Full text: St. Ingberter Anzeiger

X Fleischer 11,89 war. Es waren 
snne dere ihid abgeschlossen worden, auch 
— sich ein nuneges Publikum aus den besseren 
reipuzenesan Fuich zs Geschi cht chembilde 
din wartig in Straßburg das Tagesgespräch 
wan chrsamer Wilwer von 60 Jahren, der ein 
ah enehmes Aeußere zu haben glaubt, meinte dem 
ane seines Herzens, sich wieder ein Weib zu 
lle n hmen, nicht langer widerstehen zu können. Kurz 
eidu schlohsen. läßt er ein Heirathsgesuch vom 
Stapel, in welchem er Vertreterinnen des schönen 
Rẽ sdiechl bittet, ihre Adressen mit Photographie 
— vertrauensvoll in der Expedition der Zeitung 
—28 zu wollen. Wer beschreibt aber sein 
et h —DVV ein · 
„gIraufig 
dehensenden Briefen die wohlgelungenen Porträts 
n n saämmtlichen vier erwachsenen Töchter nebst 
der Inisprechenden Offerten erhält! Ohne daß eine um 
uiadeaz Vorhaben der anderen wußte. hatte jede der 
—E— sich um die glänzende Partie erworben. 
den der gute Alte soll von seiner Heirathswuth geheilt 
mun sn, und feine Töchter haben geschworen, auf di sem 
binhicht mehr ungewöhnlichen Wege nicht ihr Glück 
Fitde machen zu wollen. 
FSaarbrüden, 12. Marz. In der 
—— Sitzung der hiesigen Straftammer wurden 
ung wei Schwesiern im Alter von 16 resp. 18 Jahren 
an qus St. Ingbert, wegen Diebstahls geringwerihiger, 
ubn hereits aufgearbeiteter Besenreiser in —— 
lerdedem Rückfalle, auf Grund ihrer Gestandnisse bei 
kAnnahme mildernder Umstände mit je 1 Monat 
e KGefangniß bestraft. 
unde GUnverfroren.) Ein Schüler des Gym- 
zutn nasuums in Insterburg, ein eifriger Brief⸗ 
inden markensammler, erhielt in diesen Tagen eine an ⸗ 
jez sehnliche Sendung chinesischer Briefmarken mit einem 
,i göflichen Schreiben der kaiserlich chinesischen Ge— 
gran sandtschaft zu Berlin, in welchem die Mittheilung 
et geenthalten wur, daß Se. Mojestät der Kaiser von 
intz China durch Uebersendung der Marken dem Bitt⸗ 
steller in Gnaden sein Gesuch berüchsichtigt habe. 
ub Der Junge hatte nämlich in großer Unverfrorenheit 
ladzin einem Briefe den Kaiser von China um Brief⸗ 
Dumarken gebeten. 
inde f Auf der Spandauver Gewehrfabrik 
ebstehen Arbeiterentlassungen bevor, da jetzt die weitere 
8 Fabrikation des in Arbeit befindlichen Repetirge⸗ 
wehrs eingestellt werden soll. 
F Das eiserne Kreuz. Am 10., dem 
Geburtstage der Königin Luise, waren es 75 Jahre, 
jeitdem das eiserne Kreuz, das stolzeste militärische 
Ehrenzeichen der Freiheitskriege, gestiftet wurde. Kaiser 
Wilhelm hat dasselbe fast genau 74 Jahre getragen, 
denn am 10. März 1814, dem Geburtstage seiner 
döniglichen Mutter, wurde es ihm verliehen. Die 
Wiederaufstehung feierte das eiserne Kreuz durch 
eine Allerhöchste Ordre vom 19. Juli 1870, in 
welcher Kaiser Wilhelm folgendes verfügt! „An—⸗ 
gefichts der ernsten Lage des Vaterlandes und in 
dankbarer Erinnerung an die Heldenthaten unserer 
Vorfahren in den großen Jahren der Befreiungs 
kriege, will ich das don Meinem in Gott ruhenden 
Vater gestiftete Ordenszeichen des eisernen Kreuzes 
in seiner ganzen Bedeutung wieder aufleben 
lassen. Das eiferne Kreuz soll, ohne Unterschied 
J des Ranges oder Standes, verliehen werden als 
eine Belohnung für das Verdienst, welches entweder 
„im wirklichen Kampfe mit dem Feinde, oder daheim, 
in Beziehung auf diesen Kampf für die Ehre und 
Selostständigteit des heuren Vaterlandes erworben 
wird.“ 
.. 7 Im Hochsommer 1865 weilte der Kron⸗ 
Prinz zu Karlsbad. Eines Tages begegnete 
ihm ein blasses Mädchen don 12 Jahren, das 
bittend zu ihm aufbligte und ihn um eine Gabe 
ansprach. Mein Kind, wer schickt Dich betteln ? 
fragte der Kronprinz milde. —',O, meine kranke 
Nutter!“ antworiete die Kleine veinend —wo 
ist Dein Vater ?“ forschte der Kronprinz weiter. — 
Ach, der ist todt und wir haben kein Brode und 
uns hungert so sehr!“ lauiete die Antwort. — 
„Komm und führ— mich zu Deiner Mutter!“ sprach 
der Kronprinz und schritt dann dem vorangehenden 
dinde nach durch Straßen und Gäßchen zu einem 
entlegenen baufalligen Hauschen. „Herr, hier wohnen 
wir !nsagte das Kind und blickte dertrauensbol zu 
dem ihm ganz fremden Manne auf. Sie schrinen 
in's Häuslein, zwei leiterartige gebrechliche Treppen 
hinauf vor eine Bodenkammer. Als dann die klcin⸗ 
Führerin die Thur offnete, wich de Kronprinz ent⸗ 
netzt zurück, denn er erblite auf Siroh und Lumben 
ein junges todtenbleiches Weib mit einem Säug⸗ 
ing an der Brust. Als die kranke Frau den fremden 
derrn erblickte, richtete sie sich etwas auf und sprach: 
Herr Dolktor, mein Kind hat nicht recht daran 
geihan, daß es sie gerufen hat, denn ich besitze 
einen Pfennig, um Sie bezahlen zu können.“ — 
„Gute Frau, ich bin kein Arzt,“ entgegnete der 
Zronprinz., haben Sie Niemand, der für Sie sorgt?“ 
— ‚„Nein, mein Herr, Verwandte habe ich nicht, 
und die Leute im Hause sind selbst arm. So lange 
mein Mann lebte und arbeiten konnte, hatten wir ein 
zescheidenes Auskommen, nun er todt ist und ich selbst 
krankt bin, muß ich mit den Kindern zu Grunde gehen.“ 
In diesem Augenblick bemerkte der Kronprinz einen 
einer Diener auf der Schwelle der Kammer, der 
him unbemerkt gefolgt war; er gab demselben einen 
Wink und dieser, der seinen Herrn verstanden hatte, 
eilte schnell von dannen, während der Kronprinz 
eine Börse zog, dem Kinde ein Geldstück gab und 
hmm zuflüsterte: „Laufe und hole schnell Brod und 
Wein!“ Das Kind kam rasch zurück, freude⸗ 
trahlenden Angesichts, und trug ein Brod und eine 
Flasche Wein herbei. Der Kronprinz nahm sein 
Messer aus der Tasche, entkorkte die Flasche und 
reichte sie der Kranken hin, und diese führte nun 
mit zitternden Handen Brod und Wein zum Munde. 
Nachdem sie sich gestärkt hatte, sprach sie unter 
Thranen zu dem ihr fremden Herrn: „Gott wird 
es Ihnen lohnen, ohne Sie wären wir verhungert!“ 
Nun legte der Kronprinz eine hohe Kassenanweisung 
auf den Schemel vor dem Strohlager und sagte: 
„‚Hier, liebe Frau, ist Geld für weitere Lebens⸗ 
mittel.“ Als er sich darauf zum Weggehen um—⸗ 
wendete, trat der Arzt herein, den sein Diener ge⸗ 
rufen hatte. Der Doktor trat an's Lager und 
intersuchte die Kranke und unterdessen ging der 
Zronprinz leise und unbemerkt hinweg. Der Auzt 
berschrieb der Frau Arznei und sagte ihr, daß er 
nun alle Tage komme, auch die Arzneien in der 
Apotheke bezahlen werde. Da fragte ihn die Kranke: 
„Wer war denn der fremde Herr?“ — „Das war 
der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen!“ 
erwiederte der Arzt. Da faltete die Frau ihre 
Hände und blickte betend nach oben. 
F Die grrrrande Nation“, welche an 
der Spitze der Civilisation marschirt! Aus Paris, 
9. Maärz, meldet die „K. 8.“: Heute Mittag 
wurde eine unsagbar gemeine, Tod und Begräbniß 
des Kaisers in schmutzigster Weise verhöhnende 
Illustration mit unsagbarem Text in Versen öffent⸗ 
zich verkauft. (In keiner anderen Stadt der Welt 
wäre dergleichen möglich gewesen!) Der Minister⸗ 
rath beschloß, gegen dasselbe als unmoralisch, die 
zffentliche Sittlichkeit verletzend gerichtlich vorzugehen, 
und gab um zwei Uhr der Polizei Befehl, es 
überall mit Beschlag zu belegen. Flourens sprach 
die tiefste Entrüstung über das unsagbare Schand⸗ 
werk aus und sagte die strengste gerichtliche Ver⸗ 
folgung auch ohne Stellung des Strafantrages von 
deutscher Seite aus zu und erklärte. daß die fran⸗ 
zösische Regierung bereit sei, gegen gleiche oder 
ähnliche Machwerke überall gerichtlich vorzugehen, 
wenn die deutsche Regierung hierzu ihre Einwillig⸗ 
ung gebe. Hiermit scheint dieser Zwischenfall be⸗ 
seitigt, der sonst in Anbetracht der unerhörten Ge⸗ 
meinheit der Beleidigung nicht ohne ernste Folgen 
hätte bleiben können. 
FSchiffssunfall. Das Schiff „Lanoma“, 
von Tasmania mit Wolle nach London unterwegs, 
scheiterte bei Weymouth, Portland. Der Capitän 
und 11 Mann ertranken. 
Sterbefälle. 
Gestorben: In Ensheim Friederike Aufschneider 
geb. Stutz, 75 J. a.; in Böbingen Wittwe Christina 
Reif, geb. Haaff, 66 J. a.; in Landau Wittwe 
datharina Reck, geb. Eberhard, 68 J. a. und 
deopold Kohlmann 8113J. a.; in Homburg Peter 
Dahl, Schreinermeister, 44 J. a. und Joh. Bauer, 
Spitalwärter, 53 J. a.; in Neustadt Fr. Wilhelm 
Stührmann, 34 J. a.; in Diedesfeld Gabriel 
truppenbacher 58 J. o. 
Neueste Nachrichten. 
Müunchen, 12. März. Kanonendonner der⸗ 
kündete heute Vormittag den 67. Geburtstag des 
Brinzregenten Luitpold. — Auf das Beileids-Tele⸗ 
gramm des Regenten hat Fürst Bismarck mit über— 
aus warmen herzlichen Worten geantwortet. — 
Der erste Burgermeister Dr. Widenmayer überreichte 
zestern dem preußischen Gesandten zwei prächtig 
ausgesiattete Beileidsadressen der Stadt München 
an die Kaiserin-Wittwe und an den Kaiser Fried⸗ 
ich. — Der Armeebefehl des Kegenten über die 
Armeelrauer enthält folgenden Satz: „In dem 
entschlafenen Kaiser betrauere ich mit der Armee 
den glorreichen Führer, unter welchem wir mit 
en übrigen deutschen Truppen in einer ewig denk- 
würdigen Zeit glänzende Siege errangen. — Die 
Münchener „Neuesten Nachrichten“ schreiben, Dr. 
Mackenzie habe der Königin-⸗Mutter gesagt: „Ich 
hin mit dem Zustande Seiner Majestät sehr zufrieden.“ 
Muͤnchen, 12. Marz. Der PrinzeRegent 
Zutpol d'telegraphierte an den Reichskanzler: 
Mit Ihnen, lieber Fürst, beklage ich von Herzen 
has Ableben des von mir treu verehrten Kaisers 
und spreche Ew. Durchlaucht meine schmerzliche 
Theilnahme an dem unersetzlichen Verluste aus.“ 
Fürst Bismarck antwortete: „Ew. Königliche 
Hoheit ditte ich unterthänig, meinen ehrfurchtsvollen 
Ddank für den huldreichen Ausdruck der Theilnahme 
in Gnaden entgegenzunehmen.“ Kaiser Frie d⸗ 
risch telegraphierie an den Prinz ⸗Regenten: „Ich 
sende Dir herzliche Glückwünsche zum Geburtstage.“ 
Berlin, 12. März. Die Abendaus⸗ 
gabe des „Reichsanzeigers“ bringt eine von 
heute datierte Proklamation des Kaisers, 
worin es heißt: Sicher in eigener Kraft ruhend 
tteht Deutschland geachtet im Rate bei den 
Völkern; es begehrt nur, der gewonnenen 
friedlichen Entwicklung froh zu werden. Daß 
dem so ist, verdanken wir dem Kaiser Wil⸗ 
helm. Durchdrungen von der Größe Meiner 
Aufgabe, wird Mein ganzes Bestreben sein, 
das Werk in dem Sinne fortzuführen, in 
dem es begründet worden: Deutschland 
zum Hort des Friedens zu machen 
und in Uebereinstimmung mit den verbündeten 
Regierungen, sowie mit den verfassungsmäß⸗ 
gen Organen des Deutschen Reichs und 
Preußens die Wohlfahrt des deutschen 
Landes zu pflegen. 
Trosesiannsoer Gotteodieuft. 
Mittwoch abends /58 Uhr Passionsgotte s- 
dienst: Text Evang ˖ Lucä 28, 1212 Lied 170 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demetz. 
Eingefandt. 
Mit dem größten Interesse verfolgten wir schon 
eit längerer Zeit die Thätigkeit der hiesigen Stadt⸗ 
verwaltung. Unsere Erwartungen hierüber steiger— 
sen sich, als sie in der letzten Woche ihr Interesse 
in der Erziehung und Bildung unserer Kinder be— 
kunden sollte. Wir erwarteten über den Verlauf 
dieser Sitzung das günstigste Resultat, aber es trat 
das kaum geahnte Gegentheil ein. Die Enischeid⸗ 
aung widersprach vollständig der allgemeinen Sitte, 
daß man nicht das Sichere für das Ungewisse hin- 
zibt. Wie wir nämlich in Erfahrung brachten, 
juchten drei der hiesigen Schulverweser nach sehr 
jut bestandener Anstelungsprüfung um Beförder—⸗ 
ung zu Lehrern nach. Die hiesige Bevölkerung 
erwartete mit der größten Gewißheit, daß man der 
Bitte der jungen Lehrer entspreche, um denselben 
damit für die Mühe und große Sorgfalt, mit wel⸗ 
her ein jeder von ihnen' der Erziehung und Bild⸗ 
ung unserer Kinder obliegt, die verdiente Anerkenn⸗ 
ung zu gewähren. Da jedoch die hiesige Stadt⸗ 
derwaltung die gegentheilige Entscheidung teaf, so 
st die Verblüffung der hiesigen Einwohnerschaft 
keine geringe. Der Unmut über diesen Beschluß 
machte sich in den letzten Tagen und besonders am 
gestrigen Sonntage in den verschiedenen Wirtschafts⸗ 
dokalitäten Luft. Ihrer Korrespondenz vom letzten 
Samstage zufolge, sollen die Gründe der Entscheid⸗ 
ing pekuniäre sein. Ob dieser naiven Auffafsung 
kommt uns fast das Lachen an. Also, bei einem 
Budget, das fich hoch in die Tausende beläuft, 
wird die hiesige Stadwerwaltung über ei e hinzu⸗ 
tretende Mehrausgabe von etlichen Hundert Mark 
unschlüssig? Wir wollen uns weiter hierüber nicht 
zußern, bedauern aber sehr, infolge dieser Ent⸗ 
scheidung den betreffenden jungen Lehrern den guten 
Rat geben zu müssen, sich baldmöglichst nach einem 
anderen Platze umzusehen, wo ihre Wirksamkeit 
mehr Anerkennung findet. Wir haben die sichere 
Ueherzeugung, daß andere Städte das mit Freuden 
ergreifen werden, was St. Ingbert in unüderlegter 
Weise von sich weist. Hoffentlich finden wir später 
Belegenheit, nochmals auf beregten Punkt zurück- 
ukommen. 
Mehrere hiesige Bürger.