Full text: St. Ingberter Anzeiger

Trauergottesdienst zu Ehren des höchst⸗ 
jeligen Kaisers Wilhelm — siehe Nr. 59 d8. 
Bl. — wird uns geschrieben, daß dieser Gottes— 
dienst sehr zahlreich besucht war und daß alle 
Stände unserer Bevölkerung vertreten waren. Außzer 
den in dem angezogenen Berichte erwähnten Be—⸗ 
amtenkategorien waren anwesend der Bürgermeisler, 
die beiden Adjunkten und fast sämmiliche Mitglieder 
der Stadtverwaltung. Außerdem wohnten dem 
Gottesdienste an der Kriegerberein mit 54 Mann 
und Fahne und der Landwehrverein mit 83 Mann 
und Fahne. Erwähnung verdienen gewiß auch die 
beiden Männerchöre, die vor und nach der Predigt 
gesungen wurden und einen würdigen Theil der 
erhebenden Trauerfeier ausmachten. 
— Kaiserslautern, 21. März. Von der 
protestantischen Geistlichkeit des Dekanats Kaisers- 
lautern vurde als Vertreter in den Landrath 
Herr Dekan Krieger in Kirchheimbolanden, als 
Ersatzmann Herr Dekan Diffiné in Pirmasens 
gewählt. Die beiden Vertreter der protest. Geist⸗ 
lichkeit der Pfalz im Landrathe während der Periode 
1888190 sind demncch Herr Dekan Kriege r⸗Kirch— 
heimbolanden und Herr Stadtpfatrer Ney-Speyer. 
— Landau, 22. März. Gestern machte 
der am Viadukt (Queichheimer Bannes) wohnhafte 
Rentner Morell seinem Leben durch Vergiften ein 
Ende. Ueber das Motiv dazu ist nichts bekannt. 
(L. T.) 
— Neustadti, 22. März. Die Weine der 
Schutzengesellschaft wurden gestern wie folgt ver⸗ 
geben: Den Faßwein (1000 Liter zu 450 Mark) 
liefern die Herren Engelmann und Schlereth, 
Flaschenweine (Anglaiseflasche) zu 60 Pfg. Herr 
Ph. Merkel, zu 90 Pfg. die Herren Rudolf und 
Wilhelm Maucher, zu 1 Mk. 20 Pfg. Herr Julius 
Krafft, zu 1 Mk. 60 Pfg. die Herren Rudolf und 
Wilhelm Maucher, zu 2 Mk. 50 Pfg. die Herren 
Engelmann und Schlereth. Den Rothwein lieferf 
derr J. B. Eckel. 
— Neustadt, 28. März. Am 21. d. M 
fand hierselbst eine Ausschußsitzung des Pfälz. 
Feuerwehrverbandes statt. Es wuͤrden bewilligt 
für Kurkosten und Entschädigungen an9 beschädigte 
Feuerwehrleute 421 Mt. 85 Pfg., zu Ausrüstungs 
gegenständen an 22 Feuerwehren 1450 Mk. Nach 
dem festgestellten Jahresberichte zählt der pfälzische 
Verband 717 Feuerwehren (einschl. der Fabrik⸗ und 
Anstaltsfeuerwehren) mit 60,698 Feuerwehrleuten. 
Der diesjährige Feuerwehrtag findet in Germers⸗ 
heim statt und zwar im Juni. 
— Speyer, 22. März. Die diesjährige 
Apothekergehülfenprüfung begann dahier am 20. d. 
M. und endigte am gestrigen Tage. Derselben 
unterzog sich ein Kandidat. der auch bestand. 
(Sp. Ztg.) 
— Schifferstadt, 20. März. Der hiesige 
Ackerer Michael Weißenmeyer, welcher wegen Ver— 
dachts der Brandstiftung vor etlichen Wochen än 
Untersuchungshaft in Frankenthal abgeführt worden 
war, kam heute zur größten Freude seiner harren⸗ 
den 9 Köpfe starken Familie wieder aus derselben 
zurück, da durch die bisher gepflogene Untersuchung 
sich dessen Unschuld ergab. 
Vermiscotes. 
F Die „Corr. Hoffm.“ berichtet folgenden Alkt 
der Lynchjustiz an dem Soldatenschinder Prem: 
Dem Vernehmen nach soll gestern Abend der so 
biel besprochene Jäger Prem in Schwabing von 
einigen seiner vielen Feinde mit einer gehörigen 
Tracht Prügel gesegnet worden sein. 
F Bonn, 28. März. Seit heute Morgen 
b Uhr brennt die hiesige Minoritenkirche. Nachdem 
der Dachstuhl mit dem Dachreiter vollständig ein⸗ 
gestürzt ist, gelang es gegen 10 Uhr, den Brand 
zu bemeistern. 
F Ein im Rhein bisher wohl nochnie 
gesehener Fisch, der zu den größten Bewoh⸗ 
nern unserer Meere zählt, ein Stör, wurde Ende 
voriger Woche bei Düsseldorf bemerkt; er hatte sich 
in einem Wasserloch festgesetzt und erfolgte in dem⸗ 
selben seine Gefangennahme. Der Fisch hatte das 
respeltable Gewicht von 8300 Pfd. 
Mettlach, 21. März. Der Morder des 
am 1. Mäaärz unweit Saarhölzbach bei Mettlach 
ermordeten Aufsehers aus der hiesigen Fabril 
Villeroh und Boch wurde heute in der Person eines 
18jährigen Arbeiters aus obiger Fabrik, gebürtig 
in Saarhölzbach, festgenommen und nach Trier 
abgeführt. Ganz Mettlach ist froh, daß der Thäter 
gefunden ist. Die ausgesetzte Belohnung von 
1400 Mark fällt einem Arbeiter aus genannter 
Fabrik zu. 
F St. Wendel, 22. März. Ein hoͤchs 
interessanter Fund wurde vor einigen Tagen auf 
dem Banne Baltersweiler gemacht. Der Ackerer 
J. M. von dort war laut „St. W. V.“ damit 
beschäftigt, einen Abzugsgraben auf seinem Felde 
auszuwerfen, als er auf eine Mauer, wahrscheinlich 
leltischen Ursprungs stieß. Dieselbe ist circa 9 
Meter lang; an dem einen Ende befand sich ein 
leines hohles Mauerviereck, welches zwei Krüge, 
gefüllt mit Asche, enthielt. Die Krüge sind von 
Thon, der eine schwarz, der andere roth; jeder isß 
mit zwei Henkeln versehen. Auf dem einen war 
noch ein Stopfen. Jedenfalls birgt der Boden 
noch manche Ueberreste dieser Art aus alten Zeiten, 
zie der Zufall ans Tageslicht vringt. 
F Leipzig, 21. März. Die Zurichter 
und Kurschnergehilfen in Leipzigs Umgegend striken. 
Es fällt dies um so mehr ins Gewicht, als die für 
diese Artikel bedeutende Ostermesse vor der Thür 
teht. (GSft. 3.) 
F Die Staatseinkünfte des Kaisers 
bilden jetzt vielfach den Gesprächsstoff, weil es sich 
um eine Frage von allgemeinem Interesse handelt 
Zunächst ist ein viel verbreiteter Irrthum zu be— 
richtigen. Die Meinung, daß der Kaiser als solcher 
eine Zivilliste oder dergleichen beziehe, ist eine durch- 
aus irrige. Als deutscher Kaiser bezieht der König 
»on Preußen nicht einen Pfennig. Das Reich stelli 
hmlediglich zu Gnadenbewilligungen einen Dis— 
yssitionsfonds zur Verfügung, welchen er aber, wie 
chon der Name es besagt, nicht im eigenen Nutzen 
»erwendet. Als König von Preußen bezieht Fried- 
ich III. wie sein Vorgänger vom Staate ein 
zJahreseinkommen von 12,219,296 Mark. Das— 
elbe ist im Etat unter zwei Posten aufgeführt. 
der erste Posten spricht von einer „dem Kronfidei⸗ 
ommiß⸗Fonds angewiesenen Rente“ von 7,719,296 
Mark., der zweite führt unter der Ueberschrift Do⸗ 
ation“ an erster Stelle an: „Zuschuß zur Rtente 
des Kronfideikowmiß-Fonds 4500,000 Mark.“ 
Fine staatliche Dotierung irgend eines anderen 
Mitgliedes des Königshauses als des Königs selbsfi 
zibt es in Preußen nicht. Es gibt in Preußen 
aicht wie in Bayern Wittwengelder, die der Staat 
an die Königin⸗Wittwe, oder Apanagen, die er an 
Prinzen bezahlt. Auch die sogenannte Prinzessin⸗ 
Steuer, d. h. die Zahlung einer Aussteuer oder 
Mitgift für sich verheirathende Prinzessinnen bestehl 
in Preußen nicht. Die Apanagen der preußischen 
Prinzen zu bestimmen, ist Privatsache des Königs 
And da der Konig noch weniger als der Privat- 
mann verpflichtet ist, Unbetheiligten über seine Ein⸗ 
nahmen und Ausgaben Rechenschaft zu geben, so 
ist alles, was Aber die Prinzen⸗Apanagen u. s. w. 
in die Oeffentlichkeit gedrungen ist. nur mit größter 
Vorficht aufzunehmen. 
Berlin, 20. März. Ein sehr liebens⸗ 
würdiger, herzlicher Zugg Kaiser Friedrichs 
ist der Deutschen Fleischerzeitung von zuverlässigfier 
Seite mitgetheilt worden. Vor einigen Tagen war 
Fürst Bismarck zum Vortrag beim Kaiser in 
Charlottenburg eingetroffen. Das Jachiasleiden, 
das den Reichskanzler auch von der Theiinahme an 
der Beisetzungsfeier für Kaiser Wilhelm ferngehalten 
hatte, wurde im Verlaufe des Vortrages, den der 
Furst sitzend erstatten durfte, noch beftiger und 
schmerzvoller. Da nahm der Kaiser einen zweiten 
Sefsel, legte die Fuße des Kanzlers auf den Sessel, 
sodaß er eine bequeme Lage einnehmen konnte, und 
imhüllte ihn mit einer warmen schützenden Decke. 
Von einem Droschkenkutscher wissen Berliner 
Blätter folgende Geschichte zu erzühlen: Vor einigen 
Tagen bemerkte Frau von Bergmann, die Gaitin 
des berühmten Operateurs, beim Aussteigen aus 
einer Droschke, daß sie ihr Portemonnaie vergessen 
hatte. Sie nannte dem Kutscher deshalb Namen 
und Adresse und forderte ihn auf in ihrer Wohnung 
das Geld abzuholen. „Nee“, sagte Biedere, „von 
Zie nehme ich nischt, wenn et aber die Mackenzie'n 
zewesen wäre, die hätte id jeprügelt“ 
F Der Kaiser wohnte einmal während seines 
Aufenthaltes zu Wien zur Zeit der Weltausstellung 
—D 
ause bei, die sein besonderes Wohlgefallen exregte. 
Insbesondere war er entzückt über die humorvollen 
Leistungen der Herren Price und Frappart. Er be— 
zab fich nach Schluß der Vorstellung auf die Buhne 
und verlangte u. A., die genannten Künftler zu 
'ehen. Die hatten sich aber, als sie erfuhren, der 
daiser käme, schleunigst entfernt. Sie hielten fich 
verpflichtet, im Hintergrunde zu — 
eine ein — Däne, der andere ein uun qe 
Der Kaiser bestand, als man ihm gner 
erst recht darauf, die Künstler inne 
und überhäufte sie mit Komplimenne hacf 
ist international“, sagte er u. A. un 7 
Herren sind zwei wuͤrdige Vertrete —2* 
F Gera. Der Fabrikant Goluen 
vom Schwurgericht schuldig befunden d de 
schen Bankerutts, der unrichtigen gekp 
Bücher und theilweiser Vernichtung — 
zer Schädigung von Privatpersonen *6 
theil um bedeulende Summen und vonnne 
ju 10 Jahren Zuchthaus verurtheh elr 
hjatte 1882 von seinem Vater — 
waarenfahrik ererbt, werche er rash, Wen 
nügende Mittel derart vergrößerte, dih 
bdis 87 225 Millionen Mark Umsah u 
bald gerieth er in Geldverlegenheiten, * 
Posten seiner Waaren unter dem —2* 
os und gab bei Baarzahlung —8 
»is 20 Proz. Provision. An kinem inr 
jat Goldberg seine Gläubiger auf dies ch 
13,500 Mk. gebracht. Das Gutachten uin 
männischen Sachverständigen weist nath ahrt 
berg auf diese bezeichnete Weise 1884 Hiah 
Mark zum Fenster hinausgeworfen hat ga— 
102,000 Mt., 1886- 87 630, 000 .. 
Firma Köchlin, Schwarz u. Komp. in We 
hat er um 119,000 Mark geschädigt. diol 
F Bruüssel, 19. März. In deind 
Louvain Nr. 4 ist in der vorigen Nach aid⸗ 
heil des dort wohnenden Mr. Rollinös 
großer Diebstahl mittelst Einbruchs veit köm 
Die Einbrecher haben für mehr als 50hdan 
baares Geld, meist rumänisches und srun⸗ 
Beld, entwendet. we 
f Brüsfsel, 21. Marz. Die gepum 
zur Vertheilung gelangte Kongopost ühnem' 
Schreiben des inzwischen verstorbenen hurdet 
Vandevelde, datirt aus Lepoldville vom Rich 
worin die Vermuthung ausgesprochen udf 
Stanley in Folge von Schwierigkeiten Re 
Vormarsche den Rückzug gegen den breel 
angetreten hätte. 
F Der „Brüsseler Courier“ gitde 
merkenswerthe Aufschlüsse über das Lihn 
Papstes. Danach betragen die dem Pohseßl 
obliegenden Lasten 7 Millionen Franß de 
Ausgahen deckt im Wesentlichen der Pehtder 
derselbe ist ursprünglich eine englische Joheb 
1861 nach der ersten Zerstückelung des pbt 
Staates, dem man von 20 Probinzen gtd 
beließ, wurde der Peterspfennig von —— 
neuem Leben erweckt; die Genter Didzehst 
erst es angeregt; die anderen Länder —* 
zum Jahre 1870 brachte der Peterspfem 
ichnittlich 7,117,000 Franks jährlich da 
ein; seitdem ist derselbe die einzige int 
Papstes und hat in keinem Jahre unta in 
»nen Franks ergeben. Bei dem jetzige 3 
Jubilaum haben die Bischöfe für den Per b 
insgesammt als außerordentliche Spende 82 e— 
Franks dem Papste überreicht; außerden 
Messe des Papstes 8 Millionen Franks ei p 
Somit ist der päpstliche Schatz jetzt besan 
Für die Beduürfnisse der Missionen dient du s 
zas 1822 in Lyon gestiftete „Werk zurb 
ung des Glaubens“; es hat bis heute V 
onen Franks eingebracht, die für Min 
derwendet worden sind. Im Jahre 1887* 
dieses Wert 6,648.000 Franks eingeganu 
mit Bedauern hervorgehoben wird, daß Dun 
nur 409,000 Franks und Oesterreich 5 
80,000 Francs beigesteuert haben. Dil 
stände der vatikanischen Ausfiellung, wihd 
Werth von 90 dis 100 Millionen Frarh 
sind nicht verkäuflich; einen Theil dersle 
von künstlerischem Werthe ist, wird zu einng 
benden Museum, das Uebrige für die armen⸗ 
herwendet und den Missionen zugetheilt. 
Aus der Schweiz, 22marz. 
hat heute eine glänzende Gedächtni 
sur weiland Kaiser Wil helm. dDu 
münster war, wie die Allgemeine Zeitung! 
dis auf den lehten Plah, von mehr,ch 
Becsonen, besetzt. Professor Häring hielte 
betsansprache, Professor Blümner eine lan 
diegene Gedächtnißrede, die einen gesch 
Rückblick auf das Leben und eine Charakler 
Zaisers enthielt. Die Rede schloß wie foltt 
egne das Andenken Kaiser Wilbelms. krur