Full text: St. Ingberter Anzeiger

Auges, welche drei Wochen hindurch Beschwerden 
verursachte. Die Verbrennung erfoigte durch ein 
erhitztes Sandkörnchen, welches aus der Hornhaut 
entfernt wurde. Für die Herstellung der Knall⸗ 
bonbons wird nämlich Knallsilber benutzt, welches 
in geringer Menge auf Pergamentstreifen gestrichen 
wird; dieses explodirt aber erst bei einer Erhitzung 
auf 120 Grad. Um nun die nothwendige Reibung 
zu erzeugen, wird der Streifen mit Knallsilber auf 
einem anderen von Sandpapier gerieben. 
NA Neuhäusel, 5. Dez. Heute Nacht 
brannte Scheune und Stallung des Ackerers Christ. 
Fey vom Abstäberhof nieder. Auch das Wohn⸗ 
haus wurde noch theilweise von den Flammen zer⸗ 
stört. Die Mobilien sind verfichet. 
2 3weibrücken, b. Dez. Schwurge⸗ 
richt beim k. Landgericht Zweibrücken. 
IV. Quartal. Vormittags 29 Uhr. 5. Fall: 
Builino wegen Meineids. 
Ende 1885 fand zwischen dem Angeklagten 
und einigen Bahnbediensteten auf der Station Harx- 
heim ein Gespräch statt, bei dem der Weichenwär⸗ 
ter Ch. über einen Freund des Guilino, den Mül⸗ 
ler K. eine Aeußerung gebraucht haben soll, des 
Sinnes, als habe K. eine Ohm Wein versprochen, 
wenn man ihn in den Gemeinderath wähle, dieses 
Versprechen aber nicht gehalten. So wenigstens 
wollte Guilino verstanden haben und machte auch 
hierbon dem K. Mittheilung, welcher dann den Ch. 
im Wege der Privatklage wegen Beleidigung be— 
langte. Am 9. Dezember 1885 kam diese Klage 
por dem Schöoöffengerichte Kirchheimbolanden zur 
Verhandlung. Hier schworen nun 3 Bahnbedien⸗ 
slete, die das Gespräch angehört halten, Ch. habe 
gesagt: „der Müller K. hätte auch ein Ohm Wein 
bezahlt, wenn er in den Gemeinderath gekommen 
wäre“, während Guilino auf seinen Eid hin die 
Aussage in obigem Sinne fixirte. Da nun die 
andern Zeugen alle dem widersprachen und man 
glaubte, der heutige Angeklagte sage wissentlich die 
Unwahrheit, damit Ch. verurtheilt werde, wurde 
gegen ihn Voruntersuchung wegen Meineids eröff⸗ 
net und nach Schluß derselben die Hauptverhand⸗ 
lung vor dem Schwurgerichte eröffnet durch Beschluß 
vom 5. April 1886. Miittlerweile war aber der 
Angeklagte am 31. März dess. Is. nach Amerika 
berschwunden. Im Laufe dieses Jahres kam der⸗ 
selbe nun wieder zurück und stellte sich freiwillig. 
Der Angeklagte behauptet heute, wie auch früher, 
er habe die Aeußerung eben so aufgefaßt und seine 
eidliche Aussage nach bestem Wissen und Gewissen 
gemacht. 
Den Geschwornen liegen 2 Schuldfragen 1) 
auf Meineid 2) event. auf fahrlässigen Falscheid 
zur Beantwortung. 
Die k. Staatsbehörde führt aus, daß sie es in 
das Ermessen der Geschwornen stelle, ob sie es als 
erwiesen annehmen wollten, daß der Angeklagte 
wissentlich die Unwahrheit beschworen hade. 
Jedenfalls habe er das aber fahrlässiger 
Weise gethan. Nachdem er vom k. Amesrichter in 
irchheimbolanden auf den Widerspruch aufmerksam 
gemacht worden war, wäre es seine Pflicht gewesen, 
sich zu besinnen und seine Aussage nicht so prãzis 
zu machen, wo er doch einsehen mußte, daß er fich 
geirrt habe; auch hade er durch sein Ausreißen 
aach Amerika sein schlechtes Gewissen bekundet. 
Die Vertheidigung hebt hervor, daß die kgl. 
Staatsbehörde selbst einen Meineid nicht annehme; 
dann könne aber auch keine Rede sein von Fahr⸗ 
lässigkeit. Es sei überhaupt nicht festgestellt, wie 
die Aeußerung des Weichenwärters gelautet dabe 
und Guilino habe eben geglaubt, daß er recht ge 
hört und so habe er es auch beschworen. Zu der 
Reise habe den Angeklagten nur seine grenzenlose 
Aufregung und Raihlosigkeit getrieben, indem er 
sich nur auf diese Weise einer ungerechten Bestraf⸗ 
ung zu entziehen glaubte. Im übrigen sei er ja 
freiwillig zurückgekehrt. 
Urtheil, wie bekannt, Freisprechung. 
2 Zweibrüden, 6. Dez. 6. Fall. Peter 
Schweitzer, 22 J. a., Schuster von Thal⸗— 
zischweiler wegen Todschlagsversuch. 
Gerichtshof: HH. k. Oberlandesgerichtsrath v. 
Jan, kk. Landgerichtsruͤthe Gugel und Gulden, k. 
Sekretär Wagner. Vertreter der k. Staatsbehörde: 
D. k. II. St.A. Wagner. Vertheidiger: H. Rechts⸗ 
anwalt Trier. Geschworne: HH. Ladenberger, Franz, 
Berberich, Kailitz, Beutel, Rabung, Langenbahn, 
Brill, Hartmann, Metzner, Wernher, Zorn. 
Det Angeklagte hatte seit laͤngerein mit der 
Dienstmaad B. kin Liebesverhältniß. JIn letzier 
Zeit war es hie und da zu Uneinigkeiten gekommen, 
die wohl in der Eifersucht des Mädchens ihre Ver⸗ 
inlassung hatten. Im August nun war der An— 
zeklagte von Pirmasens, seinem damaligen Wohn⸗ 
rte, nach Thaleischweiler zu einer Kindtaufe ge⸗ 
jangen und hatte sich da einige Tage aufgehalten. 
Bei seiner Rückkehr erzählte ihm seine Schwester 
cherzweise, er solle nur zu der B. gehen, die sei 
öse, da er so lange geblieben; an diesem Abend 
— 16. August — siecktte er seinen Revolber zu 
sich, ging vor das Haus, wo die B. diente und 
ieß sie zu sich rufen. Hier fragte er, ob sie ihn 
m Verdachte habe, daß er ihr untreu geworden 
— und, als sie das bejahte — ob er sie erschießen 
olle. Das Mädchen hielt das für Spaß, sagte 
meinetwegen? — da gab Schweitzer ca. 5 Schüsse 
auf sie ab. Einer traf sie in die linke Brust und 
einer in den Kopf. Zwei Kugeln konnten in die 
Brust nicht eindringen und fanden iich in den 
tleidern. Der Schuß in den Kopf zerschlug nach 
ärztlichem Gutachten das Schädelbein, ohne das 
Behirn zu verletzen und war lebensgefährlich. Das 
Maädchen lag 4 Wochen im Spital, kam wunder⸗ 
zarer Weise mit dem Leben davon und erscheint 
heute als Zeugin. Die zwei Kugeln konnten nich! 
ntfernt werden und haben sich im Körper verkap 
elt. Nach dem Gutachten des H. k. Landgerichts⸗ 
arztes, der den Angeklagten 12 Wochen lang be⸗ 
obachtet hat, ist demselben die Zurechnungsfähigkeit 
nicht abzusprechen. 
Den Geschwornen liegt eine Frage auf Versuch 
des Todschlags vor; der Vertheidiger beantragt 
erner eine Frage auf Körperverletzung und beide⸗ 
nale auf mildernde Umstände. 
Die Anklage führt eingehend aus, daß der An⸗ 
geklagte, wenn er auch von der That nichts mehr 
zu wissen vorgebe, dennoch zurechnungsfähig ge⸗ 
wesen sei, ebenso sei er nicht sinnlos betrunken ge⸗ 
vesen, wie dies sein Benehmen vor und nach der 
That beweise, seine Absicht könne mit einer solchen 
Waffe nur auf den Tod der Geliebten gerichte! 
gewesen, sein und sei daher die Annahme einer 
bloßen Körperverletzung unmöglich. Mildernde Um—⸗ 
tände seien bei der entsetzlichen Rohheit der Thaf 
aicht am Platze. 
Die Vertheidigung stellt dagegen auf, bei dem 
Fehlen sachlichen Motives und dem gänzlichen Un— 
»ermögen des Angeklagten, sich über den Vorgang 
lar zu werden, könne man nur zu der Ueberzeug⸗ 
ing kommen, daß derselbe zur Zeit der Begehung 
yer That in einem Zustande hochgradiger Erregurg 
jehandelt habe, die seine Zurechnungsfähigkeit aus 
chließen mußte. Schlimmstenfalls könne man aber 
tur zu der Annahme kommen, daß Schweitzer seine 
Keliebte nur verletzen nicht aber tödten wollte. 
Mildernde Umstände seien aber hier auf alle Fälle 
— 
en nur für gemindert zurechnungsfähig halten 
oͤnne. 
Nachdem die Geschwornen die erste Frage ohne 
Annahme mildernder Umstände hejaht hatten, ver⸗ 
urtheilte der Gerichtshof den Angeklagten zu einer 
Zuchthausstrafe von 8 Jahren unter Ab⸗ 
erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer 
jon 5 Jahren und verfügte die Einziehung des 
ur That benützten Revolders. 
— Zweibrücken, 7. Dez. Am Donners⸗ 
ag den 18. Dezember, Nachmittags 2 Uhr, findet 
»ahier im Lokale des Herrn Glaser eine Ver— 
ammlung der Mitglieder der Norddeut⸗ 
chen Hagelversicherungsgesellschaft 
ehufs Gründung eines Bezirksvereins stait. 
Die Tagesordnung enthält nach der Ztg. u. a. 
olgende Punkte: 1. Bildung des Bezirksvereins, 
2. Wahl des Bezirksdirektors und dessen Stellver⸗ 
reters, 8. Wahl eines Delegietten zur General— 
dersammlung und zweier Stellvertretet, 4. Wahl 
on Taratoren, 5. Mittheilung des diesjährigen 
Beschäfts · Resultates, 6. Bericht über die General— 
ersammlung vom 20. Februar d. J. und 7. 
Nittheilung und Besprechung einer Denkschrift der 
Direltion über die Norddeulsche Gesellschaft und 
hre Bedeutung für die Landwirthschaft. 
— Großsteinhausen, 5. Dez. Wie man 
ꝛeine Wirishausrechnung begleichen kann. ohne in's 
Portemonnaie zu greifen, davon hat ein Reisender 
ieser Tage ein Beispiel hinterlassen. Genannter 
Reisender“ regalierte nämlich wie man der 3. 3. 
nitteilt, in der Schmidt'schen Wirtschaft dahier 
ꝛeulich abends eine größere Anzahl hiesiger Ge— 
ingpe reinsmitglieder mit einigen Fäßchen Bier, 
»nn: »das Singen ist sein Leben!“ Da der kunsi— 
sinnige Mann bereits Nachtquarti 
so bezahlte er einstweilen 8 e J elt han 
dem Wirte bedeutend, daß er am lhenid 
alles übrige bereinigen werde. Vorsichtshal⸗ orge 
schloß der, wie es scheint, etwas aenn ber 
wordene Wirt sorgfältig von außen di Ie — 
Schlafstube, in welcher der Reisendede de 
)es Gerechten schlief. Allein der seltsame qe 
cheint nicht allein eine ausgeprägte Vorlieb ba 
mehrstimmige Gesangsvorträge zu besitzen e 
nuch der edlen Kunst der Turnerei bein err 
ein; dena während der Nacht war er —* 
Fenster verschwunden, ohle die geringste Nach b 
—X gedenkt Zeche i 
Rachtherberge zu bezahlen. un 
— Pirmasens, 6. Nob. Im Kaufmane; 
schen Verein hält am nächsten tn 5 
Herr v. Vinzenti (aus Wien) einen Vorlrag 
„Nach der Hauptstadt der Hölle.“ 
— Pirmasens. Vor Kurzem berlor ei 
hiesiger Bürger auf dem Bahnhof 800 Mk.n 
Papiergeld. Der Finder, ein armer Bahnarbeite 
ist eine ehrliche Haut und lieferte die Scheine he 
der Bahnverwaltung pflichgetreu ab. Der Ven 
lierer, ein reicher Mann, meldete sich, nahm da⸗ 
Geld in Empfang und empfahl sich. Den Finder 
lohn hat der Andere heute noch zu erhalten 
— Landau, 5. Dez. Gesiern hat in Gegen 
vart des Herrnek. Bauamtmanns Scheidemand 
zus Munchen die Uebernahme des Sammelbecin 
inserer Wasserleitung auf der XX 
höhe von Seiten der städtischen Verwaltung statt 
Jefunden. Damit ist auch der Betrieb der Wasser 
eitung in die Hände der Stadt übergegangen. 
C. A) 
— Weingarten, 4. Dez. Durch Undor 
ichtigkeit im Umgange mit Patronen ereignete sit 
)er Unfall, daß dem auch in weiteren Kreisen de 
'annten eifrigen Jäger Herrn Adjunkten Mid 
Oh mer von Weingarten eine Patrone explodir 
Der Schuß drang oberhalb des linken Auges ein— 
glücklicherweise ohne durchzuschlagen. 
— Haßloch, 5. Dez. Der Preis für Tobal 
bewegte sich bei den Verkäufen in den letzten Tagen 
don 22 — 25 M., es wurde sogar in einzelnen 
Füällen bis zu 27 Mark verkauft, ein Beweis, daß 
der Haßlocher Tab ak immer noch wie früber ein 
gesuchter Artikel ist. 
— Haßloch, 5. Dez. Wie die N. Zig 
erführt, ist man an zuständiger Stelle damit be 
schaftigt, für die Futtergelder der Fohlen in 
uinserem Fohlenhof eine Aenderung dahin eintreten 
zu lassen, daß der Preis derselben bedeutend herah 
zjemindert werden soll. Im jenseitigen Batem 
zesteht nämlich schon längst die Bestimmung, daf 
yro Fohlen und Tag 50 Pf. Futtergeld von den 
Privatbesitzern erjoben wird, während der Siau 
die Mehrkosten selbst trägt. Eine diesbezüglihe 
Aenderung bei uns in der Pfalz würde gewiß jeder 
Pferdezüchter mit Freuden begrüßen, denn daß 
Futtergeld nach jetziger Norm beläuft sich pro Tat 
und Pferd über JI Mark. 
— Ludwigshafen, 5. Dez. Aus de 
Werkstätte für Feinmechanik des Herin Fr. Lut 
dahier ist wieder eine weitere Exfindung hervotge 
gangen. Eine Meßbvorrichtung für tropfbare und 
zasförmige Flüsfigkeiten. Herr Lux hat bereit 
Patent angemeldtt. 
— Ludwigshafen, 6. Dez. Kurzlich he 
in Gewerbetreibender auf dem Hemshofe eine Geld 
rosle mit 50 Mark verloren. Der Finder hat sih 
aun gemeldet; es ist ein Metzger aus Oppau. 
Am heutigen Tage feierte Herr —W 
Dr. ÄAugust Clemm mit seiner Gattin das deß 
er silbernen Hochzeit im engsten Familien— 
reise. Zahlreiche Glücwuͤnsche aus Rah und dern. 
zegleitet von den prachtvollsten Blumenspenden, haden 
das Jubelpaar schon in aller Frühe erfreut. 
— Ludwigshafen a. Rh. Dieser Tah 
erweilie Herr Oberpostrath Seifert von München 
jier, der in Sachen der Ausdehnung des LTele 
graphen⸗ und Telephonnetzes die Pfalz hetreffent 
aähere Erhebungen gepflogen hat. Infolge Steigerunt 
des Telegraphenverkehrs ist zunächst eine direlt 
telegraphische Verbindung mit Metz und Paris 
Aussicht genommen und soll mit' dem Bau der 
Leitung alsbald begonnen werden, ferner soll aud 
das Telephonnetz in den Städten und auf ilemen 
Orten eine noch größere Ausdehnung als seithe 
erfahren. 
— Im Leiningerthale hat sich r 
Verschönerungasverein und zWwar a