Full text: St. Ingberter Anzeiger

mögen indeß warten. Der Bräutigam verzweifelt, 
F rührt das Herz des Präsidenten, alle Diener 
werden mobilisirt, vor Verlauf einer halben Stunde 
—V 
usammenberufen, und der Bräutigam nimmt 
zitternd vor Freude und fiebernd vor Aufregung 
den heißersehnten Schein entgegen. In Karriere 
ging's zurück zur Kirche, wo Herr F. D. gerade 
cht eintraf, um seine Bcaut wemend, den Pfarrer 
zrollend und die Gäste theils wüthend, theils 
chelnd zu finden. Die triumphirende Miene des 
Bgrautigams und der Erlaubnißschein siellten im 
Nu das Gleichgewicht und die feierliche Stimmung 
wieder her und die Ceremonie ging vor sich. 
Rom, 7. Dez. König Humbert überwiet 
20,000 Francs, der hiesige Stadtrath 1000 Fraucs 
ur die vom Erdbeben Betroffenen. 
FKonstantinopel, 5. Dez. EEiner aus 
»en Schreckenstagen.) Dieser Tage starb hier im 
Alter von einhundertundfünfzehn Jahren Dimitrios 
Antippa, ein Zeitgenosse Rodespierre's. Keiner, 
cxr den schönen Greis rüstig durch die Straßen 
Zonstantinopels schreiten sah — wo er seit 
mehreren Menschenaltern als Kaufmann ansässig 
pat — würde es für wöglich gehalten haben, 
einen Augenz ugen der großen Revolution vor sich 
u se hen. Als der Sohn eines reichen Handels 
Jerrngin Kephalpoien geboren, wurde er als zwanzig 
Aahrin,er Jüngling zur bhöheren Ausbildung von 
einerck Vater nach Paris geschickt, wo eben die 
Schriu enstage anbrachen. Als Grieche verkehrte 
r in nden verschiedensten Gesinnungsträgern. Er 
lernte acheinander Marat und Danton, Robespierre 
ind Camille Desmoulins, Tallien und Saint Just 
sennen. In den Salons der schönen Madame 
Tallien tanzte er die Carmagnole und zahllose 
Male war er Ztuge, wie die unerbittliche Guillotine, 
„on Marie Äntoinette angefangen, die edelsten 
döpfe von Rumpfe trennte. Als das Blutbad 
ein Ende hatte, gelangt es ihm, nach Konstanti⸗ 
nopel zu kommen, wo er sich als Kaufmann blei⸗ 
dend niederließ. Antippa hatte ein gewinnendes 
Aeußere und bewahrte sein Gedächtniß bis zum 
letzten Tage seines Lebens. Erwähnenswerth ist 
noch, daß er während seines langen Lebens nie 
an's Heirathen gedacht, hingegen die Carmagnole 
n Konstantinopel eingeführt hat. 
4 Vor etwa drei Monaten, vor der Abreise 
des Kaisers Alexander nach Kopenhagen, sandte 
Baron Hirsch ein Schreiben an den Czaren, 
n welchem er sich erbot, zur Errichtung jüdischer 
Flemeniarschulen in Rußland die Summe von 
dst. 2,000,000 zu schenken. Außerdem stellte er 
dem Czaren Lst. 40,000 zu wohlthätigen Zwecken 
zur Verfügung. Der Czar setzte eine Bemerkung 
auf das Schreiben und befahl dem Minister des 
Innern, mündlich nach seiner Rückkehr nach Ruß— 
iand über die Angelegenheit Bericht zu erstatten. 
Das Anerbieten blieb auf diese Weise drei Monate 
unerledigt. Es stand daher wohl zu befürchten, 
daß Baron Hirsch, gekränkt durch den langen Ver— 
zug, sein Versprechen zurücknehmen würde. Den⸗ 
noch war die Befürchtung grundtos. Nachdem der 
Czar nach Rußland zurückgekehrt war, hörte er den 
Vortrag des Ministers des Innern und unterzeich· 
— 
2,000, 000 sollen in der Bank von England einge⸗ 
zahlt und Baron Rothschild und Baron de Worms 
zu Verwaltern der Stiftung ernannt werden— Die 
Zinsen der Summe werden etwa Lst. 100,000 be⸗ 
agen, und hofft man damit 1000 Schulen, wel · 
che 50,000 armen Kindern Aufnabme gewähren, 
gründen zu können. 
Petersburq. Der Czar hat die Spende 
bdon 50 Millionen Francs, welche Baron Hirsch 
bedingungsweise den Gewerbeschulen und den Wohl⸗ 
thätigkeitsvereinen Rußlands zugewendet, genehmigt. 
Ferner hat auch Baron Hirsch dem Czaren den 
Betrag von einer Million Francs mit der Bestim 
nung zur Verfügung gestellt, denselben nach seinem 
eigenen Ermessen zu Gunsten von gemeinnützigen 
Gesellschaften in Rußland zu verwenden. 
pP'In Misso uri hal ein Mann die Zähne 
eines Mastodon gefunden; 4 davon wiegen jeder 
12 Pfund. Diese Zähne wären eine hübsche 
Aquisition für Bruder Most, um damit die Kapi- 
talsbestien zu zermalmen, oder Natidisten, welche 
es auf die Vernichtung der „verderblichen Fremden“ 
abgesehen haben. 
F Nichts ist unangenehmer und störender, als 
Fettflecken in Büchern. Man entfernt sie 
am besten, indem man gebrannte Magnesia mit 
Benzin mischt, bis eine krümliche Masse entsteht. 
Der Fleck wird mit dieser Masse behutsam einge⸗ 
jeben und die Magnesiakrümelchen weggeklopft 
Frische Flecken verschwinden sofort, alte nach zwei⸗ 
5is dreimaliger Behandlung. Der Hauptvortheil 
ist, daß selbst das feinste Papier nicht Schaden 
eidet. 
4 Ein Herr trifft einen Bettler wieder, dem er 
um Tage vorher, gerührt durch die zur Schau ge⸗ 
ragenen Gedrechen, ein größeres Geldstück gegeben 
hatle. Mann, gestern gingen Sie an einer Krücke, 
varen auf beiden Augen blind und heute ... 
— „Heute ist Sonntag, lieber Herr“, unterbrach 
hn der Bettier gelassen, „und am Sonntag ruhte 
elbst der liebe Gott von der Arbeit aus! 
Gemeinnütziges. 
Nasse Füße. Ueber die Wirkung nasser 
Füße hat der berühmte Arzt Pettenkofer Mitthei 
lungen veröffentlicht, die zur groͤßten Vorsicht mah⸗ 
nen! Wenn wir uns im Freien nasse Füße zuge 
jogen haben, so beginnt, sobald wir in ein warmes 
Zuͤnmer mit trockener Luft kommen, eine bedeutende 
Zerdunstung. Wenn man an der Fußbekleidung 
nur drei Loth Wolle durchnäßt hat, so erfordert 
das Wasser darin so viel Warme zu seiner Ver—⸗ 
dunstung, daß man damit ein halbes Pfund Wasser 
on Naͤll Grad zum Sieden erhitzen oder mehr 
als ein halbes Pfund Eis schmelzen könnte. So 
zleichgültig manche Menschen gegen durchnäßte Füße 
ind, so sehr würden sie sich stiäguben, wenn man 
hre Füße zum Erhitzen einer der Verdunstungs⸗ 
aͤlte entspcechenden Menge Wasser oder zum 
Schmelzen einer entsprechenden Menge Eis ver⸗ 
wenden wollte; und doch thum sie im Grund ganz 
das Gleiche, wenn sie einen Wechsel der Fuß⸗ 
ꝛelleidung verschmähen. — 
Tesegraphischer Schinsbericht 
der „Red Star Linie“ Antwerpen. 
New⸗York, 7. Dez. — Der Postdampfer 
Westernland der „Red Star Linie“, welcher am 
26. November von Antwerpen abging, ist heute 
wohlbehalten hier angekommen. VV — 
Marttberechte. 
Homburg, 7. Dezember. (Fruchtmittelpreis und Vil 
ualicumartiy Weizen 9 M. — Pi. Korn 6 M. 82 Pf., 
Spelztern — M. —, Pf., Spelz 0 M. — Pf., Gerste 
reihige O M. — Pf. Gerste Zreihige 0 M. — Pf., 
mis pfr mischfrucht s M. o5 Pf. Erben 
M. — pf., Wicken 0 M. — Pf. Bohnen 0 M., 
— pf., Kartoffeln 2 M. 30 Pf. Kornbrod 6 Pfund 
60 Pf. Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf., Ochsenfleisch Pf 
Rindfleisch 40 Pf. Kalbfleisch 40 Pf. Hammelfleisch —-Pf. 
Schweinefleisch 50 Pf., Butter 1 Pfund M. 10 F 
Irotestamischer Goitesdienst 
Sonntag den 1II Dezember vorm 10 Uhr 
irhenvisitation: Text. Matth. II 22 10. 
Lied 98. 
Neueste Nachrichten. 
Berlin, 8. Dez. Kaiser Wilhehm 
empfing im Laufe des Nachmittags den russischen 
Botschafter Grafen Schuw alow, der dem Kaiser 
inläßlich des Georgfestes Glückwünjche überbrachte. 
Berlin, 8. dez. Prinz Ludwig von 
Bayern ist heute Abend 8 Uhr nach München 
zurückgereist. 
Berlin, 8. Dez. Der Bundesrath wird 
sich morgen mit einem Antrage Preußens wegen 
Berlängerung des auf Grund des Socialistenge⸗ 
seßzes verhängten kleinen —A 
über Frankfart a. M. beschäftigten. Das —XL 
Journal‘“ vemerkt dazu: „Wir möchten an die 
Einsicht des Bundesrathes appelliren, daß einmal 
doch wieder die Normalzustände azurückgeführt 
werden. 
Paris, 8. Dez. Die hiesige Presse sucht die 
hbeuntuhigten Meldungen über Beziehungen zwischen 
Rußland und Oesterreich abzuschwächen, indem sie 
hehauptet, daß alles auf „Berliner Ränke“ zurück⸗ 
zuführen sei. Die von einigen Blättern ausge— 
gebene Losung, daß es sich nur darum handle, 
Stimmung für die deutsche Wilitärvorlage zu 
nachen, findet selbst hier keinen ernstlichen Glauben; 
dagegen beachtet man sehr, folgende Darstellung, 
die aͤus russischen Kreisen in Wien stammt: „Furst 
Bismarck habe erkannt, daß seine Besprechung mit 
dem Czaren ohne den gehofften Erfolg geblieben, 
ind versuche nun, durch kräftiges Voischieben der 
„sterreichischen Truppen den Czaren zu einer Ent⸗ 
cheidung zwischen einer friedlicheren und panslavi · 
ttischen Politik zu zwingen. Nach Mittheilungen 
zus der gleichen Quelle soll augenklicklich ein hef⸗ 
iger Parteikampf in Petersburg statifinden, wo die 
Ganslavisten den Kaiser auf die Bahn drangen 
nöchten, deren Beschreitung voraussichtlich einen all⸗ 
Jemeinen Krieg zur Folge haben würde. Nach 
Ansficht dieser Partei wuüͤrden die militärischen Kund⸗ 
gebungen Rußlands an der österreichischen Grenze 
die Oesterreicher einschüchtern, so daß die Russen 
auf der Balkanhalbinsel freie Hand erhalten wür⸗ 
den.“ Es ist bemerkenswerth, daß alle Kriegs- 
gerüchte gegenwärtig in Frankreich mit großer Ab⸗ 
neigung aufgenommen werden. Offenbar hält man 
hier den Augendlick zum Losschlagen für schlecht 
zewählt. Russische Bündnißbvorschlüge würden vor— 
zussichtlich hier nur kühle Aufnahme finden, obgleich 
—D 
Für die Redaktion veranwortlich: F. X. Deute z. 
F hervorragendes 
Frankfurter Journal, ee 
oorzugsweise in den kaufenden Kreisen verbreitet. 
Fse Amnmdigungen von Gegenssaͤnden, wel⸗ 
he sich zu Weihnachtsgeschenken eignen, haben 
Fereits begonnen zu erscheinen und vermehren sich 
äglich in den Zeitungen. In allen Geschäften 
rüstet man sich, Neues zu birten und zwar in 
möglichst reicher Auswahl und dennoch ist es für 
Viele fehr schwer, einsgeeignetes Geschenk zu finden. 
In Spielwaaren wird stets sehr viel geboten, in⸗ 
dessen ist es bei den meisten weniger darauf ge⸗ 
sehen, daß sie das Interesse dauernd in Anspruch 
nehmen, als auf ein hübsches Aeußere. Ein Spiel 
soll aber nicht nur Augendlicke oder einige Tage 
unterhalten, sondern dauernd erfreuen und doppelte 
Freude dürfte es bieten, wenn Unterhaltung und 
BHelehrung damit gleichzritig bezweckt wird. Die 
Leipziger Lehrmiltel-Anstalt von Dr. Oskar 
Schneider in Leipzig“ bringt auch in diesem Jahre 
wieder einen Weihnachtskatalog zum Versandt, 
den wir Jedem, der Kinder oder Erwachsene zu 
beschenken hat, empfehlen. Derselbe bietet in seinen, 
nach Altersklassen geordneten Abtheilungen eine 
reiche Auswahl von belehrenden und unterhaltenden 
Spielen, Beschäftigungs⸗-Utensilien, Apparaten, Ge⸗ 
schenk⸗Litteralur u. a. und wird gratis und porto— 
frei überall hin versandt. — 
Schwerische Reichshypothekenbant 3 pCt.Obli- 
gationen von 1877. Die nächste Ziehung findet 
sm Dezember statt. Gegen den Coureverlust von 
ca 8 pEt. bei der Ausloosung übernimmt das Bank—⸗ 
hdaus Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 
13, die Versicherung für eine Prämie von 10 Pf. 
oro 100 Kronen. 
— 
welche an Magen⸗ u. Darmleiden, 
Bandwurm⸗, Lungen⸗, Kehlkopf⸗u. 
Herzkrantheiten, Schwindsucht, Unter⸗ 
hibetrankheiten, Blasenleiden, Haut⸗ 
krankheiten, Drüsenleiden, Kropf, 
Augen⸗, Ohren⸗ u. Nasenleiden, 
Gicht, Rheumatismus, Rückeamarcks- 
u. Nervenleiden, Frauenkrankheiten, 
Bleichsucht leiden, ist das Schriftchen: 
Kranke n. 
Behandlung u. Heilung 
en vou Krankheiten αα— 
Zin Rathgeber füt alle Leidende 7 
Fu sempfehlen. Kostenlos u. franko zu! 
beziehen durch die —AX 
g menger in Kempten (Baiernd 
(hristbaum · Confect! 
delikat im Geschmack u. reizende 
Neuheiten für den Weihnachtsbaum) 
I Riste enthàlt ca. 440 Stück, ver- 
zende gegen 233 Mark Ad 
Nachnahme. Kiste und Verpackung 
verechne nicht. 
Wiederverkauforn sehr empfohlen. 
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Calender 1888. 
Bayer. Familienkalender 50 Pfs. 
Lahrer Hinkende Bote 30 Pf. 
Bilder ⸗Kalender 30 Pfg. 
Der Hausfreund 30 Pfg. 
Kath. Hauskalender 30 Pig. 
Saämmtlich vorräthig in der Buch⸗ 
gandlung von 
F. X. Demetz.