Full text: St. Ingberter Anzeiger

I * 28* 
7 3 —3 —tM— 
— 4 53 7 —2 —8 
— M— — —— 6 94 —* —35 — J6 
d * —Jc 9 ——9 3 — —F—6B66336 
3 —38 9 J1J 39 —52 5 — * 
———— JJ 777 —— 21 — 
3 —7 JIVB 4 J 63480— 
F — J — — —LA— 
bachepe 3— * —I 2— 5 5 * * —88 3— —B4 3— 9. 
22* 89 9 —S— 21** 9 54 Bo Fe 8 V 898 e 8 58 v8 * 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
er „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs— 
Aatt und Sonntags mit eee üustrieter Beilage. Das Blatt kostet vierteljuͤhrlich 1 A 603 einschließlich Tagerlohn; durch die Post bezegen 14 75 einschließlich 
O Zustellungsgebuhr. Die Einruͤckungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 3, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 d, Reklamen 80 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
— 
W 254. 
Dienstag, 27. Dezember 1887. 
22. Jahrg. 
Einladung zum Abonnement 
der Hand mehrerer Petitionen, welche eine Aus⸗ 
vehnung der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen 
vünschen. Den bezüglichen Petitionen sind um⸗ 
angreiche Denkschriften und Begründungen bei⸗ 
zegeben. 
Ausland 
Aus Wien bringt H. T. B foalgendes Tele⸗ 
zramm, welches ebenfalls von Uaruhen in Ruß 
und melde: Der Zeichner eines Londoner Blattes, 
velcher aus Rußland hierher zurückgekehrt ist, be⸗ 
richtet, daß unter der Zivilbevölkerung in Russisch 
Polen große Aufregung herrsche und daß man 
srerall bon einer sich entwickelnden Insucrektion 
reden höre. In Iwangorod sollen am vergangenen 
Sonnabend vier Jusurgenten erschossen worden sein.“ 
Wien, 28. Dez. Der Peiersburger Bericht— 
rstatter der „Politischen Korrespondenz“ schreibt: 
Der Artikel des russischen Invaliden“ habe das 
Hewölk am politischen Horizont Europas zerstreuen, 
nicht vecm hren wollen durch die Erklärung, daß 
de Maßregel der Nachdarstaaten unmittelbar eine 
zleichwerthige Gegenmaßregel Rußlands nach sich 
ehen werde. Nach inem Warschauer Berichte der 
Polinichen Korr spondenz“ soll die Grenzwehr 
json 36 600 auf 60 000 Mann vermehrt werden. 
die Warschauer Liefrranten seien vollauf mit Pro— 
iantanschaffungen für die Truppen beschäftigt; die 
iesjährigen Mehllieferungen betrügen das Dreifache 
der vorjährigen Lieferungen. 
Wien, 25. Dez. Die Weihnachtsbetrachtungen 
ämmtiicher Wiener Blätter lauten trübe. Sie 
kungen natürlich in Friedenswünsch aus, bekunden 
aber wenig Zuversicht auf eine Erfüllung dieser 
Wünsche. Das „Fremdenblatt“ mahnt wohl zur 
stuhe und Mäßigung, gleichzeitig jedoch zur Wach— 
amkeit, well jene Gründe, weilche die allgemeine 
geunrudigung verursachten, auch heute noch nicht 
»eseitigt sien. Vas „Neue Wiener Ta.blatt“ will 
vissen, Erzherzog Karl Ludwig habe seine Orient- 
ise wegen der Unsicheheit der politischen Lage 
erschoden. — Aus ganz Ooeritalien werden Schnees 
türme gemeldet, welche in den letzten Tagen den 
Perkehr unterbrachen. 
Paris, 28. Dez. Die gegen Wilson an 
sängige neue Sache wegen Ordensschwindels, worin 
bid rum ein russischer Adenteurer, Baron Koln, 
derwickelt ist, scheint eine ernste Windung zu neh— 
nen. Gestern fand die Verhaftung dreier Unter⸗ 
zändler stätt. Wilson wird täglich, gistern ssgar 
zis nach Mitternacht, von dem Richter verhört. 
Das „Edenement“ kündigt mysteriös die bevor⸗ 
tehende Verhaftung eines letzthin vielgenannten 
Mannes an. Der themalige Polizeipräfekt Gtagnon 
)»ementirt die Nachricht, nur gegen Zusicherung der 
Wiederanstellung Schweigen versprochen zu haben, 
ud läßt somit duichblicken, daß er wirklich noch 
elast nde Aussagen machen könnte. (B. T.) 
San Remo, 25. Dez. Die Besserunge in 
»en örtlichen Krankheitserscheinungen des Kronprinzen 
ält an. Dr. Mackenzie wird am Dienstag hier 
vieder eintieff n. Aus Deutjschlaud und England 
ind zablreiche Weibnachtsgeschenke hier eingetroffen. 
Petersburg, 28. Dez. In der vergangenen 
Woche liefen Nachrichien über Ruhestörungen in 
den töheren Lehranstalten von Charkow, Odessa 
ind Kasan ein. Im Cbarkower technologischen 
Juftitut veraristalteten Studenten eine Ver“ammlung 
ind verweigerten den Bebörden den Gehorfam. 
hegen 30 Studinten der Charkower Universität 
»erließen am 15. Dezember pötzlich die Höchsäle, 
ereinigten sich nach vorheriger Admachung auf der 
Straße mit einer Anzahl Besucher des technolo⸗ 
sischen Instituts und der Thierarzneischule, ver—⸗ 
ibien Ruh slörungen und schlugen Fenster im un⸗ 
cren Siockweike des Universitälsgebäudes ein. In 
)er Od ssaer Universität hatten Studenten am 4. 
Dezember edenfalls eine Zusammenkunft. Sie 
sönten die Vorlesungen und verlangten lärmend 
ie Aufhebung der bestehenden Universitätsordnung. 
zu Kasan hielt am 16. Dez moer eine größere 
Anzahl Studenten der Universität und der Thier⸗ 
rzneischule lärmende Versammlungen. wobei die 
höcer der Vorlesungen ähnliche Forderungen stell⸗ 
in wie in der Od ssaer Universität. In diesen 
rei Universitäten und in dem Charkower tech— 
rologischen Justitut wurden die Vorlesungen ein⸗ 
gestellt. Durch Vergleich mehrerer hierbei zu Tage 
Jetretener Umstände ergiebt sich, wie von Regie— 
ungsseite gemeldet wird, daß bei allen diesen Un— 
Aben Aufhetzungen übelwollender Leute mitwirkten. 
auf den 
dt. Ingberter Anzeiger. 
Der „St. Ingberter Anzeiger“ — 
mtliches Organ des igl. Amtsgerichts St. Ingbert 
— writt mit dem 1. des kommenden Monats in 
in neues Quartal. Wir erlauben uns daher, zu 
echt zahlreichem Abonnement auf denselben für 
ieses Quartal ergebenst einzuladen. 
Der „St. Ingb. Anz.“ erscheint auch für die 
rolge zu demselben Preise und in derselben 
Weisße wie bisher, also wöchentlich fünfmal, 2mal 
ait Unterhaltungsblatt und Sonntags mit acht⸗ 
eitiger illustrierter Beilage zu 146 60 — ein⸗ 
chtirßlich Träg rlohn, resp. IM 75 5 einschlirß⸗ 
sich 40 ⸗ Postzustellungsgebühr pro Quartal. 
Der „St. Ingb. Anz.“ wird über die poli— 
ischen Ereignisse mögalichst rasch, kurz und 
mmer objcktiv berichten. Gehässiges Parteigezänke 
bird aus seinen Spalten verbannt bleiben. Be— 
ondere Aufmerksamkeit wird er den lokalen und 
»rovinziellen Angelegenheiten widmen, über— 
aupt in gebotener Kürze von allen Gebieten des 
ffentlichen Lebens das W'chtigste und Wissns- 
bertheste bringen. In seinen beiden Unter⸗ 
zaltungsblättern, sowohl in demjenigen, das 
em Haupidlatte angeschlossen ist, wie in der illu⸗ 
trierten Sonntagsbeilage, bringt er eme 
zülle guter Lektüre unterhaltenden und belehrenden 
Inhalts. So wird er sich bestreben, allen An— 
orderungen, die billigerweise an ein Lokalblatt ge⸗ 
tellt werden, zu genügen. 
Wir bitten, di Erneuerung des Abonne 
ments sowie Neubestellungen auf den „St. 
I5ngb. Anz.“ baldigst bethätigen zu wollen. Auf- 
räge nehmen sämmtiliche königl. Postanstalten und 
— 
ie Austräger des Blattes entgegen. Diejenigen 
Abonnenten. welche das Blatt durch die Austräger 
eziehen, erhalten dasselbe auch im neuen Quartale 
ortgeliefert, wenn nicht vor Ablauf dieses Monats 
usdrückliche Abbestellung erfolgt. 
Schließlich sei der „St. Ingb. Anz.“ auch als 
Insertions-Organ 
mem geehrien Publikum bestens empfobhlen, da 
Anzeigen in demselben geeignete Verbre tung 
inden. Bezüglich der Berechnung derselden sei auf 
„as am Kopfe des Blattes Gesagte verwiesen. 
Hochachtungévollst! 
Kedaklion nud Expedition des 
„St. Ingb. Anz.“ 
Deutsches Reich. 
Straßburg i. E, 24. Dez. Die „Landes 
eitung für Etsaß Lothringen“ bringt gegenüder der 
egentheiligen Nachricht des „Figaro“ die Mit— 
heilung, die Einstellung des gerichtlichen Ver— 
ahrens gegen den Jäger Kaufmann sei nicht bi— 
cbsichtigt. Kaufmann sei nach Abschluß der Vor⸗ 
antersuchung vor ein Kriegsgericht gestellt worden. 
Der Kaiser hat dem Fürsten Biemarck einen 
euen Beweis seines Wohlwollens geliefert, indem 
rdessen ältesten Sohn, den Grafen Herbert, zum 
Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädikat 
A 
Der Reichstag wird Gelegenhit erhalsen, sich 
A der Wucherfrage zu beschäftigen, und, zwar an 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St Ingbert, 27. Dezbr. Die Feier 
des 50jährigen Priesterjubiläums Sr. 
Heiligkeit des Papstes Leo XIII. wurde gestern in 
inserer Stadt in großattiger Weise und unter all-⸗ 
Jemeiner Betheiligung der katholischen Kirchenge⸗ 
meinde begangen. Kaiser⸗ und Ludwigsstraße, durch 
welche sich die proj ktirten Festzüge bewegen sollten, 
»rangten schon dom Morgen an im reichsten Fahnen⸗ 
chmucke. Ohne Unterschied der Confession ihrcr 
gisißer trug Haus für Haus in den genannten 
Straͤßen das Festtleid. Vor 10 Uhr Vormittags 
nahm in der Oberstadt wen Festzug seine Auf- 
teliung. Es war ein stattlicher Zug, dessen Theil⸗ 
Jehmer nach vielen Hunderten zäblte, der sich von 
da zum Festgottesdie-ste nach der Kirche in Be⸗ 
weguug setzte: voran die Bergkapelle, alsdann an 
der Spitze des Zuges Siadtrath und Beamten, 
darnach in bunter Reihenfolge die verschiedenen 
Heteine und Corporationen mit ihren Fahnen und 
onstigen Auszeichnungen. Der Raum der Kirche 
wi⸗s fich einmal wieder als viel zu klein, und 
zar mancher mußte auf den Besuch des Gottes- 
dienstes verzichten, weil es an Platz fehlte. — 
Finen weit dedeutenderen Eindruck als der Festzug 
am Vormittag machte der Lampionzug am 
Abend. Wie die Beflagaung so war auch die 
Jötumination der Häuser in Kaiser· und Lud⸗ 
vigsstraße eine aulgemeine. Im Glanze 
ausender und abertausender von Lichtflammen 
erglaͤnzten die beiden Straßen, während der Lam⸗ 
pionzug, in dem wieder die verschiedenen Vereine 
dertreten warenn, dieselben unter den Klängen der 
Bergkapelle durchzog. Trotz der rauhen Winter⸗ 
witterung hatte sich eine zahllose Menschenmenge 
nuf der Straße angesammelt, un. das seltene 
Schauspiel zu genießen. Nachdem Kaiser⸗ und 
dudwigestraße durchzogen waren, nahm der Lam⸗ 
»ionzug vor dem Pfarrhaufe Aufstellung. Herr 
Zaplan Brenner hieilt hierauf von einem Fenster 
des Pfarrhauses herab eine kurze Ansprache, in der 
er zunächst auf die Berechtigung dieser Papstfeier 
hinwied, dann allen, die zum Gelingen derselben 
heitrrgen, dankte und zultzt zu einem Hoch auf 
S. Haͤligkeit Papst Leo XIII. aufforderte. Bcausend 
wide hallie das Hoch, in das die Menge begeistert 
einstimmte, auf der Straße. Die Musik intonirte 
noch den alten Kirchengesana „Großer Gott, wir 
oben Dich!“ — aisdann löste sich der Zug auf, 
im seinen Thellnehmern Zeit zu lassen, sich für 
ie nachfolgende Festversammlung im Ober—