Full text: St. Ingberter Anzeiger

wie der „Independance Belge“ über den Zwischen⸗ 
fall von Belovar kann das „Fremdenblatt“ als 
zuverlässig mitteilen, daß die Rügee des Kaisers 
gegen Stroßmayer dvollkommen zustimmend 
vom Vatican aufgenommen, daß auch das Ent⸗ 
schuldigungsschreiben des Bischofs an den Cardinal 
Rampolla infolge einer Aufforderung von Seiten 
des Vaticans den peinlichen Eindruck des Kiewer 
Telegramms im Vatican nicht beseitigte, wenn sich 
auch der Papst nicht entschließen konnte, noch weitere 
Consequenzen aus der gerügten Haltung des Bischofs 
zu ziehen. — 
London, 2. Nob. Wie die „Times! aus 
Sansibar von gestern meldet, beschoß gestern 
die deutsche Kreuzercorvette „Sophie“ 
das nördlich von Bagamojo gelegene Dorf Whindi 
dessen Einwohner den Aufständischen in Bagamojo 
mit Waffen und Schießbedarf bewaffnete Sklaven 
geliefert hatten. Die Matrosen landeten und äscher⸗ 
ten das Dorf ein. — Anknüpfend an ihre Mit⸗ 
theilung bezüglich des aciiven Vorgehens gegen den 
Sklavenhandel an der Küste von Sanfibar verwahr! 
fich die Times“ entschieden dagegen, als sei sie 
bisher gegen ein Zusammengehen mit Deuischland 
gewesen. Eine deutsch⸗englische Uebereinkunft zur 
unverzüglichen Unterdrückung des afrikanischen 
Sklavenhandels durch Waffengewalt würde das 
Todesurtheil gegen Emin Pascha und Stanley sein. 
Allenfalls könnte eine engere Verbindung Englands 
und Deutschlands für maritime Zwecke im Zusam⸗ 
menhange mit dem auf der See betriebenen Sklaven- 
bandel, gepaart mit einer freundlichen Verständig⸗ 
ung über ein nebeneinander laufendes, aber nich 
verabredetes Vorgehen, und eine damit übereinstim 
mende Politik zu Lande versucht werden. 
Petersburg, 2. Nov. Einem Telegramm 
des „Regierungsboten“? aus Moskau vom 1. d. 
zufolge traf das Kaiserpaar dortselbst Nach⸗ 
mitttags 12/4 Uhr ein und fuhr mit den Kindern 
in die Kathedrale, um vor dem Iwerschen Mutier— 
gottesbilde eine Andacht zu e Hierauf be⸗ 
gaben sich die Mäjestäten nach dem Kreiml, zu dem 
Tschdowschen Kloster und der Uspenski-Kathedrale. 
Um 4 Uhr 40 Minuten reiste die kaiserliche Fa— 
milie nach Gatschinma ab. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*— St. Ingbert, 4. November. In 
unserer Zeit, da über die Uebexrfüllung 
in allen Berufsarten geklagt wird, duürfte 
eine Aeußerung besondere Beachtung verdienen, 
welche sich in dem Direktorialberichte über die 
k. technische Hochschule in München finden. Da⸗ 
rin heißt es: „Eine auffallende Erscheinung ist, 
daß die Besserung der Frequenzverhältnisse nischt 
auch einen größeren Zugang zum Studium des 
Ingenieurfaches mit sich bringt, obwohl ge⸗ 
xrade in diesem Zweige der Technik und zwar so— 
wohl im Staats⸗ und Privatbaudienste als auch 
auf dem Gebiete der staatlichen Katastermessungen 
ein sehr fühlbarer Mangel an Arbeitskräften herrscht 
und deshalb geprüfte Kandidaten sofort nach dem 
Abgange von der Hochschule gut remunerirte Ver 
wendung finden.“ 
— Zweibrücken, 2. Nop. (Unglükks⸗ 
fall.) Gestern Nachmittag biß in der Irheimer⸗ 
straße ein Hund, trotzdem derselbe mit einem Maul⸗ 
korbe versehen war, nachdem er durch verschiedene 
Buben gehetzt worden, einem armen schutz⸗ und 
vflegebefohlenen Knaben der Frau Heidings⸗ 
felder derart in die Wade, daß sofort ärztliche 
Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Der 
Eigenthümer des Hundes hat sich bereit erklärt, die 
entstehenden Kur⸗ und Pflegekosten zu bezahlen. — 
Eine Warnung fuür unsere Buben, das Necen mit 
Hunden zu unterlassen; die Neckenden bringen, wie 
man sieht, dadurch nicht nur sich, sondern auch 
ihre Genossen in große Gefahr! (Zig.) 
— Kaiserslautern, 1. Novb. GPfäl⸗ 
zischer Lehrersterbekassenverein) In 
der Generalversammlung vom 27. September c. 
wurde die Statutenänderung (Erhöhung der Bei⸗ 
träge auf 10 M., Streichung *6 der Jahre und 
somit Herabminderung der Unterstützungssumme der 
Mitglieder die vor 1888 dem Vereine beitraten) 
beschlossen. Gegen diesen Beschluß erhoben 20 
Mitglieder aus Kaiserslautern Beschwerde bei der 
Civilkammer des kgl. Landgerichts Landau. In 
seiner Sitzung vom 23. v. Mts. hat das genannte 
Gericht nun verfügt, dem erwähnten Beschlusse vom 
27. September die nachgesuchte Anerkennung zu 
bersagen. (Pf. Pr.) 
— Einem Wirthein Moorlautern wurde 
am Sonntag von einer jungen Hausiererin ein 
falsches Zwanzigpfennigstück aufgeschwindelt; als 
man das Mädchen späüter anhielt, versuchte es erst 
zu leugnen, leistete jedoch Ersatz und suchte das 
Weite. Das Falsifikat ist aus dünnem Messing— 
olech, leicht versilbert und zeigt auf der einen Seite 
den deutschen Reichsadler, auf der anderen die sehr 
bezeichnende Inschrift: „Trau, schau, wem.“ Wenn 
die erstere Seite nach oben liegt, kann man bei 
flüchtigem Betrachten leicht zu einer Täuschung ge— 
führt werden, weßhalb wir vor einer solchen hier⸗ 
mit warnen wollen, da der Versuch, solche Münzen 
als Geld unterzubringen, wohl noch öfters gemacht 
werden dürfte. 
— Zur Warnung. Vor einigen Tagen 
kamen mit einem Wagen voll Seife zwei Händler 
nach Wald fisch vach und berkauften das Pfund 
zu ungefähr 21 Pf.; diele Leute kauften sich und 
zwar manche 25 Pfund. Es sliellte sich aber beim 
Gebrauch heraus, daß die Seife, dieser bekannte 
„Gradmesser der Kultur“, nicht rein ist. Die 
dändler geben an, sie hätten die Seife aus einer 
Frankenthaler Fabrik. Es möge dies zur Warnung 
dienen! 
— Landau, 2. Nov. Der hiefizen israe! 
Cultusssgemeinde wurde durch höchste Mi— 
nisterial-Entschliesdurg vom 19. vor. Mts. die 
nachgesuchte Bewilligung zur Veranstaltung einen 
BSeldprämienlotterie in Rücksicht der 
osten des Synagogenbaues ertheilt. — Die Ent— 
scheidung bezuüglich der Belegung der weißen 
Raserne ist gestern eingetroffen. Danach können 
die provisorisch in den städtischen Gebäulichkeiten 
untergebrachten Mannschaften vom nächsten Mon— 
tag an in die genannte Kaserne verlegt werden 
nachdem die Bedenken gegen die Benützung der— 
selben nunmehr beseitigt sind. (Eilb.) 
— Speyer, 31. Okt. Heute trat der ständige 
Ausschuß der Generalshnode, bestehend 
aus den Herren: k. Decan und Kirchenrath Maurer⸗ 
Bergzabern, k. Decan Sturtz⸗Zweibrücken, Pfarrer 
Mattheus⸗Erpolzheim, Rentner J. Erter⸗ 
Neustadt, k. Regierungsrath Th. Späth⸗Speyer und 
k. Gymnasialprofesssr W. Hahn⸗Zweibrücken zu 
seiner Jahressitzung zusammen. (Pf. K.) 
— Speyer, 1. Nov. (Protestantische 
Bedächtniskirche.) Nach dem bisherigen Er⸗ 
folge der Bemühungen für den Baun der Retscher- 
klirche würde der Beginn der Bauarbeiten in 6 bis 
7 Jahren möglich sein. Wie schon des Oefteren, 
st neuerdings, insbesondere angesichts des nahe be⸗ 
horstehenden Baues der katholischen St. Josephs- 
rirche, aus der Mitte der Bürgerschaft der lebhafte 
Wunsch entsprungen, die Sache der protestantischen 
Gedächtniskirche etwas rascher zu fördern, als es 
hdislang geschehen. Dieses Bestreben hat insoferr 
auch greifbare Gestalt gewonnen, als sich eine ziem— 
liche Anzahl junger Kräfte erbötig machte, in der 
Stadt selbst entsprechend zu wirken. Es wird so 
die Kreishauptstadt in Bälde ein Vorbild für die 
ührigen pfälzischen Orte werden. Die zum Beginne 
noch erforderlichen 80,000 Mk. (620, 000 sind vor⸗ 
handen) können in Jahresfrist aufgebracht sein, so 
daß für 1890 der Beginn des Baues gesichert er⸗ 
scheint. Der diesbezügl. Versammlung, geleitet von 
derrn Konsistorialrath Risch, wohnte der pfalzische 
Synodalausschuß bei, so daß auch von weileren 
pfälzischen Kreisen eine lebhafte Betheiligung er— 
hofft werden daff. (3. 3.) 
— Wachenheim, 31. Okt. Diejenigen unter 
unseren Winzern, welche, mit den für Treber— 
mo st bewilligten Preisen unzufrieden, ihr Herbst⸗ 
erträgniß eingekeltert, haben schließlich doch noch ein 
qutes Geschäft gemacht, denn im Laufe dieser Wocht 
war die Nachfrage nach gekelterten Mosten eine sehr 
lebhafte. Es fanden infolgedessen verschiedene Ab— 
chlüsse zu 370 bis 425 M. pro 1000 Liter statt. 
Es ergibt sich hiernach bei Zugrundlegung von 32 
Logeln auf das Fuder, wie das ja bei dem heurigen 
Jahrgang mit seinen dickheutigen Beeren wohl zu 
ässig sein dürfte, ein weit höherer Preis, als er 
bporige Woche für Trebermost bewilligt wurde, wie 
Preise von weitaus in den meisten Fällen 10 bis 
taum ordentlich über 11 M. pro Logel (40 Liter) 
zvident darthun dürften. Daß in einem Falle auch 
12,26 M. pro Logel bezahlt wurde, ändert an der 
eben angedeuteten Sachlage] nicht das mindeste. 
Im Laufe dieser Woche perfelt gewordene Abschlüsse 
'ollen von württembergischen Weinhändlern veran⸗ 
aßt worden sein, und es blieb nur zu bedauern 
daß das Meiste bereits in festen Händen war. 
Unser Herbst dürfte mit Ende dieser Wo 
lich waz mittlere und kleinere Wime 8* nemem 
Abschluß erreichen. Unsere großen — seinen 
J gutshe 
haben jedoch erst begonnen und werden iß 
shruch ers bin Rene Rodnder hed puh 
Die Quanität ist meistentheils gering, die gn 
dagegen insonderheit in besseren dagen de. Nuln 
Mostgewichte von 1000 nach Oechsle nn 
haben emne vorzüguiche felblnderhahnghuh 
auch nicht an Lagen, die nur Nen deht 
65 erzeugen. Alles in allem genommm 9* do 
heurige Jahtgang weit besser werden ainne 
bis jetzt zugestehen will. e 3 
— Weisenheim a. S. So gering An— 
Oktober der Verkehr mit Obst auf dim 9 
Bahnhof war, so bedeutend hat sich der 8 n 
Berkehr gegen Ende desselben gehoben. Au 7 
Richtungen der Windrose kommt das —V 
Einkellern für die hiefigen Obsthändler auf —* 
Station an. Die Händler kellern dieses Ob 
praktisch eingerichteten Kellern ein und behanden 
es vorschriftsmäßig. Hier ist das Depot fu 9 
Obsthandel. — Zugleich sei bemerlt, daß die Wig 
Einrichtung und die Güterhalle für die hiess 
Verhältnisse nicht mehr hinreichend erscheinen. 
— Ludwigshafen, 81. Otl. die 
12. d. M. gegründete, dem Verbande des Deussh 
und Oesterreichischen Alpen, Vereins angehoe 
„Sektion Pfalzgau, Mannheimedr 
wigshafen a. Rh.“ hielt gestern Abend im He 
National in Mannheim ihre erste von cirtan 
Mitgliedern besuchte Versammlung ab. Nach ein 
gemeinsamen Abendessen begrüßte der Vorstzen 
Herr A. Herrschel die Anwesenden und ssu 
in längerer, schwungvoller Rede über Zwede 
Wesen des Alpenvereins. Sodann wurde der 
schäftliche Theil, Berathung über Statuten ec. 
ledigt. Die regelmäßigen Sektions-Versammlung. 
finden vom Dezember ab am ersten Dienstag jenl 
Monats im Hotel National statt, an den andere 
Dienstagen treffen sich die Vereinsmitglieder 
oangloser Weise im gleichen Lokale. Wie sehr du 
die Gründung der Sektion den Interessen der Aho 
freunde hiesiger Gegend entsprochen ist, gehte 
dem Umstande hervor, daß der junge Verein ber 
95 Mitglieder zähltl (G. 3 
— Frankenthal, 2. Novb. Gutem 
nehmen nach befinden sich die Herren Ministerio 
Bögel und Oberbaurat Langenfoß aus Münch 
Dberstaatsanwalt von Fitting⸗Zweibrücken 
Baurat Saerve⸗Speyer in der Pfalz, um 
Plätze in den k. Amisgerichten behufs Aufstelr 
von Kassenschränken zu besichtigen, indem vom 
Januar 1889 ab die Mündelgelder ꝛc. bei 
Amisgerichten selbst deponiert sein müssen. 
befanden sich obige Herrn im hiesigen Amtsgere 
gebäude. Cgobl) 
— Unterm 19. Oktober l. Is. wurde 
katholischen Fabrikräthen Bobenheim a. F 
Breitenbach, Fehrbach, Hoheneqhe 
Imsweiler, Kirchenarnbach, Kir 
berg, Labach, Martinshöhe, Mü— 
weiser und Wattenheim zu Kirchenbauzwee 
die Bewilligung zur geminLofilichen Veranstolu 
von zwei Gesdrrämiernt rien erhn 
Vermischtes. 
4 Auf dem großen, iniernationalen Wettn 
für Induftrie, Wissenschaft und Kunst zu Bru 
wurde der Leder und Treibriemenfabrik Lon 
Zixu. Soöͤhne in Saarbrücken, fit 
Erzeugnisse und deren Fabrikationsmethode 
Threnpreis goldene MedaflTe nebst Didlor 
zuerkannt. 
F'anchen, 1. Nov. Das Militär-Vern 
nungsblatt derdffentlicht folgende Kabinetsordre 
Prinzregenten Luit pold: „Ich habe mich r 
schlossen, der Armee zum Ruhme und zum 
bilde ein Denkmal in der von meinem nn 
geßlichen Herrn Vater erbauten Feldherrude 
zu ertichten. Mit der Entwerfung und Au 
ung diefes Denkmals auf Rechnung meiner Punn 
kasse habe ich den Bildhauer und Erzgießer gu 
nand v. Miller beauftragt.“ 
n di du the autn 
als wählen“ sagte gestern Morgeuͤ ein bn 
Fabrikarbeiter zu einem Bekannten, der ihn n 
bürgerliche Pflicht erinnerte. Trotz der so drasti 
Verwahrung gegen das Wählen gab er deunt 
Wahllokal seine Stimme zu Gunsten eineb 9 
mannes der Kartellparteien ab, ging dann an 
Arbeitsstelle zurück und erhängte sich.