Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „Et⸗ — erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sountag; 2 mal woͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
jatt und Sonntags mit achtseitiger illustrirter g Das Blat koftel vierteljührlich J A 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 einschlie ßch 
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Kanzler's Geburtstag. 
Am heucigen Ostersonntag feiert des Reiches 
anzler seinen Eintritt in ein neues Lebensjahr 
ind wie sich Fürst Bismarck schon bisher immer 
der herzlichsten Antheilnahme der deutschen Nation 
an feiner Geburtstagsfeier zu erfreuen hatte, so 
zringt sie ihm auch diesmal, zur Vollendung seines 
dreiundfiebzigsten Lebensjahres, ihre innigsten Wuͤnsche 
Jar. Ja, diese Antheilnahme wird sich gerade heuer 
gewiß doppelt innig außern, denn man weiß ja, 
die tief erschüttert Fürst Bismarck durch das Hin— 
sheiden seines kaiserlichen Herrn worden ist, dem 
x durch beinahe ein Menschenalter hindurch der 
treueste und erprobteste Diener und Berather ge⸗ 
wesen ist, ja, dem er auch als Freund nahe stand, 
und bei dem unvergleichlich harmonischen Verhält⸗ 
nisse, welches Kaiser Wilhelm und Fürst Bismarck 
herband, erscheint der tiefe Schmerz des letzteren, 
nun dieses schöne Band für immer zerrissen, nur 
erllärlich. Indessen, unser Reichskanzler gehört nicht 
zu den Naturen, welche sich durch heftige Gemüts⸗ 
erschütterungen in ihrem Thun und Handeln lange 
deeinflussen lassen und so hat er sich denn, das 
Ldeid um seinen verblichenen gütigen Herrn in die 
innersten Tiefen der Seele bannend, auch dem neuen 
kaiser zur Verfügung gestellt, bereit, noch ferner 
jein? ganze Kraft dem Vaterlande zu weihen. Mit 
in so lebhafterer Genugthuung ist es daher in 
illen Kreisen der Nation aufgenommen worden, daß 
daiser Friedrich bei seinem Regierungsantritte keinen 
Uugenblick zögerte, den treubewährten leitenden 
Staatsmann des Reiches und Preußens seines vollsten 
dertrauens zu versichern, wie dies schon die Art 
und Weise der ersten Wiederbegrüßung der beiden 
MRänner in Leipzig bewies und wie dies die fass 
unmittelbar auf diese historische Scene folgenden 
dundgebungen Kaiser Friedrichs nur noch offener 
harlegten. Vielleicht mag Kaiser Friedrich in 
nanchen speciellen Punkten der innern oder äußern 
bolitik etwas anders denken, als der leitende Staats⸗ 
nann, aber auf dessen Stellung wird eine derartige 
Meinungsverschiedenheit sicher nicht im Mindesten 
zutückwirken. Kaiser Friedrich weiß besser, als 
Jemand auf der Welt, daß den Fursten Bismarck 
bei allen seinen Handlungen nur immer das Gefühl 
teinster und wärmster Vaterlandsliebe wie der auf⸗ 
richtigsten Treue und Ergebenheit gegen seinen Kaiser 
und Herrn leitet und daß auf diesem Gefühl im 
BZrunde all' die Erfolge, all' die langjährigen Dienste 
ino unermeßlichen Verdienste des Kanzler's um 
Vaterland und Krone basiren, und entsprechend dieser 
ẽrkenntniß wird sicher auch das Verhältniß zwischen 
dem neuen Herrscher und seinem ersten Berather 
zn dauerndes und harmonisches sein. Das deutsche 
holk begrüßt daher den Kangler zu dessen heurigen 
ðeburtsfeste vor Allem mit dem aufrichtigen Wunsche, 
daß es ihm, gestützt auf das Vertrauen des Kaisers, 
nach den erschatternden Ereignissen der jungsten 
dZeit vergönni sein möge, sich mit neuer Kraft und 
neuem Muth den vielseitigen Pflichten seines ver⸗ 
ntwortungsreichen Amtes zu widmen. Noch hat 
rich ja. trotzdem er die Schwelle des Greisen 
alters überschritten, die wunderbare Frische und 
Spannkraft seines Geistes voll und ganz bewahrt 
d wenn er in letzter Zeit wiederum von alien 
— Leiden heimgesucht wurde, so müssen 
8 e mit der Erregung zugeschrieben wer⸗ 
—* * der Heimgang Kaiser Wil helms den 
e Ine Glücklicher Weise find inzwischen 
e perlichen Schmerzen wieder fo weit behoben 
n. daß der Kanzler in verbälinikmtien 
Donnerstag, 29. März 1888. 
23. Jahrg. 
Wohlsein das dreiundfiebzigste Geburtsfest begehen 
ann — sei es ihm auch in dem bevorstehenden 
neuen Lebensabschnitte beschieden, in ungebrochener 
örperlicher Rüstigkeit und voller geistiger Frische 
wie bislang für des deutschen Vaterlandes Wohl⸗ 
fahrt, Ehre und Größe erfolgreich weiter zu wirken! 
findet den ersten Schuß gerechtfertigt, den zweiten 
jedoch weniger leicht erklärlich, vermuthet indeß 
einen Irrthum als Ursache desselben. 
Saufibar, 27. März. Der Sultan von 
Sansibar, welcher gestern aus Muscat zurück- 
kehrte, ist gestern Abend gestorben. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 27. März. Graf von Werthern 
Uberreichte dem Regenten das Dankschreiben für die 
Beileidsbezeugungen, sowie die Mittheilung von dem 
Regierungsantritte Kaiser Friedrichs. 
Berlin, 27. März. Auf der heutigen Börse 
wurde, in der Absicht, eine Baisse herbeizuführen, 
die Nachricht verbreitet, Fürst Bismarck habe einen 
Schlaganfall gehabt und liege hoffuungslos darnieder. 
An dieser Nachricht ist auch nicht ein wahres Wort! 
Im Gegentheil, das Befinden des Fürsten Bismard 
ist während der letzten Tage ein so befriedigendes 
gewesen, wie dies nach Lage der Dinge nur er— 
wartet werden kann. 
Berlin, 27. März. Graf Schuwaloff über⸗ 
reichte heute dem Grafen Herbert Bismaréd 
den dem letzteren vom russischen Kaiser verliehenen 
Alexander NewskiuOrden. 
Ausland. 
Paris, 27. März. Ich bin in der Lage. 
den morgen im „Journal öfficiel“ erscheinenden 
vom Praͤsidenten der Republik genehmigten Rap- 
port des Krigsministers üÜber die Ver— 
setzung des Generals Boulanger in den 
Ruhestand schon heute mitzutheilen. Nachdem aus— 
einandergesetzt ist, weßhalb der Untersuchungsrath 
berufen wurde und wie derselbe zusammengesetzt ist, 
heißt es: „Nachdem der Untersuchungsrath durch 
die Mittheilungen des Generals genügend unter 
richtet war, legte der Präsident desselben gemäß dem 
Dekret vom 29. Juni 1878 die Frage vor, ob der 
Divisionsgeneral in Nichtaktivität Boulanger wegen 
schwerer Vergehen gegen die Disziplin kassirt werden 
nüßte (mis on reforme). Die einstimmige Ant⸗ 
wort lautete: „Ja.“ Angesichts dieser Aeußerung 
hat der Untersuchungsrath die Ehre, dem Präsidenten 
der Republik vorzuschlagen, zu verfügen, daß der 
Divisionsgeneral Boulanger aus den Listen der 
Armee am Datum der Unterzeichnung dieses Be— 
richtes gestrichen und in den Civilstand versetz! 
wird. Indessen hat General Boulanger, weil 
er 30 Jahhe gedient hat, Anspruch auf Pension 
und kann deshalb nicht einfach kassirt werden; dem— 
zufoige muß der in Nichtaktivität versetzte General 
zur „retraite d'offleo“ zugelassen werden. Der 
Untersuchungsrath bittet Sie, Herr Präsident, diesen 
Rapport, den der Kriegsminister Logeret genehmigt 
und der den bestehenden Gesetzen und Dekreten ent⸗ 
pricht, zu bestätigen. Carnot hat das Urtheil untern 
Heutigen bestätigt. Worin die Disziplinarvergeher 
bestehen, erwahnt der Rapport nicht. (Fr. Ztg.) 
NRom, 27. Marz. Betreffs des eine gewisse 
Aufregung verursachenden Gerüchtes, die französische 
Escadre hätte den italienischen Kauffahrer Sol 
jerino“ beschossen, erführt der „Riforma“ Folgen- 
des: Der „Solferino“ begegnete in den Gewässern 
jon Villafrancs der franzosischen Escadre, welche, 
za der „Solferino“ ohne Flagge fuhr, einen Schuß 
zuf ihn abfeuerte. Die Kugel ging über das Vorder⸗ 
heil des Schiffes weg. Der „Solferino“ hißte 
sierauf die Flagge und salutirte. Der Salut wurde 
edoch nicht erwiedert und ein zweiter Schuß auf 
»en „Solferino“ abgefeuert, der nachst des Hinter⸗ 
beiles des Schiffez porükßerging Ni- Riforma 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 29. März. Am Charfrei⸗ 
tag wird in sämmtlichen protest. Kirchen der Pfalz 
die alljährliche Collekte für die Diakonissenanstalt 
in Speyer erhoben werden. Das Arbeitsgebiet der 
segensreichen Anstalt wächst von Jahr zu Jahr. 
Zu den vorhandenen 17 Stationen sollen in diesem 
Jahre noch Ludwigshafen, Ludwigshafen⸗Hemshof, 
Neustadt und Grünstadt errichtet werden. Dazu 
kommt die Eröffnung des Erholungshauses in Berg- 
zabern im Lause dieses Sommers. Die Zahl der 
Schwestern ist auf 103 gestiegen und bedarf einer 
namhaften weiteren Zunahme, wenn allen Anfor⸗ 
derungen entsprochen werden soll. Da unter den 
Einnahmen eine zum Bau eines Erholungshauses 
hestimmte Schenkung ist, die nicht in den Haushalt 
vetrechnet werden kann und 10,000 Mt. betraägt, 
so bleibt eine Mindereirnahme von 6228 Mk. 40 
Pfennig, zu der noch eine Schuld von 24.900 
Mark tritt. 
— Blieskastel, 25. März. Heute Mittag 
hielt der Bergmann und Mauerer Roth in Blick⸗ 
weiler Kindtaufe. Der ledige Gg. schoß aus einem 
Fenster heraus einen Revolver ab, geladen mit 
Kugel, und traf damit die auf der Haustreppe 
ihrer Mutter stehende Christine Fuchs, Ehefrau von 
Ludwig Becker. Die Entfernung war ungefähr 50 
Meter. Die Kugel drang in die Lunge. Die Frau 
lebt noch, ist aber sehr bedenklich verletzt. 
— Kaiserslautern, 28. März. Gestern 
Nachmittag ging durch Kauf das in der Haupt⸗ 
straße gelegene Krämer'sche Kaffehaus um den 
Preis von 66,500 Mk. in den Besitz der Bayer. 
Aktienbrauerei vorm. Hch. Schwartz in Speyer über. 
— In Dirmssein ist das im Jahr 1836 
erbaute Wohnhaus des Ackerers Johannes Saar 
eingestürzt. Drei Knaben, welche verschüttet waren, 
wurden aus den Tummern gezogen, ohne daß fie 
wesentliche Verletzungen erlitten. 
— Neupfotz, 26. Marz. Die ledige, blod— 
sinnige Katharina Hoffmann von hier ertränkte 
sich gestern Abend im sogenannten Fischmaal, einem 
Fischwasser bei Leimersseim und wurde heute früh 
von hiefigen Fischern aufgefunden und geländet. 
— Vudwigshafen. In der Wirihschaft 
des Hrn. Kitzmülier (‚Bayer. Hiesl“) wurden am 
Sonntag 4000 Liter Salvatorbier 4à 60 Pfg. ver⸗ 
zapft, was eine Einnahme von 2400 Mt. ergiebt. 
Am Ostermontag soll ein „Nachkongreß“ stattfinden. 
— Zu Lehtern wurden ernannt die interimi⸗ 
stischett Berweser H. Rheinheimer in Wolfftein, Joh. 
Maltern in Cronenberg, W. Dexheimer in Seelen, 
Katl Braun in Hüuffler, ferner der Verweser Georg 
Loffler in Ramstein. Zum Lehrer in Altenlirchen 
wurde der bisherige Verweser Heinrich Schmitt 
in Hochspeyer ernannt. 
Vermt chtes. 
Mäunchen, 27. März. Das Denkmal 
in der Feldhernhalle, das Se. k. Hoheit 
der Prinz Regent aus eigenen Mittel n zum 
Gedaͤchtaiß sur die großen Jahre des fiegreichen 
Krieges 187071 und die Einigung Deutschlande 
errichten wird, soll ein großartiges, dem ihm zuge⸗ 
Iadlen monu mentalen Platz e enisyrechendes werden.