Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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Ingberter Irzeger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗-Blatt und Freitags und Samstags mit acht 
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Montag, 9. April 1888. 
23. Jahrg. 
Abonnements 
Frage den Ausbruch eines europäischen Krieges ver- 
sindern kann. Hatte Fürst Bismarck noch vor 
inigen Monaten die deutsche Politik doch gegen 
die infame Beschuldigung zu verwahren, daß Deutsch⸗ 
and officiell an dem Berliner Vertrage festhalte, 
iber heimlich die Bulgaren und ihren Fürsten 
zegünstige!? Was würden daher die Kriegshehzer 
in Rußland und Frankreich, die gleißenden Ver⸗ 
eumder vor den Ohren des Zaren aus einer Heirath 
deb Prinzen von Battenberg mit einer Tochter des 
deutschen Kaisers machen! Zweifellos besteht die 
ritische Situation des Erdtheiles auch noch fort, 
)»enn die bulgarische Frage ist noch nicht gelöst, 
sußland noch nicht befriedigt und Frankreich noch 
nicht beruhigt. Wenn es sein muß, wicd ja aller⸗ 
ings auch Deutschland im Felde zeigen, daß es 
ich weder vor Rußland noch vor Frankreich fürchtet, 
ind drei Millionen deutsche Männer werden zu 
en Waffen greifen. Aber man wird es vom 
—ADDI 
jändig erklärlich finden, daß der Reichskanzler 
rürst Bismarck, der vor Gott und der deutschen 
station eine ungeheuere Verantwortung trägt, nach 
Moͤglichkeit jedes Wölkchen zu bannen sucht, welches 
den europäischen Horizont zu verdunkeln droht. 
Den Kaiser von Rußland in seinen Empfindlich- 
eiten zu schonen, weil dies immer nur gut für 
ans sein werde“, empfahl ja auch Kaiser Wilhelm, 
zer bewährte Kenner- russischer Verhältnisse, noch 
unuf seinem Sterbebette seinem Enkel, dem jetzigen 
tronprinzen Wilhelm, und jeder Patriot und Men⸗ 
chenfreund wird es begreiflich finden, daß die poli⸗ 
ische Seite des Heirathsprojects einer Tochter 
daiser Friedrichs mit dem Prinzen v. Battenberg 
nindestens in der gegenwärtigen Zeit recht bedenk⸗ 
üch sein würde. 
Deutsches Re. 
München, 6. April. Der Gesetzeniwurf, 
zetreffend die Abänderung der pfälzischen Hh⸗ 
otheten-⸗-Ordnung wurde vom Ausschuß ein⸗ 
timmig in der von demselben beschlossenen Fassung 
ingenommen. 
Berlin, 6. April. Der „Frkf. Zig.“ wird 
»on hier gemeldet: Fürst Bismarck hat seine Ab⸗ 
icht, zurückzutreten, in einem Stadium verlautbart, 
n welchem ein Ausgleich der Differenzen noch 
nöglich war, und es ist sehr wahrscheinlich, daß 
dieser Ausgleich gefunden oder daß zum Mindesten 
vorläufig ein Aufschub der Angelegenheit eintreten 
dird. Die überaus lange Konferenz, die der Reichs⸗ 
anzler gestern mit dem Kaiser gehabt hat, und die 
Thatsache, daß er nach derselben auch von der 
daiserin empfangen worden ist, lassen die Lösung 
ver Sache vermuthen. So wenig man in ernsten 
‚olitischen Kreisen glauben will, daß lediglich das 
ingebliche Projekt der Verlobung des Prinzen 
Alexander von Battenberg der wahre und einzige Grund 
)»er Mißstimmung ist, die den Reichskanzler mit 
einem Rücktritt drohen läßt, so sicher ist es anderer⸗ 
eits, daß der Reichskanzler diese spezielle Frage 
um Anlaß der Auseinandersetzung genommen und 
namentlich der Oeffentlichkeit gegenüber als das 
Entscheidende hingestellt hat. 
Berlin, 6. April. In dem im Auftrage 
er nationalliberalen Partei herausgegebenen Bericht 
iber die Reichsgesetzgebung in der jüngstverflofsenen 
degislatucheriode heißt es bei Vesprechung der Ver⸗ 
sandlungen über Ernennung des Socialisten⸗ 
ßesetzes: 
„Die nationalliberalen Redner hatten bei diesen 
zerhandlungen wiederholt der Hoffnung Ausdruck 
jegeben, während der zwei Jahre der neuen Frist 
auernde, organische Bestimmungen zur Bekampfung 
er socialdemokratischen Ausschreitungen vorbereiten 
u können. Man wird zu gegebener Zeit wohl 
rwarten dürfen, daß der Versuch gemacht wird, 
in dauerndes Spezialgesetz zu Stande zu bringen.“ 
Berlin, 6. April. Nach einer Mittheilung 
)er „Vossischen Zeitung“ aus Muünchen hat es sich 
ei der letzten Anwesenheit des Königs von 
Zachsen in München auch um die eventuelle 
lebernahme des stellvertrenden Oberbe⸗ 
ehl s des deutschen Heeres durch den König im 
Nobilmachungsfalle bei Verhinderung des Kaisers 
ehandelt. 
Berlin, 7. April. Die Kanzlerkrise ist 
isher nicht beseitigt, wenngleich angenommen 
vird, daß eine Vertagung in Betreff der Ursache 
ingetreten ist, welche sie veranlaßt hat. J 
Die heutige Audienz des Ministers Maybach 
zei der Kaiserin wird mit der Absicht der Kaiserin 
'n Verbindung gebracht, eine Reise nach: den von 
der Ueberschwemmung am härtesten hemmgesuchten 
Gebieten zu unternehmen. —PF 
Berlin, 7. April. Wie verlautet wird die 
stegierung bei Handhabung des Grundsteuer⸗ 
and Gebäudesteuergesetzes jede mit den 
Bestimmungen dieser Gefetze zu vereinbarende Er⸗ 
eichterung für die Ueberschwemmten eintreten lassen. 
das hiefige Centralhilfscomite hat übrigens bereits 
a. 300,000 Mti. gesammelt. Um fur Feststellung 
er Schäden, welche Hochwasser und Eisgang an⸗ 
gerichtet haben und der zur Beseitigung derselben 
erforderlichen Mittel einige Unterlagen zu gewinnen, 
verden von den betheiligten Ressorts der Staats⸗ 
zegierung vorläufige Ermittelungen angestellt. Vom 
Landwirthschaftsminister sind bereits Commissare in 
die Ueberschwemmungsgebiete gesandt, um die Wie⸗ 
derherstellungskosten der zerftörten oder beschädigten 
Deiche wenigstens annähernd zu ermitteln. 
Posen, 7. April. In der heutigen Stadt⸗ 
yerordneten⸗Versammlung theilte der Oberbürger⸗ 
neister Müller mit, daß die Kaiserin Vickoria am 
J. April Mittags 12 Uhr 46 Min. mittelst Ertra⸗ 
uges incognito hier eintrifft. Die Kaiserin ent⸗ 
preche damit einem Herzenswunsch des Kaisers, 
im direkt über den durch die Ueberschwemmung 
jerborgerufenen Nothftand berichten zu können. 
fkine Weiterreise ist nicht in Aussicht genommen. 
die Rückreise findet Nachmittags 4 Uhr 44 Min. statt. 
Ausland. 
Wien, 7. April. Die hiefigen officiösen 
Blätter erhalten von angeblich bestunterrichteter 
Seite aus Berlin folgende Mittheilung: Fürst 
gzismarch dußerte den Personen seiner Umgebung 
jegenüber: „Wenn die Verlobung zu Stande 
ommt, bin ich nicht eine Stunde länger Minister.“ 
In Regierungskreisen wird versichert, es handle sich 
eim Fuͤrsten Bismarcknicht allein um den Battenberger, 
ondern um die Principienfrage, ob er seine Politik 
veiter führen koͤnne oder nicht. Gelangten andere 
finflüsse als die bisher in Deutschland leitenden 
uum Wort, so werde der Reichskanzler die Geschäfte 
ücht weiterfützren. 
Dublin, 7. April. Eine Proklamation des 
Zicekönigs verbietet sechs heute abzuhaltende Volks⸗ 
verfammlungen in den Grafschaften Clare, Cork, 
Vexford und Galway, durch welche dargethan werden 
ollte, daß die Nationalliga daselbst noch nicht unter⸗ 
rückt sei. Die verbotenen Versammlungen sollen, 
ills ihre Abhaltung versucht würde, nöthigenfalls 
urch Militär gesprengt werden. 
mal wöchentlich erscheinenden „St. Ing⸗ 
Anzeiger““ mit zwer Sseitigen illustrir- 
lagen für das II. Quartal 1888 werden 
Iiwen von den Postanstalten, den Postboten, 
rägern und der Expedition. 
che Heirathen und die Politik. 
wenigen Tagen hat sich in den höchsten 
atn Kreisen ein Vorgang abgespielt, der nur 
hücken belannt geworden ist, aber offenbar 
arithan war, die deutsche Nation zu beun⸗ 
»Man wollte von einem beoabsichtigten 
des Reichskanzlers Fürst Bismarck wissen, 
darauf das Vorhandensein eines solchen 
zgesuches in Abrede, gab aber zu ver⸗ 
z eine projectirte fürstliche Heirath es 
en Bismarck leicht hätte unmöglich machen 
ie Verantwortung seines hohen Amtes 
ragen. Der Umstand, daß die „Noid⸗ 
lgem. Zeitung“, wenn auch keine eigenen 
der Affaire, so doch zur Orientirung 
die entsprechenden Artikel der „Köln. 
abdruckte, läßt darauf schließen, daß an 
xlegenheit etwas Wahres war, und wir 
q3 deßhalb für unsere Pflicht, auch- unsere 
wer die wahrscheinliche Natur dieser Affaire 
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Altxander von Battenberg, der frühere 
Bulgarien, soll, gestützt auf die Protektion 
mvon England, der Schwiegermutter 
caisers, die Absicht gehabt haben, um die 
Vicioriar von Preußen zu werben. Es 
mallerdings keine Menschen, auch keinem 
ad also auch Fürst Bismarck nicht, ein⸗ 
in, sich in solche Angelegenheiten des 
daiser · und preußischen Koönigshauses 
u wollen, aber die Töchter Kaiser Fried⸗ 
och keine gewöhnlichen Sterblichen, son⸗ 
ud Fürstinnen und zwar Prinzessinnen 
etenden, souveränen Fürstenhauses, einer 
onarchie. Es ist daher ganz naturgemäß, 
Heirath einer Prinzessin diefes regierenden 
uuses eine politische Seite hat und daß vor 
nener solchen Heirath, bez. Verlobung die 
Seite mit ihren möglichen Consequenzen 
utden muß. Alle Welt weiß es nun, 
inz von Battenberg, den die Gnade des 
wisers von Rußland auf den bulgarischen 
oben hatte, durch seinen Abfall von Ruͤß⸗ 
jetzigen Zaren in höchste Ungnade ge⸗ 
nd als der eigentliche Urheber der bul⸗ 
Virren 'angesehen wird, ob mit Recht 
edt sei dahingestellt, es andert dies nichis 
dseligen Auffassung der höchsten rus⸗ 
ise gegenüber dem Prinzen bon Batten- 
an könnten allerdings naive Politiker be⸗ 
za, der Prinz von Battenberg ist ja 
gehr Fürst von Bulgarien und will es 
wiedet werden, also kann es Rußland 
q sein, ob dieser Prinz eine preußische 
heirathet oder nichi. Solche Leute wür— 
wmn schwierige Natur des Verhältnisses 
zu Rußland verkennen, welches in 
Vundes, den Deutschland mit Oesterreich 
ien hat und in Folge fornwährender Ver. 
n. die sogar zu Nolenfälschungen ihre 
afl icht nahmen, derartig ist, daß nur 
jurüdhaltung Deurschlands und starke 
ner Neutralität in der hulgarischen