Full text: St. Ingberter Anzeiger

sehen, bis zum 1. November 1889 an das 
gl. Konfistorium in Speh er einzusenden. Jeder 
Arbeit ist in einem verschlossenen, das gleiche Motto 
tragenden Umschlage der Name des Verfassers 
beizufügen. 
— Land- und forstwirthschaft- 
liche Berufsgenossenschaft. Dassk. 
Landesversicherunggamt hat dem in der Genossen⸗ 
schaftsbersammlung der Pfalz vom 16. v. Mis. 
beschlossenen Statut für die land- und forstwirth- 
schaftliche Berufsgenossenschaft der Pfalz die Ge⸗ 
nehmigung ertheilt. 
*— Nach einem Urteil des Reichsgerichts sind 
ärziliche Rezepte Privaturkunden, 
welche zum Beweise von Rechten und Rechtsber⸗ 
hältnissen von Erheblichkeit find, und ihre Fälschung 
ist als Urkundenfälschung zu bestrafen. 
— Mimbach, 27. Dez. Heute früh unge⸗ 
fähr 5 Uhr entfernte sich heimlich der ledige 43 
Jahre alte Ackerer Jakob Schwarz von hier aus 
seiner Wohnung; derselbe hatte nur Hemd und 
Strümpfe an. Spuren von ihm führen bis zum 
Ufer der in der Nähe fließenden Blies, wo er 
sehr wahrscheinlich seinen Tod fand. Der Beweg⸗ 
rund der beklagenswerten That soll Geistesstörung 
* Das Bedauern über den Unglücdsfall, welcher 
den sehr braben Mann betroffen hat, ist ein allge- 
meines. (Zw. 83.) 
— Blieskastel. Vor einigen Tagen er— 
krankte ploͤtzlich die Kuh eines hiesigen Bürgers, 
ließ sich auf den Boden fallen und fraß nichts 
mehr. Ein Nachbar gab den Rath, man solle sie 
schlachten, und da der nächste Mezgger nicht zu 
Hause war, wollte der gerade anwesende Tüncher 
Rebmann dies besorgen. Er stach mit einem Messer 
der Kuh ungefähr 16 Eim. in den Hals, fand 
aber die Gurgel nicht. Die Kuh gerieth durch den 
Schnitt in Wuth und sprang auf, und der mit 
dem Messer bewaffnete Scharfrichter ergriff eiligß 
die Flucht. Nachdem die Kuh sich wieder etwas 
beruhigt, wurde der Schnitt zugenäht. Durch 
den Schnitt scheint sie den Appelit wieder bekom⸗ 
men zu haben, denn nun frißt und säuft sie wie 
vorher. 
— In der Nacht vom ersten auf den zweiten 
Weihnachtstag erschoß sich in Zweibrücken 
der Unteroffizier Sim on der 7. Kompagnie des 
hiesigen Bataillons in der Kaserne mittelst seines 
Dienstgewehrs. Nach einem von dem jungen 
Manne hinterlassenen Zettel soll unglückliche Liebe 
der Beweggrund dieser unseligen That sein. Es 
heißt nämlich dort: „Ich lieble Eine und diese er— 
widerte meine Liebe nicht. Simon war als 
Unteroffizier hei seinen Vorgesetzten beliebt und 
als tüchtiger Mann bekannt, hinterläßt also das 
beste Andenken. 
— Homburg, 27. Dez. Ein schönes Weih— 
nachtsgeschent wurde dem Herrn Ludwig Roli— 
müller, Consul der Allgemeinen Radfahrer⸗Union 
zu theil. 
Demselben wurde laut amilicher Mittheilung 
unter 60 Bewerbern der Meisterschafts-Titei 
„Meisterfahrer auf dem hohen Zweirad pro 188889 
nebst einer goldenen Medaille und einem Werth 
preis für hervorragende Leistungen im Touren⸗ 
Fahren zuerkannt, nachdem derselhe im vorigen 
Jahre mit dem W. und vor zwei Jahren mit dem 
J. Preis bedacht worden war. (A.) 
— Kaiserslautern. Wie gerüchtweise 
verlautete, hatte der frühere k. Reallehrer Geiler 
aus dem Gefangnisse verschiedene Gesuche abgehen 
lassen, welche auf eine Milderung seiner Strafe 
abzielten. Wie wir jetzt erfahren, soll höheren 
Orts genehmigt worden sein, daß derselbe die 
Strafe in Nürnberg verbüßen darf, außerdem soll 
noch ein Gesuch an Allerhochste Stelle bez. des 
Verlustes der bürgerlichen Ehrenrechte der Ent— 
scheidung harren. (Pf. Pr.) 
— Pirmasens, 27. Dez. Herr G. Rau⸗ 
ner, Besitzer eines Herrenkleidermagazins, kaufte 
das Herrn Adjunkt Leinenweber gehoͤrige 2stbckige 
Haus Nr. 80 an der Haupistraße neben der Post, 
in welchem sich jetzt das Bath'sche Schuhlager be⸗ 
findet, um den Preis von 40,000 Mk. Wenn man 
berücksichtigt, daß das Haus eine Front von nicht 
ganz 8 Metecr und einen sehr bescheidenen Hofraum 
hat, meint der dortige Anz., so kann man daraus 
den Werth der Grundstücke in dieser Stadtlage er 
messen. 
7. Im Allerhöchsten Auftrage Sr. kgl. Hoheit 
des Prinzregenten Luiipold wurde nach dem P. A. 
den Schulen in Schindhard, Hauenstein und Hilst 
je ein Exemplar des Werkes von Dr. Hans Reidel- 
hach „König Ludwig J. von Bahern“ überwiesen. 
— Albersweiler, 25. Dez. Der hiesige 
zrotest. Kärchenchor hat, nach dem L. xT. 
einem Dirigenten Herrn Lehrer Hoffmann 
ahier aus Anlaß des Christfesies ein werthvolles 
danapee zum Geschenk gemacht, ein sehr schönes 
CThristkind. 
— Hambach, 27. Dez. Was unsere Ge⸗ 
meinde seit 830 Jahren erstrebte, geht endlich in 
Erfüllung; vom J1. Januar an wird Hambach von 
der Einnehmerei Lachen abgetrennt und mit der 
Neustadter vereinigt, mit der wir in taͤglicher Ver⸗ 
zindung stehen. 
— Neustadt, 27. Dez. Das Wohnhaus 
des Herrn H. Oehlert in der Landauerftraße 
zing heute um den Preis von 43 000 Mk. in den 
Besitz des Herrn Max Ledh, Weinhändler dahier, 
über. Gtg.) 
— Neustadt, 27. Dez. (Ein seltener Fall.) 
Derr Schlossermeister Janz hierselbsi beging am 
exsten Weihnachtsfeiertage das Fest seiner filbernen 
Hochzeit — eine Thatsache, die um dessentwillen 
nerkwürdig, weil der Genannte, der im Älter von 
35 Jahren sieht, in dritter Ehe und seine Frau 
in zweiter Ehe verheirathet ist. (R. Bz.) 
— Deidesheim, 26. Dez. Ein schöner 
Zug verdient veröffenllicht zu werden. Ein hiesiger 
derr hat nämlich am h. Christabend mehrere streb⸗ 
ame, gut talentirte hiesige junge Leute mit einem 
Weihnachtsgeschenk eigener Ärt dedacht — dasselbe 
zesteht aus werthvollen Musik-Instrumenten. 
( D. A.) 
— Ludwigshafen, 26. Dez. Auf dem 
Hemshof wurden am letzten Sonntag zwei Korbe 
und an der hiesigen Guüterexpedition zwei Kisten 
mit Kleidungsstücken und Wäsche polizeilich be⸗ 
schlagnahmt, welche Gegenstände aus einem Dieb— 
tahle herrühren, den eine Haushälterin zum Nach⸗ 
heil ihres Herrn in Meisenheim a. Gl. ausgeführt 
jaben sollte. Die an gleichem Tage ebenfauͤs auf 
dem Hemshof verhaftete Diebin mußte dem G. N 
zufolge bei ihrem Verhöre zugeben, daß sie ihrem 
Herrn nicht weniger als 120 Gegenstände entwen— 
det hatte. 
— Ludwigshafen. Vom 1. Januar 1889 
an werden sämmtliche Personen⸗ und Schnellzüge 
der Pfälz. Eisenbahnen (mit Ausnahme der auf 
den Nebenlinien verkehrenden Züge) mit der 
Schleiferschen Luftdruckbremfe ausgerüste 
ein. Nachdem die Vorbereitungen zu dieser hoch⸗ 
wichtigen Einrichtung von langer Hand getroffen 
ind, tritt dieselbe an dem genannten Tag gleich⸗ 
zeitig bei allen Zügen der Hauptlinien in Kraft. 
—Frankenthal, 26. Dez. Nach einer 
dem Fr. Tgl. aus sicherer Quelle gewordenen Mit. 
leilung ist unser Landsmann, der berühmte Opern⸗ 
sänger des Leipziger Stadttheaters, der herzogl cob 
dammersänger Herr Karl Perron, unter glänzen- 
den Bedingungen auf längere Zeit für das Vres⸗ 
ꝛener Hoftheater gewonnen. Nach Ablauf des 
deipziger Kontraktes wird es seine neue Stellung 
antreten. Dem wackeren Künstler rufen wir zu 
diesem Erfolg ein aufrichtiges herzliches „Glüchk 
nuf“ zu. — Das Personal der Gießerel der 
duhnle'schen Maschinenfabrik dahier verehrte ihrem 
cheidenden Meisler, Herrn Friedrich Getlert, welcher 
n das Geschäft seines Bruders hier eintritt, eine 
ichöne Taschenuhr, als Angedenken. Es ist dies 
ein Beweis, daß hier Meister und Gehilfen im 
jesten Einvernehmen stehen und ein ehrendes Zeug · 
nis für die Fabrik selbst. 
— Der Stadtrath von Frankenthal stellte 
zei der Budgetberathung pro 1889 die Gleich⸗ 
tellungsumlage auf 70 Prozent fest. Die prote⸗ 
tantische Cultusumlage erhöht sich don 8 auf 12 
hrozent, veranlaßt zum größten Theile durch die 
Anterhaltung der Diakonissen. Der Gaspreis mit 
20 Pfennig bleibt bestehen, dagegen wird die Ab— 
stufung der Rabatte für die Confumenien günstiger 
zestellt. Die sämmtlichen stadtischen Bediensteten 
verden theils durch Gehaltsaufbesserungen, iheils 
durch Gratifikationen bedacht. 
— Heimkirchen, 28. Dez. Geflern Abend 
vwurden der Witwe des verstorbenen Lehrers Karl 
dehmann durch Einbruch in den Geldschrank 250 
Mk. gestohlen. 
— Aus der Pfalz. Die 85 Präpa— 
randenschulen des Konigreichs Bayern zeigten 
im Beginn des laufenden Schuljahres eine Fre— 
suenz von zusammen 1718 Schülern, d. i. dem 
ßorjahr gegenüber eine Mehrung von 35. Die 
Mehrung betrifft allein nur die lz. 
die pfälzischen raneedhe Es hatte 
1887/88 188889 
Blieskastel 4 Schüler 89 Schule 
Edenkoben 62285 565 r 
Zaiserslautern 78 8380* 
Zirchheinboll. 46 511* 
Ausel 3875 49* 
Sheher sß 60 
Zusammen sos Squler 888 Saller 
Es ist somit an den rechtsrheinischen Ansiallten ei 
Erhöhung der Frequenz nicht eingetreten. cee 
ort auch nicht erwünscht, da bekanntlich im * 
eitigen Bayern kein Lehrermargel herrscht. — D 
jegen weist die Frequenz der Lehrerseminarien auch 
in diesem Jabr wiedec einen betraͤchtlichen Rückgan 
mif. Am Anfang des Schuljahres 188788 en 
die 11 Seminarien von 851 Semingristen —X 
oel Beginn des Schutjahres 188880 nurheha 
Die pfaälzischen Lehrerbildungsanstatten werden auch 
in den nächsten Jahre noch nicht im Stande sein 
die für unsere Provinz nöihige Anzahl junger Leht. 
jräfte heran zu bilden. 
Vermischtes. n 
fKobhlhof, 25. Dez. Hier wären die 
Feiertage beinahe durch ein Unglüg getrübt worden 
nndem ein etwa 7jähriger Knabe beim Schlittschuß 
aufen auf dem Brugenweiher einbrach und unter⸗ 
jing. Da der Weiher an der betreffenden Sich— 
MNannestiefe hat, so hätte das Schlimmste vorkommen 
önnen, wenn nicht ein 11jähriger Knabe den Er⸗ 
rinkenden, nachdem dieser wieder zum Vorschein 
jekomnien, festgehalten und ihn unter qroßen An⸗ 
trengungen dem kalten Bade entrifsen hätte. Guͤa— 
icherweise blieb die unfreiwillige Taucherprobe ohne 
aachteilige Folgen. (S.« Bl. 3) 
FSt. Johann, 27. Dez. An der heutigen 
Wahl der Handelskammer⸗Mitglieder für die Stadt⸗ 
St. Johann und Saarbrücken betheiligten sich don 
290 Wahlberechtigten 45. Es sind gewählt worden: 
herr August Huhn mit 44 Stimmen, Herr 
Ludwig Kiessel mit 48 Stimmen, Herr Kommer— 
zienrath C. Röchling mit 48 Stimmen. Außerdem 
zrhielten: Herr Franz Haldy 8 Stimmen, Herr 
F. Obenauer 1 Stimme, Herr H. Sandiuhi1 
Slimme. An der vor 8 Tagen stattgehabten 
dandelskammerwahl in dem von der Industrie 
hertretenen Wahlbezirk Kreis Saarbrücken Land 
etheiligten sich nach dem S. J.S. A. von 224 
Wahlberechtigten 62, welche ihre Stimmen unge⸗ 
heilt auf die Herren Edgar Böocking, Heinrich 
—A vereinigten. 
F Die Ziehung der St. Arnual⸗Kirch- 
bau' Lotterie ist auf den 15. Februar k. J. 
derschoben worden, da die betr. Lose nicht dol 
tandig abgesetzt wurden. Die Silbergewinne find 
bei Herrn Friseur Fritz Dietz in St. Johann 
ausgestellt. (S. 3) 
fFSaargemünd. Ein Rabenvater. Bei 
dem hiesigen Landgerichte ist eine Anzeige einge⸗ 
laufen, wonach ein sich in den besten Vermoͤgen⸗ 
verhältnissen befindlicher Ackerer in Machern seine 
ungefähr 80jährige irrsinnige Tochter in unwür⸗ 
digster Weise behandelte. Das bedauernswerthe 
Wesen soll schon seit Jahren in einem dunkeln 
Raum auf einem Strohlager untergebracht sein, 
am welches mit Latten eine Art Kasig gebaut ist, 
ohne daß jemals eine Reinigung desselben stattge- 
iunden habe. (S. 3.) 
‚7Saarburg, 26. Dez. Was bezüglich der 
Bernachlässigung der deutschen Sprache heutzutage 
ioch geleistet wird, davon nur das eine Beispiel: 
In hiesiger Kreisstadt mit mindestens ssio deutsch— 
— 
zewiß “s Mitgliedern, die des Deutschen vollsäändig 
nächtij sind, werden die Rathssitzungen in fran⸗ 
öfischer Sprache geführt, die Proiotoůe franzöfisch 
yerfatzt, davon freilich auch, weil „der Bien' eben 
muß“, eine deutsche Uebersetzung gefertigt und der 
Berwaltungsbehörde eine deutsche Protokollabschris 
mitgetheilt. Von derartigen Zuständen erfährt die 
Behörde natürlich officiell nichis. 
Metz, 24. Dez. Ein erwünschtes Christ⸗ 
Jeschenk fiel vier hiesigen Eisenbahnarbeilern in den 
Schoß, welche auf ein gemeinsam gekauftes Lotterie⸗ 
os mit dem Gewinn von 5000 Mnt. herauskamen, 
der ihnen gestern bar ausbezahlt wurde. 
.Mentz. EEin Andenken.) Der „Messin“ meldet 
zus Colombey, daß in den letzten Tagen die Ge⸗ 
zeine von 15 Soldaten des 15. preußischen In⸗ 
anterie · Regiments, im Feldzug 1870 geblieben, 
uusgegraben bezw, einem neuen Grabe übergeben wur⸗