Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Kaiserslautern, 19. Nov. Eine 
vblutige Affaire fand gestern Abend nach 10 Uhr 
in der oberen Eisenbahnstraße statt. Einige rohe 
Zurschen fingen mit einem Betrunkenen Händel an, 
vorfen ihn in den Koth, sodaß er sich über und 
aber beschmutzte, zerrissen ihm total die Kleider und 
zearbeiteten ihn mit Messer und Hausschlüsseln. 
Der Mißhandelte ist an vielen Stellen des Kopfes 
verletzt und hat starken Blutverlust gehabt; an der 
techten Augenhöhle zieht sich eine drei Centimeter 
ange Wunde hin. — 
Unglüdsfall. Gestern Nachmittag 
gegen 4 Uhr, als das Reitvergnügen in der in der 
Fischerstraße befindlichen Manege in vollem Zuge 
war, wollte ein Zuschauer Namens Altmoos, von 
der Rampe aus, auf ein bereits besetztes Pferd noch 
hinten aufsteigen. Das Pferd wurde hierdurch 
scheu und schlug dem zu Boden Gefallenen den 
nterschenkel enizwei. Der Schwerberletzte wurde 
cines mitlels Karrens zu Frau Dr. Porr gefahren, 
welche ihm den ersten Verband anlegte. Vztg.) 
gtaiserslautern. Dem Vernehmen 
nach findet am 26. d. M. am Reichsgericht in 
deipzig die Revisionsverhandlung in Sachen des 
Prozesses Geiler von hier statt. 
gandau, 19. Nob. Der Verlosungs⸗ 
plan für die Lotterie, welche dem Synagogenaus. 
schuß dahier bewilligt wurde, bestimmt, daß 30,000 
dose zu 2 Mk. zur Ausgabe gelangen und 33,080 
Mark für Gewinne bestimmt find. 
— Ludwigshafen, 19. Nov. Unser 
Reichstagsabgeordneter Herr Kommerzienraih Dr. 
Katl Cdemin und seine Gattin feiern heute ihre 
silberne Hochzeit. Wir bringen dem Jubel ⸗ 
paar unsere herzlichsten Glückwünsche. 
— Ludwigshafen, 19, Nov. Bei der 
hiefigen Geflügel-Ausstellung erhielt: 1. Preis Herr 
Hans Riedelbauch von Kaiserslautern, 2. Preis 
die Herren Jean Raquet und Hans Riedelbauch, 
alle jür Huhner. Für Wassergeflügel: Herr Fr. 
Sunder in Winnweiler. In der Klasse Tauben 
erhielten Preise: die H.h.Rohr bach ere Zweibrücken, 
Jakob Benra⸗Erlenbach, Adolf Ciolina⸗-Zwei⸗ 
brücken. In der Klasse Vögel und zwar aus— 
sändische: Frau Luise Alwens aus Zwei, 
bruden; und in der Abtheilung für zur Vogel- 
zucht dienlichen Gegenstände. (Pf. A.) 
— Frankenthal, 19. Nov. Gestern Morgen 
wurden viele hiesige Bewohner durch ein während der 
Nacht in die Häuser geschobenes Flugblatt über⸗ 
rascht. Dasselbe, wohl von der sozialistischen Partei 
ausgehend, enthält die Verhandlungen des Offen⸗ 
burger und Münchener Sozialistenprozesses mit 
tritifchen Bemerkungen. Das Schriftstück wurde bei 
Adoif Gerk in Offenburg gedrukt. 
Frankenthal, 19. Nov. Gestern 
Nachmittag fanden hier im Cacilienvereinssaale die 
Verhandlungen des pfälzischen Gewerbevereins⸗ 
Verbandes statt. Das „Irkth. Tgbl.“ berichtet 
darüber: Die Präsenzliste, durch den Verbands- 
sekreiär Jung⸗Kaiserslautern festgestellt, ergab, daß 
Z Vereine, üergzabern, Edenkoben und Obermoschel 
nicht verireten waren. Der Vorsitzende, Herr 
Spatz, erstattet Bericht über die Verbandsthaͤtig⸗ 
keit des Vereins im abgelaufenen Jahr. Der erste 
Punkt war der Antrag des« Kommerzienrathes 
Euler-Kaiserslautern, bei dem Verbandstag im 
vorigen Jahr in Kaiserslautern gestellt, Stellung 
zu nehmen zu der beantragten Reorganisation des 
deutschen Patentwesens. Der Vorort Kaiserslautern 
arbeitele im Einvernehmen mit dem Antragsteller 
eine Petition für diese Sache aus, welche dem 
Reichstlage übergeben wurde. Betreffend die Werk— 
meisierschule, wurde beschlossen, Erhebungen anzu⸗ 
stellen bei pfälzischen industriellen Etablissements 
üüber das Bedürfniß an Werkführern, über die Hei⸗ 
math der derzeitigen ꝛc. Von 6 Vereinen von 
pfälzischen Werkmeistern liefen von 4 Antworten ein. 
Die Bemuhungen üůber den dritten Punkt der vorig⸗ 
zährigen Anträge, Erwirkung von Vorzugsrechten 
jur Bauhandwerker an ihren Arbeiten, ergab ein 
aegatives Resultat, da der Landtag über diesen 
Autrag zur Tagesordnung übergegangen ist. Die 
Rechnungsablage theilte Herr Jung⸗Kaiserslautern 
mit und wir erfahren, daß die Einnahmen Mark 
705.62, die Ausgaben Mk. 615. 19 betragen, daß 
demnach ein Kassabestand von Mk. 90.43 vorhan⸗ 
den ist. Mit diesem Betrag und den verzinslich 
angelegten Mt. 289.53 beträgt das Vereinsver⸗ 
mögen Mk. 329.98. Nun erhielt das Wort zu 
dem Referat über den Gesetzentwurf der Indaliden⸗ 
und Allersversoraung Herr Reichsrath Dr. F. A. 
Zuhl-Deidesheim. In mehr als einstündiger Rede 
rläuterte derselbe an Hand des Entwurfes die 
vichtigsten Paragraphen desselben in verständlichster 
Weise und legte seinen Standpunkt zu denselben 
lar. Es würde zu weit gehen, dessen Ausführ⸗ 
ingen hier vollständig mitzutheilen und es sei nur 
jesagt, daß alle Anwesenden mit größter Aufmerk- 
amkeit derselben folgten. Nach dem Antrag Jung-⸗ 
daiserslautern wird wie alljährlich auch für nächstes 
Jahr eine Summe von 100 Mk. ins Budget ge⸗ 
jellt zur Unterstützung bedürftiger Vereine für ab— 
uhaltende Vortraͤge. Im abgelaufenen Jahre 
vurden 75 Mk. . von dem bewilligten Betrag in 
Anspruch genommen. Auf Antrag wurde beschlossen, 
»aß der Bericht „Kollektiv-Ausstellung Pfalz zu 
Munchen“ auf einer Delegiertenversammlung, deren 
Irt der Vorort Kaiserslautern zu bestimmen habe, 
rstatiet werde. Punkt 58 der Tages -Ordnung, 
Anträge und Wünsche, konnte kurz abgemacht wer ⸗ 
den. Andres-Zweibrücken wünscht den Verbands⸗ 
ag zu einer früheren Jahreszeit abgehalten zu 
ehen, etwa um „die Zeit der Pfingsten“. Als 
Abhaltungsort des Verbandstages für 1889 wird 
zZweibrücken gewählt. 
— Aus der Pfalz. Unlängst passierte in 
er Schule ein guter Witz, der verdient der 
Bergessenheit entrissen zu werden. Der Lehrer läßt 
n der Deklamationsstunde „das Lied vom braven 
MNann“ deklamieren. Ein Faulenzer wird zur 
vohlverdienten Strafe über das Knie gelegt. Während 
der ersten Streiche fällt ihm die Stelle ein, an der 
ꝛr weiter fahren sollte und er ruft in jämmerlich 
veinendem Tone: „Barmherziger Himmel, er— 
zarme dich! Verloren! Verloren! Wer rettet mich!“ 
Ratürlich schenkte ihm, so berichtet die „Pf. Zig.“, 
dr Lehrer die noch übrigen beabsichtigten Schläge. 
Vermiĩschtes. 
Saarbrücken, 17. Nov. Gestern Abend 
var das engere Komite für das Kaiser-Wilhelm⸗ 
Denkmal im Saarbrücker Hof versammelt, um in 
zer vaterländischen Angelegenheit zu berathen. Aus 
er Sitzung können wir mittheilen, daß auch Mit— 
zlieder des „Lehrerbereins des Kreises Saarbrücken“ 
inwesend waren, welche die erfreuliche Thatsache 
nitiheilten, daß der genannte Verein unter Mit— 
virkung der Kapelle des 70. Infanterie⸗Regiments 
im 4. Dezember in der „Tonhalle“ ein großes 
donzert veranstaltet, dessen Ertrag der Denkmals— 
asse zufließen soll. Ebenso haben, wie wir be— 
timmt mittheilen können, auch noch zwei unserer 
unstpflegenden Vereine Vorstellungen und Konzerte 
um gleichen Zweck in nahe Aussicht gestellt. 
(S. J.S. A.) 
f Dem in der franzoͤfischen Armee als Capitain 
ienenden Schwiegersohn des auf seiner Besitzung 
Goldene Bremm“ bei Saarbrücken verstorbenen 
derrn Kind, wurde der Eintritt von Frankreich 
jus in Lothringen nicht gestattet; der Capitain ist 
araufhin nach dem S. J.S. A. über Luxemburg nach 
Zaarbrücken gereist, hält sich dort auf und beschäftig' 
ich mit der Erbschaftsregulirung. 
F Neunkirchen, 19. Nov. In der Hefe— 
abrik des Herrn Karl Schmidt kam heute Morgen 
in Arbeiter unvorsichtigerweise mit einem offenen 
Frubenlicht an das Spundloch eines kurz vorher 
eergepumpten Spiritusfasses und brachte dadurch 
das in demselben noch befindliche Gemisch von 
Zzpiritusdämpfen und Luft zur Erplosion 
der eine Boden des Fasses wurde herausgeschlagen, 
der Arbeiter selbst kam glücklicherweise mit einigen 
leinen Brandwunden und einer starken Quetschung 
abon. (S.⸗ u. Bl.-83.) 
4St. Wendel, 19. Nov. Durch Beschluß 
der letzten Stadtverordneten · Versammlung wurde 
inem Konsortium von hier die Genehmigung zur 
Inlage einer Gasanstalt am hiesfigen Orte er— 
heilt. Die Arbeiten werden in Kürze in Angriff 
senommen und so beeilt werden, daß bis zum 
rächstiährigen Herbst die Anstalt in Betrieb gesetzt 
verden kann. Die Beleuchtung der öffentlichen 
Straßen und Plätze, der hiesigen Eisenbahnwerk 
lätte und vieler Privatgebäude mit Gas ist den 
Anternehmern schon zugesichert. (3. 3.) 
F Wattenscheid. Das Schöffengericht ver— 
airteilte einen Schreinerlehrling, welcher 
inem Radfahrer den Velocipedsitz mit Leim be— 
trichen hatte, zu einer Gefängnißstrafe von 4 
Vochen. Der Fahrer war auf seinem Sizz voll— 
zändig festgeklebt; man denke sich die Gefahr, in 
velcher derselbe bei etwaigem Sturz oder beim 
Versuch zum Absitzen hätte geraten können. 
4 Morscheid, 17. Nov. eut 
gegen halb 7 Uhr traf der Feld—⸗ den n 
on Morscheid zwei Wilddiebe, Vater un —* 
welche die Jagd unberechtigt seit Jahren hdde 
mäßig betrieben, auf dem Anstand der —2 
Morscheid, wo dieselben zwei Schüsse quf * 
abgaben. Als der Feldhüter nach Hause gin 
nußte derselbe an der Wohnung der ecrfleren 
hdei, wobei es zum Wortwechsel kam, und die Wir 
diebe, der Vater mit der Axt, der Sohn mi 
Flinte bewaffnet, den Feldhüter bedrohten. Dieser 
Icb hierauf einen Schuß ab, welcher nach der 
„Tr. Zig.“ den Hauptwilddieb, den Vater, so un— 
ziücklich iraf, daß derselbe nach einer Stunde starb 
An der Schlußprüfung der k. Hebammen, 
schule zu Würzburg betheiligten sich dem pf 
Für.“ zufolge 36 Candidatinnen, wovon 5 de 
Note J, 9 die Note Il und 19 die Note III er. 
—XA 
aus Mühlhofen, Bezirksamts Bergzabern, den? 
Preis erhielt Friederile Butzqh aus Harxheim, Ve— 
irksamts Kirchheimbolanden, und den 8. Preit 
Bertraud Friedrich aus Grubach, Bezirksamts 
Zerolzhofen. 
F Die Ziehung der Veteranen⸗-Lotterie 
velche am 20. November in München siatt 
iinden sollte, ist bis auf weiteres verschoben. 
Dr. Rudolf Emmerich (Pfalzery), seit 
her erster Assistent des hygienischen Instituts in 
München, der sich auf dem Gebiete der Bakterio 
logie große Verdienste erworben hat, ist zum außer⸗ 
ordentlichen Professor der medicinischen Facultat 
der Universität München ernannt worden. 
Aus dem Leben des nun verstorbenen Her⸗ 
‚jogs Marx, welcher bekanntlich auch ein großer 
Reimrod war, erzählt das „Fremdenblatt“ ein 
heiteres Jägerstücklein, über welches seiner Zeil 
Koͤnig Max II. und dessen Bruder Prinz Adalbert 
viel und herzlich lachen mußten, da sie Zeugen des⸗ 
selben waren. Vor 30 Jahren im November 
1858 fanden sich im Forstenrieder Park außer 
beiden oben genannten Fürsten noch General v. 
Zweibrücken zur Jagd ein, so daß das gesammte 
Forstpersonal vollständig in Anspruch genommen 
war. Da traf gegen Nachmittags auch noch Herzog 
Maximilian ein, sich des edlen Waidwerkes zu er 
reuen. Da, wie erwähnt, keine Jäger und Focst— 
leute mehr frei waren, erkor sich Herzog Max einen 
einfachen Helzarbeiter als Begleiter auf seinem Jagd⸗ 
gang in den Park. Der hohe Jagdgast hatte auch 
dem erwähnten Arbeiter, zum Tragen gab. Kaum 
einige Schritte vom Schußplatz entfernt, wurdeHerzog 
Max durch ein jämmerliches Schmerzensgeheul seinet 
Begleiters nicht wenig erschreckt. Der Fuchs war 
zurch den Schuß nicht getödtet, sondern nur be— 
Aubt worden und hatte sich in den hinteren Theil 
des Körpers seines Trägers derart verbissen, dah 
Herzog Max längerer Zeit bedurfte, das Gebiß 
des Viehes wieder frei zu machen. Um keinen Preis 
war aber der Mann mehr zu bewegen, das nun 
durch Hiebe getödtete Füchslein zu tragen, und 
HDerzog Max mußte fich bequemen, selbst den Trägen 
machen. Im Dorfe angekommen, erzählte der 
derzog seinen ihn erwartenden hohen Verwandten 
das Abenteuer, welches dem Verletzten eine Sbende 
pon 100 Gulden eintrug. Der Träger wendet 
ich an König Marx II. mit den Worten; „Majestüt 
da laß ich mich noch zweimal von einem solchen 
Vieh beißen“, was sturmische Heiterkeit ertegte. 
Berlin, 17. Nob. Am Donnerstag zwischer 
11 uͤnd 12 Uhr vormittags erschien im Amisge⸗ 
icht der Felpmarschad Deolte und begab sit 
aach dem Testamentsbureau, um dort seinen 
leßten Willen gerichtlich niederzulegen 
Das ziemlich umfangreiche Äcienstück trug der 
Stbg. Ztg. zufolge auf dem Umschlage die vor⸗ 
sdufle madige don des Feidmarschaus aigener Hand 
n deutlichen, kräftigen Zügen geschriebene Auf 
chrift:? „Hierin befindet sich mein Testament. Ge⸗ 
richtiiche Siegelung meines Nachlasses ist verbeten. 
Molute, Feldmarschall.“ Elastischen Schrittes der 
sieß der greise Schlachtenlenker, der übrigens autzer⸗ 
ordentlich wohl aussah, die Räume des —— 
zebaudes, nachdem die gesetzliche Foͤrmlichkeit bo 
ogen war. 63 
F Unterschlagung. Die Berliner Staa 
anwalischaft ist gegenwärtig mit einer üntersucun 
wegen Unterschlagung gegen den Vureauborheher 
her Abiheilung Nader siadtischen Steuere und Wwr 
muartirungs⸗Deputation, Lehmann, beschäftigt. 
ieThie Rdsch melbet, hat sich Lehmann 
her auqhh als Sekretär und Rendant der Vikton 
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