Full text: St. Ingberter Anzeiger

anuapti qher Requisition der Staatsbehörde Frank⸗ 
sun Eyasnnheim, 8. Okt. Auf dem Meßplatze 
enseilts des Neckars wurde gestern Nachmittag ein 
elegant gekleidetes Frauenzimmer verhaftet, 
uches im Verdachte steht, auf dem Dürkheimer 
urstmarkte einen Herrn um seine werthvolle Uhr 
sammt Kette und Baargeld erleichtert zu haben. 
Aus Neustadt (in Baden) theilt man 
dem „E. db. W.“ mit: „Wir machen hiermit da⸗ 
auf aufmerksam, daß auf dem Gebiete der Uhren⸗ 
dustiie eine höchst wichtige Erfindung gemacht 
zutde, an der schon viele Fachleute eine lange 
geihe von Jahren fich vergeblich die Koͤpfe zer⸗ 
srochen haben. Es ist dies eine Uhr, welche sich 
tiwährend im Gange befindet, ohne dabei nut 
inmal aufgezogen zu werden. (7) Das Kunstwerk, 
pelches bis jetzt einzig in seiner Ärt dasteht, foll in 
ernächster Zeit ganz zur Vollendung gelangen 
ind wird demnächst patentirt, um alsdann später 
don dem Erfinder, Herrn Schmidt, zur Zeit Auf⸗ 
shet in der Uhrenfadrik Neustadt, öffentlich aus— 
nestelt zu werden. 
x Auf dem Schiefblatze in Jüter bogk wurde 
meiner der letzten Nächte bei elektrischer Beleuch⸗ 
ung geschossen. Das dort errichtete Fort und die 
saneben befindlichen Zielbatterien wurden aus 36 
deschützen verschiedenen Kalibers bis zum 21 Centi⸗ 
eierMorser hinauf, 24 Stunden lang mit etwa 
200 Granaten und Shrapnells aus einer Ent—⸗ 
fernung, schwankend zwischen 2800 und 8800 Metern, 
von verschiedenen Seiten aus beworfen. Während 
der Nacht wurde zeitweise das Ziel erleuchtet. Von 
zer Jüterbogk⸗Treuenbrietzener Chausse aus, wo die 
Haschine stand, leuchtete der Lichtkegel quer über 
den Schießplatz. In seinem außern Ende sah mon 
tlar und deutlich die Umrisse des Forts. Zur Be⸗ 
bachiung waren 80 Offiziere, darunter 6 Generäle, 
aschienen. Dicht hinter den Batterien stehend, 
lonnten die fast senkrecht aufsteigenden Geschosse be⸗ 
nerlt werden; sobald die Projektile den höchsten 
hunkt erreicht hatten, verschwanden sie den Augen, 
im fern am Horizonte, nach einer Minute, plötz · 
jh wieder zu erscheinen. Bei dem elektrischen 
aͤht lonnte ihr Einschlagen und die dabei auf— 
vitbelnde Staub⸗ und Rauchwolke beohachtet 
perden. 
fBerlin, 7. Okt. Dieser Tage starb dahier 
ine 86jährige anscheinend in den kümmerlichsten 
derhltnissen lebende Frau. Nach ihrem Ableben 
inden sich in der seit Jahren nicht mehr gereinigten 
gehnung 45.000 Mk. in Baargeld und eine Ur— 
unde, wonach die „arme“ Alte Besitzerin eines 
Jauses in Mecklenburg-⸗Strelitz war. 
fZabrze, 6. Okt. Die Zahl der in dem 
huidoschacht der Königin Luisengruͤhe verunglückten 
bergleute beträgt 21. Acht sind bis jetzt heraus⸗ 
xschafft, darunter vier Todte und ein Schwerver⸗ 
estet; fünf befinden sich noch im Schachte, die 
igen haben sich glücklich geflüchtet. Die Ret— 
ungsarbeiten sind wegen Gefährdung der Reitungs⸗ 
rannschaften theilweise eingestellt. Die funf noch 
xtschütteten Arbeiter werden wohl ersft nach zehn 
sagen erreichbar sein. 
Der im Laufe vergangener Woche in Dres⸗ 
wen verstorbene Geheime Hofrath a. D. Ludelus, 
n geachteter und vermögender Herr, hat für den 
jol seines unerwarteten Todes Trauerbriefe vor⸗ 
ihiz drucken lassen mit dem Inhalt „Mein 
NRhiascheiden aus diesem Leben beehre ich mich 
len meinen Freunden und Bekannten hierdurch 
uzuzeigen. Datum des Poststempels.“ Ein miit 
om Nachlaß betrauter Freund hat die Trauerbriese 
n Todestage pünktlich ausgeschickt. 
fBrüfsel, 8. Olt. Der Schwurgerichtshof 
u Brobant hat den Sozialisten Moreau, welcher 
uhellagt war, durch seine Reden zum Ungehorsam 
zun die Gesetze aufgefordert zu haben, zu einer 
sangnißstrafe von 2 Jahren verurtheilt. 
fParis, 7. Ott. die Geldsammlung des 
Antransigeam“ und dessen patriotische Entruͤstung 
it das deutsche Almosen · beruhle, wie ma 
p erfährt, auf einer niedrigen Sprtulation. Ein 
lteur des „Intransigeant“ war zur Wittwe 
non gekommien und schlug ihr dor, die Samm— 
ng für gemeinsame Rechnung zu unternehmen, 
eZeitung und ein Geschäftsagent wollten ihr 
— Betrag von 200, 000 Fr. verbürgen und sofort 
5 Die Frau hat das Anerbieten entschieden 
nt. 
Varis, 8. Ott. Die Verhandlung wegen 
Brandes der Komischen Oper“ ist auf den 16. 
k. M. und die folgenden Tage anberaumt. Es 
werden vor dem Zuchtpolizeigerichte erscheinen: J 
Der Direltor Carvalho, 2) der Controleut Lecomte. 
3) der Obermaschinist Varnout, 4) der Theaterhaus 
meister Baland. 5) der Oberfeuerwehrmann Cum— 
mine, 6) der Feuerwehrmann Andre, 7) der Bau⸗ 
meister der Kunstverwaltung Archambauit. — Die 
Antersuchung wegen der angeblich aus einem Stück 
daut Pranzini's angefertigten Visitenkartentäschchen ist 
eingestellt, da die Sachverständigen erklären, die 
Täschchen seien gar nicht aus menschlicher Haut. 
ondern aus gewöhnlichem Kalbfell gefertigt. 
Paris, 8. Okt. General⸗Caffarel wurde 
zestern Abend verhaftet und in das Militärgefäng⸗ 
niß abgeführt; derselbe soll vor ein Untersuchung⸗ 
zericht gestellt werden, da die Verdachtsgründe, 
daß er mit Zusagen von Ordensverleihungen ge⸗ 
jandelt, sich erheblich vermehrt haben. Als Mi⸗ 
chuldiger und Vermittler werden von verschiedenen 
Blättern General Dandlan und Senatort Dame 
aus Limousin genannt. 
F Ein Zeichen des Erfolges. In Paris 
purde vor einigen Tagen eine ‚Bierausstellung? er⸗ 
uffnet, bei welcher in dreißig Kiorken die ver⸗ 
chiedenen Biere, die in Paris gebraut werden, 
zum Ausschanke gelangen. In dem Berichte über 
)den Erfolg der letzten Tage sagte der Präsident 
trahlend in der Sitzung: „Ermessen Sie, meine 
Zerren, die riesige Theilnahme des Publikums, am 
ersten Abend mußten wir bereits siebenhunderivier- 
undfünfzig total Betrunkene durch die eigens 
hierzu engagirten Hausknechte hinausschaffen lassen.“ 
fF Erlogenes aus anderen Blättern. 
Wie chauvinistische Blätter voll grimmiger Schaden⸗ 
reude mittheilen, ist es dem maächtigen Germanen⸗ 
einde Deroulede doch glücklich geiungen, die Wach 
amkeit der deutschen Behörden zu täuschen, und — 
während man ihn allgemein noch auf der Rückreise 
don Petersburg, respektive vom Sturm zerschlagen 
in Viborg vermuthete, sich unverkannt bis in das 
derz Deutschlands zu schleichen und hier dem in 
Frankreich wüthenden deutschen Spionenthum ein 
VParoli zu biegen. Deroulede hat während der 
kurzen Zeit von kaum acht Tagen eine in der Thaf 
unglaublich fruchtbare und (für die „Pruͤs⸗ 
iens“) furchtbare Kundschafter⸗Thätigkeit entwickelt. 
Es ist ihm gelungen, nach dem Muster der deut⸗ 
chen Generalstabskarte eine Gruppe vollständig ge⸗ 
jauer Karten und Pläne zu entwerfen, welche dem 
ranzösischen Heere oen Weg nach der deutschen 
Keichshauptstadt mit minutisser Genauigkeit angeben. 
Die sieben Sektionen dieser Karte, welche jetzt be⸗ 
eits in Hunderttausenden von Exemplaren verviel« 
ältigt und im Besitze eines jeden französischen 
Soldaten ist, umfassen — von der Rheingrenze 
»eginnend — die folgenden deutschen Landsiriche: 
Seltion: Provinz Lievland mit der Hauptstadt 
khein · Bayern und den Festungen Kalau, Peft und 
Zeulenroda. 2. Sektion: Provinz NeustadtEbers⸗ 
valde mit der Hauptstadt Bückebürg. 3. Sektion: 
Das Herzogthum Charlottenburg mit der Festung 
Pichelsberg und den Vorwerken Frankfurt a. M., 
Posen und Tirschtiegel. 4. Sektion: Das Groß⸗ 
ürstenthum Moabit mit der Haupistadt Schleswig ⸗ 
dolstein. 5. Sektion: Die gefürstete Grafschaft 
Lichterfelde mit den defestigten Plätzen Hannover, 
Schwiebus und Württemberg. 6. Sektion: Die 
Enklave Juliusthurm mit der Freien⸗Reichsstadt 
Zehlendorf. Endlich 7. Sektion: Die Residenz⸗ 
Festung Berlin mit ihren Vorwerken Salzburg, 
Meseritz, Torgau, Plötzensee und Konigstein. 
Der Kriegsminister Ferron soll Deroülede bei 
lleberreichung der Original ⸗Pläne und Karten um— 
armt und unter ausbrechenden Freudenthränen die 
schwerwiegenden Worte gerufen haben: „Das war 
es, was grade uns noch fehlte; nun sind wir fer— 
tig und es kann losgehen!“ 
7 Wenn mir einmal eine Million in den Schoß 
fiele, so würde ich davon in keiner Weise überrascht 
venn auch ganz angenehm berührt werden. Ich 
zabe mir für diesen Fall bereits mein ganz hübsche⸗ 
Plaänchen gemacht und würde unmitielbat „nach 
Tingang“ meine Disposition zu treffen wissen. 
Die Sache würde sich schon seitsam komplizieren, 
venn es sich um einige Millionen handelte. Ganz 
merkwürdig muß aber einem Menschen zu Muthe 
sein, der täglich nur drei Francs verdient, auf den 
infamen Besitz des Kapitals und seinet Inhaber 
tets geschimpft hat, und dem plötzlich vierzig 
Millionen zu Theil werden, wie dies einem armen 
Schuster im Süden Frankreichs in Folge einer 
merikanischen Erbschaft geschehen. Man vermad 
's gar nicht zu fassen, daß dieser Glücksbold fich 
oo schnell in sein Unglück, Kapitalist zu sein— ge⸗ 
unden, sofort über sein Vermögen ganz vernünftige 
Dispositionen getroffen und sich nicht etwa zwei 
dilometer saucisson de Lyon oder einen See— 
Fhablis mit einer Austernzucht darin angelegt hat. 
Der Mann hat, was am Ende nicht sehr viel ist, 
jofort hunderttausend Francs seinen Freunden über⸗ 
viesen. Leider hat aber der Sozialdemokrat von 
Jestern nicht mit seinen „Kompagnons“ gerechnet 
die ihm heute eine Adresse übersenden, worin fi⸗ 
ihn zu einer Versammlung einladen, in welcher 
über die Verwendung seines Kapitais beschlossen 
werden soll. Vielleicht macht er es wie weiland 
der alte Rothschild und zahlt jedem der Versammelten 
einen Frank, was etwa die Anspruchsquote des 
Sinzelnen auf die vierzig Millionen unter Zugrunde⸗ 
egung des Prinzips der Güterdertheilung dusmachen 
würde. Vielleicht ist aber auch der Bourgeodissinn 
schon dergestalt in seine Seele gezogen, daß er 
durch sein Fortbleiben von der Versammlung ein⸗ 
jach in der klassischen Sprache der Sozialdemokratie 
erklärt; „Ich pfeife was auf Euch, meine Lieben!“ 
F Eine furstliche Gant. Der Massever⸗ 
walter der fürstlich Sal m'schen Gant versendet an 
die Gläubiger des Fursten folgendes Memorandum: 
Als am 8. Juni d. Irs. über das Vermögen des 
Herrn Fürsten Ludwig zu Salm⸗Kyhrberg Konkurs 
eröffnet wurde, bestanden die ÄAktivas aus 
folgenden Posten: 1) einer jährlichen Rente vom 
oreußischen Staate im Betrage von 18,000 Mke., 
2) riner desgleichen vom Fütsten Salm Salm im 
Betrage don 16,500 Mt., 3) einer desgleichen von 
oreußischen Bankantheilen im Betrage von 2500 
Mk., 9 einem Guthaben bei dem Bankhause A. 
. Rost in Muünster im Betrage von 6693 Mk., 
3) Mobilien im Werthe von zirka 7000 Mti., 
pelche aber gepfändet waren. Die Grafschaft 
Renneberg ist Fideikommiß und daher nicht angreif⸗ 
nar, hat aber auch nach sehr genauen Ermultelungen 
eit langer als zwanzig Jahren nicht nur keinen 
Ertrag geliefert, sondern der Fürst mußte jährlich 
noch zirka 83000 Mk. zulegen. — Die Passivas 
jaben sich bedeutend höher herausgestellt, als man 
wartet hatte, da die bis jetzt angemeldeten Forder⸗ 
ingen nebst Zinsen schon über zwei Millionen Mark 
betragen. 
F Petersburg, 7. Oklbr. Der Ausbruch 
neuer Petroleum-⸗Ouellen in Baku überschwemmt 
die Gegend. — Das Londoner Haus Rothschild 
kauft große Massen Petroleum für Indien. Der 
Preis ist in Bombay um die Haͤlfte niedriger als 
der des amerikanischen Petroleums 
F Toulon, 10. Okt. Ein Dampfer der 
Compagnie Morelli ist in der Bucht von Bormes 
ungefähr 40 Kilom. östlich von Toulon) gesunken. 
22 Reisende sind ertrunken, 80 sind in Lavandon 
gelandet. Von Toulon ist ein Dampfer abgesandt. 
um Hilfe zu bringen. 
7Neuer Kaffeetrichter. Bäckerjungens 
beim Kaffre. Erster Junge: „Du wat is denn 
det für Kaffee, wie schmeckt denn der?“ — · Zweiter 
Junge: „Na sehre dinne is er, den wird de 
Meestern woll widder durch de Sparbüchse haben 
loofen lassen.“ 
Dienstes nachrichten. 
Thierarzt Sten ger aus Haßloch wurde zum 
Distriktsthierarzt in Alsenz erunannt. 
Der k. Studienlehrer Hellfritz sch in Blies⸗ 
astel ist in gleicher Eigenschaft auf Ansuchen an 
ie Lateinschule zu Germersheim. und zwar 
As Sbretu yersetzt. 
rur die Redaktion verantworlich: F. x. Demel 
Mussigeane V 6 
und die Tragheit ist ein debel, welches jedes Gluct 
mabãnderlich zerstõören muss. Sio lähmt die Willens- 
craft, sie erneugt üble Neigungen und führt Jeden, der 
sich ihrem Banne nicht zu kntziehen vermag, dem mora- 
liischeon und matoriellen Ruin, oft genug sauceh beiden. 
ntgegen. Wie soll sich aber derjenige zu energischer 
Thatigkeit aufraffen, dem alle Glicder bleischwer am 
Læibe häüngen, der bestündig gegen eine fast unũuber- 
windliche Mũdigkeit anzukümpfen hat und schliesslich 
zu einer Träügheit verurtheilt wird, die ursprunglioh 
seinem Chara-cter völlig fremd war. Denn diess Schwere 
und Traägheit all seiner Glieder ist nichts anderes, als 
ein Körperliches Leiden, dessen Ursprung in Stockungen 
des Bluts und damit des ganzen Stoffweehsels zu suchen 
ist. Man bringe mit Hufe der ächten Apotheker R. 
Brandt's Sehweizerpillen (in den Apotheken 
à Schachtel M. J erhältlich das Blut wieder in frische 
Bewegung und regulire die Verdauung, dann wird sich 
aueh jene Trägheit der Glieder sehr rasch verlieren, und 
der Genesene kann auf's Noue friseh und frönhlich an 
zeine Arbeit gehon. Man achte auf den Namenszug 
R. Brandt's im vweissen Kreue der Ftichetto