mindesten liege ein Versuch des Münzberbrechens
vor. Nach den Expertengutachten sei aber Klein
keineswegs etwa unzurechnungsfähig, wie es beim
ersten Eindrucke scheinen könnte, sondern bei Be⸗
gehung sich der Strafbarkeit seiner That völlig be⸗
wußt gewesen.
Was die Angeklagte Layenberger anlangt, so
sei ihre Schuld vollständig nachgewiesen, da fie be⸗
abfichtigt habe, das Geld, von dessen fälschlicher
Anufertigung sie sicher Kenntniß gehabt, in Verkehr
zu bringen.
Die Annahme mildernder Umstände erschiene
beiden Angeklagten gegenüber angezeigt.
Der Vertheidiger des Angeklagten
Klein stellte nicht in Abrede, daß dieser die be⸗
regten Markstücke angefertigt, bestritt aber entschieden
die Absicht, das nachgemachte Geld als echtes aus⸗
zugeben. Abgesehen dabvon sei Klein von höchst
minimaler geistiger Beanlagung und habe kaum
mit Ueberlegung gehandelt. Wahrscheinlich habe
die zweite Angeklagte dem Klein das Geldstück doch
gestohlen.
Der Vertheidiger der Angeklagten Lahenberger
bestreitet, daß dieselbe von der Falschheit des Geld⸗
stückes Kenntniß gehabt habe, und sei sie deßhalb
freizusprechen. Nachdem die Herrn Geschwornen
unter Annahme mildernder Umstände die Schuld⸗
fragen aus 8 146, 147 bejaht hatten, verurtheilte
der Gerichtshof den Klein zu einer Gefängnißstrafe
von 1uj3 Jahren und die Layenberger zu einer
solchen von 8 Monaten und verfügte die Einzieh—
ung der falschen Münzen und der benuͤtzten Werkzeuge.
IV. Foll. Nachmitiags 3 Uhr. Kaminskh
Karl Gustav, 21 J. a., Fuhrknecht von Unterbeier
feld wegen Verbrechen der Nothzucht gem. Z. 177
R.St.⸗G.B.
Besetzung des Gerichtshofs wie heute Früh
Vertreter der k. Staatsbehörde: H. F. II. St..
Wagner, Vertheidiger: H. Rechtspraktikant König.
Geschworene: HH. Weiß. Jung, Fitting, Langen—
bahn, Ladenberger, Zöller, Kuhn, Beutel, Hundemer,
Abresch, Eppelsheimer, Brill.
Die Verhandlung fand unter Ausschluß der
Oeffentlichkeii statt gem. 8. 178 G. V. G.
Urtheil: 10 Jahre Zuchthaus, unter Aberkenn-
ung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer
von 10 Jahren.
— Landau, 1. Dez. Vor dem Militär—
bezirksgericht Würzburg stand gestern der Kanonier
der 6. Batterie des 2. Feld Art.Regts. dahier,
Friedrich Schuhmacher, 22 Jahre alt, Tagloͤhner
aus Erbis⸗Büdesheim, Kreis Alzey in Hessen, unter
der Anklage der erschwerten Körpervecletzung. Der
Beschuldigte gerielh am 14, Oltober l. J. Abends
gegen 10 Uhr vor der Huber'schen Wirthschaft
dahier, woselbst es Tanzmusik gab, mit einem
Kameraden Namens Barth in Streit, weil dieser
mit der Geliebten des Schuhmacher getanzt halle,
und versetzte ihm mit einem Taschenmesser 2 Stiche
in den rechten Oberarm und 2 auf die Hand.
Als Barth fort lief, eilte ihm Schuhmacher mit
blankem Yatagan nach und schlug ihn damit auf
den Rücken. Barth war in Folge der Verletzungen
5 Tage krank und arbeilsunfähig. Das Urtheil
lautete auf 1 Monat 15 Tage Gefängniß bei An—
nahme mildernder Umstäͤnde.
— Sil z. Neulich spielie ein Knabe im Alter
von 4 Jahren mit einem Mädchen von 3 Jahren
dahier auf einem Hofe mit dem Beile am Holz⸗
klotze. Der Knabe hantirte mit dem Beile, wah⸗
rend das Mädchen kleine Holzstückchen auf den
Klotz legte. Was war das Ende dieser unbeauf-
sichtigten Spielerei? Der Knabe hieb dem Mad—
chen die drei mittleren Finger der linken Hand ab.
Ring⸗ und Mittelfinger am zweiten Gliede, den
Zeigefinger unterhalb des Nagels. Auf das Ge⸗
schrei des Maädchens kam dessen Mutter aus dem
Hause, fand aber die abgehauenen Fingertheile trotz
eifrigen Suchens nicht auf. Das Kind wurde
sofort in ärztliche Behandlung verbracht. (L. A.)
Freimersheim, Bei der Testaments⸗
Eroffnung des Herrn Wamsganz von Rhodt fand
sich ein Legat fuͤr die hiefige prot. Kirche im Be⸗
trage von 340 Mk. Gestern wurden nun dem
Herrn Pfarrer Batteiger von Frau Zwick aus Neu—
stadt zwei prachtvolle silberne Abendmahlskelche
zum Geschenk für die hiefige prot. Kirche über
reicht. (G.)
— Neustadt, 4. Dez. Wie die „Ztg.“ er⸗
fährt, ist in der Frage dec „Telephonleitung“ ein
bedeutender Schritt vorwärts gemacht worden. Es
märe dieselbe für Neustadt nur von dem Up—
tande abhängig, daß im Postgebäude hier ein Um—
chaltebüreau errichtet würde. Gewiß wird es das
jiefige Gremium für Handel und Gewerbe nicht
an den nöthigen Schritten fehlen lassen, um
dieses längst gewünschte und für so Viele vor⸗
heilhafte Project nunmehr zur Ausführung zu
zringen.
— Neustadt, 4. Dez. Nach Beschluß des
kreisausschusses der pfälzischen Kreisfechtschule
indet Sonntag, den 30. Dezember ds. Is., Vor⸗
nittags 10 Uhr, in der „Postmühle“ zu Neustadt
eine Verwaltungsrathssitzung statt. Der Verwal-
sungsrath hat zu beschließen: 1) Antrag des Ver⸗
bandes Ludwigshafen: Die Kreisvorstandsmit-
zlieder mit Ausnahme des Revisors und der 7
Beisitzenden sind thunlichst aus dem Vorort zu
vählen; 2) über die Vorstandswahl; 3) Wahl
der Rebisoren; 4) über sämtliche Ausgaben und
das Anlegen des Vereinsfonds. — Die Delegirten
zum Verwaltungsrate sind nach 8 18 B. zu wählen;
die Wahlprotokolle dienen als Legitimation und
sind in der Sitzung dem Vorsitzenden vorzulegen.
Um den auswärtigen Mitgliedern Rechnung zu
tragen, wurde ferner bestimmt, daß die General⸗
versammlung ebenfalls am 80. Dezember, Nach
mittags 2 Uhr, in der „Postmühle“ abgehalten
verden soll. Die Tagesordnung zur Generalber⸗
ammlung ist nach 8 18 unserer Statuten: 1)
Bericht des Vorsitzenden über das abgelaufene Ge⸗
chäftsjahr, Entwickelung des Vereins, sowie über
alle Vereinsangelegenheiten; 2) Entgegennahme der
Berichte der Revisoren; 8) Ertheilung der De⸗
charge; 4) Wahl des ersten Vorsitzenden der Vor⸗
standschaft und des Kreisausschusses. In der General⸗
versammlung kang jede Fechtschule durch ihren
Fechtmeister oder ein anderes Vereinsmitglied ver⸗
reten werden. Als Legitimationen dienen die
Fechtmeisterpatente oder eine besondere schriftliche
Vollmacht, welche dem Wahlbureau auszuhändigen
sst. Um den Vereinsmitgliedern eine recht zahl⸗
reiche Betheiligung zu ermöglichen, wird die Kreis-
vorstandschaft an eine wohllöbliche Bahndirektion
ein Gesuch um 50 pCt. Fahrtaxermäßiguöng stellen
uind steht, in Anbetracht der loyalen Gesfinnung
vohllöbl. Direction, welche dieselbe der Kreisfecht.
chule gegenüber schon wiederholt bekundete, die Ge⸗
nehmigung des Gesuches zu hoffen.
— Wie das „N. Zw. T.“ vernimmt, fand
im Sonntag in Neustadt eine Ausschußsitzung
des Komitees zar Errichtung eines Kaiser Wil—
helmeDenkmals siatt. Dieselbe hatte sich mit
der in dieser Sache an die Königk. Regierung zu
richtenden Eingabe zu befassen. Der angeregte
Plan erfuhe mittlerweile insosern eine Erweiterung,
uls eine Art Doppeldenkmal zu Ehren der beiden
berstorbenen Kaiser Wilhelm und Friedrich vorge⸗
chlagen ist. Auch sollen die glänzenden Heeresthaten
oes bayerischen Heeres besondere Berüuͤcksichtigung
inden.
— Ludwigshafen, 4. Dez. Infolge der
gestrigen überraschenden Meldung, daß das Lan d⸗
wehr-⸗Bezirks-Kommando Speyher vom
1. Aprilen. J. ab hierher verlegt werde, wurde
zäufig die Frage aufgeworfen, aus wie viel Per⸗
onen das Landwehrbezirkskommando nebst detachir-
ien Bezirksfeldwebeln eigentlich besiehe. Wir find
durch eine uns von befreundeter Seite gewordene
Auskunft in der Lage, diese Frage beaniworten zu
hnnen. Dem Landwehr-Bezirks-Kommando ge⸗
ren z. Z. an: 1) Der Oberst und Bezirtks⸗
dommandeur Groli; 2) Premier⸗Lieutenant und
Adjutant Klausen (om 17. Inf.RKat.); 8)
fünf Bezirksfeldwebel, die seither in Speyer, Lud⸗
wigshafen, Frankenthal, Neustadt und Dürkheim
stationirt waren; 4) zwei Sergeanten (darunter
in Zahlmeister⸗Adspirant); 5) bier Unteroffiziere
davon sind gegenwartig zwei periodisch ablbomman⸗
dirt); 6) drei Gefreite und 7) sieben Mann ohne
Tharge -- zusammen 21 Personen. Außerdem
ommt noch ein Bezirks⸗Offizier (Hauptmann oder
LZremier· Lieutenannt), welche Stelle z. Z. vakant
st, hierher. Die Verlegung des Landwehr-Bezirks⸗
ommando's ist auch schon deshalb für unsere Stadt
oon größter Wichtigkeit, weil damit ein größerer
Personen · Verkehr verbunden ist. (G. A.)
— Ludwigshafen, 4. Dez. Die Jahres⸗
rechuung des Einnehmer-Pensions⸗Ver—
eins der Pfalz pro 1887 schloß mit einer Ein—
nahme von 52,530 Mk. 03 Pfg. und einer Ausgabe
on 48,683 Mik. 56 Pfg., so daß ein Einnahme⸗
Ueberschuß von 3846 Mi. 47 Pfg. verblieb. Der
PVermögensstand Ende 1887 bhetrug 258.989 Mi
20 Pfg. und hat sich um 8760 Mi. 45
vermehrt. Die Zahl der Unterstutzten kn
betrug 48 Wittwen, 20 Waifen und 5 g
waisen im Betrag von 21,206 Mi. b opp⸗
— Ludwigshafen. 4. Dez 9
Hemshof wurde gestern ein Fabrikarbeiter ver de
Ihee den a en Zimmerkollegen d
und daraus verschiedene Gegenfie
Jaben soll. senstande enim-
Saurm Hermischies.
. Saarbrücken, 4. Dez.
eines Kauffräuleins, beim —S D
gut gekleideter Herr von gewandten Manieren
eroöͤffnete der Besitzerin, daß er für seinen dau
40 bis 50 Kilo Dörrfleisch, 100 Hãringe n
einige Kisten feine Cigarten nöthig habe; er wen
am folgenden Tage Jemand zur Abholung senn
und man möge demselben die quiftirie Rechnun
zustellen; es sei sein Prinzip, im Großen einzu⸗
laufen und baar zu bezahlen. Das war eine au
zenehme Mittheilung und dem Ersuchen des Herm
hm „zur Probe“ einige Pfund Dörrfleisch un
wei Dutzend Cigarren mitgeben zu wollen, wurd
ereitwillig Folge gegeben. Darauf empfahl e fig
hjöflichst. Der nächsite Tag kam, aber der ang⸗
ündigte Bote nicht. Es war eitel Schwindel g.
vesen. Da hat sich also ein Gauner, der wahei
scheinlich vorübergehend sich hier aufgehalten ho
auf leichte aber gemeine Weise Probiam verscheff
(S. J. S. A)
. Simmern. Kommt da dieser Tage iu—
behäbiger Landmann in ein hiesiges Ladengeschu
nustert mit kritischem Blick die ausgestellten —9
und verlangt endlich von der Schmier, die das Haar
wachsen macht,“ wie er in der Zeitung gelesen d
Mißtrauisch dreht und wendet er das schnell her⸗
beigebrachte elegante Töpfchen und meint dem
kopfschüttelnd: „Ja, wenn es gauch nur helfenl
vird!“ — „Na, wenn es in der Zeilung gestanden
hat, da wird es auch wohl helfen,“ war die cu
muthigende Antwort des Verkäufers, „und dan
Better, probiren geht ja über studiren.“ — Da—
chien dem Mann einzuleuchten, Mißtrauen und
Zweifel schwanden jetzt zusehends, und er erklärke
vohlwollend: „Wissen Sie, daheim im Sitel
jabe ich eine Kuh stehen, die sich die eine Seit
zeschunden hat. Da habe ich denn gedacht, du
jehst nach Simmern und kaufst von der Sqhmit.
Benen das waähr ist, was in der Zeitung sind,
)a muß die Schmier auch bei der Kuh neue Haate
vachsen machen und da will ich's denn einmol
versuchen.“ — Sprach's, nahm seine Schmier und
vandelte wohlgemuth dem heimischen Herde zu.
wo die geschundene Kuh hoffentlich weder Loden
uoch Schnurrbart, sondern Haare von richtiget
Sorte und Farbe bekommen wird.
FKreuznach. Die Stadtverordneten haber
vʒeschlossen, dem „Central-Blreau für Sträßen⸗
bhahnen“ in Frankfurt a. M. die Genehmigung zu
Derstellung einer Pferdebahn zu erteilen und
zas Bürgermeisteramt mit den weileren Verhand
ungen und dem Entwurfe eines Vertrages zr
betrauen.
F München, 83. Dez. Der Sterbekassaveren
des kgl. baher. Forstpersonals hat im Monat Vo
dember an die Relikten von drei seiner Mitgliede
je 960 M., im ganzen also 2880 M. Sterbfaol⸗
quoten ausbezahlt.
fMuünchen, 3. Dez. Die juristische Fakulll
der Uriversität Wurzburg hat dem Präsidenten de
obersten Landesgerichts v. Schebler aus Anlei
jeines 70. Geburtstages die Ernennung als Ehren⸗
doktor beider Rechte verliehen. 9
Herr Architeki Albert Schmidt wurde wie di
Z. Z. meldet von der protest. Kirchenverwaltun
mit der Anfertigung der Pläne für die dritte pro⸗
testantische Kirche betraut.
Der Bundes-⸗Vorstand des deutschen Bader- r
Friseur⸗Innungs.Verbandes in Berlin gibt seinn
daß die Bader⸗ und Friseur⸗Innung zu Munde
dem deutschen Innunga-Verbande nicht mebrea
gehoört.
F Der Studentenulk treibt —ã—
humorvolle Bluthen. Dieser Tage wurde in W
hurg ein Musensohn arretirt, weil er — —
Wasserbassin des königlichen Hofgartens anne
angelte. Damit hatte es aber folgende Bewand mn
Der betreffende Student hatte Tags vorher 4
Main gefischt. Etwa 100 Schritte oberhalb su
iin Professionsangler, der mit steigendem —
emerkte, wie sein Concurrent alle zwei Inn
inen Fisch herausbolte, während er nichts