* — —— 48 Un
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der St⸗ Jugberter —— erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöochentlich mit Unterhaltungs
gin und Sonniags mit achtseitiger illustrirter —— Das Blatu koftel vierteljährlich 1 60 —3 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1/ 75 einschließlch
o A Zustellungegebuhr. Die Einruckungsgebühr fur die Igespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 D, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 15 A Reklamen 80 8. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
. Jahrg.
M 31..
Sonntag, 12. Februar 1888.
Deutsches Reich.
Berlin, 10. Febr. Sturmische Ovationen
vurden heute dem Kaiserpaar von riesigen Men⸗
chenmassen vor dem Palais bei dem Aufziehen
sr Wache dargebracht. Der Kaiser und die
Zaiserin waren am Fensier erschienen.
Ueber die Operation selbst theilt das Berl.
tagebl.“ nachstehende Datails mit: Die Oper⸗
on wuüurde im großen Salon
zer Villa Zirio vorgenommen.
der Kronprinz lag auf einem Sopha. Anwesend
haren alle Aerzt, Macdenzie, Hovell,
drause, Schrader und Bramann. Von
ner tronprinzlichen Familie war Niemand bei der
Iperation zugegen. Die Operation begann um 3
Uhr 40 Minuten und dauerte ungefähr
rehn Minuten.
Der Kronprinz hatte die Mittheilung, daß die
ofortige Operation absolut notwendig sei, wie ein
deld aufgenommen. Er erklärte ruhig und wurde⸗
joll: wenn es adsolut nothwendig sei, dann solle
nan so schnell als möglich die Operation vor⸗
ehmen.
Dr. Dramann benützte zur Operation — eß
hurde ein ungewöhniich grober Schnitt
semacht — ein Instrument aus Silber, das spe⸗
iell für den Kronprinzen angefertigt ist. Chlor o⸗-
drm wurde angewendet. Die Operation
vurde sehr tief unten am Halse vorgenommen,
amit die eingefügte Canüle soweit wie möglich
om Kehlkopfe, richtiger von der mit Perichondritis
uffizirten Stelle des Kehlkopfes entfernt sei. Die
Zperation selbst wurde mit glänzender Gewandt ⸗
seit, sehr schnell und doch mit aller nur denkbaren
Horficht in allen Details ausgeführt.
Die Operation besteht in einem vertikalen Ein⸗
hnitte in die Luftröhre und in der Einfügung
iner filbernen Canule. Der Kronprinz verlor bei
der Operation kaum einen Kaffeeloͤffel voll Blut.
Sofori nach der Operation fühlte der Kronprinz
ich erleichtert, das Athmen wurde freier. Gr selbft
ratulirte den Aerzten und diese gratulirten wieder
ille dem Dr. Bramann. Die Arzte sind
nit dem Resultate der Operation un⸗
zemein zufrieden. Die einzige altuelle Be⸗
orgniß bei solchen Fällen bleibt die Möglichkeit
iner spätern Bronchitis. Allein diese tritt nicht
illzu häufig ein.
Berlin, 10. Febr. Die Kommission des
keichstags beschloß mit 21 gegen 4 Stimmen die
Berlangerung des unveränderten Sozialistengesetzes
nuf die Dauer von zwei Jahren. (53. 3)
Berlin, 10. Febr. Der Reichstag nahm in
dritter Lesung das Militäranleihegesetz debattelos
Jegen die Stimmen der Sozialdemokraten an.
Ausland
Wien, 10. Febr. Das Abgeordnetenhaus
jenehmigte einstimmig den Handelsvertrag mit
Deutschland.
Paris, 9. Febr. Der „Matin“ meldet, daß
»er Ausschuß des Senats sür Militärgesche die
dauer des Kriegsdienstes bis zum 45. Jahre fest⸗
etzt. — Der Kriegsminister beontragte gestern im
lemeeausschufse der Deputirtenkommer die Anstellung
on ð Generalinspektoren, welche die Trupper unter
Aufficht haben sollen, die ihnen im Falle der Mobi⸗
nachung übergeben werden. Logeroi verlangt auch
O0, ood Fre Gehalt zur Veriheilung umer den
Inspektoren. Der Ausschuß nahm dem Grund⸗
aße nach den Antrag des Kriegsministers an. den
zerselbe damit rechtfertigte, daß er den Vortheil
jabe, die künftigen Besehlshaber der Armee mit
hren Truppen in näbere Berührung zu bringen.
Einer Meldung der „Ag. Havas“ aus Kairo
zufolge hat in Beiruth ein heftiger Conflict
wischen Christen sind Muhamedanern stattgefunden.
San Remo, 10. Febr. Der Kron⸗
prinz verbrachte nach der Operation
ine gute Nacht ohne Fieber und
Schmerzen; Athmung und Schluden ganz frei.
Ntadendie. Schrader. Krause. Branzann. Hovell.
San Remo, 10. Febr. Der Kronprinz
vird einige Tage das Beit hüten müssen. Die
Aerzte hoffen bei der kräftigen Constitution des
zronprinzen, daß die Heilung rasch von fiatten
Jeht. Die momentanen Symplome sind d den.
F. J.
Aliers. Ein Bild der contagiösen Krankheit und
her schlimmen Folgen für die Jugend gewährt
ie Thatsache, daß im Laufe des Januar in drei
S„chulen mit 200 Kindern nicht weniger als
1000 Versäumnisse wegen Krankheit vorkamen.
— Ludwigshafen, 10. Febr. Der Nota⸗
iats gehulfe Jakob Ohler aus Haßloch, der vor
twa 14 Tagen in Kirchheimbolanden eine Summe
son 230 Mark unterschlagen und hier verhaftet
vurde, ist bereits vom Schöffengericht in Kirch—
Jjeimbolanden abgeurtheilt worden. Der junge
Dann hat eine 2 monäatliche Gefängnißstrafe er—
hjalten. — Der Verein hiesiger Gasiwirthe hat eine
Petition an das Bürgermeisieramt gerichtet, welche
ich gegen die Cinführung des Bierpfennigs aus—
pricht. Die Petition trägt die Unterschrift sämmt—
icher hiesiger Wirthe. (G. A.)
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 11. Febr. Die k. Regierung
jat die Preßauffichtsbehörden des Kreises aufge⸗
ordert, die Zeitungsredaktionen zu ersuchen, allen-
allsige Mitlheilungen über Stand, Bewaffnung
a. s. w. des deutschen Heeres zu unterlassen.
— Zweibrücken, 10. Febr. Für die zu
rrichtende Hufbeschlagschule wurden vom
ꝛdandtag 500 Mark fur Lehrmitiel bewilligt.
— Irheim, O9. Febr. Gestern Abend ge⸗
ielhen zwei Frauen dahier in der sogenannten
daserne mit einander in Streit, wobei die eine
der anderen mit einer Art eine schwere Kopfpber-
letzung beibrachte.
— Homburg, 9. Febr. Der Termin des
iesjährigen Rennens des hiefigen Radfahrervereins
st auf den 10. und 11. Juni festgesetzt, und wird
»oraussichtlich die Meisterschaft der Pfalz dabei
ausgetragen werden.
— Mittelberbach, 7. Febr. Eine große
Arbeitslofigkeit herrscht gegenwärtig dahier. In
inserer Gemeinde sind gegenwärtig 56 junge Bur⸗
chen im Alter von 14 bis 20 Jahren ohne Arbeit.
Zielleicht tragen diese Zeilen dazu bei, den Leuten
Zeschaͤftigung zu verschaffen.
— Kirchheimbolanden, 8. Febr. Heute
rüh 4.4 Uhr wurde am Himmel eine groͤßere
jellstrahlende Kugel bemerkt, welche ihren Lauf in
der Richtung von Westen nach Osten nahm und
olößlich in eine große Anzahl kleinerer Kugeln
zuseinanderfuhr. Der Beobachter erzählt, noch nie
eine solch schöne Erscheinung mil so hellem Strahl
gesehen zu haben und will das Zischen gehört haben,
nit welchem die Kugel auseinandergefahren sei.
ist Letzteres der Fall, so dürfte der Fall dieser
Neteorsteine vielleicht noch mehr Aufmerksamkeit
jefunden haben.
— Haßloch, 7. Febr. Hier ist zur Zeit eine
roße Sterblichkeit, welche fast unheimlich zu nennen
st. Die Opfer des Todes bringt hauptsächlich
ie jüngere Kinderwelt — Kinder von 1 — 8
zahren. In manchen Familien sind sämmtliche
dinder dieses Alters krank und sehr krank. Hals⸗
räune und Scharlach, besonderes erstere, machen
en Kindern sehr zu schaffen und räumen unter
hznen auf. Derart sind die Anstrengungen und Nacht⸗
pachen der detreffenden Mütter, so daß auch diese
renk werden und erschöpft die Arme sinlen lassen.
Zeute liegen 6 Leichen hier. — Anch die Kinder
on 7 — 12 Jahren sind massenhaft krank an
erselben Krankheit, aber diese überstehen dieselbe
aeist, kommen aber starst herunter; auffallender
Veise find am gesundesten die Mädchen dieses
Verrattchtes.
München, 9. Febr. Gedenkstein
em Starnberger See. Die Arbeiten zur
krrichtung eines Denkmals im Starnberger See
m der Sielle, wo der unglückliche Bayernkönig
dudwig II. todt aufgefunden wurde, sind nun
o weit gediehen, daß dasselbe zu Beginn des
„ommers aufgestellt werden wird.
Muünchen, 9. Febr. Der Kompromiß⸗
'andidat Bezirksamtsassesssr Wilhelm Borscht
vurde heute mit 55 Stimmen' (abgegeben 88, da⸗
runter 3 leere Zettel) zum zweiten Bürgermeister
der Stadt München gewählt. Derselbe nahm die
Wahl an.
4 In Niederbahern und besonders im
zayerischen Walde fanden Anfangs dieser Woche
olossale Schneefälle statt. Der Verkehr ist viel⸗
ach gestört; stellenweise liegt der Schnee bis zur
döhe von 3 Metern.
Aschaffenburg, 8. Febr. Die Ge—⸗
nächer des hiefigen kgl. Schlosses werden zur Zeit
ür den in Aussicht gestellten Besuch des Prin sz—
regenten im Frühjahr, vermuthlich Mai, in
Ztand gesetzt.
4 Hanau, 7. Febr. In einem nahen
zayerischen Dorf machten sich einige junge Leute
»en Spaß, den Taufact nachzuahmen, was ihnen
Wer theuer zu stehen kam. Der Umzug wurde zur
Unzeige gebracht und das Gericht verurtheilte den
„Pfarrer“ zu 3 Wochen, den „Lehrer“ zu 2
Wochen und die „Hebamme“ zu 5 Tagen Ge⸗
ängniß.
F Mannheim, 8. Febr. Aus der Mitte
)er Bürgerschaft unserer Stadt ist eine Anregung
aut geworden, welche alsbald greifbare Gestalt an⸗
tehmen wird; die Abhaltung des Friedensfestes
mläßlich der Reichstagsrede des deutschen Reichs⸗
anzlers, um der friedliebenden Politik der Reichs⸗
ꝛegierung eine volksthümliche Bekcäftigung zu geben.
xs sollen alle daran theilnehmen gleichviel welcher
Parteirichtung sie angehören. Dieses großartige
Friedensfest soll als Bankett in den Räumen bes
hoftheaters kurz nach dem großen Maskenballe
tattfinden.
tef „en.
Nach Regensburg: Wir theilen Ihnen mit,
zaß ein weiterer Verschub bei der Dillinger Lot⸗
erie vollständig ausgeschlossen ist; das Ministerium
elbst hat ausdrücklich betont, daß ein weiterer Ver⸗
hub nicht gestattet werde. Die Loose sind außer⸗
xcdentlich günstig und bieten sehr viele hohe Treffer—
Für die NRedaktion verantwortlich: F. X. Demes