Full text: St. Ingberter Anzeiger

nit dem Grafen Herbert Bismarck; als im Laufe 
er Unterhaluung die Rede auf die Meldung der 
Daily News“ kam,s erklärte «Graf Herberd die 
Nachricht entbehre durchaus jeder Begrundung. Wir 
onnen noch verfichern, daß die Beziehungen unseres 
Botschafters am Berliner Hofe fortwährend die 
freundlichsten sind.“ — Der Armeegusschuß nahm 
m Grundsatz den von Boulanger gutgeheißenen 
Vorschlag an, die jungen Leute vom 17. bis 20. 
debensjahre vorbereitenden Militärübungen zu unter⸗ 
verfen. — Der Kammerausschuß lehnte einstimmig 
die Inbetrachtnahme des internationalen Schieds⸗ 
gerichts⸗ und Abrüstungsvorschlags des Abgeordneten 
Boyer ab. — 
Paris, 26. Jan. Die Initiativkommission 
der Kammer beschloß mit allen gegen eine Stimme 
die Abrüstuugsanträge von, Boyer und 
Passy nicht in Betracht zu ziehen. 
Paris, 27. Januar. Die Borse ist fort⸗ 
während matt, da die Baissiers die noch immer 
imlaufenden beunruhigenden Gerüchte ausdeuten. 
Lokere und pfalzische Nachrichten 
SasSte Ingbért, 27. Januar., Herr 
Wolfgang Kahn und dessen Ehefrau geb. 
geer feierlen gestern im Kreise ihrer zahlreichen 
Rachkommenschafi das seltene Fest“ der goldenen 
hochzeit · Nachdem der Hochzeitszug ausder 
„ynagoge zurückgekehrt war, wurde dem Jubelbaar, 
welches sich einer autgezeichneten geistigen und 
zrperlichen Gesundheit erfteut, von vielen Gratu⸗ 
anten zahlreiche Glück · und Segensbwünsche: dar« 
jebracht; es wurde denselben eine ganz besondere 
jlufmerksamkeit zu Theil, seitens einer Deputation 
Hestehend aus den Herren: Bürgermeister Heinrich, 
L. Adjkt: Peters/ Stadt⸗ und Armeppflegschafts⸗ 
rath Friedrich und Stadwpfarrer Dengel. In 
iner kurzen, aber sympathischen Ansprache drückte 
er Burgermeister Ramens der Deputation die auf⸗ 
aichtigsten Wunsche zu deren Wohlergehen aus, und 
job besonders die zahlreichen Verdienste und den 
mermüdlichen Eifer hervor, welche Herr. Kahn,als 
iner der ältesten Stadt⸗ und Distriktsräthe auf · 
uweisen habe; zum Schlusse wurde noch herzlichst 
Jedankt. für das großmüthige. Geschenkrevon Mark 
300.— welche Summe gestern Morgen auf dem 
Stadthause unter die vielen Dürftigen- vertheilt 
vurde — Mögen dem verehrtenJubelpaare noch 
ziele glückliche Jahre bescheert sein 
—Bon den 119 Schuldienstexspektanten, welche 
sich der Ausstellungsprüfung unterzogen, fielen 14 
zurch 5 davon 4 aus dem Kaiserslauterer, 8aus 
dem Speyerer und 2aus nichtpfälzischen:Semi ⸗ 
naden,27 erhielten die Note I 77 die Note III 
ind T die Note IV. Die: 4 Schuldieunsterspelian ⸗ 
tinen haben die Prüfung bestanden. n 
Kleinbockenhe im, 260Jan.“ Gestern 
nachte einnjunget Mann aus einer. wohlgestellten 
ziesigen Familie einen Selbstmordversuch. Er 
pürzie fich in ein vor dem Orte gelegenes Wasser⸗ 
zeservoir; allein der seichte“: Wasserstand vereitelte 
seine Absicht. Als sich Leute näherten, verließ der 
unge. Mensch wieder das nasse Element undfloh 
Juerfeldein, bis er erschöpft zusamraenbrach. Man 
jolte mun einen seiner? Angehdrigen, einen älteren 
Bruder, herbei. Dieser fiel voll Wuth uüber den 
Selbmordtkandidaten her und prügelte Lihn· jammer⸗ 
sich durch, jede Einmischung Anderer mit drein« 
chlagender Faust abweisende Dann erst führte er 
hn nach Haufe. — «HeftigeZ Zwistigkeiten im 
Schooße seiner Famlie sollen den jungen Menschen 
zu dem verzweifelten Schritte getrieben haben. 
Die Reviston des WeinagentenLazarus 
ßrünewald in Edesheim,! welcher“ vom 
Zandgeticht in Landau am 16. Rov. v. Is. auf 
grund des Nahrungsmittelgesetzes zut 100 Mark 
Beldstrafe verurtheilt worden war, wurde verworfen. 
Der Thaibestaud, weßwegen die Verurtheilung er⸗ 
olgte; ist foigenderr Eine Mannheimer Firmahatte 
m Juli 1885 einée Partte Wein für Württemberg 
zei dem Angeklagten bestellt und daber die Liefer⸗ 
ing guten und reinen Weines alt Bedingung hin⸗ 
gestellie Da der 1888er Wein zum gtroßen Theile 
sauet war nund im Naturzustande nicht genossen 
verden' konnte, hielt es Grünewald für angezeigt, 
den Wein zu verbessern, resp. genießbar zu machen. 
Er mischte deshalb 10 pCt. Zuckerwasser dem Weine 
bei und hat hiedurch dem Getränke seine Natur⸗ 
einheit genommen. Die Begründung des Reichs⸗ 
gerichts siützt sich auf folgende Hauptpunkte: Wenn 
ine Fälschung von Nahrungsmitteln in Rede ist, 
o muß man vor allen Dingen nach der normalen 
Beschaffenheit fragen und ob diese so berändert ist, 
daß das Nahrungsmittel“ in seiner Substanz ver⸗ 
indert ist. Es ist nun kein Rechtsirrlhum, wenn 
der Lerste Richter davon ausgeht, daß das Galli⸗ 
iren, wie es hier geschehen ist,“ eine Veränderung 
der normalen Beschaffenheit ist, wie sie angenommen 
vird, namentlich in der Rheingegend. Wenn dort 
Jemand Naturwein kaufen will, so versteht er dar⸗ 
uinter reinen Naturwein. 
— Edenkoben, 26. Jan. (Die geschäft⸗ 
lichen Folgen der Ablehnung der Armeevorlage.) 
VBon der Berliner Börse. welche jetzt für ganz 
Deutschland und darüber hinaus maßgebend ist, 
vird berichtet, daß das Publikum sehr beunruhigt 
— 
ci duf manchen Gedielen in eine Panik geraͤthen, 
n der die Kurse ohne Halt heruntergefallen seien, 
vorunter. insbesondere Industrie⸗ Bank⸗ und 
stentenpapiere helitten hätten. In diesen wenigen 
Zoͤrsennotizen liegt außerordentlich viel; einmal 
»atß das Publikum das Vertrauen auf die Er 
jaltung des Friedens verloren hat und von der 
driegsfurchte ergriffen wurde, dann daß dasselbe, 
soweit es sein Vermögen in Effekten“ angelegt 
hätte, am Vermögen an einem Tage Verluste er⸗ 
litten hat, der die Kosten einer Heeresvermehrung 
lir mehrere Jahreübersteigen, ferner daß die In⸗ 
zusterie, das Gewerbe und der Handel vor Allem 
hei der Unsicherheit leiden, da aus Mangel an 
VBertrauen in die Jukunft die Unternehmenslust 
rehlty während die Lage in der letzten Zeit gerade 
iich sichtlich zum Besseren wendere; die weitere 
Folgeist, daß Alles sich einschränkt, weniger Geld 
uusgibt und die erzeugenden Geschäfte, Industerie, 
gewerbe und Landwirtschaft, daher auch nichts 
derkaufen, worunter wiederum noch mehr als die 
Hefitzende Klassedie? Arbeiterbevölkerung zu leiden 
haben wird; daß unter solchen Verhältnissen auch 
der Wein “ der 'verbesserte wie der⸗ unverbesserte 
— nicht Ageht, liegt auf der Hand. — Das ist 
is ein kleiner Vorgeschmack von unsicheren staat⸗ 
ichen Verhältnifsen Wie würde es erst' Kommen, 
venn wir bei unzulänglichen Kräften einen langen 
der gar unglücklichen Krieg führen müssen! Gott 
zeschütze / uns vor Vollsfreunden die: um Kleinig⸗ 
eiten markten und dabei den Frieden und den 
Vohlstand der ganzen⸗ Nation aufs Spiel fetzen! 
Ist der Friede das chöchste Gut, so mußi ihm auch 
as größte Opfer gebracht werden ;auch die 
—AV— 
zringt eine Nation die Opfer nicht, so giebr sie sich 
zu ihrer eigenen Schmach und zum eigenen Ver—⸗ 
derben auf. Gott sei Dank, so weit sind wir noch nicht, 
das deuische Volk hat noch Vertrauen zussich selbst und 
u seinen bewaührteen Führern: seinem siegreichen 
daifer und dessen treuen Verbündeten, unterstützt 
hon dem ersten Staatsmann Fürst! Bismarck und 
dem erprobtesten Schlachtenlenker Graf Moltlen 
Die · Steuer und Gemeinde⸗Einnehmerei 1. 
2lasse? zu Billing he im ist mit einer Cautions⸗ 
pflicht von 11,600 M.zur Bewerbung ausgeschrieben. 
Hr. Secondlieutenant· A biel in Geir⸗ 
mersheim' rettete mit eigener Lebensgefahr 
einen 11jährigen Knaben, der sich aus der Eisbahn 
Iber die abgegrenzte Fläche hinauswagie und ein ⸗ 
zrach, vom Tode des Ertrinkens.“ 17 
Das Centralkom ire der deutch⸗ 
konservativen Partelin der Pfälß 
Jat beschlofsen, gemaß dem“ in Berlin zwischen den 
reichstreuen Parleien abgeschlofsenen Kartell bei den 
eborstehenden Reichstagswahlen vot ugehen.“!“ Um 
in einheitliches Verfahren bei den Verhandlungen 
jerbeizuführen, ersucht dasselbealle Parteigenossen 
zringend, keine Vereinbarungen in ihren Wahlkreisen 
auf eigene Fauft zu treffen/ vielmehr alle Anfragen 
den an das Centralkomite zu verweisen; dessen Vor⸗ 
dand“ Herr Baron Karl b. Gienanth in Hochstein 
ei Winnweiler ist..Nur“nuf dieseno Weise · werde 
3 moͤglich sein, die Intetessen der Partei nach allen 
Seiten hin gebübrend zu⸗ wabren⸗unu 
Bermischtes. — 
Saarbrückern, 25. Januar.“ Für die 
projelirte Fernsprech Anlage füe Saarbrücken und 
—A —— 
meldet. Aus Malstatt⸗Gürbach und aus Neunkirchen 
siegen jetzt drei Beitritts-Erklärungen dor. 
77 Vom Rhein, — Die Passa⸗ 
riere des Zuges Paris Metz Coblenz⸗Frankfurt 
8292) entgingen gefiern bei der Einfahtt in den 
zahnhof Cochum a. d. Mosel knapp der Gefahr 
ines Zusammenstoßes. Vielleicht 100 — 150 Schrit 
vor dem Bahnhofsgebäude stand auf dem Geleis, 
in welchem der Schnellzug einzufahren hat, eine 
Rangierlokomotibe und nur der Geistesgegenwart 
des Zugführers, der den in voller Fahrt begriffenen 
Zug kurz vorher zum Stehen brachte, ist es zu⸗ 
berdanken, daß die Passagiere nur durch einen Ruck, 
der sie von den Sitzen fliegen machte, gestoͤrt wurden. 
Mainz, 24. Jan. Die hiesige Militär⸗ 
verwaltung hat bei den Müllereibesitzern dahier die 
dieferung von ca. 80,000 Centnern Mehl, das 
bis zum 1. März geliefert sein muß, in Auftrag 
zegeben. Die zur Mehlfabrikation nothwendige 
Frucht wird von der Milinrverwaltung geliefert. 
In den Magazinen der Garnison wird neuerdinaß 
nuch viel Hafer aufgespeichert, — 
7 Die Frau des Schmiedemeister Wilhelw 
Bradinger in Gonsen heinm wurde am Sonn- 
tag von Drillingen, drei Mädchen, glücklich 
⸗nibunden; Muttter und Kinder sind gesund 
München, 25. Jan. Aufruf und Bekannt 
machung, Die katholische Pfarrkirche in Zwiesel 
zrannte in der Nacht vom 18. auf 19 August 1876 
sotal nieder.“ Das kleine Kirchenvermögen reicht 
kaum hin, die laufenden Bedürfnisse zu befriedigen 
— die Pfartgemeinde besteht aber größtenteils aut 
armen“ Fabrik⸗Holzarbeitern und Taglöhnern — 
weshalb es unmöglich ist, ohne fremde Hilfe di⸗ 
oster eines Neubaues aufzubringen. Seit mehr 
als 10 Jahren muß sich eine Parrei mit nahezu 
7000 Serelen mit einer hölzernen, durch die vielen 
Jahre schon baufällig gewordenen Notkirche be⸗ 
gnügen. Das k. Staatsministerium hat in Würdig. 
ung dieser außerordentlichen Verhältnisse die hoht 
Genehmigung zu einer Geld⸗Prämien⸗Votterie er— 
teilt, deren erste Ziehung schon Oktober vor. J 
hätte stattfinden sollen, aber wegen Mangels des 
durch viele andere konkurrierende Lotterien gehin⸗ 
derten Loßabsatzes neuerdings auf 8. und 9. Märjz 
1887 verschoben werden mußte. Um nun den 
Rest der Lose noch vollständig absetzen und obigen 
Ziehungsiag endgiltig einhalten zu können, wendet 
ich die untersertigte Kirchenverwaltung an alle Jene, 
nie sich an einem gewiß guten Werke beteiligen 
wollen, mit der dringenden Bitte, durch Abnahme 
yon Losen der Pfarrgemeinde Zwiesel zu einem 
Botteshaufe zu verhelfen. 'Gott wird es lohnen! 
Die kathol. Kirchenberwaltung Zwiesel. 
Fürst, Pfarter. Weinberger. Rainprechter. Röd. 
Hannes.!“ Ponholzet.“ Brunner. 
p Muncheen, 26. Januar. Die bisher bei 
den Landwehr-Stämmen (Bezirks⸗Komandos) als 
Adjutanten verwendeten, mit Pension zur Disbosition 
gesiellten Offiziere werden nun alle verabschiedet 
uͤnd durch aktive Offiziere (Premier⸗ und Selond⸗ 
tieutenanis), welche die Kriegsakademie durchgemacht 
haben, erseßt werden. Dieser Maßregel liegt die 
Absicht zu Hrunde, genannten Offizieren auf Linige 
Jahre Gelegenheit zu geben,fich im Ersatzwesen 
hraktisch zu orientiren und auch in diesem wichtigen 
Diensie der Heeresberwaltung für ihre spätere Stel⸗ 
sung? als Generalstabsoffizier oder Adjutant bei 
sdheren Kommandostellen vorzubereiten. 
7 Meissen heüm, 258. Jan. Im Jahre 
1834 wanderte ein“ gewisser!““ Phil. Muthvon 
Schweinschied nach Amerika aus, ohne seinen dies⸗ 
eitigen Verwandien bisher irgendwelche Nachricht 
hon sicht zu geben. Vor einigen Tagen gelangte 
aun in seine in Hoppftädten wohnenden Verwan⸗ 
dien dien Nachricht, daß' derselbe verstorben, ein 
Vermögen von ca. A70000 Pek. hinterlassen uind 
dieselben zu Erben eingesetzt habe. Nach Aussage 
der obengenannten Erben wurde, wie der Allg. 
Anz. schreibt, auch dem Fürsten Bismard von dem 
Frblafser· die Sunime von⸗ 12000 Mt wvermacht 
ind haben sich dieselben bereits mit der Bitte um 
Belreibung resp Beschleunigung der Angelegenheit 
an letztereit gewandt.3 
Essern 24. Janl!n Das Ereigniß dee 
Tages ift hier die Aufftellung des Herrn Kruph 
Sohn) als Candidat für die bevorst hende Reichs 
— 
Durch diese; beiden Thatsachen ist die Haupi⸗ 
chwierigkeit⸗“ des Erfolges“ der reichsfreundlichen 
ßarteien hinweggeiäumt. 
Foigende Jagdgeschichte, für deren Wahrhei 
ich der Berichterstatter, wie eb in solchen Fallen 
mmer geschieht, ausdrücklich verbürgt, erzählt die 
in Dürren erscheinende, Roerzeitung“. Wohlgemulh 
ogen sie hinaus zwölf große Jaͤger vor dem Herrn 
im nicht weit von der Stadt Duren ein Engros 
Attentat auf die Familie derer von Lampe auszu⸗ 
Uben. Nicht weniger als 15 Treiber waren auf