Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St⸗ Ingberten Auzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal; Am Montag, Dienstag, Donnerfstag, Samstag und Sonntag; 2 mal vöchentlich mit Unterhaltungs— 
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VDienstag, 22. November 1887. 
22. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 20. Nov. Die Nachrichten, welche 
a den letzten Tagen aus San Remo hier einliefen, 
assen leider einen Schluß auf eine güustige Wen⸗ 
zung im Verlauf der Krankheit unserrs Kronprinzen 
icht zu. Noch gestern wurde der „Voss. Zig.“ 
us San Remo telegraphirt, daß wan glaube, 
ie Nothwendigkeit einer Operation könne bald und 
lötzlich eintreten. Gestern ist Dr. Bramann dort 
ingetroffen. Um so bewundernswerther ist der 
Nuth, mit welchem der hohe Patient sein Leiden 
rträgt. Professor Schrötter, welcher übrigens von 
mer Publikation seines Gutachtens Abstand ge— 
sommen hat, soll nach Wiener Meldungen dem 
dronprinzen die Eröffnung über die wahre Natur 
er Krankheit gemacht haben. Als Schrötter dabei 
wur von „Neubildungen“ sprach, da fragte der 
dronprinz, der still und unbeweglich zugehört hatte, 
lötzlich im gewöhnlichen Tone: „Sagen Sie, lieber 
Irofessor, ist es der Krebs?“ Schrötter erwiderte: 
Kaiserliche Hoheit, es ist eine bösartige Neubil⸗ 
uung!“ Einen Moment lang schwieg der Kron⸗ 
rinz, nichts verrierh den Eindruck der eben ge⸗ 
jörten Worte; nur Ober⸗Stabsarzt Dr. Schrader, 
er in der Ecke des Zimmers stand, konnte sich 
ucht mehr beherrschen und weinte bitterlich. Der 
kronprinz selbst blieb in seiner Ruhe, für welche 
Schrötter nicht genug Worte der Bewunderung fin⸗ 
zet, wie er überhaupt von der unvergleichen Hal⸗ 
ung des Kronprinzen begeistert ist. „Es war der 
urchtbarste Augenblick meines Lebens!“ sagt der 
zelehrte erschütiert, wenn die Rede darauf kommt. 
Dann aber fügt er auch jrdesmal hinzu: „Einen 
o großartigen Charakter, einen solchen Helden, wie 
jen deutschen Kronprinzen, wird man kaum bald 
vieder finden können. Das ist antike Größe, die 
eden zur Bewunderung zwingen muß!“ Als der 
kronprinz endlich Schrötter mit Händedruck und 
daukeswotten entließ, eilte ihm die Kronprinzessin 
jach und sagte thränenden Auges: „Nie werde ich 
ergessen, wie gut und zart Sie meinen armen 
Mann vorbereitet haben. Ich bin Ihnen dankbar 
ur mein ganzes Leben!“ Weiter konnte die hohe Frau 
icht sprechen, ein Thränensirom erstickte ihre 
Sztimme. Bezüglich der Diagnose konstatirt Schrötter, 
aß dasselbe, was er bei der ersten Untersuchung 
»es Kronprinzen feststellte, auch bei allen späteren 
donfultationen und beim Konsilium am letzten 
fFreitag allgemein als richtig anerkannt wurde und 
Uufnahme im Gutachten fand, welches dem deut⸗ 
chen Reichsarchiv seither wahrscheinlich einverleibt 
vorden ist. Weit über die Grenzen Deutschlands 
inaus, in allen zidilisirten Ländern, bei Freund 
ind Feind äußert sich die herzlichste Sympathie 
jegenüber dem schweren Geschick, welches unseren 
Thronfolger betroffen. Besonders ist dies in 
Desterreich der Fall. Mit Bezug hierauf schreibt 
seute die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“: 
Nachdem in der Presse Oefterreich Ungarns Zei⸗ 
ungen aller Parteischattierungen mit herzlicher 
Sympathie über die schwere Heimsuchung sich ge⸗ 
sußert, von welcher das Deutsche Reich in der Er⸗ 
rankung unseres theuren Kronprinzen betroffen 
dorden ist, sind nun auch an viel bedeutsamerer 
ind erhabenerer Stelle, in der Reichsvertretung der 
enachbarten Monarchie, in den Delegationen, Kund⸗ 
jsebungen der wärmsten Theilnahme an dem Er⸗ 
leben unseres Kronprinzen in feierlicher Weise zum 
dusdruck gelangt. Mit gerührter Dankbarkeit wird 
lenthalben im Deutschen Reiche diese beredte Be— 
hätigung freundnachbarlicher Theilnahme empfunden 
vorden sein, welche in der gemeinsamen Verehrung 
ind Liebe für den erlauchten Kronprinzen eine neue 
tzefestigung jener innigen und herzlichen Beziehungen 
rkennen läßt. die unser Deutsches Reich zu allge⸗ 
neiner Genugthuung mit dem Habsburgischen 
7aiserreiche verbinden.“ 
Berlin 19. November. Wie sich aus den 
ieuesten Berichten aus der Südsee ergiebt, ist der 
eutschfeindliche König Malietoa von Samoa, nach⸗ 
jem er sich schließlich freiwillig unseren Marine- 
ruppen ausgeliefert hatte, an Brod der Fregatte 
Bismarck“ und einen Tag später auf den Kreuzer 
Adler“ gebracht worden. Das letztgenannte Kriegs⸗ 
hhiff dampfte darauf nach Cooktown, wo der Kreuzer 
„Albatroß“ den hohen Staatsgefangenen übernahm. 
stach dem Marine⸗Verordnungsblatt“ sollte der 
„Albatroß“ am 3. d. M. in Kapftadt eintreffen. 
x6 liegt deshalb die Vermuthung nahe, daß Ex—⸗ 
önig Melietoa nach einer unserer westafrikanischen 
dolonien, wenn nicht gar nach Deutschland gebracht 
verden soll. 
Dieser Schritt würde jedoch geschehen, ohne daß 
der Praäsident durch eine Botschaft an die Kammern 
dem Lande seine Ansichten über die ganze Lage, 
die Krisis, ihren Ursprung und ihre Folgen mit- 
theilt. 
San Remo, 20. Nov. Zwei neue Aerzte, 
die Doktoren Dohm und Dottweiler, sind hier ein⸗ 
getroffen und wurden am Bahnhof von Dr. Krause 
mpfangen. Man fährt fort, dem Kronprinzen 
Eiskompressen aufzulegen, welche auch während der 
Nacht erneuert werden, ohne den Schlaf des Kranken 
zu unterbrechen. Doktor Howel beharrt in seiner 
doffnung auf Heilung; er bewohnt fortwährend 
ein Zimmer neben demjenigen des Kronprinzen, 
was als Beweis gilt, daß die Kur immer noch 
durch Dr. Mackenzie geleitet wird. — Prinz Hein- 
rich wird morgen 11 Uhr Vormittags erwartet. 
Nom, 18. Nov. Wie die „Tribuna“ meldet, 
fand in Tunis eine italienische Demonstration gegen 
die von der französischen Presse betriebene Hetze 
zegen Italien statt. 
Petersburg, 20. Nov. Das „Journal de 
St. Petersbourg“ hebt hervor, daß der Empfang 
der russischen Majestäten in Berlin ein überaus 
herzlicher gewesen sei. Die tief empfundene Sorg⸗ 
falt, mit welcher Kaiser Wilhelm persönlich über 
die Vorberei ungen zu dem Empfange wachte, 
jeigten aufs Neue seine Anhänglichkeit an die mo⸗ 
narchischen Traditionen, sowie über die Familien⸗ 
dande, die ihn mit dem russischen Kaiserhause ver⸗ 
tnüpfen. Die schmerzlichen Besorgnisse wegen der 
Besundheit des Kronprinzen, denen die russischen 
Majestäten sich von ganzem Herzen anschlossen, 
hrachten es mit sich, daß den Monarchen die Be⸗ 
bachtung eines sehr ermüdenden Ceremoniells er⸗ 
part und der Charakter einer Familienzusammen⸗ 
zunft gewohrt wurde, die um so herzlicher war, 
als die Umstände auf die gegenseitigen Sympathien 
besonders hingewiesen. Die Bekundung dieser Ge⸗ 
ühle, die sich stärker als alle Prüfungen gezeigt 
jaben, werde sicherlich beiden Souveränen theuer 
zewesen sein. „Wir sind überzeugt, daß die russische 
Besellschaft daran theilnehmen wird und !dürfen 
zern glauben, daß auch die deutsche Nation sich in 
derselben Weise an den von gegenseitiger Zuneigung 
getragenen Intentionen der Monarchen betheiligen 
wird. Mögen diese guten Eindrücke sich treu in 
den Beziehungen der beiden großen Reiche wieder⸗ 
spiegeln!“ 
Ausland. 
Wien, 20. Nov. Die meisten Zeitungen 
solgern aus den Berliner Nachrichten über den Be⸗ 
uch des Czaren, daß derselbe doch große politische 
Tragweite gewinne. Die französischen Vorgänge 
inden auch hier lebhafte Beachtung; die Blätier 
agen: Seit Mac Mahon bestand keine gleich ernste 
drisis in Frankreich. Grevys baldiger Rücktritt 
vird fast ausnahmslos als unvermeidlich voraus- 
jsesagt. Das offiziöse „Fremdenblatt“ wendet sich 
nit scharfen Worten gegen die verhetzenden Lügen 
ranzosischer Blätter, speziell auch gegen die, Répu- 
lique françgaise“, welche bald Osterreich, bald 
Italien verdächtigen wollen, und deutet an, daß 
ene systematischen Lügenberichte kaum französischen 
Federn entstammen. 
Paris, 20. Nov. Der „Republ. franc.“ 
vird aus San Remo gemeldet: „Die gessern ver⸗ 
zreitete Nachricht, daß das Befinden des deutschen 
kronprinzen sich verschlimmert habe, wird heute 
zestätigt. Der Krebs hat seit zwei Tage rapide 
jortschritte gemacht; die ganze linke Seite des 
dehlkopfes ist zerstört und die rechte Seite ernstlich 
jefährdet. Das Allgemeinbefinden ist ein schlechtes.“ 
Paris, 20. Novb. Wie das „Fr. J.“ aus 
icherer Quelle erfaͤhrt, hat Freycinet dem Präsi- 
»enten Grevy zugesagt, die Neubildung eines Ka- 
sinets zu versuchen. Die verbreiteten Gerüchte, 
zoulanger könne wieder Minister werden, sind ab⸗ 
otAut unbegründet. 
Paris, 21. Nobbr. Freycinet war gestern 
achmittag bei Grevy und theilte ihm mit, er sei 
zicht in der Lage, ein neues Ministerium zu bilden. 
zrevy ließ dann Goblet rufen, der ebenfalls ab- 
ehnte. Im Laufe des Abends beç sich der 
Heneral Bruyere zu Clemencee⸗ian im Namen 
es Präsidenten der Rep bitten, er möge 
im halb 10 Uhr am Moniag Atorgen ins Elysee 
ommen. Floquet und Leroyer sind nicht zu Grevy 
erufen worden. 
Paris, 21. Nov. Die Nachricht, daß Grevy 
jestern Abend mit den beiden Kammerpräsidenten 
ind den früheren Ministerpräsidenten eine Art 
Conseil special“ abgehalten habe, ist nicht richtig. 
Ddie „Republique Francaise“ meldet, daß Grevy 
ach seinen eigenen Aussagen keine Anstrengung 
heuen wird, ein neues Kabinet zu bilden. Ledig⸗ 
ich im Fall. daß alle seine Bemühungen zu diesem 
zwed scheitern sollten, will er sich eher zurückziehen, 
As an eine Auflösung der Kammer heranzuireten. 
Landrath der Pfalz. 
Speyer, 17. Nov. (I0O. Sitzung.) Herr 
Spies berichtete Namens des vierten Ausschusses 
über 1) die Rechnung des Vorschußfonds für 
Schulhausbauten. Die Einnahmen betragen 
3219 Mk., die rückerhobenen Depositen incl. Zins⸗ 
zeischläge 38228 Mk. 8 Pf., zusammen 10.447 
Mt. 24 Pf., die Ausgaben 5840 Ml., bleibt Baar⸗ 
chuldigkeit des Rechners 4607 Mk. 24 Pf. Der 
Vermögensstand besteht in 46,3834 Mk. 44 Pf. 
vpovon die Zinsen mit 1100 Mk. 25 Pf. der 
Schullehrer⸗ Witiwenkasse zufließen. Ende 1888 
zettug das Vermögen 46,316 Mk. 26 Pf., sohin 
pro i886 mehr 88 Mk. 18 Pf.; 2) über die 
Rechnung derland wirthschaftlichen Kreis— 
Winterschule Kaiserblautern pro 1886. 
Die Einnahmen betragen 7495 Mtk. 75 Pf, die 
Ausgaben 7235 Mt. 58 Pf., der Vermögensstand 
34,271 Mt. 44 Pf. 
Herr Pfarrer Hundemer berichtete Naraens 
des dierten Ausschusses über die Rechnung d.s