Full text: St. Ingberter Anzeiger

mittag verhaftet. — Die boulangistische „Lanterne“ 
wird, wie es heißt, wegen eines Artikels gerichtlich 
belangt werden, worin sie behauptet hatte, General 
Billot sei von Berlin über Brüssel gereist, um mit 
dem Herzog v. Aumale im Namen der Regierung 
zu unterhandeln. Die bevorstehende Zusammenkunft 
Carnots mit dem König Leopold von Belgien habe 
den Zweck, die endgiltigen Bedingungen zur Rück 
kehr der Orléans nach Frankreich festzustellen. Prä 
sident Carnot habe seine Zustimmung dazu gegeben. 
—QXWI— 
verlautet, die Krönung des Kaisers Fried— 
rich als König von Peeußen werde in Königsberg 
erfolgen. 
Petersburg, 29. März. Hier ist die Ansicht 
verbreitet, Rußland werde, sobald Fürst Ferdinand 
sich dazu hinreißen lasse, die Unabhäagigkeit Bul 
gariens zu erklären, das Land militärisch besetzen. 
(F. Z.) 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 31. März. Bezüglich 
der Hilfeleistung für die Ueberschwemmten macht 
die „Köln. Z.“ den beherzigenswerthen Vor— 
schlag, das Hilfswerk im weiten deutschen Reiche 
als eine große nationale Bruderthat zu 
gestalten, daß die Gewalt des Hilferufs von Ost⸗ 
und Nordsee bis in die Thäler der deutschen Alpen 
und Vogesen dringe und daß jede milde Hand ein 
rasch zu erreichendes Ziel ihrer Nächstenliebe findet. 
In Berlin möge sich ein das ganze deutsche Reich 
umfassender Centralausschuß bilden, dem sich in 
raschester Weise selbst in den kleinsten Orten Zweig⸗ 
pereine anschließen sollen. Die einlaufenden Gaben 
solle der Centralausschuß in wohlerwogener Theil⸗ 
ung nach Elbe und Weichsel und wo sonst Hilfe 
noithut, senden. 
In der Weichselniederung schätzt man die Fläche 
des überschwemmten fruchtbaren Landes auf unge⸗ 
fähr 25 Quadratmeilen, also so groß wie manches 
deutsche Herzogthum, und mehr oder weniger von 
den Hochfluthen heimgesucht oder bedroht sind 5 
Städte und gegen 50 Dörfer. In der Elbniederung 
bei Wittenberge und Dömitz erreicht die Ueber— 
schwemmungscalamität eine ähnliche Höhe, gegen 
12 Quadratmeilen mit 6 Städten und einigen 
zwanzig Dörfern stehen dort unter Wasser. 
Wir Pfälzer erinnern uns alle an die weite Ueber⸗ 
schwemmung der Rheinebene im Jahre 1883. Wie 
liefen damals aus Nord und Süd, aus Ost und 
West die Gaben ein und wie war man dankbar 
für die Mildthätigkeit der Brüder. Wie unaus 
sprechlich muß das Elend nun im norddeutschen 
Ueberschwemmungsgebiete sein, dessen Ausdehnung 
um so viel größer ist. Wir sind überzeugt, daß 
man namentlich in der Pfalz bereit sein wird, zur 
Linderung der Noth der Ueberschwemmten beizu— 
tragen. 
— Homburg. Das DenkmalKomite hat 
eine engere Vorstandschaft gewählt, bestehend aus 
den HH Buürgermeister Weber, 1. Vorstand, k. 
Subrektor Todt, 2. Vorstand, Pfarrer Dr. Müller 
und Bezirksamtsoberschreibet Nab, Schriftführer, 
und Stadtschreiber Bücklein, Rechner. Beisbk. 
Regierung wird um Gestattung einer allgemeinen 
Sammlung nachgesucht. Nach erfolgter allerhöchster 
Genehmigung sollen Aufrufe in den Blättern er⸗ 
lassen werden. Die nüchste Sitzung des Gesammt⸗ 
komites ist auf Dienstag den 3. April bei Hrn. 
Bastwirth Jakob Euler festgesetzt. 
— Gleichwie im Vorjahre haben am Donnerstag 
Vormittag wieder mehrere Herren Offizier? 
des 5. Chev. Regis von Saargemünd einen Di—⸗ 
stanzritt nach München unternommen; die 
Herren gedenken den etwa 550 Kilom. messenden 
Weg in 5 Togen zurücklegen zu können. 
— Pirmasens, 28. März. Heute Mittag 
gegen 4 Uhr versammelten sich sämmiliche Geist 
lbiche des prot. Dekanats Pirmasens 
in der Wohnung des Herrn Pfarrers und Capitel- 
seniors Zapf, um von hier aus dem hochwürdigen 
Hern kgl. Dekan Diffinsé6 gmmeinsam ihre 
Beglückwünschung zu dessen 70. Ge— 
burtstag zu übermitteln. Im Hause des greiser 
derxrn Jubilars übergab Herr Zapf ein elegantes, 
kunstvolles Album mit den Photographieen aller 
Dekanatsgeistlichen in anerkennenden Worten, worauf 
der Herr Dekan tiefgerührt in bewegten Worten 
herzlichst dankte. Eine kieine Feier hielt die Herren 
Gratulanten im Hause des hochwürdigen Herrn 
A— 
brechenden Abendstunde zusammen. (3Zw. 3.) 
— Pirmasens, 28. März. Die Hart— 
nuth'sche Vrauerei dahier ist um den Preis von 
5000 Mark von Herrn Bierbrauereibesitzer Weich— 
nann in Annweiler läuflich erworben worden. 
P. A.) 
— Kaisershautern, 26. März. Die 
hiesige Kammgarnspitjnerei vertheilt für das abge⸗ 
aufene G.schäftsjahr 1123 pCt. Dividende. In 
der heute abgehaltenen Generalversammlung wurde 
nitgetheilt, daß die Familie des verstorbenen Com- 
nerzienraths Schoen unter dem Namen: „Jean 
Schoen Stiftung“ eine Summe von 50,000 Mte. 
m Etablissement angelegt habe, deren Zinsen zur 
Intecstützung erkrankter Arbeiter und nothleidender 
Familien von erwerbsunfähigen Arbeitern der Kamm⸗ 
zarnspinnerei verwendet werden sollen. Die Ver⸗ 
ammlung bringt für diese wohlthätige Schöpfunb 
hre Anerkennung zum Ausdruck. 
— Edenkoben, 29. März. Der ehemalige 
Postgehilfe Edinger, welcher vor vier Monalen hier 
inen Geldbrief im Werthe von 2200 Mk. unier⸗ 
schlug und dann flüchtete, wurde gestern durch Gen- 
arm Humbert per Eisenbahn von Neustadt nach 
dandau verbracht. (Gwt.) 
Vermizchtes. 
Geichsgerichts-Erkenntniß.) Hat 
in Ehegatte mit schweren lebensgefährlichen Gegen⸗ 
länden nach dem anderen in der Nahe stehenden 
vatten geworfen, so kann nach einem Urtheil des 
steichsgerichts der andere Gatte, selbst wenn er 
»on den Wurfgeschossen nicht getroffen worden, 
auf diese Thätlichkeit die Ehescheidungsklage gründen. 
F. München, 27. Maärz. Ein großer Sozia- 
isten Prozeß steht in München wieder zu erwarien, 
zu dem die jüngsten Hausuchungen die Einleitung 
ildeten. Es wurden bereits zahlreiche der Geheim⸗ 
ȟndelei Beschuldigte von der Polizei vernommen, 
die in München einen „Lokalausschuß“ der sozial⸗ 
demokratischen Partei vermuthet oder gefunden 
haben will. Zu den Beschuldigten gehören alle 
Personen, welche am letzten Parteikongresse in St. 
vallen theilnahmen, und Alle, welche von der so 
ialdemokratischen Partei als Wahlmänner bei der 
etzten Landtagswahl aufgestellt worden sind, zum 
Theil Personen, die der Partei ziemlich ferne stehen. 
Was bem Prozeß eine besondere Bedeutung verleiht, 
st der Umstand, daß die Vertrauensmänner der 
Polizei, welche sich in der Partei als Sozialdemo⸗ 
raten gerirten, diesmal als Zeugen vorgeführt 
verden. Die Polizei will den Bund so genau 
ennen, daß sie geheime Agenten dafür nicht mehr 
röthig zu haben glaubt. 
F München, 28. März. Die zwölf Männer, 
velche zur Fußwaschung zugelassen sind, zählen zu⸗ 
ammen 1080 Jahre. Der älteste ist 91, der jüngste 
39 Jahre alt.“* 
FMünchen, 28. Marz. Die billigen 
Fakobs“ scheinen jetzt allmählich von den bayer⸗ 
schen Märkten verschwinden zu müssen. Dem Ver- 
aehmen nach wird die Regierung von Oberbagern 
dem Beispiele der niederbayerischen Regierung foigen 
und ein Verbot gegen derartige Verkäufer erlassen. 
f Frankfurt, 29. Marz. Der Polizei ge⸗ 
ang es, einen Silber dieb in einem Hotel in der 
Zapageigasse, wo er sich unter dem Namen Werner 
einlogitt hatte, zu verhaften. Die bei ihm vorge⸗ 
undenen Silbersachen rühren von einzelnen hier 
ʒecübten Silberdiebftählen her. 
F Baden, 28. Marz. Vor einigen Tagen 
reignete sich hier ein in seinen Folgen äußerst be⸗ 
auernswerther Vorfall. Zwei Knaben, Kinder 
ziesiger Bürger, geriethen mit einander in Streit, 
vobei der eine dem andern mit einer Milchkanne 
o heftig gegen den Kopf schlug, daß derselbe er⸗ 
rankte und nun infolge des erhaltenen Schlages starb. 
F Mestz, 28. März. Der Gemeinderat hat 
einmüthig erklärt, daß er es als eine freudig zu 
erfüllende Ehrenpflicht erachte, an dem schoͤnen 
Werke der Errichtung eines Denkmals für Kaiser 
Wilhelm mitzuhelfen und einen namhaften Beitraq 
zu demselben zu leisten. 
FBerlin, 28. März. Nach den heute über 
»ie Ueberschwemmung der Nogat hier vorliegenden 
Nachrichten ist der Schaden, welchen dieselbe in der 
Umgebung von Marienburg und Elbing, sowie in 
ziesen Städten selbst angerichtet hat, ein ganz 
enormer. Derselbe wird auf 30 Millionen ange— 
geben; namentlich sollen die Einwohner von Marien⸗ 
hurg, wo viele Wohngebäude eingestürzt sind, schwer 
gelitten haben. 
FBern, 29. März. Heute früh stürzte eine 
zroße Lawine zwischen Ambri und Fiesso, südlich 
non Airolo, auf die Gotthardlinie. Der do 
interbrochen. Die bedeckte Strecke mißt ibern 
FLivorno, 29. März. Heute Nace 
inter dem Portikus der Kathedrale geg 
BHolizeiamte eine mit Kartätschen gefuͤlr 
Die Kathedrale ist stark geschädigt. — 
stiemand. Mehrere Personen wurden bei 
F Von einem amerikanischen Misshn 
Hunnan Chana, ist ein Brief eingegun 
die jüngsten Erdbeben in dieser Piobn 
)ert, wodurch 168,000 Menschen iht 
»er boren und mehrere Städte zerstört gwe 
Die größte Verheerung wurde im Innen 
Deparlements Tsching Tschan angerichtt 
krschütterungen 4 Tage änhielten. Dien 
Lamon und VYam wurden in Trümmerheus, 
wandelt und über 4000 Personen unter 
stürzenden Gebäuden verschüttet. In So— 9 
in Tschuen, vollzog sich eine vollständige Ven 
ung der Oberflasche des Landes. Gens 
triche wurden verschlungen und die Oseislit 
vandelte sich in einen riesigen See. Uebers 
Personen ertranken Das Schreiben des Mis, 
heilt auch mit, daß der kaiserliche Commsi 
zesonderes ernannt wurde, um den durch dul 
ritt des Gelben Flusses verursachten Lebenn e 
estzustellen, dem Kaiser von China einen —E 
Zericht erstattete, demzufolge die Gesan““ 
athlder Ertrunkenen sich auf 
00,000 belduft, während etwa 1360 
Menschen durch das Unglück in Nothstand p 
vorden sind. 
Neueste Nachrichten. 
Berlin, 80. März. Der Kaisern; 
die Kaiserin fuhren heute Mittag uh 
zffenen Wagen nach Berlin und besuchten deß 
erin Augusta. Vom Publikum wurden die 
Zerrschaften mit Enthusiasmus begrüßt. 9 
ags wohnten die Majestäten nebst Famih— 
Bottesdienste in der Charlottenburger Schloßzkahn 
Berlin, 30. März. Das Kaisert 
derweilte bdei der Kaiserin Augusta deb 
den. Der Kaiser war in Uniform und mn 
delm. Der Wagen fuhr nicht auf der Reo 
ondern im Hof des Palais vor. Imp 
Wagen befanden sich die Prinzessinnenlöcht 
)ritten der Erbprinz von Meiningen mit W 
im vierten Mackenzie und ein Adjutant. 
Berlin, 30. März. Der Kaiserm 
saiserin besuchten heute Vormittag m 
meiningischen und badischen Herrschaften un 
Brinzessinnen-Töchtern das Sterbezimmer uh 
anstoßende Wohnzimmer des Kaisers Wilhehn 
Newyork, 3830. März. In den Kohleng 
don Richhill (Missouri) erfolgte heute eine 
ündung schlagender Wetter, wodurch 100 B* 
erschüttet sind; 40 Leichname hat man ber— 
Tage gefördert. 
Protestar“ Her Gottesdienst. 
—— 2/41 10 Uhr vorm. a 
Evang. Marci 16, 128, Lied 212. 
Worgeigee „Preiß und Anbetur 
Ringk. 2.Macht auf das Thor der Heri 
sseit“ v Klein. 
Vorbereitung zum hl. Abendmahle 91 
Rachm. 2/, uße Text Cor. 15,1 
zied 210. 
Ofermoutag/ 10 Uhr vorm. Text6 
kLuc. 24, 18 88, Lied 205. 
Briefkasten der Redaktion. 
In dem heute beigegebenen Unterhaltune 
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Für die Redaktion verantwortlich: F. X. De 
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