Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amlsgerichts St. Ingbert. 
u et, Ingberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Felertage. 2 mal wochentlich mit UnterhaltungsLlatt und Mittwochs und Samstags mi 
— ——— 5 Lit ae dieeheu msaeßg Vetherichnz vurche die Foß terogen 1 78 nschließticd 208 Zustellungbgebuuhr. Di 
Mianngegebühr ur die Agespallene Sarmondzeile oder deren Raum betragi bei Inseraten aus der Pfalz 10 -, bei auherpfölzischen und solchen auf welche die Expedition 
Auskunft ertheilt I5, NReklamen 30 B. Bei 4maliger Einrüdung wird nur dreimalige berechnet. 
250. Freitag, O9. November 1888. 
33. Jahrg. 
Politische Uebersicht. Ausland. 
Paris, 8. Nov. Es heißt, der Chefder 
Zu der geplanten deutsch ˖ englichen ffrarin hen Sicher hein hatte in der ver⸗ 
Action in Ostafrika liegen jetzt. zunächst von fossenen Nacht eiwa 20 Berhaftungen, an⸗ 
aguscher Seite, Linige nähere Meldungen vor, äßirch der jüngsten Explofionen, die im Markt⸗ 
vaͤche bestätigen, daß fich jene auf ein gemein- sallenviertel stattfanden, vornehmen lassen. Unter 
daftliches Vorgehen Englands und Deutschlands den Ver hafteten sollen sich drei Mitglieder des 
aur See beschranten wird. Wie nämlich der Fomitos der Kellner befinden. Der Polizei- 
Siandard“‘ erfährt, wülrde das Unternehmen in Fräftet erließ einen Befehl, wonach alle diejenigen 
herftelung einer wirksamen Blokade gegen den Zütger verhäftet werden sollen, die in der letzten 
Slladenhandel bestehen. Deutsche Schiffe würden fentichen Versammiung durch Reden zu Word 
die Küste der deutschen Schutzgebiete, britische Schiffe und Plunderung aufreizten. 
die Küsten der vom Sultan von Sansibar unter Petersburg, 8 Rob. Wegen der Kata⸗ 
aglische Obtzut gestellten Gebiete übernehmen. frophe von Borki hat das Kaiserpaar die 
duͤnkreich sei gewillt, die Anstrengungen Deutsch- teis. nach Kopenhagen endgiltig aufgegeben. An 
uͤndz und Englands zu unterstützen, und zwar Zer dortigen Jubiläumsfeier nimmt allein der Groß 
durch Beseitigung des Misbrauches, welcher mit urst Thronfoiger Teil 
det franzöfischen Flagge an Bord der Sklaven- 7 
shiffe getrieben werde. Die Unterhandlungen zwischen 
dondon und Berlin in Betreff Sansibars seien dem 
Abschlusse nahe. Diese Meldungen des genannten 
dondoner Blattes finden ihre Bestätigung durch Er— 
ttärungen, welche der Premier Lord Salis⸗ 
hurh im englischen Oberhause über das 
deuisch⸗englische Blokade- Unternehmen und die An— 
ttennung der Blokade seitens Frankreichs abgege⸗ 
den hat. In letzterer Beziehung meinte Salisbury, 
diese Anerke nnung berechtige England, jedes Schiff 
in den ostafrikanischen Gewässern, welcher Flagge 
3auch sei, zu untersuchen; Frankreich werde dort 
in Schiff stationiren und mit England und Deutsch⸗ 
and zusammenwirken. Ob sich nun an diese ge⸗ 
meinsame Operation zur See noch gesonderte Ope⸗ 
ationen Deutschlands und Englands zu Lande an⸗ 
eihen werden, steht noch dahin; wahrscheinlich wird 
ich aber die deutsche Regierung doch zu solchen 
nischließen müssen, denn allein von der See aus 
lonnen die deuisch-ostafrikanischen Schutzgebiete, so⸗ 
west sie sich in der Gewalt der Aufstandischen be⸗ 
—* den letzteren doch schwerlich wieder entrissen 
derden. 
Die oösterreichische Socialdemocratie 
regt sich jtzt auch wieder einmal. In österreichischen 
sotialdemocratischen Blättern ist ein Aufruf zu 
iinem Parteitage für die Socialdemocraten in 
Desterreich veröffentlicht worden, der Ausgangs 
dieses Jahres abgehalten werden soll. Der Ort 
des Parteitages und dessen Tagesordnung sollen 
ut spater bekannt gegeben werden, doch läßt der 
Aufruf durchschimmern, daß es fich bei dem Auf⸗ 
uuse um die „Vereinigung der Klassenbewußten 
Atbeiterschaft zu einer wirksamen zielbewußten social⸗ 
xmocratischen Arbeiterpartei“ handeln soll. 
Häusern wird Sorge getragen und Stipendien 
derden in Aussicht gestellt. Dabei ist keineswegs 
u unterschätzen, welch hohen Werth die meisten 
Ihrgegensiande, z. B. Flächen- und Körperberech⸗ 
zungen, sowie Vermessungskunde auch für viele 
indere Erwerbszweige besitzen, so daß besonders 
zauhandwerker, welche für den arbeitsfreien Theil 
)es Jahres im Wiesenbau und Drainiren thaätig 
ein wollen, auch für ihren bisherigen Beruf eine 
vesentliche Förderung sich erwarten dürfen. 
* Das Ministerium des Innern hat 
die Anordnung getroffen, daß im Anschlusse an 
die in den Jahren 1860 und 1872 erfolgten Ver⸗ 
zffentlichungen über die Landwirthschaft in Bayern 
ine neueé Denkschrift zur Ausgabe gelange, 
velche einen Ueberblick über den gegenwär⸗ 
tigen Stand der Landwirkthichaft ge— 
währt. 
*— Warnung. Das Polizeipräsidium in 
Berlin veröffentlicht nachstehendes: „AUnter der 
Bezeichnung Karbon⸗Natron⸗Oefen sind in den 
etzien Jahren Heizeinrichtungen an den Markt ge⸗ 
zracht und mit dem Hinweis darauf empfohlen 
votden, daß dieselben ohne Erzeugung von Rauch 
ind Geruch Wärme liefern und daher für Raͤume 
hne Schornsteinanlagen zu verwenden seien. So— 
ern es fich um Wohnräume handle, würden die 
Zefen mit einer überall leicht anzubringenden Ab⸗— 
ugsvorrichtung behufs Abführung etwa sich ent⸗ 
bicelnder Gase zu versehen stin. a Während des 
erflossenen Winters sind dessen ungeachtet in hie⸗ 
iger Stadt ein, in Wiesbaden zwei Fälle von Kohlen⸗ 
xxydvergiftung infolge Aufstellung jener Karbon⸗ 
Natron⸗Oefen herbeigeführt worden; durch ein— 
chlägige Prüfungen im hiesigen hygieinischen In⸗ 
titut ist festgestellt worden, daß der gedachte Ofen 
als eine äußerst gefährliche, unter Umständen tod— 
ringende Heizbotrichtung zu bezeichnen ist. Diese 
Thalsache dringen wir hierdurch zur öffentlichen 
Zenntniß und warnen das Publikum vor der Ver⸗ 
vendung der Karbon⸗Natron-Oefen zur Behetzung 
von geschiossenen Räumen, welche zum dauernden 
Aufenthalt von Menschen dienen, insbesondere von 
Schlafzimmern.“ 
Bierbach, 8. No. GWBeidenkul⸗ 
ur.) Der hier wohnhafte Weidenzüchter Moser 
hat bon der hiesigen Gemeinde auf 9 Jahre auf 
Zen sogenannien „Almetwiesen“ ungefähr 313 
Morgen Wiesen um den jährlichen Preis von 
60 Mi. gepachtet und das detreffende Grund⸗ 
qück schon theilweife zu dem vorhabenden Zwecke 
dewitihschaftei. Moser ist willens, auf demselben 
die füt seinen Handel und seine Korbfabrikation, 
welche sehr ausgedehnter Natur ist, erforderlichen 
Weidenstöcke verschiedener Sortimente zu setzen, aus 
Senen er einestheils seine Körbe selbst verfertigen 
vill und anderutheils eine bedeutende Erwerbsquelle 
zu schöpfen hofft. Bis jetzt hat er im Sinne, un⸗ 
Jefähr 187,000 Weidenstöche zu pflanzen. Wohl 
zat er noch im Auge, welche guten Sorten hier 
jedeihen, und wird daher auch die mannigfaltig⸗ 
en Versuche anstellen. Zugleich ist Moser, wie 
nan der „Zw. Z.“ schreibt, wellens, eine Da mpf⸗ 
urichtung in seiner Behausung herrichten zu 
assen, um jederzeit Weiden schälen zu können. Daß 
zurch diese Vergrößerung Moser wohl manchem 
—X einen Erwerb sichert und er 
zurch seine Weidenanlage in vergrößertem Maße 
eine Handelsbeziehungen erweitert, dürfte wohl an⸗ 
unehmen sein, abgesehen davon, daß dann wohl 
uch unsere vereinzelte Weidenkultur festeren Boden 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 9. Nov. Für den gestrigen 
Abend hatte die Gesellschaft „Rarmonie' sich 
ie W.El.-Q.⸗G. „Lötsch‘ zu einem Konzerte im 
Hotel Stutzmann engagirt. Die Mitglieder der 
harmonie hatten sich zu demselben sehr zahlreich 
ingestellt und fanden — wos sogleich erwähnt 
ei — die gehegten Erwartungen in vollem Maße 
erfüllt. Das reichgewählte Programm bot die 
chönsten Lieder, sowie Arien aus älteren und 
reueren Opern und kosibare humoristische Vorträge. 
Was sollen wir nochmals die Leistungen der Ge⸗ 
ellschaft Lötsch betonen — die Sängerinnen ent⸗ 
falielen ihre reichen Stimmmittel in voller Klar— 
heit und Fülle, und Herr Lötsch führte den humor⸗ 
stischen Theil des Programms durch urgelungene 
darftellung Wiener Typen aus. Nicht minder be⸗ 
tont sei auch das kraftvolle, schöne Klavierspiel des 
Herrn Lippis. Rauschender Beifall lohnte jeden 
Zortrag. Man fühlte fich in heiterer Stimmung 
und gab sich dem Genusse des so wohl verlaufen- 
den Konzertes mit Befriedigung hin. 
**Se. Ingabert, 9. Novb. Heute fand da⸗ 
hier im Siadthaussaale die Ausschußsitz⸗ 
ung des Districtsrathes für den Kanton 
St. Ingbert statt, deren Aufgabe es ist, die der 
Beschlußfassung des Districtsrathes zu unterbreiten⸗ 
den Gegenstände einer Vorberathung zu unterziehen 
und bezügliche Vorschläge zu machen. Wie schon 
seit Jahren gaben verschiedene Fragen des Kranken⸗ 
kassen⸗ und Unfallversicherungswesens zu längeren 
Berathungen Veranlassung. Wir hoffen, nach Ab- 
haltung der Districtsrat hssitzung in 8 Tagen Näheres 
mittheilen zu können. 
St. Ingbert, 9. Nov. Mit Entschließung 
des Staatsministeriums der Justiz wurde ange⸗ 
Idnet, daß die Sekretariatsgehilfen, 
welche als öffentliche Staatsdiener zu erachten seien, 
mit Rücksicht auf die allerhöchste Verordnung vom 
10. Marz 1868 außerdienstliche Nebengeschäfte 
nicht übernehmen dürfen. Gleiche Anordnung 
wurde auch getroffen bezüglich der Gerichtsschreiberei— 
gehilfen. 
**) Dem Vernehmen nach sind schon mehrere 
Anmeldungen zu dem mit Beginn des nächsten 
Jahres in Speyer abzuhaltenden Kurs für 
Wiesenbau und Drainage erfolgt. Da die An— 
meldezeit mit 1. Dezember l. Is. abläuft, so wollen 
wir nicht verfehlen, diejenigen jungen Männer, 
welche zum Besuch dieses Kurses geneigt wären, 
aber noch keinen bestimmten Entschluß gefaßt haben, 
Jiezu angelegentlich zu ermuntern. Der Unterricht 
st kostenfrei, für billige Unterkunft in soliden 
— — 
Deutsches Reich. 
Berlin, 7. Nob. Der Kaiser hat mit der 
Stellvertretung desReichkanzlers in 
Finanzangelegenheilen des Reichs den Staatssecretär 
dez Reichsschatamts, Frhrn. p. Mal ßahn, be⸗ 
wtragt. 
Der „Reichsanzeiger“ meldet die Ernennung 
des Geh. Oberregterungsrals Dr. d. Jordan 
um Bezirkspräsidenten für den Bezirk 
Aderelsaß, sowie die Ernennung des fruheten 
bonsuls in Kairo, Dr. Sschmai duߓzum General- 
onsul für Ja pan in Yokohama. 
Die „Germania“ läßt sich aus Rom melden, 
de französische Reglierung haben an den 
daiican eine Note geschickt, worin fie darüber 
llage führt, daß einige hervorragende Katholiken 
n Böoaulangismuüs begündigen.