Transport neu einrückender Rekruten auf der Pe⸗
hersburger und Theresionopoler Eisenbahn begonnen
Jat und wie es heißt. den ganzen Dezember und
Januar andauern wird. —
LEokale und pfaͤlzische Nachrichten.
St. Jugbert, 28. Dez. Das Gesetz
über den Feingehalt der Gold- undß
Silberwagaren tritt mit Neujahr in Kraft.
Der Verkäufer von Golds, Silbere, und Bijouterie
waaren, ingleichen Uhrmacher und alle solche Ge—
werbetreibenden, welche sich mit dem Vertriebe der⸗
artiger Waaren befassen, wie Trödler, Privat-
Auctionatoren, seien hiermit darauf auimerksam
zemacht, daß auf Grund dieses Gesetzes in ihren
Beschäftsräumen durch hierzu besonders abgeordnete
Beamte Revdisfionen abgehallen werden.
*St. Ingbert, 28. Dez. Heute Vor⸗
mittag begann in den Mittelschulen Cateinschulen,
Symnasien u. s. w.) die Weihnachts-Vakanz.
Der Unterricht in denselben nimmt am 3. Januat
wieder seinen Anfang.
*Si. Ingbert, 23. Dez. Wie in den Vor⸗
jahren, so wurde auch heuer wieder zu Weihnachten
eine große Anzahl armer und beduͤrftiger Kinder
don den beiden Damen Krämer dahier, Frau
Peinrich und Ftrau Oskar Krämer, mit
Kleidungsstücken reichlichst beschenkt.
*— An die Flucht des Gen armenmoͤrders Jost
aus Pirmasens knüpft sich bereits eine hübsche An⸗
zahl von Legenden; in das Gebiet derselben sind
wohl auch die deiden folgenden G.schichtchen in—
zureihen, die in letzter Zit von Zweihrücker
Blättern erzählt wurden. Wir lassen dieselben
folgen, ohne nach dem Gesagten für die Wahrheit
derselben einzustehen: „Von dem Cifer, mit welchem
Jost gesucht wird, mögen zwei Zwischenfäll⸗ zeugen,
die dieser Tage in Blieskastel und St. Jugdbert
vorgekommen sein sollen. Zwei diedere Geschaäfts⸗
leute von Bubenhausen wurden in Blieskastel von
einem Polizisten angehalten, als sie die in der Nähe
des Bahnhofes befindliche Allee durchschreiten wollten,
und so lange festgehalten, bis sie fich legitimiren
konnten. — Heiterer ist das zweite Geschichtchen
von St. Ingbert. Ein Irheimer Bürgersmann will
wieder mit der Eisenbahn nach Hause fahren und
dars etwas eilig. Er springt nach Kräften, um
den Zug nicht zu versaumen. Da ruft es hinter
ihm: Halt! Hatt! Ecr jedoch kümmert sich nicht
darum und lauft unbeirrt bis zum Bahnhof —
natürlich der wackere Polizeidiener hinter ihm drein.
Eben hatte der Flüchtling sich ein Billet gelöst,
als sich die schwere Hand des Gesetzes auf seine
Schulter legte: „Wo wollen Sie hin?“ — „Uff
Zweebricke.“ — „Wir sind Sie?“ — „Der und
der.“ — „Glaub's nicht.“ — Der gute Ixheimer
läßt durch den Schalterbeamten seine Persönlichkeit
konstatiren und nun geht dem Auge des Gesetzes
ein Licht auf: „Herrgott Donnerweiter! Mer han
jo schun mitnanner gekaart!“ — Tableau!
— In diesen Tagen, der Sonnenwende, mit
welcher häufig auch ein Witterungswechsel eintritt,
käme ein solcher nach dem lastigen Regenwetter
besonders erwuͤnscht, und zwar in raehrfacher Hin⸗
icht. Der Landmann sagt nicht ohne Grund:
„Wenn's nicht wintert, sommeri's auch nicht“, d.
h. wenn der Boden nicht gehörig durchfriert, dann
wird derselbe für die Sommersaat nicht „tugend⸗
haft“, nicht locker genug. Dabei darf allerdings
die nöthige Schneededke zum Schutz der Vegetation
gegen etwaigen Frostschaden nicht fehlen. Die
Bierbrauerei ist auf die Einkellerung des nöthigen
Eisbestandes angewiesen. Außzerdem ist ja auch
ein normaler Winter für den Waidmann und den
Naturfreund ein Bedürfniß. Der vorgestrige Tag,
Mittwoch, (Wintersanfang) war der küͤrzeste de⸗
ganzes Jahres.
— Die Schulden der Gemeinden des König-
reichs Bayern beliefen sich zu Ende des vorigen
Jahres auf rund 14692 Millionen, auf die Pfalz
entfielen hiervon rund 9 Millionen. Im laufen
den Jahre werden diese Fiffern nicht kleiner ge⸗
worden sein!
— Herr königl. Regierungsdireltor Hermann
Wand wurde zum Ehrenpräsidenten des „Pfäl⸗
zischen Sängerbundes“ ernannt.
— Zweibrücken, 21. Dez. Herr Präsident
Kieffer in Zweibrücken erhielt nach der „Pf. Pr.“
zu seinem 50jährigen Dienstjubiläum das Ehren⸗
kreuz des Ludwigsordens und ein Handschreiben
des Prinz⸗Regenten.
— Das Eisenbahn⸗Comite in Ka iserslautern
hat an die Kammer der Abgeordneten eine Veliton
wegen Erbauung einer Eisenbahn von Kaisers⸗
lautern nach Biebermühle eingereicht.
— In Edenkoben ist der ais Privatpostge⸗
zülfe beschäftigte Ettinger aus Queichheim nach
Lnterschlagung eines mit 2200 Mit. beschwerten
Beldbriefes flüchtig geworden. (Neuerer Meldung
uufslge soll Ettinger bereits erwischt sein.)
— Germersheim, 20. Dez. Ein reicher
Zauer aus dem venachbarten Schwegenheim übte
ich im Laufe des Sommers in Poesie, fertigte
dnitlelverse und legte sein Machwerk zur Nachtzeit
uinter einzelne Hausthüren. Die Form dieser
poetischen Ergüsse war gut, der Inhalt dagegen
insauber. Einzelne dortige Bürger sahen sich hier—
urch in ihrer Ehre gekränkt und stellten Strafan-
rag. Als Honorar für sein Gedicht erhielt der—⸗
elbe durch das Schöffengericht in heutiger Sitzung,
n welcher drei Anwälte zum zweiten Male plaidiet
en, eine Strafe von 40 Mark nebst den Kosten,
die sich auf über 300 Mark belaufen.
— Ludwigshafen, 21. Dez. Gestern
Abend wurde einem Mann auf dem hiesigen Bahn ˖
hof ein Handkoffer mit einem Inhait im Werth
»on 120 Mt. gestohlen. — Wie uns ferner mit—
getheilt wird, wurde heute Nacht auf dem Bahnhof
Mundenheim ein Einbruch verübt; derselde soll
edoch für den Einbrecher erfolglos gewesen sein,
»a der Verwalter die Kasse gestern Abend in seine
Wohnung mitgenommen hatte.
— In Handels und Börsenkreisen wird es
nteressiren, daß die Frankent haler Armatur—
Fabrik nun durch Att an eine Aktien-Gesellschaft
iberging unter der Firma, Maschinen und Armatur⸗
Fabrik, vormals Klein, Schanzlin und Becker“ mit
em Sitz zu Frankenthal. Das Grundkapital beträgt
,250,000 Mt. Die Aktien befinden sich bereits in
esten Händen. In den Aufsichtsrath wurden ge⸗
vählt die Herren Heinrich v Hüael, Geh Baurath
n Wien, als erster Vorsitender, Max Freudenberg,
Veneraldirektor in Ems, als zweiter Vorsitzender,
Nartin Glaser, Banquier in Frankenthal, Dr. Ludwig
Broß. Bürgermeister in Lambsheim, Hermann Dietz,
»abrikdirektor in Oggersheim. Als Direktor wurde
‚err J. Klein und als dessen Stellvertreter Herr
ulius Bettinger, beide Ingenieure und seitherige
zesizer der Fabrik, gewählt (Pf K.)
Veruischtes.
F Brebach, 21. Dez. Allgemeinste Theil⸗
nahme erregt der gestern Abend erfolgte Tod
inseres Bürgermeisters Herrn Ed. Jat.
dlein. Der Verstorbene hatte das Unglück, vor
einigen Wochen ein Bein über dem Knöchel zu
brechen; trotz sorgsamster Pflege nahm die Ver—
etzung einen tödtlichen Ausgang. Der Heimge⸗
jangene. 56 Jahre alt, hat 24 Dienstjuhre hinter
ich und wußte sich durch treue Pflichtectüllung die
Anerkennung seiner vorgesttzten Behörden und die
chtung und Liebe seiner Bürgermeisterei⸗ Einge⸗
essenen zu erwerben. Des Kösigs Majestät er⸗
annte seine Verdienste durch Vrleihung des Roten
Adlerordens 4. Kl. an. Liebenswürdiges Benehmen
und glücklicher Humor machten den Verstorbenen
um angenehmen Gesellschafter, dessen Scheiden
chmerzlich bedauert wird. Möge das allgemeine
Mitgefühl der schwergeprüften Familie zu einigem
Trost gereichen. (S. Z.)
F München, 19. Dezbr. Eine Beamten⸗
vitiwe wurdr h⸗eute Morgen, während sich ihre
dinder und Enkel eingefunden hatten, um sie zu
hbrem 70. Geburtstage zu beglückwünschen, vom
—A
fMünchen, 22. Dez. Studielehre“ Ebitsch
nus Blieskastel wurde zum Subrektor dieser Anstalt
rnannt.
f Der J. Präsident der Kammer der Abge⸗
ordneten, k. Regierungsdirektor Fehr. v. Ow de—
zeht am 6. Januar 1888 die Feier seines 70.
Be burtstages.
FSchwubach. Von hier wucrde eine Ein—⸗
zabe an die Adgeordnetnkammer g richt t, in wel⸗
her um Einführung einer staatlichen Khassen—
dotterie in Baäyern gebeten wird. — Da
nan die Spielwuth doch nicht unterdrücken kanun—
o wäare es allerdings j denfalls bssr, wenn der
zotterie⸗-Nutzen im Lande selbst bliehe, statt nach
nuswärts zu fließen.
.Die Universität Würzburg begeht
im 2. Januar 1888 die Feur ihres 306.
Ztiftungsjahres. Der Rektor der Univ⸗rsität Hr.
Brof. Dr Rindfleisch halt zur Feier dieses Tages
n der Aula eine Festrede.
*Mannbeim. 21. Dez. Heute Nachmittag
wurden 21 Plätze auf dem Markiplatze zum Ver⸗
auf von Fieisch erstmals auf ein halbes Jabr an
oen Meistbietenden vergeben. Die Siadt erzielle
dadurch einen Gesammt Erlöz von Mait 4341
nußerdem haben die Miether wöchentlich ein Stand.
geld von 60 Pf. zu zahlen. Die Plätze waren
nsgesammt zu 450 Mark veranschlagt.
TDiedenhofen, 19. Dez. Nach einer Mit—
heilung der Mosel- und Niedzeitung haben die
Zerren, Gebrüder Stumm in Neuntirchen in der
B markung Ucckingen für 120,000 Mt. Land er⸗
vorden. um darauf Eisenwerke mit Hochöfen zu
rrichten. Das Dorf Ueckingen hat “kiwa 1100
kinwohner und bositzt 180 Häuser. Das Ge.
neindeareal ist 548 Hectare groß.
Trier, 21. D z. Der 18jährige Tischler
Peter Dahm erschoß heute Abend seiuen Vater.
Der Vatermörder ist verhaftet.
F Der Prozeß Ziethen scheint auch nach
er ablehnenden Antwort der letzten Instanz nicht
zur Ruhe kommen zu sollen. Der in Berlin wodz ·
nende Vater des Ziethen weilt zur Zeit in Elben
jseld, um mit dem bei seiner Tante wohnend
August Wilhelm die ganze Angelegenheit nochmalz
zu desprechen. Auch soll der allse Herr Ziethen
vorhaben, mehrere in der Sache vernommene Zeugen
vegen Meineides zur Anzeige zu bringen.
F Berlin, 16. Dezember. Ein verschlungener
Wechsel. An der heutigen Börse erregte folgendes
Vorkommniß viel Heilerkeit. Eine hiesige Bank
hatte einen ihrer Kassenboten mit dem Incasso
eines Wechsels in Höhe von 3000 Mark detraut.
Als nun der Kassenbote dem Bezogenen den Wechsel
präsentirte, bat ihn Letzterer, ihm denselben einm
Augenblick zu überiassen, da er das Accept auf
jeine Richtigkeit prufen müsse. Kaum befand sich
iber der Acc ptant im Besitze des Wechsels, so
chob er ihn in den Mund und verschlang ihn.
F Berlin wird Badeort! Im Ad—
miralsgartenbad nahe beim Bahnhof Friedrichstraße,
st in einer Tiefe von 750 Fuß eine an der Erd—
oberfläche aufsteigende Soolquelle mit einem Salz ⸗
zehalt von 3 pCt. erbohrt. Die zuständige Berg
»ehörde ist bereits zur Abnahme an Ort und Stelie
erschienen.
F Dem großen Strategen Grafen Moltke
ist neuerdings in Berlun ein öffentliches Denkmal
eigener Art gestiftet worden. Eine der neu er—
cichteten Apotheken, Schöneberger Ufer 20, hat
den Namen des berühmten Feldherrn angenommen,
und den Eingang zum Verkaufslokal ziert ein großes
Bronze⸗Reiiefbild des Grafen Moltte.
FAus Sachsen, 20. Dez. In ganz Sachsen
jerrscht seit gestern Nachmistag äin so starkes Schnee-
reiben, daß wiederum größere Verkehrsstockungen
rfürchtet werden. Die Verwaltung der sachsischen
Stautsbahnen hat die umfassensten Vorkehrungen
zetroffen, um die Schienenwege frei zu machen,
voch treffen einzelne Züge schon heute mit Ver—
pätungen ein. Im oberen Erzgebirge soll der
Verkehr zwischen einzelnen Orten feit gestern Abend
abgeschnitten sein.
fGörlitz, 19. Dez. Die hiesige Staats⸗
anwaltschaft erhielt heute aus Hof in Bayern die
Nachricht, daß die 80 von ihr nach allen Richtungen
ntsandten Telegramme die Ergreifung des 2ljahrigen
Bostbetrügers Hanning, der aus Laubau mit 10,000
Mark eniflohen war, zur Folge gehabt haben.
MNerlkwürdigerweise fand man bei den ungetreuen
Postgehülfen mehr Geld als er unterschlagen hat.
FœLosheim, 20. Dez. Das Rothwild zieht
sich jetzt in größeren Rudeln vom Hochwald in unser
Revier. Gestern wurden im Großwald ca. 30
HDirsche gesehen. Die herbeigeeilten Jäger konnten
wegen des äußerst ungünstigen Wetters und der
jür diese großen Treiben zu geringen Schützenzahl
eider nichts ausrichten. Auf der angtenzenden
Jagd des Heren Donnevert sind anfangs dieset
Woche wieder zwei Stück Rothwild geschossen worden.
Der Professor der Medizin an der Vrez⸗
auer Hochschule, Dr. Sommerbrodt, bespricht die
jüngsten Erscheinungen im Halse des Kronprinzen
und gelangt zu folgendem Schlusse: „In den
stahmen der Diagnese: chronische Knorperhaut . Ent⸗
zündung, möglicher Weise unter Miterkrankung des
norpels selbst, lassen sich jetzt noch alle betannt
Jewordenen Erscheinungen ohne Schwierigkeit unter⸗
bringen. Wenn es sich aber um diese Krankheit
handelt, so sind Schwankungen im Verlauf, plötz-
liche akute, unter Umständen recht alarmirende und
nicht ungefährliche Steigerungen, Langwierigkeit des
eidens, ganz natürliche Erscheimnngen NYi—⸗