Full text: St. Ingberter Anzeiger

nrephe ein Engländer, der ihn frug, ob der be—⸗ 
hnte Moltke zu Hause sei. Moltke, von Neu⸗ 
hen oft belästigt, entgegnete dem Engländer, 
In in seinem schlichten Anzuge nicht erkannte, 
— rz: „Nein, Moltke ist nicht zu Hause“ 
in — 
wd argbeg 7.“ Sept. Heute Nach 
nitag stürzte die Decke des Anatomiegebäudes.— in 
gschem ein Stodwerk aufgesetzt wurde, ein. Nach den 
Zzherigen Ermittlungen sind sieben Personen ver⸗ 
—9 von denen drei den Verletzungen erlegen 
in sollen. . m *18 
n Die Schlange im Magen. Der „Salz⸗ 
arger Zeitung“ wird folgende erbauliche Geschichte 
aihtet: „Vor zwei Jahren war Franz Lirk, 
mmetmann von Ostermiething Oberösterreich), 
im Wasserbau unweit St. Georgen bei Obern⸗ 
nf beschaftigt und trank im Durst aus einer 
uhen Lake, was ihm jedoch statt Erquickung sofort 
felleit machte. Er empfand seitdem sich steigernde 
merzen im Innern und ließ sich, im Herbste 
fselben Jahres noch, wohl erfolglos, auf Magen⸗ 
heuma behandeln. Nach Monaten erst wurde 
n klar, daß er damals mit dem Wasser Schlangen⸗ 
ut () getrunken und heute ist der seltsame Gast 
seinem Magen bereits so entwichelt, daß an eine 
nürliche Entfernung desselben nicht mehr gedacht 
xrden kann. Der Unglückliche fühlt die Schlange, 
enn fie auf einem Klumpen zusammengeballt ruht, 
nd spürt ebenso ihre Bewegung oder gar ihr Auf⸗ 
agen zum Halse. Das letztere, neben Anderem, 
in Gefühl von Kälte im Schlunde weckend, ge⸗ 
hieht besonders dann, wenn der Mann längere 
zeit nichts ißt. Am besten kommt er mit ihr bei 
dilchgenuß aus, der sie befriedigt — dann hat er 
duhe; fette Speisen, oder gar Wein oder Brannt⸗ 
in machen das eingesperrte Reptil rasend und 
x Mann weiß sich nicht zu helfen vor Athemzug 
id anderen Beschwerden. Interessant ist es, daß 
je Schlange, trotz der seltsamen Umfstände, unter 
nen sie aufgewachsen, doch ihre Natur hinfichtlich 
«8 Winterschlafes nicht zu verleugnen scheint. 
dahrend der kalten Jahreszeit liegt sie unbeweglich, 
lz Klumpen fühlbar, auf einer Seite des Magens, 
ind Lirk geht in Folge dessen während dieser Zeit 
it einseitig. Seine Nervenkräfte sind, seit er von 
em Vorhandensein der Schlange sich überzeugt 
alt, so herabgekommen, daß er weder zum Arbeiten 
och zum Essen Lust findet und einen recht mit⸗ 
idenswerihen Eindruck macht. Im Juli dieses 
zahres konsultirte er, angeblich, Salzburger Aerzte, 
ie ihn indeß in seiner Vermuthung nicht bestärkt 
ben. Leute, die den in den dreißiger Jahren 
chenden Mann seit langer Zeit kennen, der, ge⸗ 
esener Militär, stets rüstig und arbeitsam war, 
hließen eine Simulation gänzlich aus und bedauern 
en Unglücklichen, der sich augenscheinlich dem Tode 
mgegenquält.“ — 
F.Wien, 8. Sept. In Neuwieden bei Nikols⸗ 
urg ist ein großer Brand ausgebrochen. Eine 
frau fand in den Flammen den Tod. Der Schaden 
dsehr bedeutend. 
Ein eigenartiges Gefährte wird in 
yenigen Wochen durch die Straßen Wiens rollen 
ein Velociped in Form einer Kutsche, dem dessen 
jtfinder, Herr Johann Matzek, eine große Zukunft 
erspricht. Das Modell hat Raum fur sechs Per⸗ 
bnen, von denen vier an den vier Ecken auf 
zeitsizen placirt sind, die ähnlich, wie auf dem 
keitrad die Fortbewegung mit Hebelübersetzung zu 
esorgen haben, während zwei Personen bequem 
n gepolsterten Wagenkasten sitzen. Das Modell 
iird mit zwei und vier — die vorne rechts und 
mis angebrachten Lenkräder eingerechnet, mit drei 
nd fünf Rädern ausgeführt. Ob sich dieser neu⸗ 
ttige Wagen bewähren wird, bleibt natürlich erst 
nuwarten. 
r Aus der Schweiz. Die hochinteressante 
jahn auf den 2188 Meter hohen Pilatus ist bis 
lemsigenalp, also 13530 Meter über Meer, fertig⸗ 
cellt. Die Bahn wird selbstverständlich den Be⸗ 
uch des aussichisreichen Pilatus enorm steigern 
und wird bereits auf nächstes Jahr der Bau eines 
euen Hotels in Aussicht genommen. 
f Bei den nächsten Truppen⸗Uebungen 
der Ost schwei z werden zum ersten Male 
ladfahrer zu Verwendung kommen. Jede Division 
thält deren acht. J 
f—Rotterdam, 8. Sept. Hiesige Sozialisten 
aAtten gestern Abend im Volkskaffeehause eine Fest⸗ 
ichkeit zu Ehren des Sozialistenführers Nieuvenhuis 
norbereilet. Als lehteter mit mehreren Anhängern 
yor dem Kaffeehaus erschien, suchte die auf der 
5traße versammelte große Volksmenge seinen Ein⸗ 
ritt zu hindern, so daß die Polizei den Weg frei 
nachen mußte. Die Menge griff das Haus mit 
„teinwürfen an, riß die daran befindliche rothe 
Fahne herab und verbrannte dieselbe auf der Straße. 
Lrotz des Abwehrens der Polizei drang die Menge 
n das Haus ein und demolirte dasselbe vollständig. 
die Sozialisten waren inzwischen aus dem Haus 
Jeflüchtet. Die antisozialistischen Kundgebungen 
»auerten den ganzen Abend fort und erst gegen 
Nitternacht gelang es, die Ruhe wieder herzustellen. 
F Zwei Weltausstellungen. Paris 
uind Brüssel. Unter dieser Devise erhalten 
vir aus Brüssel folgende Zeilen: Eine Anzahl 
Hertreter deutscher Firmen hatte sich am vergangenen 
donnerstag in Brüssel versammelt, um über die 
Betheiligung der deutschen Industrie an dem 1888er 
Bettstreite zu berathen. Mehrere Großindustrielle, 
ie sich zur Zeit in den benachbarten Badern Ostende 
und Blanckenberghe befinden, nahmen an der 
Bersammlung Theil. Im Laufe der Verhandlungen 
nachte einen der Anwesenden darauf aufmerksam, 
aß das Generalregiment des Unternehmens den 
zrüsseler Ausstellern, welche 1889 Paris beschicken 
oollten, erhebliche Transport⸗Vortheile zusichere. 
der Chef einer hervorragenden deutschen Firma 
intwortete hierauf, diese Bestimmung sei für Deutsch⸗ 
and werthlos: Seiner Ansicht zufolge könne sich 
jach Lage der Verhältnisse keine deutsche Firma 
azu hergeben, in Paris auszustellen. Der Brüssel r 
Bettstreit sei eben darum ein glückliches Ereigniß 
'ür die deutsche Industrie, da derselbe ihr gestatte, 
yor dem Pariser Unternehmen ihre Kraft und 
leberlegenheit allen Nationen in einera neutralen 
dande zu zeigen, nachdem dieselbe auf eine Be—⸗ 
heiligung an der Pariser Bastillenfeier verzichten 
nüsse. Möchte diese von echtem Nationalgefühl 
jetragene Auffassung im Vaterlande allenthalben 
Jetheilt und endlich die deutsche Abtheilung einmal 
»ie Perle einer Weltausstellung werden. Wir 
»ernehmen soeben, daß die deutsche Kaiserin eine 
Preisaufgabe für einen Wettstreit des rothen Kreuzes 
jestellt hat und es in Allerhöchster Absicht liegt, 
inen Preis von Mk. 6000 für die Lösung auszu⸗ 
etzen. 
zVUmn mois à Berlin“ — unter dieser 
Ueberschrift veröffentlicht jetzt der Pariser , Temps“ 
iine Reihe von Aufsätzen über die deutsche Reichs⸗ 
jauptstadt, welche besonders über die städtische Ver⸗ 
valtung Berlins des Lobes voll sind. In der 
üngsten Nummer kommt der anonyme Mitarbeiter 
»es „Temps“ auf die Berliner Feuerwehr zu sprechen. 
Wir geben seine bewunderungsvollen Aeußerungen 
iber dieses Musterinstitut im Auszuge wieder. „Der 
Ruf der Berliner Feuerwehr“, so führt er aus, 
ist ein solcher, daß ich es nicht mehr nöthig habe, 
hr Lob zu verkünden: Die Berliner Feuerwehr— 
eute gelten im Allgemeinen als die ersten von ganz 
Furopa. Ihr ausgezeichnetes Material ist vielleicht 
zicht besser als das unstige; aber sie waren vor 
uns in seinem Besitz und sind fortwährend be⸗ 
schäftigt, nützliche Neuerungen einzuführen. Man 
rühmt ihr schnelles Eintreffen auf der Unglücksstätte, 
ferner die Sicherheit, mit der sie an die Bekämpfung 
des verheerenden Elements gehen. Der Ruhm hier⸗ 
für gebührt ihren Chefs, welche den Kampf gegen 
»as Feuer studirt haben, wie der Generalstab unter 
derrn von Moltke den Kampf gegen Rußland und 
rrankreich studirt, nämlich nach rationellen und 
wissenschaftlichen Prinzipien. Sie verlassen sich 
aicht allein auf improvisirte Befehle am Platze 
noch auf den „Elan“ ihrer Leute bei Ausführung 
des Kommandos. Ich habe sie einen lolossalen 
grand löschen sehen, der in den oberen Stockwerken 
ines großen Hotels nahe dem Centralbahnhof 
Continental⸗Hotel. D. R.) ausgebrochen war. Das 
dar wunderbar, wie präcis und exakt Alles aus⸗ 
zeführt wurde. Die Bewohner des Hotels zeigten 
ibrigens ein solches Vertrauen zu ihrer Feuerwehr, 
aß der Küchendienst in den Parterreraumen während 
»es mehrere Stunden andauernden Brandes fast 
ar nicht unterbrochen wurde. Die staunenswerthe 
zchnelligleit, mit der die Feuerwehr an der Un⸗ 
lücksstätte erscheint, ist der intelligenten Vertheilung 
er Depots und Wachtposten in der ganzen Stadt 
ind dem amfassenden Gebrauch des Telegraphen 
u danken, welcher gleichzeitig der Polizei und der 
Feuerwehr dient und eine Unmenge Stationen mit 
inander verbindet· 
fF Einer der ältesten Soldaten Na— 
nolceons L., Francois von Navarra, ist, 100 
Jahre alt, m einem Dorfe bei Huy gestorben. Er 
zatte die Feldzüge in Italien, Egypten und Sy— 
rien mitgemacht, hatte an den Feldzügen von 1805 
ind 1807 Theil genommen und war dem Kaiser 
auch nach Rußland gefolgt. Nach dem Uebergange 
über die Beresina kehrle er nach Frankreich und spaͤ— 
er nach Belgien zurück, wo er als Bedienter, 
dutscher, später als Turn⸗ und Fechtmeister sein 
Brod verdiente. Seine Muskelkraft war ganz er⸗ 
taunlich; er war kerngesund; nur in den letzten 
Monaten begann er zu kränkel. 
r Zur Bierfrage. Bei Besprechung der 
am 15. Sept. beginnenden, ausschließlich franzöfi⸗ 
schen Bierbrauerei⸗Ausstellung weist Pierre Giffard 
im „Figaro“ auf die rapide Ausdehnung des Bier⸗ 
onsums in Frankreich hin, — die Weinproduktion 
iinkt eben in Folge der Verwüstungen durch die 
steblaus unausgesetzt von Jahr zu Jahr — und 
erklärt mit anerkennenswerther Objektivität: „Hun⸗ 
ert mal lieber sehe ich, wie der Arbeiter sechs 
Schoppen zu je 2 Sous trinkt, als einen Liter 
TFampeche zu 12, unter einer Bedingung jedoch: 
aß der Schoppen gut sei. Sein Bier muß gut 
Jebraut sein, und sich dem deutschen Bier nähern, 
welches von allen Bieren dasjenige ist, an das wir 
uns am leichtesten gewöhnen. Nur wenig Fran⸗ 
zosen lieben das Pale ale, den Stout, den Lambic— 
o»der den Faro. Alle Franzosen trinken mit Ver⸗ 
mmügen Bier und als ihre Idealbiere die deutschen 
und österreichischen. Das ist eine Thatsache, in die 
man den Patriotismus nicht zu mischen braucht. 
Wenn Sie mir schlechtes Bier reichen und zu mir 
sagen: „Man muß es trinken, weil es national ist“, 
'o werde ich Sie auslachen und — gewiß mit 
Bedauern — meine 30 Centimes zu einem öster⸗ 
reichischen oder bayerischen Brauer tragen, der mir 
im Austausch für meine 6 Sous (Trinkgeld nicht 
nbegriffen) gutes Bier giebt. Das ist gegenwärtig 
die Lage in Frankteich und besonders in Paris, 
Niemand kann das leugnen.“ 1 
7 Papst Leo XII. hat sich entschlofsen, 
seinem Geburtsstädtchen Carpiento, das auf 
einem hohen Felsen liegt und daher oft mit Wasser⸗ 
nangel zu kämpfen hat, eine Wasserleitung auf 
seine Kosten erbauen zu kassen. Der Bau dieser 
Wasserleitung wird 600,000 Lire erfordern. 
7 Damenwahl. Jdualienische Blätter er⸗ 
ählen das folgende Geschichtchen. In einer kleinen 
—AR 
Tagen ein ländliches Fest statt, das mit einem 
Tanzkränzchen schloß. König Humbert und seine 
ßemahlin waren vom Schlosse herübergekommen 
ind sahen dem lustigen Treiben zu. Da gab der 
Tanzmeister die Parole: „Damenwahl“, und eine 
Sekunde später stand ein niedliches Vackfischchen 
nit blitzenden Augen und fliegenden Zöpfen vor 
dönig Humbert und verneigte sich vor demselben. 
Der König wußte im ersten Momente nicht, was 
die Kleine wünsche. Lachelnd belehrte ihn die 
Tönigin: „Die Signorira macht von ihrem Rechte 
Bebrauch und ladet Dich zum Tanze.“ Ueberrascht 
sagte König Humbert: „Ich tanze leider nicht, doch 
zestatten Sie, daß ich einen Vertreter stelle“ Mit 
diesen Worten winkte er seinem Sohne, dem Kron⸗ 
prinzen Viktor Emanuel, der denn auch das Fräu⸗ 
lein zum Tanze auf den Wiesenplan führte. 
Eine gefährliche Krankenpflegerin. 
Welche Folgen die Pflege der Kranken durch Nonnen 
nach sich ziehen kann, davon erzählt eben die Mai⸗ 
änder „Italia“ folgendes Beispiel als Warnung: 
„Im Spitale zu Venedig lag ein junger Mann 
rank darnieder, der sehr freisinnigen Ideen huldigte 
ind daher von Messe und Beichte nichts wissen 
vollte. Die Ermahnungen seiner Wärterin, einer 
alten ehrwürdigen Nonne, doch an sein Seelen⸗ 
Jjeil zu denken, wies er mit Entrüstung zurück. Da 
entschloß sich eine gottbegeisterte junge, hübsche 
Nonne, die Pflege und Bekehrung dieses Gottes⸗ 
eugners zu übernehmen. Kaum hatten sich jedoch 
»er Kranke und seine Wärterin gesehen, da ver⸗ 
iebten sie sich in einander, flohen heimlich aus dem 
Spitale und ließen sich in Monza trauen.⸗ 
F Ein. Haifisch in der Adria. Aus 
fiume, 4. Sepiember, wird gemeldet: In der 
tähe von Porto Rè wurde gesiern ein großer 
daifisch eingefangen, dessen Länge 43,e Meter und 
»essen Gewicht 1460 Kilogramxt beträgt. Derselbe 
vurde zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt. In 
einem Magen fand man xuter Anderem ein Paar 
Stiefeln, in welchem noch die menschlichen Glied⸗ 
naßen staken. ⸗ 
FEin Bier gesucht! Ein hochgelehrri⸗