Full text: St. Ingberter Anzeiger

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139 736 — B 4338 
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er St ⸗ Zugherter Anzeiger erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
nt und Sonntags mit —— illustrirter —— Das Blatt kostet vierteljährlich 1 60 gnschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 75 3 einschlie ßuch 
dZustellungsgebuhr. Die Duneeeeeehrhe fur die Tgespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I3 4. Reklamen 30 A. Bei 4maliger Einruüdung wird nur dreimalige vderechnei. 
—*X Sonntag, 23. Oktober 1887. 
Deutsches Reich. 
Karlsruhe, 20. Okt. In den badischen 
dandtag wurden 49 Abgeordnete der nationalliberalen, 
der Centrums- und 1 Abgeordneter der demo⸗ 
ratischen Partei gewählt. 
Berlin, 21. Okt. Der Kaiser ist heute 
Norgen 8 Uhr 15 Min. woblbebalten hier zurück⸗ 
elehrt. 
rieht lin, 21. Ott. Heute laßt sich die ,N. 
Illg. Zig.“ sagen, daß die Nachricht von der Zu⸗ 
ammenkunft der zwei Kaiser dementirt sei und er⸗ 
lärt das Blatt die Nachricht für ein müßiges, 
venn nicht böswilliges Geschwätz. 
Berlin, 20. Oklt. Nach neuern Meldungen 
vird die Eröffaung des Reichstags zwischen dem 
22. und 24. November staitfinden. 
Berlin, 21. Okt. Bei dem Staaissekretär 
ßrafen Herbert Bismarck fand gestern ein diploma⸗ 
isches Essen zu Ehren des franzöfischen Botschafters 
herbetie statt, an dem auch die Vertreter Hollands 
ind Belgiens und der Generalquartiermeister Graf 
Waldersee theilnahmen. 
Ausland. 
Paris, 20. Okt. Der Untersuchungsrath 
at gegen den General Caffarel die Entlassung aus 
er Armee ausgesprochen, welche Maßregel noth— 
endig war, wenn man ihn von Amtswegen pen⸗ 
oniren wollte. Der Kriegsminister beantragte 
edhhalb am 13. Oktober beim Praäsidenten der 
depublik, den zur Verfügung gestellten General 
faffarel aus der Armeeliste zu streichen, ihn in den 
ürgerlichen Stand zurückzuverweisen und seine 
sension zu regeln. Grevy unterzeichnete am 14. 
NAtober den Antrag. Da der General unter An⸗ 
echnung seiner Feldzüge auf eine Dienstzeit von 
gjehr als 50 Jahren verweisen kann, so kann er 
ie höchste Pension, nämlich 8000 Francs, bean⸗ 
pruchen. Caffarell bleibt vorläufig im Militär⸗ 
efangniß, aber nur deshalb, weil die Justiz⸗ 
ehörden sich noch nicht über ihn ausgesprochen 
aben. Die Untersuchung gegen die Limouzin, die 
datiazi und ihre Mitschuldigen schreitet nur lang⸗ 
am fort. Wie es heißt, ist die Zahl der in diese 
ꝛeiden Angelegenheiten verwickelten Personen sehr 
roß. Im Fall Limouzin sollen allein 70 Personen 
losgefesst sein! 
reichthum auszeichnet, liefert Fische — insbesondere 
hechte, Karpfen und Aale — von seltener 
BSüte und Reinheit des Geschmackes 
ind find Bursche, wie der heute gefangene, durch⸗ 
nus keine Seltenheit. 
— Zweibrücken, 19. Okt. Gelegentlich 
er Bubenhauser Nachkirchweihe kam es zwischen 
nehreren jungen Leuten und einem Soldatien des 
8. Inf. Regiments zu einer Schlägerei, wobei dem 
Bolizeidiener, der den Soldaten in Schutz nehmen 
vollte, vier Zähne eingeschlagen wurden. Die 
Zache wird natürlich ein gerichtliches Nachspiel 
jaben. 
— Kaiserslautern, 21. Okt. Im Ver⸗ 
age der Rh. Rohr'schen Buchdruckerei erscheint da⸗ 
sier vom 1. November der „Pfälzische Anzeiger“ 
Abendzeitung für die Pfalz) unabhängiges und 
darteiloses Organ. ———— 
— In Waldgrehweiler wurde dem 
„Zw. T.“ zufolge ein Kind geboren, das keine 
lugen hat. » 
— Hambach, 18. Okt. Der Herbst ist hier 
ils deendet anzusehen. Die Menge ist sehr ver⸗ 
schieden. Durchschnittlich kann man von einem 
Jalben Herhste reden; in Unterhambach stellt sich 
»as Ergebniß besser. Mit der Güte ist man recht 
zufrieden. Das Meiste ist an hiesige Großhändler 
und Großproduzenten verkauft. Kleinere Mengen 
vurden nach auswärts verkauft per 1000 Liter zu 
350 bis 390 Mark. 
— Speyer, 20. Okt. Wie aus München 
nitgetheilt wird, hat die Kammer der Abgeordneten 
jestern ohne Diskussion die letzte Rate für den 
giesigen Kasernenbau mit 50,000 Mt. bewilligt. 
— Speyer, 20. Okt. Die heute Vormittag 
11 Uhr im Stadthaussaal stattgefundene Bürger⸗ 
zersammlung hat sich mit 62 Stimmen für Auf- 
jebung des Ortsstatuts über Wirthschafts-Konzessio⸗ 
jen, wie sie der Stadtrath in seiner Sitzung vom 
83. Oltober beschlossen hat, ausgesprochen. Gegen 
die Aufhebung stimmten 17 Anwesende. 
— Frankenthal. Morgen, Sonntag, wird 
dahier eine Versammlung der Gerichtspolslzieher⸗ 
Zandidaten Hatißuden. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 22. Oklt. Da neuerdings 
vieder falsche Fünfmark⸗Scheine auf— 
etaucht sind, dürfte eine genaue Beschreibung der⸗ 
bben von Werth erscheinen. Die Falschscheine 
nd einen halben Centimeter schmäler als die äch⸗ 
en, nicht aus Pflanzenfaserpapier, sondern aus 
ewoöhnlichem, starken Papier hergestellt, in welchem 
ie dem ersteren eigenthümlichen Rippen gänzlich 
chlen, die Pflanzenfasern jedoch durch kreuz und 
uer gezeichnete kleine Striche nachgeahmt sind. 
das Wasserzeichen 5 an der rechten Seite des 
Scheines fehlt. 
-Die Wechselstempelmarken find jetzt 
1grüner statt in violetter Farbe hergestellt. 
Re in letzterer Farbe angefertigten Marken bebalten 
ber ihne Giltigkeit. 
3. Niederwürzbach, 21. Ott. Durch 
)errn Backermeister Rücker aus Zweibrücken wurde 
eute in dem Weiher des Herrn L. Beer hiet 
nittelst Legangel ein Hecht von 20 Pfund, sage 
wanzig Pfund, gefangen. Das Unthier 
atte eine Laänge von 1 Meter 5 Centimeter. — 
der Mijrrhahe mmißee unn 4464. 
Vermischtes. 
F Neue Zwanzigpfennigstücke. Im 
Ronat September sind nach dem neuesten Ausweis 
viederum 290,668 Stück von den neuen Zwanzig⸗ 
fennigstücken ausgeprägt worden, so daß jetzt be⸗ 
eits für mehr als eine Million im Umlauf find. 
don den silbernen Zwanzigpfennigstücken sind schon 
iber acht Millionen Mark wieder eingezogen und 
efinden sich davon noch beinahe für 2784 Mil- 
ionen Mark in Cirkulation. 
F Im Bezirk der königlichen Bergwerksdirektion 
u Saarbrücken sind ernannt: der Bergassessor 
ind bisherige Berginspektor Stabenhorst zum Berg⸗ 
verksdireltor der Grube Friedrichsthal, der Berg⸗ 
issefsor Lindner zum Berginspektor der Grube von 
der Heydt. 
F Völklingen, 20. Okt. Gestern Abend 
wischen 4 und 5 Uhr wurden zwei Mädchen aus 
zürstenhausen im Alter von 14 und 12 Jahren, 
Zeschwister und Kinder eines Bergmanns, welche 
n einer Sandgrude oberhalb des Ortes Fursten⸗ 
jausen Sand holen wollten, durch herunterstürzende 
zandmassen verschüttet. Die armen Kinder 
onnten von ihrem in der Nähe befindlichen Onkel, 
der von einem andern Kinde herbeigerufen worden 
nar nur moher als Qichen herguanongrahen morden 
22. Jahrg. 
FWurzburg. Wie die zahlreichen Wirths⸗ 
hausbettler das Almosen anwenden, davon konuͤte 
nan sich jüngst hier überzeugen. Ein junger 
Bursche, der zwar nur ein Bein hat, aber sonst 
dor Gesundheit strotzt, bettelte in einem besseren 
Wirthshause von Tisch zu Tisch, setzte sich dann 
anter die Gäste und verzehrte ein Beafsteak, wozu 
er drei Schoppen Wein zu je 50 Pfg. trank. Von 
den mitleidigen Seelen, welche ihn vorher beschenkt 
hatten, erlaubte sich Niemand diesen Luxus. Ein 
anderer Tagdieb, der seit Jahren Tag für Tag hier 
bettelt, bezahlte seinen Freunden und Geschäfts⸗ 
zenofsen siebenzehn Flaschen Champagner, die 
Flasche zu 4 Mark. 
Frankfurt a. M., 20. Okt. Gestern 
Abend setzte fich ein Mann mit grauem Barie in 
der Mitte des eisernen Steges auf das eiserne 
Beländer und schoß sich mit einer Pistole in den 
Mund, worauf er todt in den Main fiel. Die Leicht 
wurde kurze Zeit darauf geländet. In dem Por⸗ 
temonnaie des Selbstmoͤrders fanden sfich 5 —24 Mt. 
und ein Retourbillet nach Aschaffenburg. 
.Mainz, 21. Okt. Der fluchtig gegangene 
und steckbrieflich verfolgte Direktor der Leipziger 
Diskontogesellschaft, Dr. Jerusalem, ist gestern 
in Mülhausen i. E. verhaftet und Abends 7 Uhr 
16 Minuten von hier über Frankfurt nach Leipzig 
befoͤrdert. Ein sachsischer und ein elsäsischer Schutz 
nann begleiteten ihn. 
f Metz. 20. Okt. Zum Konkurs des Notars 
Gandar Remilly haben noch 600 Glaubiger ihre 
Forderungen angemeldet; die Summe derselben 
zeträgt eiwa rund 2 Millionen Mark. Es laufen 
edoch fortwährend noch weitere Anmeldungen ein. 
Zur Vertheilung kommen etwa 200,000 Martk, 
also kaum mehr als 15 Prozent. 
per Trier, 20. Okt. Nach der „Landesztg.“ 
sst den Benediktinerinnen die Rügkehr 
nach ihrer hiesigen Niederlassung gestattet worden. 
f Koln, 21. Oktbr. Der Kommerzienrath 
Zuilleaume hat anläßlich seiner Wiedergenesung 
von schwerer Krankheit der Stadt Köln 100,000 Mi. 
ür Arbeiterwohnungen unter der Bedingung ge⸗ 
ichenlt, daß die Stadt das Terrain dazu hergebe. 
tKoͤln, 20. Oki. Vor einigen Tagen ging 
nuf dem Wege zum Postamt 4 ein Werthbriej 
erloren, in welchem sich 1 Tausendmarkschein und 
80 Hundertmarkscheine, sowie einige Koupons im 
Besammtbetrage von 600 Mark befanden. Der 
„ehrliche Finder', dem eine Belohnung von 500 
Mark zugesichert ist, hat sich noch nicht gemeldet. 
feLeipzig, 19. Okt. Wegen Wechselstempel⸗ 
Zteuerhinterziehung in 2090 Fällen wurde vor 
inigen Tagen ein hiesiger Kaufmann zu 50605 
Mark Geldstrafe verurtheilt. Besonderes Aufsehen 
erregt diese Verurtheilung deshalb, weil der Ver⸗ 
urtheilie, der Inhaber eines hiesigen Exportgeschäf⸗ 
tes, von seinem eigenen Bruder, welcher ein Kon⸗ 
urrenzgeschäft betreibt, denunzirt worden ist. 
Eine achtzigjährige Wittwe in 
Iber⸗Lagiewnik bei Königshütte ertränkte sich, durch 
hunger und Noth getrieben. 104 Kinder und 
ẽnkelkinder waren nicht im Stande, die arme Ur⸗ 
—XXL 
F Das Geschaft der Magazins du Louvro in 
Baris versendet neuerdings wieder den Katalog 
einer Winter-Neuheiten. Der Umstand, daß das 
daus diesen Katalog in einer deutschen Ausgabe 
zerschidt, beweist, daß es sich auf dem deutschen 
Markt einen beträchtlichen Absatz verspricht und 
nahll a . hrr Ca 7 —*