Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Dounerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöochentlich mit unter hallunge 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich T.AM 60 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen J.n 7S3 A, einschließlich 
4 A Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt beĩ Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 3, Neklamen 80 8. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
22. Jahrg. 
rranität des Papstes, deren legitime Ansprüche 
Bost ollung 0n ed p im eigensten Interesse ie müsse. 
el, 28. August. Das Ostseegeschwader 
uf den „St. Ingberter Anzeiger“ für den st heu⸗ 11 Uhr nach Beendigung seiner 
Monat Se ptember lebungen aufgelöst worden. Der Chef der 
vberden angenommen von den Poftanstalten, den —I — 4 von Caprivi, ist nach 
zostboten, den Umträgern und der Expedition. Ausland. 
Deutiches Reich. Wien, 28. August. Belgrader Meldungen 
Würzburg, 29. Aug. Der Bischof von ufolge waren in Sofia für den Tag des Einzuges 
Aein wurde zum Reichsrath ernannt. es Fürsten Ferdinand Unruhen geplant, die haupt⸗ 
Berlin, 29. Aug. Die sozialdemokratische üchlich von Macedoniern ausgehen sollten. Die 
rartei des Reichstages erließ ein Einladungs-Circular krhebungen ergaben Beweise für die intellektuelle 
n die Parteigenossen zut Theilnahme an einem im Arheberschaft des rusffischen Konsulates, welches auch 
aufe des Herbstes im Auslande abzuhaltenden uin jenem Tage polizeilich besetzt worden sein soll; 
garteitage. Ort und Zeit des Parteitages find, nehrere Verhaftungen fanden statt. — Aus Rom 
amit der Parteitag ungestört verhandeln könne, vird gemeldet: In einem Kurierzuge während der 
icht angegeben. Fahrt durch den großen Tunnel bei Cotrone suchte 
Berlin, 27. August. Bezüglich der Reise-⸗ in Mann von dem Zugpersonale einer vornehmen 
jane des Kronprinzen wird heute bestimmt bekannt, chönen Dame in einem Koupé erster Klasse Gewalt 
aß der Kronprinz auf der Reise von England mzuthun; da dieselbe energisch Widerstand leistete, 
zetlin gar nicht berührt, sondern sich vom Rhein varf er sie durch das Fenster auf die Schienen; 
uus direkt über Müachen nach Tollbach in Tirol die Dame blieb unversehri. Der Verbrecher wurde 
ꝛegiebt, wo für ihn vom 1. September ab Woh⸗ verhaftet. 
zung gemiethet wird. Tollbach liegt bekanntlich im Der aus Sofia heimkehrende Korrespondent der 
husterthal, am Eingang ins Ampezzothal. Die Wiener N. Fr. Pr.“ schildert die Situation 
ronprinzliche Familie hatte dort schon vor einigen n Bulgarfien als ernst, die Stimmung des 
jahren Wohnung genommen. EGtr. P.) Foburgers sei melancholisch. Beim Abschiede vom 
Berlin, 28. August. Der Reichstag wird dorrespondenten äußerte sich der Prinz: Wie 
qh.lin nächster Session in der einen oder anderen iod ganz anders die Sprache gewisser Stimmen 
heise mit der Einführung des allgemeinen autet, seit es gilt, inmitten von Stürmen zu stehen 
rbeitsbuchzwanges zu beschäftigen haben. Von den Instruktionen, welche Artin Effendi erhält 
Berlin, 27. August. Während die Theil- hänge die weilere Gestaltung der Dinge ab. Komm⸗ 
ahme des Kaisers an den Manövbern in rüals Freund, so werde er gut empfangen, komme 
Npreußen und Pommern nunmehr für sicher gilt, r aber mit feindlichen Plänen, so werde man ihm 
ldie Begleitung der Kaiserin neuerdmgs zweifel- die Grenze sperren. — Natschewitsch äußerte: „Wir 
aft geworden, da die Aerzte wegen der zu großen verden nicht als Feiglinge untergehen, sondern 
deisestrapazen Einspruch erheben. Der Kaiser über⸗ insere heilige Sache vertheidigen.“ Offiziere ge⸗ 
»delt besfftimmt am Mittwoch nach Berlin. tehen, daß man die Küsten armire und alle Ver— 
Trier, 29. August. Nachdem auf der Vor⸗ heidigungsmaßregeln vorbereite. Außerdem bestehe 
ersammlung Seminar⸗Professor Schütz die Ver⸗ n der Armee Neigung zur Unabhängigkeitserklärung 
wmmlung begrüßte und Oberbürgermeister de Nys ind zum Einrücken nach Macedomen. Ein Offi⸗ 
apst und Katholikentag feierte, haben die öffent- ier sagte, Macedonien, dieses eine Wort ist unsere 
hen Verhandlungen des 34. Katholikentags „tärke, wir haben dieses Land in der Hand und 
egonnen. 3- 4000 Besucher füllen die Festhaͤe. onnen Europa zeigen, daß Macedonien sich ebenso 
nter ihnen die Abgeordneten Rintelen, Lingens chnell erheben werde, wie Rumelien. In einem 
nd Windthorst; letzterer wurde in den Saal ge⸗ weiten, unmitlelbar vor seiner Abreise abgeschickten 
ihrt und bei seinem Erscheinen stürmisch begrüßt. Telegramm meldet der Korrespondent, daß die Lage 
giele Entschuldigungen von Abgg. find eingelaufen. ich gebessert, da die Pforte sich zu feindseligen 
erbirgermeisler de Nys heißt die Festversamm— AUlkten gegen Bulgarien nicht hinreißen lasse. 
ing im Namen der Siadt willkommen und be⸗ Paris, 27. Auguft. Die Reise des Stait⸗ 
ichnet die Ziele der Versammlung als Befestigung halters von Elsaß Lothringen, Fürsten von Hohen⸗ 
e3 Glaubens und Stärkung der Treue zum un⸗ ohe, nach Brest zum Begräbnisse seines Schwagers, 
lbaren Statthalter Christi. Windthorst freut des Fürsten Peter d. Sayn⸗Wittgenstein, veranlaß 
d über den Muih dieser Sprache und bezeichnet die Pariser Hetzpresse zu neuen Ausschreitungen. 
ese Harmonie in den Anschauungen der kirchlichnn der „Tyrann von Elsaß-Lothringen“, der „Herzog 
id weltlichen Organe als einen neuen Wende⸗ 5). Alba der unglücklichen geraubten Probinzen“, 
unlt; auch diese Versammlung werde nicht betteln, vaogt es, „durch seine Gegenwart den Boden Frank 
Ann stolz fordern, was der Kirche gehört. Im eichs zu besudeln.“ Solche Ungeheuerlichkeiten 
riste sei das ganze katholische Volk sanntten der ann man heute lesen und kein anständiges Blatt 
etsammlung. Alsdann haden Fuͤrst Lowenstein, vagt es, zu protestiren. 
omdekan Heinrich, Freihett von Huene und Graf Wie regierungsseitig bestätigt wird, wurde ein 
Aen solgenden Antrag eingebracht: Die deutschen fisenbahnwagen mit Gewehren des neuen Modells 
atholiten erkennen dankerfult die große Sorgfalt 6, der von St. Etienne nach Besangon abgefer⸗ 
2. mit der der Papst bemüht ist. die lange igt war, unterwegs unter Verlthzung des Blei⸗ 
sehnte Herstellung des kirchlichen erschlusses erbrochen. Die Militätverwaltung in 
edeus herbeizuführen. Mit kindlichem Hesangon nahm die an sie gerichtete. Sendung in 
etrauen legen ffie auch ihre heiligsten Interessen dolge dessen nicht ab. Es wird festgeftellt werden, 
seine Hände und begrüßen mit Freuden das » von der Ladung etwas entwendet ist; die Unter⸗ 
n Papsie wieder errungene Ansehen der Kirche. cchung ist eingeleitet. 
azu gehöre aber auch die weslusehe Suge Rariqâ 9ꝰ8 MNuana i⸗ Presfso ist arößten 
Theils der Anficht, daß der Mobilifirungsversuch 
durch die vorzeitige Bezeichnung des zu mobilifiren— 
den Korps unnütz wird. Intransigente Organe 
verfehlen natürlich nicht, hervorzuheben, daß ein 
solcher Mißbrauch unter Boulanger unmöglich ge— 
wesen wäre. Die „Republique Francaise“ sagt, 
daß man, wenn das Experiment einen Zweck haben 
sollte, sofort ein anderes Armeekorps bezeichnen 
müsse. „Petit Journal“ meldet aus Genf, daß 
wischen Rouvier und Ferion chiffrirte Depeschen 
gewechselt wurden, in denen in der That über Be⸗ 
zeichnung eines andern Korps verhandelt wurde. 
„Journal des Debats“ und , Gaulsis“ fragen, wozu 
denn die grotesken Absperrungsmaßregeln im Ge⸗ 
bäude des Kriegsministeriums getroffen find, wenn 
man nicht einmal einen Plan einige Tage ver⸗ 
vorgen halten köͤnne. Wie würde es da erst im 
Zriegsfalle werden? Welche Schlüsse würden die 
Thauvinisten ziehen, wenn das in Deutschland 
dassirt wäre? Nicht nur, daß die bereits be⸗ 
willigten acht Millionen und andere Millionen, die 
der Mobilisationsversuch über den Voranschlag 
hincus kosten werde, herausgeworfen seien, enthülle 
man dem Ausland noch die Krebsschäden der Ver⸗ 
valtung, wodurch Frankreich wahrscheinlich nicht 
in Respekt in Europa gewinne. — Man muß sich 
uübrigens fragen, ob der Kommandant des 17. Korps 
nicht bereits vor ca. zehn Tagen auf die Mobili— 
sationsordre vorbereitet war, als General Cornat 
die Koͤnigin von Spanien in San Sebastian auf⸗ 
suchte, wahrscheinlich um sie über das an der Grenze 
hres Reiches stattfindende Experiment zu beruhigen. 
eberdies muß konstatirt werden, daß der Konzen⸗ 
rationspunlt zwischen Castelnaudary und Carcassonne 
für den Versuch besonders günstig ist, da er abseits 
don großen Verkehrswegen nach dem Inland und 
nach Spanien liegt und somit der Truppens und 
Materialtransport auf wenig besuchten Eisenbahn⸗ 
linien fich leicht bewerkstelligen läßt. 
Paris, 29. August. Trotz der Indiscretion 
des „Figaro“ wird die Mobilisirung nicht abge⸗ 
ändert. Heute soll die Mobilifirung durch öffent⸗ 
lichen Anschlag publizirt werden. Zwei Secretäre 
im Generalstabe wurden als Verräther in Haft ge⸗ 
nommen. Die öffentliche Meinung verlangt auch 
eine Anklage des „Figaro.“ 
Wie in Frankreich gegen Deutschland 
zehetzt wird, ersieht man mit am Deutlichsten aus 
der kleinen für das Volk bestimmten französischen 
Presse. Dieselbe betreibt ihr unsauberes Handwerl 
n illustrirten äußerst billigen Schrifien mit größter 
Kaffinirtheit. Neben den für die Lektüre der Sol⸗ 
zaten bestimmten Flugschriften erscheinen jetzt illu⸗ 
trirte Hefte zum Preise von zwei Sous für das 
Zolk, in denen Schauergeschichten, die. der wüstesten 
Zhantasie entstammen, die teuflische Grausamkeit 
der deutschen Soldaten in dem Spiegelbilde erdich⸗ 
teter Schandthaten aus dem letzten Kriege dem 
gläubigen Leser vor Augen führen. Elsaß⸗Lothringen 
wird dabei natürlich nicht vergessen; es werden 
Vorfälle unter Bezeichnung der Oertlichkeit und 
der Namen der Betheiligten geschildert, die beweisen 
ollen, daß die unglückliche Einwohnerschaft schutzlos 
der Mord⸗ und Erpressungslust der deutschen Sol⸗ 
daten und Gendarmen preisgegeben sei. Die jetzt 
in Frankreich stattfindenden zahlreichen Feste der 
Schützen⸗, Turn⸗ und sonstigen Gesellschaften bieten 
willkommene Gelegenheit, den nationalen Haß zu 
chüren. Bezeichnend hierfür ist die Schilderung 
der neulich in einer französischen Stadt nahe der 
ventischen Grenze stattgehobten Tier eines Shüher-