Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des könial. Amtsgerichts St. Ingbert 
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. Iugberter Zrtiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Freitags und Samstags mit acht 
⸗ — Bellage. Das Blatt ioftet vierteljährlich 1.4 60 H. einschließlich Tragerlohn; durch die Poft bezogen IAM 75 einschließlich 49 Zustellungsgebuhr. Die 
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Austunt ertheut, iß 8, Reklamen 80 . Bei Amaliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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Dienstag, 10. April 1888. 23. Jahrg. 
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372. 
Abonnements 
m bmal wöchentlich erscheinenden „St. Ing⸗ 
ser Anzeiger““ mit zwer Sseitigen illustrir- 
Hauahen für das I1. Quartal 1338 werden 
umen von den Postanstalten, den Postboten, 
ägern und der Expedition. 
eutisches Reich. 
Nainz, 9. April. Wie nachträglich bekannt 
pit sich dieser Tage der Erzbischof von 
popel auf der Rückreise von Rom nach 
ihen zum Besuch des Bischofs Haffner hier 
vten und ist von hier aus drei Mal in 
ndt gewesen, woselbst er mit dem Fürsten 
ander zusammentraf. Vorgeslern ist der 
uͤfof über Wien wieder abgereist. 
harlottenburg, 6. April. Dr. Mackenzie 
qt nach London; er wird seine silberne 
zet hier feiern. 
n Berliner Correspondent der „Straßb. Post“ 
dez. der Kanzlerkrisis: 
zerlin, 7. April. Auf Grund von Mit- 
agen, die ich für begründet anzusehen Ursache 
laube ich, daß die Angelegenheit im Augen⸗ 
xlatorisch behandelt wird, und zwar im Hin⸗ 
darauf, die der geplanten Verbindung ent⸗ 
tchenden Schwierigkeiten in einer Weise zu 
gen, die auch dem Reichskanzler gestatten würde, 
Bedenken gegen die Heirath aufzugeben. Wie 
diese Bemühungen von Erfolg sein werden, 
aeht nach meinen Erkundigungen zur Zeit noch 
taus nicht fest. Es ist also wohl möglich, daß 
deisis sich noch eine Zeit lang hinzieht, bis fie 
wdie eine oder andere Art ihr Ende erreicht. 
Ausland. 
jaris, 7. April. Gestern fand eine von 
Versonen besuchte Versammlung von Bou⸗ 
m in Dünkirchen (Departement du Nord) 
VBergoin entwarf ein Bild der parlamentar- 
Tbätigkeit in Frankreich seit Beginn dieses 
junderts und leitete daraus die beiden Haupt⸗ 
k des Programms Boulangers ab: Revision 
herfassung und Aufloͤsung der Kammer. La—⸗ 
ne entwarf ein Lebensbild Boulangers und 
ut seine Thätigkeit als Kriegsminister, enthüllte 
nicht die Ziele seines Programms. Er schloß 
den Worsen: „Boulanger wird zum Chef 
Armee proklamirt werden am Tage, wo unsere 
daten an der Ostgrenze stehen!“ Als Nadal, 
hot des „Phare de Dunkerque“, fragte, worin 
Verfassungsrevision bestehe, wurde er durch 
: „Nieder mit dem Opportunisten!“ unter⸗ 
en. Vergoin antwortete, Boulangers Pro⸗ 
inm sei klar genug und erfordere keine Erläuter- 
Darauf wurde in einer Tagesordnung Bou⸗ 
ur als „Repräsentant der heiligsten Interessen 
wteichz· und als Candidat im Departement 
od proklamirt. — Der „Matin“ meldet, in 
Sihung des Boulangistencomites zu Paris sei 
etnstlichen Streitigkeiten gekommen, weil Bou⸗ 
gegen den Rath Mayer's und Laguerre's 
uaisch weigerte, den Wählern Ausklärung 
an sein soziales und politisches Propramm zu 
uͤß — Graf Münster und Baron Mohrenheim 
* n morgen Paris. Der „Gaulois“ bringt 
— bdreise mit dem Ministerwechsel in Zusammen⸗ 
x und meldet, Baron Mohrenheim habe die 
Floquet und Goblet nicht empfangen, weil 
eden Vocbereitungen zu seiner Ahreise be— 
Paris, 9. April. Bei der engeren Wahl 
m Vepartement Aude wurde Ferroul (radical) ge—⸗ 
vählt. Derselbe übernahm von den Deputirten 
ꝛen Auftrag, die Wiedereinstellung Boulanger's 
n die Armeelisten zu beantragen. Die „Laterne“ 
agt, Boulanger erklärte gestern Abend, er würde 
die Wahl im Departement Dordogne nicht anneh⸗ 
nen, er wolle das Departement du Nord in der 
dammer vertreten. 
Paris, 9. April. In Perigueur Dordogne) 
vurden von 148,000 eingeschriebenen Wählern 
00,000 Stimmen abgegeben. Boulanger erhielt 
9500 Stimmen und ist also gewählt. 
London, 7. April. Es herrscht hier die 
Ansicht. daß Fürst Bismarck die politische Bedeu⸗ 
ung wirklicher Buͤndnisse überschätze. Die projek 
irte Heiraih zwischen dem Prinzen Alexander von 
zattenberg und einer Tochter des deutschen Kaisers 
ei eine reine Familien-Angelegenheit. Auch sei es 
autzlos, die trankhaften Empfindlichkeiten des Czaren 
urch übergroße Nachgiebigkeit schonen zu wollen. 
London, 9. April. Auf ein Ersuchen des 
Botschafters Malet erläßt der Lordmayor Londons 
—VV—— 
ür die Ueberschwemmten in Preußen und erklärt 
ich zur Annahme von Gaben bereit; in der Zu⸗ 
yrift an den Lordmayor bemerkt der Botschafter 
Fausende in England würden gewiß freudig bereit 
ein, gerade in dieser Zeit materielle Beweise ihrer 
Sympathie und Achtung für Deutschland zu geben. 
Dublin, 9. April. Die Versuche, trotz des 
Berbotes die Meetings abzuhalten, führten in den 
zrafschaften Clare und Cork zu Conflicten mit der 
ßolizei und dem Militär. In Longhrea zerstreute 
ie Polizei eine Menge von 4000 Personen, wobei 
urch Siockschläger 30 Personen verwundet wurden. 
In Macroom wurde die Polizei getäuscht und 
Norgens 6 Uhr außerhalb der Stadt das Meeting 
bgehalten; ein Nachmittags versuchtes Meeting 
nnerhalb der Siadt wurde von der Cavallerie und 
er Polizei zerstreut, auch hierbei wurden mehrere 
Zersonen verwundet. 
Wie man weiß, strebt Rußland bereits seit 
iniger Zeit besonders danach, in ein gutes Ein⸗ 
ernehmen mit der katholischen Kirche zu 
ommen. Wie nun dem Reuterschen Bureau aus 
Kkom gemeldet wird, herrscht dort die Ansicht, als 
ib die gegenwärtigen Verhandlungen zwischen Ruß— 
and und dem Vatican nicht allein die Regelung 
ser Stellung der Katholiken in Polen bezweckten, 
ondern vielmehr eine gewisse Sicherung des Ueber⸗ 
ewichtes russischen Einflusses auf beiden Seiten des 
Jalkans. Rußland würde bereit sein, weitgehende 
zugeständnisse in religiösen Fragen zu machen, um 
ine politischen Zwecke zu erreichen. Die Unter— 
andlungen werden unmittelbar zwischen dem Papst 
ind dem Zaren gepflogen, und der Prälat Mocenni 
st beauftragt worden, sich in einer vertraulichen 
Sendung des Papsftes nach Petersburg zu begeben. 
sind schon beide gestorben. Die Frau verschied am 
14. und der Mann am S5. April. 
— Landau, 6. April. Die Siener'sche Wirth 
chaft „Zum Kronprinz“ am Hauptbahnhof, sowie 
Bauplatz an der Ostbahnstraße erwarb bei der gestri⸗ 
gen Versteigerung die Brauerei. Gesellschaft ‚Zum 
Storchen“ in Speyer, und zwar das Haus für 
30.000 M. nud den Bauplatz für 15050 M. 
— Neustadt, 6. April. Durch den bekannten 
Artikel der „Neustadter Ztg.“, betreffs der Aeußer⸗ 
ing eines hiesigen Stadtrathes und Führers der 
»eutschfreisinnigen Partei, sah sich der Verwaltungs⸗ 
rath und die Redaktion der „Bztg. zu einer Er⸗ 
lärung veranlaßt in welcher die Reichstreue ihrer 
Partei betont und die Verantwortlichkeit für die 
⸗rwähnten Aeußerungen unter Mißbilligung des 
daraus hervorleuchtenden Geistes abgelehnt wird. 
diese rief wiederum eine Gegenerklärung des Herrn 
Louis Geisel hervor, der die obigen Aeußerungen 
nur ironisch gethan haben will und sich auf das 
entschiedensie gegen die Erklärung der „Bzig.“ ver⸗ 
vahrt, der nicht das Recht zustehe, im Namen der 
Parteileilung zu sprechen. 
— Neustadt. Der Stadtrath nahm einen 
—XVV0 
1000 Mark für Errichtung eines pfälzischen Denk 
nals fur Kaiser Wilhelm unter der Bedingung 
ewilligen möge, daß dasselbe auf eine der Neustadt 
imgebenden Höhen gesetzt werde. J 
— Speher, 7. Äpril. Der neuernannte kgl. 
Zeminar⸗Inspektor Dr. Geistbeck ist hier einge⸗ 
roffen. Nachdem am verflossenen Donnerstag die 
Auslieferung des Inventars in Gegenwart eines 
igl. Regierungskommissärs erfolgt war, fand gestern 
Zormitiag die Einführung des genannten Herrn 
Zeminar Vorstandes durch den kgl. Regierungsrath 
ind Kreisschulreferenten Herrn Geib statt. 
— Speyer, 8. April. Vom Tode des 
xrtrinkens errettet. Heute Nachmittag h! /2 Uhr 
iel ein junger Mensch von 17 Jahren, Namens 
Wilhelm Knöll aus Hagenbach, Dienstknecht bei 
Wendelin Hutter hier, der sich mit Fischangeln im 
Rheine beschäftigte, an der Ausmündung des 
Speyerbaches von dem sehr steilen Rollufer ab in 
das Wasser und wurde von dem starken Strome 
des Speherbaches 30 Meter in den Rhein getragen. 
Auf die Hilferufe der am Ufer Stehenden eilten 
die drei Brüder Herren Niemand, Badeanstalt⸗ 
besitzer hier, sofort zu Hilfe, indem die beiden 
Brüder Wilhelm und Friedrich sich während des 
daufens ihter Ueberzieher und Röcke entledigten, 
)em Ufer entlang, stürzten sich in den Rhein und 
entrissen den schon unter dem Wasser nur die Hände 
noch Emporhaltenden, dem sicheren Tode des Er⸗ 
rinkens, waͤhrend der drine Bruder Georg, die 
sroße Gefahr für seine Brüder erkennend, rasch 
einen Grönländer in das Wasser setzte und den 
so Bedrängten nachfuhr. Unmittelbar nach dem 
Mittagessen in vollsiändiger Sonntagskleidung. bei 
nur 4 Grad Wassertemperatur, mit Hintansetzung 
der Sorge für die eigene Gesundheit, sein Leben 
ur seinen Nebenmenschen in die Schanze schlagen, 
kann nur als höchster Grad menschlicher Nächsten⸗ 
liebe betrachtet werden. Deshalb alle Ehre den 
wackeren Brüdern Wilbelm, Friedrich und Georg 
siemand. (Sp. Ztg.) 
— Großkarlbach, 6. April. Von hier 
ind leider 2 Selbstmorde zu berichten; sie betreffen 
zeide zwei ehrenwerthe, geachtete Männer. Die 
Selbstmorde können nur in Geistesumnachtung 
zeschehen sein. Der Eine der Betreffenden ist der 
A 
okale und pfälzieche Nachrichten. 
* St. Ingbert, 10. Ypril. Am südlichen 
immel steht gegenwärtig ein Ko met; er befindet 
ch im Sternbilde des Steinbocks und ist gegen 
Ubend mit bloßem Auge sichtbar. Die Bewegung 
jeses Weltallbammlers ist sehr schnell, sein Glanz 
ein großer; seine guten oder bösen Eigenschaften 
ind unbekannt. 
— Klingenmünster, 6. April. (Im Tode 
»ereint.) Die Eheleute Zangmeister dahier, welche 
gr einjgen Tagen ihre aqoldene Hochzeit feierten,.