗ 
falls ein vorzüglicher Standort zur Beobachtung. 
Die Dunkelheit während der gänzlichen Ver⸗ 
finsterung ist erheblich, aber keineswegs nächtlich, 
doch erzählt Clavius, daß bei der totalen Finster⸗ 
niß am 21. Aug. 1560 in Coimbra eine solche 
Verdunkelung eingetreten sei, daß man nicht sah, 
wo man den Fuß hinsetzte, und die Vögel aus 
der Luft sielen. Bei der gänzlichen Verfinsterung 
am 8. Juli 1842 sah man von einer Höhe bei 
Bratz, daß weißgraue Nebel aus den Thälern auf⸗ 
ftiegen und die Berge im Westen in tiefes Schwarz 
gehüllt waren, wie es selbst durch schwere Gewit— 
terwolken nie hervorgebracht wird. Die Gesichter 
der Menschen erschienen in fahler Farbe. In den 
Wolken bemerkte man den pfeilschnell heranjagen⸗ 
den Mondschatten. Am östlichen Horizont sah man 
bis zu 200 Höhe eine feurige, dunkle Röthe, und 
als die Sonne wiederkam, zog sich dieser Saum 
zegen 830 und NWezurück und ging allmählich 
in Weiß über. In Digne erschienen die Gefichter 
der Personen bleich und gleichsam grünlich, eini— 
germaßen ähnlich der Färbung, welche sie bei der 
Beleuchtung durch eine mit Kochsalz versetzte Wein— 
geistflamme annehmen. Es ist nicht zweifelhaft, 
daß diese Färbung der Erleuchtung durch das Licht 
der Corona zuzuschreiben ist. Sterne werden wäh— 
xend der gänzlichen Finsterniß der Sonne häufig 
sichtbar. Am 19. Aug. wird man links von der 
Sonne tief am Horizont vielleicht den hellen Re— 
zulus wahrnehmen können, sowie rechts Merkur, 
Saturn und Mars, im Südosten Sirius und höher 
hzinauf am Himmel Prochon. Wer ein Fernrohr 
besitzt, kann während der völligen Verfinsterung 
tings am Mondrande die merkwürdigen flammen⸗ 
förmigen Hervorragungen beobachten, die den Namen 
Protuberanzen führen und von denen man gegen⸗ 
wärtig weiß, daß sie ungeheuxe Ausströmungen 
alühender Gase sind, unter denen Wasserstoff die 
Zauptrolle spielt. 
AMXLVLCEAA derañworilich F. TD e ⁊ 
Preußische 323 pCt. 100 Thlr.- Loose von 
1835. Die nächste Ziehung findet am 15. 
September statt. Gegen den Cours. und Coupon⸗ 
derlust von ca. 115 Mk. pro Stück bei der Aus— 
ovsung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger, 
Berlin Französische Straße 183, die Versicherung für 
eine Prämie von 13 Mark 50 Pf. pro Stüd.