Full text: St. Ingberter Anzeiger

ziemlich Mostverkäufe abgeschlossen, die Hotte (40 
diter) zu 8 und 8,50 Mk., was einem Fuderpreis 
von 240- 255 Mt. gleichkommt, waͤhrend einzelne 
Käufe mit 265 Mk. das Fuder von der Kelter ab 
perfelt wurden. Das Mostgewicht schwankt von 
70 885 Grad. Ga) 
— Germersheim, 11. Okt. Heute früh 
s8 Uhr fand man in der Queich vor der Berkelschen 
Fabrik die Leiche der Wittwe Diehl von hier. Ob 
ach die Frau selbst ertränkt hat oder ob ein Un⸗ 
zlücksfall vorliegt, konnte nicht ermittelt werden. 
— Die Vorarbeiten, d. h. die Aufstellung des 
Projelis für einen schiffbaren Ranal von Straß⸗ 
burg nach Ludwigshafen sind nunmehr zum 
Abschiusse gelangt. Nach dem jetzt aufgestellten 
Projekte soll der Kanal auf reichsländischem Ge⸗ 
biete von Straßburg über Wanzerheim, Bischweiler, 
Schirrhofen, Sufflenheim, Bastfeld, Kesseldorf und 
Sulz geführt werden, während auf bayerischem Ge⸗ 
biete die Projektirungsarbeiten für zwei Linien aus—⸗ 
geführt wurden, die Linien Germersheim ⸗Speyer⸗ 
Ludwigshafen und Schleithal⸗VLandau⸗Neustadt ⸗Lud⸗ 
wigshafen. Sobald die Wahl zwischen diesen beiden 
Linien getroffen sein wird, soll den gesetzgebenden 
Faktoren eine Vorlage inbetreff des Kanalbaues zu⸗ 
gehen. Was den Kostenpunkt anbelangt, so hat 
der Bundesrath seiner Zeit bei Bewilligung von 
125,000 Mark im elsaß lothringischen Etat für die 
Vorarbeiten erklärt, daß damit nicht präjudizirt 
werden solle, aus welchen Mitteln der Kanal ev. 
zu erbauen sei. 
— Muiterstadt, 11. Okt. Dieser Tage 
ging ein junger Herr von Pirmasens die Wette 
ein, daß er auf seinem Stahlroß die Strecke von 
Pirmasens bis Köln in 12 Stunden zurüclege 
jedoch sollte ihm dies große Vorhaben statt zur 
Ehre nur zum Leid gereichen. Denn als fraglicher 
Herr unsern Ort passirte, wollte er abspringen und 
fiel hierbei so unglücklich auf das Pflaster, daß ihm 
am rechten Bein eine Flechse sprang, so daß er 
auf die Weiterreise verzichten mußte. Er ließ sich 
mit einem Omnibus an den eine halbe Stunde 
von hier entfernten Bahnhof fahren und fuhr mit 
dem nächsten Zug zu einem Arzt nach Mannheim. 
Hoffentlich wird der kühne Radfahrer keinen dauernden 
Nachtheil davon tragen. 
—— 
Vermischtes. 
F Deggendorf, 10. Okt. Im benach⸗ 
barten Lalling brach gestern Ahends im Stadel 
des Wirthes aus bis jetzt unbekannter Ursache 
Feuer aus, welches das Wirthsanwesen, den Pfarr⸗ 
hof, das Kramerhaus und die Gebäulichkeiten des 
Bauern Kremhöller, im Ganzen fieben Firste, ein⸗ 
üscherte. 
F Freyung. In der Nähe von Waldkirchen 
befindet sich ein in vollster Blüthe stehender Korn⸗ 
acker. Ein ausgezogener Kornhalm maß 192 Meter. 
Dies ist mit Rücksicht auf die jetzige Jahreszeit 
gewiß eine der größten Seltenheiten. 
Das Dorf Hausen (564 Einwohner) bei 
Fladungen steht in Flammen. Details fehlen noch. 
F Aus Frankfurt a, M., 10 Okt., theilt 
man mit, daß der bekannte vornehme Gasthof an 
der Zeil,„Der ruͤssische Hof“, den Gebrüdern Dresel 
gehörig, vor Kurzem vom Reichspostfislus angekauft 
worden sei oder doch binnen Kurzem erworben 
werden soll. Es ist das einzige wirklich monu⸗ 
mentale Privatgebäude, welches die Stadt Frank—⸗ 
urt aus dem vorigen Jahrhundert aufzuweisen hat. 
Der unter dem Namen das „Schweitzersche Haus“ 
weltbekannte Prachtbau ist im reichsten Barockstil 
durch den Handelsherrn Franz von Schweitzer um 
1780 erbaut und hat wegen seiner mübertroffenen 
künstlerischen Ausstattung längst die Aufmerksamkeit 
unseres Kronprinzen auf sich gezogen. Die Archi⸗ 
tektur rührt von dem Oberbaudirektor Nikolaus von 
Pigage her, die herrlichen Plafonds von dem Mün—⸗ 
hener Künstler Januarius Zick (geb. 1734, gest. 
1812). Von dem bewährten Kunstsinn und von 
dem historischen Geschmack unseres Reichspostchefs 
Dr. Stephan erwartet die Bürgerschaft Frankfurts 
nicht allein, daß er das unvergleichliche Bauwerk 
mit seiner gesammten inneren Ausstattung pietät⸗ 
voll erhält, sondern daß er es auch da, wo es ein 
Weniges vom Zahn der Zeit gelitten hat, in gleicher 
Weise restauriren läßt. Es ist hierbei gleichzeitig 
in den weitesten Kreisen die Erwartung verbreitet, 
daß der Palast dazu bestimmt sei, um dem deutschen 
Kaiser fortan ein würdiges Absteigequartier und 
Heim in der alten Reichs⸗ und Kaiserstadt anbieten 
zu können, woran es leider bisher gar sehr ge⸗ 
nangelt hat. Möge sich diese Voraussetzung recht 
zald voll und ganz bewahrheiten. Ein geeigneteres 
Hebäude ist für Kaiser und Reich in Frankfurt a. M. 
nicht aufzufinden. 
Mannheim, 12. Okt. Im Käferthaler 
Wald fand heute früh ein Pistolenduell zwischen 
)em Inspektor der Trambahn, Hippmann, und dem 
Referendar Straube statt. Außer der Beschädigung 
des Ueberziehers und einer leichten Hauptverletzung 
oll dieses grausige Spiel einen für beide Theile 
zünstigen Verlauf genommen haben. Die Kunst 
des Schneiders wird wohl im Stande sein, den 
Schaden wieder gut zu machen und — was die 
dauptsache — die Ehre der Beiden ist durch diese 
Zergendung von Pulver und Blei gerettet. (G. A.) 
4 Am Freitag Abend ist in Freib ur g i. Br. 
in Mannhfin hohem Alter gestorben, welcher lange 
Zeit der genannten Stadt angehört, und auch aus 
dem politischen Leben früher regen Antheil ge⸗ 
rommen hat, Herr Heinrich Eimer, Bezirks 
arzt a. D. Der „Breisg. Zeitung“ entnehmen wir 
darüber: Mit Eimer ist einer der letzten Ueber⸗ 
lebenden, vielleicht sogar der letzte jenes Frankfurter 
Attentats gegen den Bundeslag vom 3. April 
1833, welches von hochpatriotischen, aber unbe⸗ 
onnenen und politisch unreifen Studenten unter⸗ 
rmmen wurde, zu Grabe gegangen. Eimer litt vieles 
n harter Gefangenschaft, desonders auch nachdem 
er einen mißglückten Fluchtversuch gemacht hatte. 
Später als Flüchtling in die Schweiz verschlagen, 
chuf er sich dort als Arzt einen schönen Wirkungs⸗ 
reis, bis die Thore des Vaterlandes fich für ihn 
vieder oͤffneten. An den Parteikämpfen des engeren 
—XEV 
auch äußerlich nicht hervorragenden Antheil, 
hdesonders in der Presse. Eimer hatte in reiferen 
Jahren einsehen gelernt, daß die demokratischen 
Zeglücdungsversuche Deutschland kein Heil bringen 
konnten und er wendete sich daher mit dem ganzen 
Eifer seines Naturells der großen Aera zu, die für 
die deutsche Nation unter Bismarcks Leitung heran⸗ 
brach. 
Maizieres bei Metz, 12. Okt. Ein 
schwerer Unglücksfall ereignete sich heute früh im 
ziesigen Hüttenwerke der Herren Lamarche und 
Schwartz. Während der Mechaniker Foltz damit 
zeschäftigt war, den Cylinder einer Maschine zu 
reinigen, platzte derselbe plötzlich infolge zu heftigen 
Dampfdruckes. Foltz warf fich mit dem Koͤrper 
nach rückwärts, fiel dabei jedoch in eine Vertiefung 
in der ihm von dem in Gang besindlichen Wind- 
lügel der Kopf fast völlig zerschmettert wurde. Der 
lermste starb wenige Augenblicke darauf. 
7 Goppingen, 10. Okt. Gestern hatte — 
so berichtet man dem „N. T.“ — eine Anzahs 
don Mitgliedern der hiesigen Volkspartei einen 
Ausflug nach Schorndorf mit 12 Gefährten gemacht; 
hei der Heimfahrt, wobei sämmiliche Wagen hinter⸗ 
einander fuhren, war etwa um halb 10 Uhr ein 
zahnübergang zwischen Faurndan und Göppingen 
u passiren; fünf von den Gefährten waren glücklich 
sinüdergekommen, des sechste aber wurde von einem 
daherkommenden Güterzug am hintersten Wagenrad 
erfaßt und auf den Bahnkörper geworfen. Von 
den Insassen, 8 Männern und 4 Frauen wurden 
bManner, Familienväter, ziemlich schwer verletzt, 
die übrigen kamen mit leichten Schürfungen davon, 
die Pferde wurden nicht beschädigt. Die Schranken 
varen nicht geschlossen. 
rKoln, 11. Okt. Bei der gestrigen bedeuten⸗ 
»en Submission auf Eisenbahnschienen und Schwellen 
offerierte nur ein ausländisches Werk, Mindest⸗ 
ordernde waren nur deutsche Firmen. Die belgische 
Sociötoͤ Cockerill“ blieb ganz fern. 
Das 3. preußische Jagerbataillon setzt die 
Versuche mit de Verwendung von Hunden 
im Vorpostendienst fort. Man hatte dabei 
zunächst das Augenmerk auf Schäferhunde gerichtet, 
ist jedoch nicht voll zufrieden gewesen. Unter Ver⸗ 
mitielung des Vereins zur Züchtung deutscher Vor⸗ 
tehhunde in Berlin hat man junge Hühnerhunde 
erprobt, und dieselben haben sich so bewährt, daß 
man fich in Zukunft ausschließlich auf Thiere dieser 
Rasse beschränken will. 
F Groß⸗Gerau, 11. Oklt. In der Nacht 
»om Samstag auf Sonntag ist, wie die „Frankf. 
Ztg.“ meldet, der Müller Fischer von der bei Gins⸗ 
heim am Rhein gelegenen Mühle verschwunden und 
seit dieser Zeit nicht mehr gesehen worden. Auf 
der Mühle zeigten sich nicht unbedeutende Blut⸗ 
puren, sodaß die Annahme, daß möglicherweise ein 
Herbrechen stattgefunden hat, nicht ausgeschlossen ist 
Die Untersuchungsbehörde war gestern an Ott 
Stelle, um den Thatbestand festzustellen. und 
f London, 10. Okt. Wie sehr in eini 
Begenden Englands die Landwirthschaft —* 
iegt, geht schon daraus herbor, daß während 
etzten 14 Tage in Cumberland und Wesimorle 
132 Farmen mit einem Gesammiflähenn 
jon 20,000 Acres öffentlich ausgeboten wurn 
In den genannten Grafschaften wird Land u 
Hälfte der noch vor 10 Jahren üblichen vr 
Jerkauft. 
Wie dem „Standard“ aus Shanghai gemeldet 
vird, glaubt man daselbst, daß das britisq 
danonenboot „Wasp“ auf der Fahrt * 
Singapore nach Shanghai während eines Typho 
nit Mann und Maus untergegangen ist. Do 
Schiff ist jetzt volle drei Wochen über fällig. 
F London, 12. Okt. Auf dem Trafalgau 
Square fand heute eine Versammlung von eiwd 
000 beschaftigungslosen Arbeitern statt. Nachden 
nehrere sozialistische Reden gehalten worden waren, 
»ewegten fich die Arbeiter in geschlossenem Zug 
nach der City unter Vorantragen einer schwarzu 
Fahne mit der Aufschrift: Brod oder Arbeit! Den 
MNanifestirenden folgte unmittelbar eine größere An 
ahl von Polizeimannschaft. Die öffentliche Otd 
aung wurde nicht gestört. 
F Geschmacksache. Miß Nesllie Gerard 
zie vierzehnjährige Tochter eines reichen englischen 
dords, ist mit dem kleinen Marie, dem funfzehn 
ahrigen Clown eines Londoner Cirkus, durchge 
»rannt. Miß Nellie hatte den verführerischen Clown 
zei einer Kindervorstellung kennen gelernt, die pu 
xhren ihres Geburtstages von ihrem Vater veran 
taltet worden war. Der kleine Maxie ist ein 
zäßlicher Junge mit gelbem Gesichte und Kraushaaren 
vährend die unternehmende Nellie ein hochaufge 
chossenes, bildhübsches Backfischchen ist. Wohin sih 
die kleinen Flüchtlinge gewandt, konnte man bi 
jetzt nicht erfahren; der Lord hat für die Wiedn⸗ 
zringung seines Töchterchens hundert Pfd. Sterling 
zer Cirkusdirektor für die Eruirung des Clowns — 
weihundert Pfd. ausgesetzt. Ein guter Clown iß 
iber auch mehr werth, als ein Backfisch mit derarti 
heißem Herzen. 
F Konstantinopel, 8. Oktober. (Hoh 
eiten im Harem.) Nicht weniger als vier Prin— 
essinnen aus kaiserlichem Geblüt treten demnächt 
n den bei den Mohamedanern allerdings nihht 
heiligen“, darum aber nicht minder heißersehnten 
5tand der Ehe. Den schönen Reigen eröffnet 
ꝛekieh Hanum, die Tochter des regierenden Sub 
ans; nebst ihr werden die Prinzessinnen Salihe, 
dazimeh und Esma, Töchter des verstorbenm 
z5ultans Abdul Aziz, unter den Brauthimme! 
ommen. Kuchenbäcker, Spielleute und andet 
Zünfte freuen sich schon; sind doch für jede diese 
hochzeiten 18,225 turk. Pfd. ausgeworfen, so da 
m Ganzen über eine Million Mark veriube 
verden soll. 
New⸗-York, 10. Okt. An Brod des in 
ziesigen Quarantäne-Hafen liegenden franzöfischer 
Ddampfers „Alesia? kam heute der 25. Todesiab 
in der Cholera vor. 
4 Newyork, 12. Okt. Ueber das furht 
are Eisenbahnunglück bei Northjudson wird weitt 
nitgetheitt, daß der Expreßzug von Chicago au— 
n öͤstlicher Richtung ging und demselben ein Güter 
chnellzug auf demselden Geleise folgte. Durch einen 
invorhergesehenen Aufe nthalt des Expreßzuges fuhf 
der nachfolgende Guterzug auf ersteren, zertrümmern 
merstet Linie den am Ende des Zuges befindlichen 
Schlafwagen, so daß sich dieser teleskopisch mit de 
indern Wagen ineinander schob. Sänmmtlich 
Waggons wurden total zertrümmert und finger 
zurch die Lokomotive des Güterzugs Feuer. Ein 
Anzahl verwundeter und zuerst unbeschädigt ge 
oliebener Passagiere konnte sich nicht aus den Wagen— 
rümmern befreien und erlitt durch die in Bramd 
gerathenen Trümmer den Feuertod. Nur die Past 
jiere der vordersten Wagen konnten sich aus den 
Zuge retten, ehe die Fahrzeuge von den Flammer 
ertgtiffen wurden. Viele der Umgekommenen konnier 
bis jetzt nicht indentifizirt werden. 
20 800 Gesegesübertretungen. We 
Jin die amerikanischen Maßigkeitsgesetze führen, zeu 
Hlgende Mittheilung aus Amerita: James A. St 
vart, Gehilfe in einer Apotheke in Wichita in 
Staate Kansas, welcher auf die Anklage, in 2080 
Fällen das Gefetz, welches den Verkauf von Schnep 
erhietet, verletzt zu haben, arretirt worden war. 5 
annte sich in letzier Woche im dortigen Krimina