Full text: St. Ingberter Anzeiger

Militäretat für 1888189 sind vom Reiche 
79,4387,078 Mt. bewilligt, welche sich wie folgt 
zusammensetzen: 46,888,114 Mk. für die fort 
dauernden und einmaligen Ausgaben incl. der all 
gemeinen Pensionen, 413,454 Mk. für einmalige 
Ausgaben zur Completirung des Waffenmaterials, 
32,164,017 Mk. für einmalige Ausgaben aus An— 
laß der Aenderung in der Wehrpflicht, der Refi 
aus dem Reichs-Invalidenfonds. Die fortdauern⸗ 
den Ausgaben betragen im Ganzen 41,392, 654 
Mk., die einmaligen 34,037, 116 Mt.75.429,770 
Mk., hierzu für die Militär⸗Invalidenpenfionen zu— 
sammen 4,007,308 Mk., ergiebt 79,437,078 Mk 
Die Einnahmen der Militärverwaltung für Rech 
nung der Centralstaatskasse sind auf 489,500 Mk 
veranschlagt. Unter den einmaligen Ausgaben be— 
finden fich folgende neue Postulate: Erbauung 
eines Hafermagazins in München erste Rate 100,000 
Mk., Erbauung je einer Caserne für verheirathete 
Unterosficiere in Augsburg, München und Neuburg 
130.000 Mk., zum Neubau eines Bataillons 
Casernements in Regensburg, Grunderwerbung und 
Projekthearbeitung, 50. 000 Mi., zur Erbauung 
eines Lazarethgebäudes in Sulzbach 16,000 Mk., 
zur Erweiterung der Remontedepots ꝛc. 50,000 
Mk., Zuschuß zum außerordentl. Credit fur die 
Verlegung der Militär⸗Bildungsanstalten auf das 
Marsfeld in München erste Rate 200,000 Mk., 
zur Completirung des Artillerie-Waffenmaterialẽ 
200,000 Mk., zur Herstellung von Lagerungs— 
ränmen in Ingolstadt 84, 000 Mk., zu den Aus- 
daben aus Anlaß der Aenderung der Wehrpflicht 
conform dem Reichs⸗Militäretat 32,164,000 Mt 
Aus dem Specialetat ist zu bemerken von Interesse, 
daß zur größten Sorgfalt für Geheimhaltung ein 
eigenes Dienstbücher Bureau, Vorstand ein penfio- 
nirter Officier, errichtet werden soll, sowie daß eine 
MilitaärTelegraphenschule mit 6100 Mk. errichtet 
werden soll. Die Etatsstärke der bayerischen Armee 
pro 1888189 weist auf: 2202 Officiere, 65385 
Unterofficiere, 94 Zahlmeisteraspiranten, 1667 Spiel— 
leute, darunter 611 Unterofficiere, 43,574 Gefreite 
und Gemeine, 796 Lazarethgehilfen, 1203 Oeko⸗ 
nomie Handwerket — 54,188 Mann; sodann 
208 Militärärzte, 98 Zahlmeister eꝛc., 52 Veterinäre, 
90 Buchsenmacher und Waffenmeister, 10 Sattler. 
8874 Dienstpferde. 
München, 30. März. Der Militäretat 
gelangt heute zur Vertheilung. — Der wirkliche 
Betrag des Militäretats für Bayern für das Etais⸗ 
jahr 1888189 beträgt 79,487,078 Mark, um 
21,074,9738 Mti. mehr, als für das Jahr 1887188. 
München, 81. März. Der Abgeordneten⸗ 
kammer ist heute der Militär Etat zugegangen und 
wird den Kammermitgliedern in die Ferien nach—⸗ 
gesandt. Das Gesammterforderniß beziffert sich im 
Ordinarium auf 40,870,221 Mark, im Extra⸗ 
ordinarium auf 34026,200 M. Die erhebliche 
Erhöhung des letzteren ist durch das neue Wehr—⸗ 
pflichtgesetz verursacht, zu dessen Durchführung 
31,164, 009 M. erforderlich find; der Pensions. Etai 
erfordert 641,687 M. mehr. Das Ordinarium 
ist um a Million niedriger, das Extraordinarium 
um 20213 Millionen höher, als im borausgegangenen 
Etatsjahr. 
Berlin, 1. April. Zu dem heutigen Ge— 
burtstag des Reichskanzlers Fürsten Bismarck 
halte das 1. magdeburgische Inf. Regt. Nr. 26 
sein Musikkorps hierher entsendet, welches die Feier 
mit Choralmusik einleitete. Vom frühen Morgen 
an gingen ununterbrochen äußerst zahlreiche Blumen⸗ 
spenden und Gratulationen ein. Die Zahl der 
eingelaufenen Glückwunschtelegramme war in den 
ersten Nachmittagsstunden auf über 500 gesliegen. 
Im Namen des Kaisers erschien der Flügeladjufani 
Oberst v. Brösigke und brachte dessen Giückwünsche 
dar; im Auftrage des Kaisers und der Kaiserin 
lüͤberbrachte der Oberhofmeister Graf Seckendorff 
deren gemeinsame Glückwünsche. Der Kronprinz 
erschien persönlich und sprach dem Kanzler mündlich 
seine herzlichsten Glückwünsche aus. An dem Diner, 
das nachmittags beim Reichskanzler stattfand, nahmen 
sammtliche Familienmitglieder theil. 
Die Grundzüge der Amnestie, deren Elsaß 
nun nahe bevorstehen soll, find in dem am 23 
Marz abgehaltenen Kronrath festgestellt worden. 
—A— 
zahlreichen Verurtheilungen, die seit Jahren in 
Elsaß-Lothringen aus politischen Gründen 
erfolgen mußten, unter die Amnestie fallen sollen. 
Einige Milderungen sind auch in dieser Beziehung 
zu erwarten; doch meldet die amtliche Landeszig. 
für Elsaß⸗-Lothringen“, um allzu weit gehenden 
Hoffnungen im Voraus zu begegnen, daß der Kron⸗ 
cath beschlossen habe, Hoch -und Landesverrath 
grundsätzlich von der Amn⸗stit auszuschließen. 
Ausland 
Bukarest, 31. Maärz. Wie schon früher ge— 
meldet, wurden der russische Gesandte Hitrowo 
uind dessen Sekretäre am Dienstag während der 
trawalle in auffälliger Weise unter den Pöbel⸗ 
massen auf den Straßen gesehen. Jetzt heißt es, 
der russische Gesandtischaftsattachs Lermantoff sei 
leicht werwundet, derselbe wolle Beschwerde erheben 
uind Genugthuung verlangen. CDas sieht so aus, 
als sei man jatzt auf russischer Seite bemüht, einen 
Verdacht abzuwehren, der sich angesichts des Treibens 
der Hitrowo und Konsorten überall aufgedrängt 
D. Red.) Im Keller der Wohnung des verhafteten 
Deputirten Fleva wurden Kisten mit Revolbern und 
Munition gefunden. 
Paris, 81. März. Die Börse ist sehr er⸗ 
regt und zeigt starke Preisrückgänge; denn man 
glaubt dort, daß die Auflösung der Kammer be— 
vorstehe. 
Paris, 31. März. Der „Temps“ meldet: 
Floquet wurde nachmittags 2 Uhr ins Elhsee be— 
cchieden. In einer Unterredung mit Carnot erklärte 
er sich bereit, die Regierung zu übernehmen, wenn 
der Präsident es für nützlich für die Republik er— 
ichte, ihn damit zu betrauen, und wenn er die 
zöthige Mitwirkung finde. Nachdem Carnot Flo⸗ 
quet oie Vollmacht zur Bildung eines neuen Ca— 
hinets ertheilt, nahm der Präsident der Deputirten⸗ 
'ammer den Auftrag an. — Das Boulangistenblatf 
„Cocarde“ erklärt unverfroren: „Die Nationalruft 
ind jetzt: Es lebe Frankreich, es lebe die Republik, 
es lebe Boulanger! Nieder mit Ferry und 
Carnot!“ 
VParis, 831. März. Die „France“ meldet 
in ihrer zweiten Ausgabe: Floquet hat unmittelbar 
nachdem er das Elysee verlassen, die Schritte zur 
Bildung des neuen Cabinets begonnen. Bis jetz 
ind sechs Portefeuilles vertheilt, nämlich: Floquei 
Inneres, Freycinet Krieg, Godlet Justiz, Lockroy 
Handel, Granet öffentliche Arbeiten und Krant 
Marine. 
Paris, 81. März Freycinet besuchte heute 
Vormittag Boulanger und hatte mit ihm eine balb⸗ 
stündige Unterredung. 
Paris, 31. Mäcz. Die Kammer hat mil 
268 gegen 237 St. die von der Regierung be— 
kämpfte Dringlichkeit für den Antrag der Linken 
zuuf Revision der Verfassung angenommen. Tirard 
reichte infolgedessen die Entlassung des Kabinet 
ein, welche Präsident Carnot annahm. 
Paris, 1. April. Floquet scheint geneigt als 
Minister die Republik zu retten. Sein lange vor— 
bereitetes Ministerium durfte bereits jetzt fertig 
sein. Mit großer Bestimmtheit wurde soeben von 
zut unterrichteter Seite folgende Ministerliste mit 
zetheilt: Floquet Präsidium und Inneres, Frehcinel 
drieg, Goblet Justiz und Kultus, Berthelott Unter⸗ 
ticht, Christofle Finanzen, Flourens Aeußeres, Krantz 
Marine, Lockroh Handel, Viette Ackerbhau und 
zffentliche Arbeiten noch unbestimmt. Dieses Minist⸗ 
rium würde in sein Programm »as allgemeine 
Wahlrecht für den Senat und die Abschaffung des 
dißesktrutiniums aufnehmen. 
Lorale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 3. April. Wir hören, daß 
die Thatergesellschaft Klein, die gegenwärtig in 
Kirchheimbolanden gastirt, ihr Vorhaben hierher zu 
kommen, aufgegeben habe. Als Grund hiezu 
werde angeflͤhrt, daß die gegebenen Verhältnisse 
dem Unternehmen nicht sehr guünstig seien. 
*Sit. Ingbert, 2. April. Die deutsche 
Sesellschaft zur Rettung Schiiff— 
brüchiger in Bremen versendet gegenwärtig 
hren Jahresbericht für 1886187. Wir entnehmen 
zemselben die nachstehenden Daten: Die Zahl der 
m Berichtsjahre durch die Stationen der Gesell 
chaft geretteten Personen beträgt 831, Die Gesamt 
ahl aller seit Begründung der Gesellschaft 18685 
Beretteten beträgt 1600. Daß die Zahl der Ge⸗ 
etteten in diesem Jahre hinter derjenigen der 
rüheren Jahre zurückgeblieben ist, derüht auf 
dem Umstand, daß glücklicherweise die Küsten 
Deutschlands von schweren Stürmen fast ganz ver⸗ 
chont blieben. Die Zahl der Rettungsstationen be— 
äuft sich im ganzen auf 101, davon kommen 56 
zuf die Ostsee und 45 auf die Nordsee, von diesen 
ind 33 Doppelstationen. d. h. sie sind mit Boot 
und Raketenapparat ausgestattet, 45 
und 20 Raketenstationen. Die — — — 
wärtig 57 Bezirksvereine und 220 en 
mit zusammen 46,460 Mitgliedemn 7* 
Jahresbeiträgen M. 14045719 —* 
liefert haben. Neben den Beiträgen * Pe 
rhielt der Verein aus einer Schn w 
des 90. Geburtstages des Kaisers ver 
Telegtaphenbeamtenkreisen zur asewe 
Boose Mi. 17168.92, fernet ein Luẽn 
and als Ertrag der Sammelbüchsen Mi men 
Die Gesamteinnahme belief sich —æ 
einiger kleiner Zusendungen auf M. t 
während die Ausgaben in diesem Jahe dor 
159035,48 betrugen. Als eine —E 
wird im folgenden Jahre beabsichtigt, —99 
gen der Vormänner⸗ und der —86 
mit der nächsten Telegraphenstation unn 
prechleitung zu verbinden, um für d d 
Veuchtürmen u. s. w. fignalisitten h, sn 
desio schnellere Hilfe zu schaffen üiheni 
—* Am Gründonnerstag wurden —9— 
in Pirmasens 2200 Pockete ad 
400 angekommene Packete durch die —2 
tigen Empfängern zugeflellt. 
— Frankenthal, 31. Maͤrz * 
halb 6 Uhr wurde in dem Fuchsbach chc 
Gutmann'schen Eisengießerei die —R gel 
rigen Frau des Pächters Faber vom 66 
But auf dem Ormsheimerhof bei Franhn w 
zefunden. Die Frau entfernte sich gng 
10 Uhr von zu Haus und scheint naͤcht ief 
in den Bach gegangen zu sein. Mißlice 
nisse, durch welche sie ein Theil ihres du 
ingebüßt hat, scheinen die Frau zum ehe 
deranlaßt zu haben. 
— Zwischen dem Kriegsministerium am⸗ 
berger Brieftaubenzüchtern finden gegennin 
handlungen bezüglich Uebernahme und du— 
Brieftaubenstation in Germen. 
tatt. Die Betreffenden hätten hei Ven 
Mobilmachung nach dort übersiedeln. 
Vermischtes. 
f München, 30. März. Die li! 
kgl. Hoheit des Prinz Regenten in die sin 
wie ich von zuständiger Seite erfahre, in du — 
dalfte des Diai stattfinden. Das Restn 
rird bis Mitte nächster Woche festgestelle 
fFLager Lechfeld, 27. Maärz. 9 
des Monats August el. Js. wird auf den! 
ein größeres Gefechtsschießen mit 
Geschosse stattfinden und sich hieran bih 
eine Batterie Artillerie, vier Eskadrons de 
und zwei kriegsstarke Kompagnien Infanin 
FEine Riesen⸗Eiche. Bei äim 
zayerischen Forstamte Rothenbuch im Sp sut 
abgehaltenen Eichennutzholz-Versteigerung wi 
Fiche erster Klasse von 14,2 Meter Lun 
).91 Meter mittlerem Durchmesser — p 
3,24 Festmeter, welche auf 646 M. 80P 
var, für elfhundertunddreißig Mark nach R 
berkauft; einen Erlös von über 800 Ml. 
mehrere Abschnitte dieses Riesenbaumes. 
f Düsseldorf, 27. März. Im hieft 
lebt eine Riesenfamilie, die bisher drei kh 
Regimente Garde du Corps geiiefert het 
jetzigen Musterung hatte sich der vierteb 
zestellen; seine Höhe beträgt zwei Metet 
Tentimeter. Der Riese ist gleichfalls für! 
nannte Regiment bestimmt worden. 
In' Freiburgei. B. ist ein! 
empörender Rohheit verübt worden. Der Rounßn, 
brunnen auf der Kaiserstraße am Eingn 
Münsterstraße, aus dem 15. Jahrhundert su 
vurde von frevlerischen Händen demobit 
Statuetten einiger Bischöfe wurden — 
und in zahllose Stücke zerschlagen. De 
mussen ein wuchtiges Instrument gehandhah 
da auch aus dem Schaft der Hauptsäule p 
Stucke herausgeschlagen sind, so daß de 
yerstellung große Schwierigkeiten machen wi 
Frechheit ist um so größer, als die Pell 
sich in der unmittelbarsten Nähe befindet. 
dem haben die rohen Burschen auch noch den 
kasten eines Photographen zertrüummert. 9 
gelingt es, die Thaler zu ermitteln, umn 
derdienten Strafe zu Überliefern. 
Wahrend das Projekt einer direl⸗ 
Mainz-Bruüssel immer wieder in 
Ferne gerückt ist, wird ganz unvermerkt in 
Jahren im Süden der Rheinprovinz aus“ 
inschließenden einzelnen Nebenbahnen ein 
D