Dame erzählte an der Table d'hote eines der ersten
hotels, sie wisse ganz genau, daß der Hotelportier
son vier großzen deutschen Zeitungen ersucht sei,
ije telegraphische Berichterstattung für sie zu über⸗
jehmen. Ich wollte es nicht glauben, stellte den
Portier, und siehe da. zum Beweise zog er ein
sus Berlin an ihn gerichtetes Telegramm aus der
Tasche des Inhalts: „Senden Sie nuns mit mög⸗
ichster Wortersparniß zuverlässige Telegramme über
zen Kronprinzen“. Als Unterschrift las ich den
Ramen eines Berliner Blattes. Also so werden
ie „Epezial-Telegramme“ einzelner Zeitungen fabri⸗
irt, die sich rühmen, eigene Spezial ⸗Korrespondenten
sierher gesandt zu haben!“ Gewiß würden sich die
Neuesten Nachrichten“ den vielseitigsten Dank er⸗
herben, wenn sie die „vier großen deutschen Zei⸗
ungen“ nahmhaft mahen wollten, welche sich den
Hote spottier“ als „Spezialkorrespondenten“ bestellt
jaben.
An einigen Punkten Sardiniens ist
zuerlich die Cholera ausgebrochen.
Die Königin von England wäünscht,
oie der „Figaro“ mittheilt, die Verheirathung der
altesten Tocht r des Prinzen von Wales mit dem
Frx-Fürsten Alexander von Bulgarien. Der Prinz
hon Wales soll sich indeß dieser Verbindung wider⸗
jetzen und die Aeußerung gethan haben: „Wir
haben an einem Battenberger in unserer Familie
jgenug.“ — Ein Bruder des Fürsten Alexander
hat bekanntlich die jungste Tochter der Königin,
Prinzessin Veatrice, geheirathet.
FMelbourne, 5. Dez. In sämmtlichen
englisch indischen und presbytecianischen Kirchen der
dolonie fanden gestern Fürbitten für die Wie der⸗
zenesung des deutschen Kronprinzen statt.
Daß der Kaiser von Rußland ein muster⸗
zafter Gatte und Vater ist, dürfte bekannt sein.
Der Czar hat diesem seinem Rufe wieder einmal
alle Ehre gemacht. Die Czarewna feierte am 26.
stovbember ihren 40. Geburtstag. Zu diesem Feste
jatte der Kaiser seiner Gemahlin ein Collier aus
10 großen Smaragden bestimmt. Um 40 Edelsteine
der gleichen Gattung von tadelloser Schönheit und
Jenügender Größe und Gleichmäßigkeit zu bekommen,
ceisten russische Agenten seit drei Vierteljahren in
allen europäischen Staaten umher. Die Sache
mußte sehr geheim gehalten werden; denn wäre es
zekannt geworden, daß man im russischen Kaiser⸗
hause nach Smaragden Umschau hielt, wäre der
Preis dieser Edelsteine sicher in unerhörter Weise
gestiegen. Die Czarin, welche unter allen Souve—
zäninnen das reichste Schmucktästchen besitzt, war
jehr entzückt über diese Gabe.
Der große Reklameheld Barnum
zällt auch jetzt, wo ihm sein reicher Vorrath an
kostbaren Bestien verbrannt ist, nicht aus der Rolle,
er benützt auch das Malheur zu Reklamezwecken
Bei dem Brande seines Newyorker Cirkus ist auch
„Alice“ mitverbrannt, die „Wittwe“ des berühmten
Elefanten „Jambo“. Mr. Barnum wveröffentlicht
in den amerikanischen Journalen eine Karte folgen⸗
den Wortlautes: „Mrs. Alice, die treueste aller
Wittwen, ist, wie es sich für eine Indierin ziemt,
ihrem todten Gemahle durch Flammentod nachgefolgt.
Das Sterben war ihr eine Erleichterung; seit ihr
„Jumbo“ geraubt wurde, hat sie weder Trank noch
Speise mehr erfreut, und da die Ehe nicht durch
Nachwuchs gesegnet war, stand sie einsam und
allein; sie ist ihrem Gatten nun lin das Land
der „Nirwana“ nachgefolgt.“ F
FEin Versuch mit stählernem Straßenpflaster
oll demnächst in Chicago gemacht werden. In
einem Walzwerke zu Bay View, Wisconsin, sind
nach der Newyorker Staatsztg.“ zu diesem Zwecke
50 Tonnen Stahlschienen von ganz besonderer Art
hergestellt werden. Sie haben eine breite, rauhe
Oberfläche und sollen inZwischenräumen nebeneinander
gelegt werden. Die Zwischenräume sollen dann
mit einer Patentmasse angefüllt werden, die dart
und dauerhaft ist.
f Aus Rio de Janeiro wird über einen
zroßen Stlavenaufstand auf den Plantagen in der
Nachbarschaft von St. Paulo berichtet. Die Sklaven
tellten in zwei Plantagen am 17. Oklober die
Arbeit ein, vemächtigten sich aller Pferde und
Maulesel, deren sie habhaft werden konnten, und
juchten mit ihren Weibern und Kindern das Weite.
die in St. Paulo stationirten 10 Polizisten mach-
ten sich zu ihrer Verfolgung auf, aber die Neger
ergriffen und entwaffneten sie, entkleideten sie bis
zuf die Haut und peitschten sie. Je näher die Sklaven
»em Walde kamen, desto größer wurde ihre An—
ahl, da sich ihnen alle Sklaven der auf dem
Wege gelegenen Plantagen anschlossen. Funfzehn
vohlbewaffnete Polizisten wurden den Flüchtlingen
nachgesandt. Um diese Zeit hatten die Sklaven
Bergpässe erreicht. Die Polisten wechselten Schüsse,
und mehrere der ihrigen wurden durch die Schüsse
der Sklaven verwandet. Dann schritt die Polizei
sum Angriff, aber der erste Mann wurde sofort
niedergehauen. Der Neger, welcher den Offizier
danriederstreckte, wurde selber getödtet und auf bei—
den Seiten gab es viele Verwundete. Als die
Bolizei große Schaaren von Sklaven nach dem
dampfschauplatze eilen sah, zog sie fich
chleunigst zurück. Sie kehrte entmuthigt nach
Amaro zurück und ließ eine weitere Bande von
-zklaven, die mit dem Rufe „Hurrah für die Frei⸗
heit; wir ziehen den Tod der Wiedereinfangung
vor“, durch die Stadt zog unbehelligt. Der Be⸗
richt fügt hinzu, daß die Pflanzer in großer Furch!
eben, da die Truppen nicht gewillt sind, auf dit
Sklaven zu fahnden. Die flüchtigen Sklaven
richteten kein Unheil an, ausgenommen, wenn man
ihrer Flucht hinderlich war. Die Sklaverei ist
übrigens in Brafilien in der Abnahme begriffen.
F In Havanna wurden 98 Cigarrenfabriken
Jeschlossen, weil die Arbeiter eine Lohnerhöhung ver⸗
'angten. Es sind durch diese Maßregel 12,000
Bersonen beschäftigungslos geworden.
Einssehr vortheilhaftes Verfahren,
niedrige Rossen vor Frost zu schützen, besteht da—
rin, daß man die Zweige zum Boden niederbiegt,
fie durch kreuzweise darübergesteckte Stäbe dort fest—
hält und wenn Frost kommt, Fichtenreisig darüber
veckt.
Litterarisches
Jetzt bei dem Auftauchen der marokkanischen
Frage bietet Alfred Stelzner im neuesten Heft der
Jullustrirten Welt“ (Stuttgart, Deutsche Verlags
Anstalt), einen hochinteressanten Artikel, die unß
aufs eingehendste von der farbendunten, seltsam
unheimlichen Welt dieses Stücks des Orients unter⸗
richtet. — Ueberhaupt bietet die „Illustrierte Welt“
in diesem Jahrgang Außerordentliches. Der Roman
Die Tochter des Kapitäns“ von Rosenthal Bonin
st so voll Leben, so spannend, enthält so viel ganz
eigenartige, humoristische wie tiefernste Scenen und
ist dabei so belehrend, daß ‚wir ein Erzählungs⸗
werk ersten Ranges darin erblicken müssen; ebenso
sefselt und interesfirt die Leser der seit kurzem be⸗
gonnene Roman von Gregsr Somarow: „Die
Ritter des deutschen Hauses“, welcher dem Leser
ein großartiges Bild deutscher Vergangenheit auf⸗
—X
noch besonders „Die Schilderungen der New-Yorker
Polizei“ (mit Bildern), des „Frauenstudiums in
stußland“, die „Erinnerungen aus den Feldzügen
von 1866, 1870 und 71 mit Jlustrationen von
). Lüders und die Beschreibung der originellen
stiesenschildkröten mit prächtiger Abbildung aus der
Feder des bekannten L. Martin. Die Bilder sind
j)er Reichhaltigkeit und Gediegenheit des Textes
angemessen, so daß die „Illustrirte Welt“ zu unseren
besten und in Anbetracht des Preises von nur 30
Pfennig pro Heft auch zu den billigsten Familien⸗
ournalen unbedingt gerechnet werden darf.
SBienstesgnachrichten.
Den Schullehrern Gg. Endres in Dudenhofen,
k. B. A. Speyer und Otto Münch in Neukirchen,
k. B. A. Kaiserslautern, wurden für 50jährige, mit
Treue und Eifer geleistete Dienste die Ehrenmünze
desek. Ludwigsordens verliehen.
Nelegcraphischer Schiffsbericht
der „Red Star Linie“ Antwerpen.
New⸗York, 2. Dez. — Der Posidampfer
Rhynland“ der „Red Star Linie“, welcher am 19.
stovember von Antwerpen abging, ist heute wohl-
ehalten hier angeommen.
Neueste dacru en.
Muünchen, 3. Dez. GBahyerischer Landtag.)
Finanzausschußsitzung. Zum Etat der Bergwerkee,
hütten⸗ und Salinengefälle für 188889. Sollein⸗
riahmen: St. Ingbert 1,116,000 Mk., Miitelbex⸗
zach 148,300 Mik., Amberg 284,932 Mk., Peissen-
zerg 475,625 Mk. Etwaige Mehrung nur für
St. Ingbert und Peissenberg möglich, wo Kohlen⸗
»edarf größer werden sollte. Gesammteinahmen:
St. Ingbert 1,214,700 Mk., Mittelbexbach 132,344
Mk., Amberg 318,644 Mk., Peissenberg 503,485
Mk., sohin für ein Jahr 2,991,571 Mk. und ein
Mehr von 97,602 Ml. Ausgaben: St. Ingbert
1034,146 Mk., Mittelbexbach 147,957 Mk. Am—
berg 208,200 Mk., Peissenberg 410,784 Mk. —
in Summa 1,932,000 Mtk., sohin für ein Finanz⸗
jaht 1,855,949 Mtk. und mehr 97,002 Mt.
Funktionsbezüge mit betreffender Erhöhung der
pragmatischen Gehalte werden genehmigt. Für St.
Ingbert werden 8 neue Dampfkessel gefordert und
kosten 10,000 Mk.
Berlin, 5. Dez. Die Getreidezoll⸗Com⸗
mission hatte heute eine Diskussion über verschic-
dene Anträge. Windthorst beantragt für Roggen
4, Weizen 414, Hafer 2 Mark Verzollung. Die
Freiconservativen beantragen, die Kornzölle auf 5
Mark festzustellen. Die Conservativen beschlossen,
alles abzulehnen, wenn der Regierungsantrag nicht
angenommen werde.
Berlin, 5. Dez. Den vorliegenden Gesetzent⸗
wurf betr. den Verkehr mit Wein begründet der
Direktor des Reichsgesundheitamts Koöͤhler mit der
Nothwendigkeit, eine größere Rechtssicherheit aus
diesem Gebiete herbeizuführen. Abg. Bürklin will
ein Verbot des Kunstweins überhaupt. Abg. Bam⸗
berger bestreitet das Bedurfniß des vorliegenden
Gefetzes: die zu lösende Frage sei einfach; ob jede
Verbesserung des Weins auf der Etiquette ange⸗
geben werden müsse oder nicht.
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Deuetz.
Warnun Wie ein Falschmünzer ber⸗
g sucht mit einem werthlosen
Metall durch die den ächten Stücken möglichst nahe
ommende Schwere, Glanz, äußere Prägung ꝛc.
das flüchtige Auge des Publikums zu täuschen, ge⸗
rade so verfahren gewisse, in ihrem Mittel wenig
vählerische Industrielle, welche der großartige Er-
solg dis Herrn Apotheker Rich. Brand mit seinen
heliebten Schweizerpillen nicht ruhen läßt. Daher
Vorsicht! Man nehme beim Kaufe der Rich.
Brandt'schen Schweizer⸗Pillen die mit einem Gum⸗
mibändchen um die Schachtel festgehaltene Gebrauchs⸗
anweisung ab und Üüberzeuge sich sofort, daß auf
der runden rothen Etiquette sich mit sc warzen Buch⸗
staben die im Kreise gesetzten Worte „Apotheker
Rich. Brandt's Schweizer-Pillen“ finden. In der
Miite des rothen Grundes muß ein weißes Kreuz
und darauf der Namenszug Rechd. Brandt enthalten
ein. Preis 1 Mk. in den Apotheken.
i ndels⸗
Franksurter Journal. ne
der volkswirtschaftliche Teil des Frankfurter Jour⸗
aals kieten die raschesten, zuverlässigsten und er⸗
chöpfendsten Mitteilungen über alle Bewegungen
des Geld- und Wagarenmarktes sowie bewährte
rritische Beleuchtungen der geschäftlichen Konjunk—
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ausführliche Verlosungsbeilgge beigegeben.
Gratis und franco erhält man durch
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