Full text: St. Ingberter Anzeiger

vaurleger· Regiments endete am Sonntag Mittag 
1284 Uhr in München, so daß die Strecke Saar⸗ 
zemünd⸗München in 413 Tagen, wie beabsichtigt, 
zurückgelegt wurde. Von den 7 Reitern ritten in 
München 5 ein; ein Pferd schied zwischen Ulm 
und Augsburg wegen Köthenverstauchung, ein zweites 
in Burgen wegen Verkältung aus. 
* Unter den 47 Rechtsanwälten, welche sich zu 
der von dem deutschen Anwaltverein beabsichtigten 
Begutachtung des Entwurfs eines bürger— 
lichen Gesetzbuches zur Verfügung gestellt 
haben, befinden sich aus Bayern die HH. Geb⸗ 
hard-Zweibrücken, Scholler-⸗Landau 
i. Pf., Dr. Groß⸗Kaiserslautern, David— 
Frankenthal, Dr. Kammerecker, Dr. Löwen⸗ 
seld, Gotthelf. Tintsch, Dr. Harburger J., Professor 
Dr. Hellmann, Dr. Obermeher, sämmtlich in 
München, Berolzheimer, Hartmonn und Held in 
stürnberg, Justizrath Dr. Wirth in Kempten, Dr. 
Wiesner in Würzburg und Dr. Stein in Schwein⸗ 
iurt. 
— Im Mai soll eine Prüfung für Huf— 
schmiede abgehalten werden. Alle jene Huf⸗ 
schmiede, welche sich dieser Prüfung unterziehen 
vollen, werden aufgefordert, ihre bezüglichen Gesuche 
hzis längstens 15. Mai bei kgl. Regierunqg der Pfalz 
einzureichen. 
— Eine großartige Leistung im 
Schnelllaufen bot am Sonntag Nachmittag 
ein Zögling des Kaiserslauter er Athleten- 
tlubs, Herr Anton Dietrich. Derselbe lief in 
genau 21 Minuten vom dortigen neuen Friedhof 
bis an das erste Haus in Hochspeyer. Eine ge⸗ 
wissenhafte Kontrolle wurde sowohl durch einen be⸗ 
gleitenden Byciclisten als durch Miiglieder des 
selubs geübt, welche mit der Bahn nach Hochspeyer 
fuhren und dort die Ankunft des ausdauernden 
Läufers erwarteten. (Pf. Vztg.) 
— In Hinterweidenthal find die Masern 
in heftiger Weise aufgetreten. 50 Schüler sind er⸗ 
trankt; die untere Schule wurde auf die Dauer 
von 14 Tagen geschlossen. 
— Godramstein, 2. April. Heute wurde 
dahier der älteste hiesige Bürger und mit ihm wohl 
auch der älteste Veteran der Pfalz Michael 
Menges, unter starker Betheiligung der Ein⸗ 
wohnerschaft zur ewigen Ruhe bestattet. Der Ver⸗ 
storbene war am 29. März 1793 geboren, hat 
mithin das 95. Lebensjahr erreicht, und erfreute 
ich bis zum letzten Tage seines Lebens einer vor⸗ 
züglichen Gesundheit. 
— Neustadt, 31. März. Mit dem Heutigen 
ging das wohlbekannte in der Nähe des hiesigen 
Bahnhofes, vis à vis dem Saalbau, gelegene 
„Hotel Bayerischer Hof“ (früher im Besitz 
des bekannten Kohlenhändlers Bender) durch Kauf 
um den Preis von 80,000 Mt. in den Besitz der 
Brauereigesellschaft „Eichhaum“ in Mannheim und 
war durch Vermittlung des Commissionsgeschäfts 
I. Kallmayer von hier über. Der bisherige Restau⸗ 
rateur Tisch „tum deutschen Kaiser“ hier 
wird als Restaurateur und Bierverschleißer das be⸗ 
sagte Objekt pachtweise übhernehmen. — In rasen⸗ 
dem Galopp jagte heute Abend durch einen Theil 
der Hauptstraße eine mit 2 Pferden bespannte 
utsche ohne Insassen und Lenker. Glücklicherweise 
kam kein Unglück vor und wurden die wilden Rosse 
noch zeitig zum Stehen gebracht. 
— In einer vielbesuchlen Wirischaft in Haardt 
bei Neustadt saßen am Sonntag, wie die „Neust. 
Ztg.“ mittheilt, mehrere Personen zusammen und 
anterhielten sich von dem Plane, dem heimgegangenen 
Kaiser Wilhelm im „Vogelsang“ bei Neustadt ein 
Denkmal zu errichten. Laut, sodaß Jedermann im 
Wirthszimmer es hören konnte, bemerkte einer der 
Gäste: „Wenn dem Eugen Richter hier ein Denk—⸗ 
mal gebaut wird, gebe ich 1000 Mark und einen 
halben Morgen Land; aber für den Kaiser keinen 
Groschen. Auch für seine Frau und den Bismarck 
nichts.“ Diese Aeußerung wiederholte der Gast 
mehrmals. Entrüstet standen viele Gäste auf und 
berließen theils das Wirthshaus, theils setzten sie 
fich in ein anderes Zimmer. 
— In Folge der durch den hohen Wosserstand 
hervorgerufenen stärkeren Spannung der Ankerketten 
an der Eisenbahn⸗Pontonbrücke bei Speyer riß 
am Samstag früh 7 Udhr eine der Ketten, so daß 
das Brückenpersonal bis gegen 11 Uhr mit der 
— der entsprechenden Joche zu thun 
atte. 
— Speyer, 31. Maärz. Am Donnerstag 
Abend wurde in der Herberge von Ullrich am Fisch 
markt der Taglöhner Schmidt von einem neunzehn— 
jährigen Burschen gestochen. Die Verletzung soll 
wie die „Sp. Zig.“ hört, nicht ungefährlich sein 
Der Thäter wurde verhaftet. — Am Mitiwoch 
Nachmittag ereignete sich auf dem Angelhofe ein 
schwerer Unglücksfall. Bei Aufstellung von eisernen 
Pfeilern an dem Neubaue der Gund'schen Fabrik 
türzte ein bereits stehender Pfeiler um und tras 
den in nächster Nähe arbeitenden Maurer Stamm. 
Diesem wurde hiebei das rechte Bein vollständig 
abgeschlagen. Stamm, 36 Jahre alt, ist verheirathet 
und Vater von 3 Kindern. 
— Zum Düngerhandel. Der Vorstand 
der Versuchsstation in Speyer, Herr Dr. Halenke, 
erläßt neuerdings eine Warnung vor den Produkten 
der Düngerhandlung Eder und Engelhardt in 
Rheinau. Nach den Angaben des Herrn Dr 
dalenke schwanken die Gehaltsderhältnisse der Pro— 
dukte der erwähnten Düngerhandlung mitunter so 
erheblich, daß z. B. bei einem Bezuge von 200 
Tentern sich ein Verlust für den Käufer bis zu 
1100 M. ergeben kann. Neben diesem Verluste 
kann noch der weitere entstehen, daß mit den Dünge⸗ 
mitteln der genannten Firma bestellte Aecker noch 
einen erheblichen Ausfall aufweisen können, weil 
ben die den Aeckern zugeführten Stoffe nur eint 
zeringe Düngekraft befitzen. Herr Dr. Halenke 
chließt seine Mittheilung mit der Bemerkung, seine 
Aufklärung werde wohl genügen, um unseren Land⸗ 
virthen, d. h. dem leichtgläubigen Theile derselben, 
endlich einmal die Augen zu öffnen und sie von 
der Nothwendigkeit der größten Vorsicht beim Ein— 
aufe von Düngemitteln der sogenannten „wilden 
Foncurrenz“ zu überzeugen. Gerade in der Neu⸗ 
—V 
jenn allenthalben kommen Düngemittel von höchsi 
weifelhaftem Werthe in den Handel und es hal 
ast den Anschein, als ob die längst entschwundener 
Zeiten des „Strauchritterthums im Düngerhandel“ 
wieder neu erstehen wollten, jene guten alten Zeiten 
in denen der „geprellte“ Bauer sprichwoͤrtlich war 
— Dürkheim, 3. April. Die hiesige Od d 
Fellow⸗-Loge hielt gestern Nachmittag 42 Uhr 
ine feierlich Trauer⸗-Sitzuung zu Ehren des 
jöchstseligen Kaisers Wil helm ab, welcher auch 
Jahlreiche Mitglieder der Logen zu Frankenthal 
Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart anwohnten 
(D. A.) 
— Hemshof, 1. April. Hier kam es wie⸗ 
der einmal zu einer Rauferei, wobei einem jungen 
Menschen der Hals nahezu durchschnitten wurde. 
Vermischtes. 
FMünchen, 31. März. Den Mannschaften 
der hiesigen Garnison ist der Besuch des Salvator 
dellers für immer verboten worden. 
F Um die Theilnahme an der am 6. Augusi 
tattfindenden feierlichen Enthüllung des für 
die im Kriege 187071 in Frankreich gefallenen 
Bbayern bei Wörth zu errichtenden Denkmals 
zu erleichtern, werden auf folgenden Routen Ex— 
trazüge verkehren: Hof⸗Bamberg⸗-Würzburg 
Pfalz. Amberg⸗ Nurnberg⸗Ansbach Crailsheim-Pfalz 
stegensburg⸗ Ingolstadt ⸗Donauwörth⸗Nördlingen⸗ 
Pfalz, München⸗Augsburg⸗Ulm Pfalz. Die Ermäßig⸗ 
ung der Fahrtaxe beträgt 50 pCt. mit 144tägiger 
BGültigkeitsdauer der Billete zur beliebigen Rackfahrt. 
F Miesbach. Im Bergwerk zu Hausham 
jei Agatharied wurde der verheirathete Bergmann 
Maher von Leitzach von der im Schachte auf- und 
abgehenden Bremsmaschine zu Tode gedruckt; er 
zinterläßt eine Wittwe mit mehieren Kindern. 
F Triberg, 2. April. Am Ostersamstag 
herrschte auf unseren Höhen ein Schneesturm, wie 
er seit Menschengedenken nicht stattfand. Die Posi 
don Furtwangen nach Triherg blieb auf der Höhe 
im Schnee stecken und kam statt Abends 6 Uhr erst 
Nachts 192 Uhr hier an. 
Nüärnberg, 1. April. Am 3. d. M. 
sindet dahier eine VBersammlung der Bren⸗ 
ner Bayerns, Württembergs und 
Badens mit folgender Tagesordnung statt: Die 
projectirte Spiritusbank und ihre Vernäge mit den 
Brennern. Berichterstatter: Kirchhoff⸗ Fockenfeld 
Unter den Veranstaltern befindet sich auch der Guts 
besitzer Abgeordneter Frhruv. Lindenfels. 
FKrankhafte Schlafsucht. Im Lud—⸗ 
wigsspital in Stuttgart befindet sich in letzterer 
Zeit eine sonderbare Kranke. Ein junges Mäd- 
hen, das sich zur Institutslehrerin ausbilden wollte 
tudirte zu eifrig, fing an zu kränkeln und wurde 
zann schlafsüchtig. Jetzt schläft die Kranke seit 5 
Wochen. Nahrung wird ihr auf künsshn 
beigebracht. 
Ein Etlaß der großh. hessischenz 
Cowmmission in Mainz an die — 
Privat-Unterrichtsanstalten macht es ne 
Pflicht, jeden Austritt aus ihren Ansi 
genauen Angaben über die Personalien de 
und seiner Eltern der Freisschul ⸗ Conmn⸗ 
zuzeigen. Durch diese Controle soll —* 
den, daß Kinder, bevor sie die geseßliche 
hinter sich haben, den Privatschulen 
werden. 
r Frankfurt a. M., 81. Meng 
fürchtete Silberdieb, welcher seit Jahr 
nicht nur Frankfurt, sondern auch anden 
unsichet machte, ist dingfest gemacht won 
ist der steckbrieflich verfolgte Kellner Kau 
39 Jahre alt, aus Wodlau in Scist 
Verhaftete machte im Gefängniß einen Ssß 
versuch, wurde jedoch noch —X 
Schlinge, mit welcher er sich aufgehängt 
freit. Die Staatsanwaltschaft hat di 
suchung. welche überraschende Resultate 
begonnen. 
F Frankfurt, 831. März. Der —X 
Langner ist aus dem Polizeigefanun sia 
gebrochen. Da Langner bereits zwei Sin 5 
bersuche gemacht hatte, die noch rechtzein 
wurden, verschloß man seine Zelle nicht; n 
wurde ein Wächter, Broca, vor die offtn — 
postirt, um Langner im Auge zu behalin g 
die Thüre wurde ein Tisch geschoben, J 
der Wächter Platz nahm. Leider ist den 
Müdigkeit übermannt, eingeschlafen, urd ham 
hat dann die Zelle leise verlassen und dung 
die Schlüssel abgenommen. Da er nun 
Besitze von Kleidern war, hat er zunch 
liegende Zelle geöffnet, einem dort befindlih 
nnigen) Insassen den Paletot abgenonn 
ich dann aus dem neuen Polizeigefängm 
Deffnen der Thüre und Uebersteigen da 
Mauer entfernt. Der Aufseher Broca, 
Isenburg stammt, hat sich heute Morgen 
Polizeistation an einem Gasarm eihäng 
Aermste hinterläßt 4 Kinder. 
F In Mannheim sind bereits 120 
für ein Kaiser-Denkmal gezeichnet 
Die Sammlungen werden fortgesetzt. Dier 
ung eines Reiterstandbildes is gesichert. 
Dortmund, 29. März. Auf de 
barten Kohlen⸗ und Eisensteingrube „Fin 
und Unverhofft“ ereignete sich gestern ein 
liches Unglück. Bei der Kohlengewinnung 
Pfeilerbau waren mehrere Arbeiter thätig 
plötzlich aus dem sogenannten Hangenden er 
hlock von mehreren Metern Umfang lößt 
seinem Falle drei Arbeiter zerquetschte. 
auf so gräßliche Weise Umgekommenen sind' 
vaäter. 
FeBitteres Bier. In letzter Ze— 
Professor Buchinger in Straßburg der „Bi 
Zeitung“, haben uns die Zeitungen mant 
Nachricht gebracht, daß Bierbrauer bestraft 
weil sie sehr bitteres Bier verschänkten. 
belehrte man das Publikum, daß die 
vergebens sich bemüht hätten, den Bittern 
findig zu machen, welchen die angeblichen 
perwendet hatten. Das Raͤthsel scheint 
Lösung gefunden zu haben, und zwar 
don Herrn Apotheker Reeb in Straßburg 
Untersuchungen. Offenbar kommt der 
daher, daß die betheiligten Bierbrauert 
uus Gerste bereitet haben, die aus dem 
Frankreich bezogen und mit den Hülsen d 
nilla scorpicides (einer krautartigen Poh 
mit dreizähligen Blättern und gelben“ 
untermischt war. Ein Steaßburger 8 
hatte die Vorficht gebraucht, die ihm zuge 
Berste vorher zu reinigen, ehe er das Nu 
tellite. Die gefundenen Korinillasamen ur 
Professor Schlagdenhauffen in Nanch der dr 
Uutecsuchung, und es gelang ihm, die Arn 
eines sticksioffhaltigen Alkaldids festzustel- 
Pflanze kommt im ganzen südlichen Eur 
jenstits des schwarzen Meeres vor, hat 
auch, wie manche andre, größtentheils 
Getreide und bisweilen auch durch den 
geführte Pflanzen im französischen Lothru 
gesiedelt. 
F Metz, 31. März. Der Kreisdit 
dandkreises Metz, Sittel, wurde zur De 
gestellt. 
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