Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Amn 
St⸗ Zugeerter arpe erscheint wöchentlich fünfmalz Am Montag⸗ Dienstag, ponnerstag, Samstag und Sonntagz? mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗ 
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2 23. Jahrg. 
7533. 
Dienstag, 13. März 1888. 
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83 Kaiser und Kanzler. 
81 Die Treue war einer der leuchtendsten Züge 
ZR Wilhelm dem Einzigen, und diese Treue hat 
35h nie schöner offendart, als in dem Verhältuis 
schen dem Kaiser und dem Reichskanzler. Wie 
Srunft Bismarck treu ergeben stand zu seinem kaser⸗ 
hen Herrn, und sein ganzes Leben und Sein 
Zemselben weihte, so stand unentwegt zu ihm auch 
in Kaiser. Und als der Kaiser fühlte, daß die Lebens⸗ 
zeister matter wurden, entbot er seinen Kanzler zu 
Ic und richtete an ihn Worte der Ane rkenn⸗ 
Zaugeund des Dankes filr die Treue, die ihm 
zein erster Diener stets bewahrt. Ein ernster, be— 
Heutungsdoller Augenblick! Die beiden Maͤnner. 
ie ein Leben hindurch Seite an Seite gewirkt 
Iud sich die Treue gehalten immerdar, sie nahmen 
zolbschied von einander in einem letzten Händedruck. 
»Det eiserne Kanzler ist nicht geartet, sein Gefühls- 
ben offen darzulegen. Was da in seiner Brust 
Atging, was da schmerzvoll sich löste, war aber 
gewaltig und üdermächtig, daß die eherne Hülle 
starken Mannes es nicht zu verbergen vermochte. 
e Reichstagsrede vom 9. März, in welcher Fürst 
zmardck den Vertretern des deutschen Volkes den 
»d seines kaiserlichen Herrn mit einer Stimme 
kuündigte, welche nur mühsam des überwältigen⸗ 
n Schmerzes Herr wurde und die forigesetzt nieder⸗ 
aͤmpfe Thränenstrome zu ersticken drohten, zeugt 
avon. Neben dem Vaterlande war der Reichs 
anzler mit unserem verewigten Kaiser vielleicht am 
stesten verkettet. Kaiser und Kanzler waren in 
»em Gange der Weltigeschichte des letzten Viertel⸗ 
ahrhunderts gleichsam zu einer Personlichkeit ver⸗ 
chmolzen. Nie hat der Kaiser einen Stagtsact 
oollzogen, dem die volle Zustimmung seines Kanz⸗ 
lers fehlte, nie der Kanzler etwas unternommen, 
vas nicht dem weisen, gerechten und milden Sinne 
seines kaiserlichen Herrn entsprochen hätte. Jetzt 
ist dieses inn igste Band, das je zwischen einem 
Monatchen und seinem ersten Minister bestanden, 
durch die einzige Gewalt, die das vermocht, die 
des Todes zerrissen worden, und schwer wird Fürst 
Bismarck an diesem Bruch des langen Treubundes 
hragen. Gebe Gott, daß er dem Vaterlande und 
d genen Kaiser Friedrich noch lange erhalten 
eibe! 
hersonal der Gesandischaft eingefunden. Die Halle 
var zwar abgesperrt, allein das sehr zahlreich an⸗ 
vesende Pablikum hatte fich doch hineingedrängt, 
im ven Kaiser zu begrüßen. Kaiser Friedrich 
land in aufrechter Haltung während des / stündigen 
lufenthaltes am Wagenfenster und erwiderte dankend 
ie Gruͤße des Publikums. Die Zeitungsmeldungen 
sher das total veränderte Aussehen des Kaisers 
ind unrichtig; der Vollbart ist nicht weiß und hat 
ioch die fruhere dunkele Farbe, die Gesichtsfarbe 
st lebhaft, nur find die Gesichtszüge etwas länglich 
jeworden; in seinen Bewegungen ist der Kaiser 
ebhaft wie früher. Bei der AÄdfahrt nach voll⸗ 
ogenem Maschinenwechsel brachte das Publikum 
dochrufe auf den Deutschen Kaiser Friedrich aus. 
Berlin, 10. Maͤrz. Der Zufluß der Frem⸗ 
en ist bereits außerordentlich stark, alle Hotels sind 
chon überfüllt, die hervorragenderen für fürstliche 
Hersonen bestellt, denn die Zahl der Vertreter aus⸗ 
vartiger Machte wird eine ganz ungewoöhnlich große 
in.Aus Rußland kommt der Großfürst Thron⸗ 
'olger, die Großfürslen Wladimirt und Michael, 
aus Oesterreich Kronprinz Rudolf, aus Italien 
Prinz Amadeus, aus England der Prinz von Wales 
nit den Prinzen Christian und Heinrich von Batten⸗ 
»erg, aus Portugal Infant Dom Augusto; der 
Zönig von Rumanien kommt persoͤnlich und damit 
ist diese Liste noch lange nicht erschöpft. 
Berlin, 10. Maͤrz. Die parlamen t a- 
rischen Koͤrperschaften werden boraussicht · 
ich ihre Arbeiten am Montag den 19. Marz 
vieder aufnehmen. Bis dahin werden wahrschein⸗ 
lich auch die Beerdigungsfeierlichkeiten vollendet sein. 
Der Reichsstag wird alsdann, da er vekanntlich dicht 
im Schluͤß seiner Arbeiten stand, wie man an⸗ 
nimmt, nach einer oder zwei Sitzungen geschlossen 
verden, wenn sein Arbeitsstoff nicht eiwa eine un⸗ 
ermuthete Erweiterung erfahren sollte. Die preu⸗ 
zische Landtagssession hätte bekannilich auch ohne 
— Ostern sich er⸗ 
trecken müssen. 
Berlin, 12. März. Neuestem Vernehmen 
jach wird die Beisezungsfeier am Freitag 
m Dom stattfinden, womit die offizielle Feier ihren 
Abschluß findet. Die Ueberführung der 
deiche nach Charlotteaburg erfolgt später, 
gehört aber nicht mehr zur officiellen Feier. 
Ausland 
Paris, 12. März. Die Wahl des Genetals, 
velcher den Prasidenten der Republik dei der Bei⸗ 
etzung der Leiche des Kaisers Wilhelm, vertreten 
vird, ist noch nicht getroffen. Es sind hier drei 
Zersönlichkeiten in Vorschlag gebracht und ist die übliche 
Anfrage nach Berlin gerichtet, ob dieselben genehm 
eien. Wahrscheinlich wird der General⸗Gouvberneur 
von Paris, General Saussier, nach Berlin gehen. 
Petersburg, 11. Marz. Der „Russische 
Invalide“ bringt einen schwarzgeränderten Nachruf 
in Kaiser Wilhelm, worin dessen Beziehungen zur 
ussischen Armee in sympatischsten Worten gedacht 
ind hervorgehoben wird, daß der Verewigte der 
ilteste Ritter des St. Georgs Ocrdens gewesen, daß 
erselbe unlängst noch die Deputation des Kaluga⸗ 
stegiments empfangend, bis zuietzt sein aufrichtiges 
Bohlwollen für das russische Heer belundet habe. 
Die Todesnachricht werde die ganze russische Armee 
nit tiefem Kummer erfüllen. Di'selbe verehrte in 
em Verewigten den ruhmwürdigsten Krieger, einen 
Nann von jeltenen seelischen Eigenschaften und den 
nisrichtigen Freund ihres Kaisers. Sein Gedächt- 
tiß werde in den Reihen der russischen Armee für 
mmer hochgehalten werden. — Die hiefige deutsche 
dolonie beschloß, am Sarge des Kaisers Wilhelm 
jnen filbernen Kranz niederzulegen. — Am Tage 
ver Beisetzung hat die gesammte russische Armee 
olle Trauer anzulegen und die Musik nicht spielen 
u lassen. Zum Andenken an den verstorbenen 
eutschen Kaiser behält das 8. Kalugasche Infanterie⸗ 
ttegiment für immer den Namen des Kaisers Wil⸗ 
sjelin J. Die gesammte russische Armee hat um 
en verstorbenen deuischen Kaiser vier Wochen 
krauerzeichen am linken Aermel zu tragen. Das 
dalugasche Regiment und das 37. Kriegsorden - 
dragonerregiment, deren Chef der Verewigte war, 
Illen die Trauer auf fünf Wochen anlegen und 
war während der ersten drei Tagen volle Trauer, 
espective sollen beim Salutiren die Musik nicht 
pielen, die Trommel nicht gerührt und die Hoͤrner 
icht geblasen werden. Ein Tagesbefehl gibt ferner 
ie Ernennung des Kaisers Friedrich zum Chef des 
hetersburger Grenadir⸗Regiments und des Kaluga' 
hven Regiments bekannt. Der Regierungsbote“ 
— vierwöchigen Hof⸗ 
rauer wegen Ablebens des Kaisers Wilhelm und 
ringt mit Trauerrand einen Nekrolog auf den 
daiser Wilhelm, worin gefagt wird, das Ableben 
des ehrwuürdigen Monarchen, welcher einer der eif⸗ 
igsten Bewahrer des europäischen Friedens war, 
berde die ganze Welt mit Trauer erfüllen. Der 
gerewigte war während seiner ganzen langjaͤhrigen 
segierung ein treuer Freund Rußlands und dessen 
daiserhauses, für welches er bis zum letzten Athem⸗ 
uge unerschütierliche Anhänglichkeit und Liebe be⸗ 
vahrte. Der Nachruf schließt mit den Worten: 
Der entschlafene Kaiser war einer der größten 
Nanner unserer Zeit. Deutschland verlor in ihm 
inen Herscher, dessen Name einen unvergeßlichen 
Platz in der Weltgeschichte einnehmen wird, die 
angjährige glorreiche Regierungsthätigleit des Ver 
wigten werden ohne Zweifel alle Nationen mit 
nuftichtiger Achtung würdigen.“ — Das „Journal 
de Si. Petersburg' erfährt aus guter Quelle, daß 
in den zwischen San Remo und Petersburg aus⸗ 
jetauschten Telegrammen von beiden Seiten das 
este Vertrauen ausgesprochen wurde, daß die traditio⸗ 
selle Freundschaft zwischen beiden Landern ebenso 
vie die alle liebevolle Zuneigung der beiden Herscher 
amilien fortdauern werde. Das Journal gründet 
arauf die Hoffnung, daß das Andenken des ehr⸗ 
vurdigen dahingeschiedenen Monarchen dauernd über 
eiden Kaiserhäusern und über beiden Reichen schweben 
vird, zu ihrem eigenen Heile und zum größten 
Vortheil der sozialen Ordnung und des Friedens 
der ganzen Welt. 
Newyork, 10. Maͤrz. Die Regierung em— 
fing Minheilung von dem Ableben des Kaisers 
Wilhelm durch den amerikanischen Gesandten 
Hendleton sowie durch eine Depesche des Fürsten 
gismarck an den deutschen Gesandten, welche letztere 
in Bayard übermittelte. Viele Flaggen in der 
Ztadt find Halbmast gehißt. Bayard telegraphierte 
in Pendleton, der Prasident der Vereinigten Staaten 
rsuchte ihn, dem Auswärtigen Amte in Berlin 
nitzutheilen, daß der Tod des erhabenen und ehr⸗ 
vurdigen Kaisers auf das amerikanische Volk und 
)essen Regierung einen tiefschmerzlichen Eindruck 
jemacht habe. Ferner richtete Bayard ein Schreiben 
In den deutschen Gesandten v. Alvensleben, worin 
er den Empfang der Todesnachricht bestätigt und 
zinzufügt, der Tod habe eine lange, ruhmreiche 
daufsahn abgeschlossen. Das Volk der Vereinigten 
dtaaten vereinige seine Sympathien mit denen der 
Deut sches Reich. 
München, 10. März. Die auf Dienstag 
den Iß. dor a beraumt gewesene 8. Plenarsitzung 
* Kammer der Reichsräthe wurde heute vom 
rsten Präsidenten Frhrn. v. Franckenslein, welcher 
destern aus Berlin hier eingetroffen ist, wieder ab⸗ 
gesagt. Der weitere Terwin ift noch nicht anbe⸗ 
raumt. — Das Justizministerium hat an die Ab⸗ 
Wordnetenkammer ein Schreiben, betreffend die 
MBeleidigung der Kammer der Abgeordneten durch 
irn Artikel in Nr. 18 der „Tränk. Tagespost“ 
dom 2. Marz gerichtet. — Die Volksvereine von 
MAnsbach, Bamberg, Fürth, Kaiserslautern, Mün⸗ 
Idden. Schwadach und Würzburg haben an die 
„Kammer der Abgeordneten eine Petition gerichtet, 
worin fie um Zustimmung zu dem Antrag Evora 
Jauf Einführung ei es neuen Wahlges-zes dinten. 
München, 11. März. Die Ankunft des 
Deutschen Kaisers Fried rich im hiefigen 
Zahnhof erfolgte heute früh kurz vor 827. Uhr. 
Zum Empfang war dom kal. Haus J. Maj.die 
daigin Matter anwesend, welche mit dem Kaiser 
ich untertielt und demselben in Bouquet von 
dorndlumen überreichte. Autzerdm haite sich der 
tenkische Gsandte Graf Werthern mil dem ganzen