Full text: St. Ingberter Anzeiger

a789 bestanden. Der Bau der Baslille ist bereits 
vslendet. Die Galerien der Ausstellung sind zum 
oßen Theile schon errichtet und eingedeckt; für 
Bou' der Maschinenhalle, deren Dachstuhl 
in Meisterstück der Eisentonstruktion sein wird, 
rden die eimelnen Konstruktionstheile bereits her · 
westellt. 
p Die Pariser Gesellschaft hat eine neue 
ctravaaanz gezeitigt. Die Herzogin von Uzes 
Meranstaltet nümlich in den nächsten Tagen ein 
anz eigenartiges Fest. Dasselbe soll ein Kostüm⸗ 
st ein, auf dem aber nur das schöne Geschlecht 
n historischen, der Geschichte des Theaters entlehn- 
in Kostümen erscheinen soll, während den einge⸗ 
denen Herren der schwarze Frack vorgeschrieben 
. Es durfte allerdings einen eigenartigen Anblick 
hewähren, Kleopatra oder Selika — das letztere, 
bas leichte Kostüm soll die schöne Herzogin ge⸗ 
dhählt haben — mit einem schwarzbefrackten Salon- 
uropäer einen Walzer tanzen zu sehen. 
nin Französischer Cognac. Ueber Be⸗ 
cügereien im franzoͤsischen Cognac⸗Handel hat die 
Inglische Regierung ein Blaubuch herausgegeben, 
asborin sich nachstehender Bericht des Konsuls in 
a Rochelle befindet: „Reiner Cognac ist sehr 
uelten geworden, und der Cognac, der verkauft 
abird, ist meist mit Runkelrüben⸗ oder billigem 
ibeutschen Spiritus vermischt. Sehr oft wird 
etzterer ohne alle Zuthat als Cognac verkauft. 
Dies wird hier allgemein verstanden, und das 
Publikum weiß, was es kauft, und es kann sich 
un Acht nehmen; es ist jedoch zu meiner Kenntniß 
jelangt, daß ausgedehnte Betrügereien verübt wer⸗ 
pen auf Kosten englischer Käufer von französischem 
Wognac, die nicht so viel darüber wissen, indem 
in aus Kartoffeln fabrizirter deutscher Branntwein ge⸗ 
pöhnlicher Art als Eognac aus Frankreich nach 
KEngland hinübergesandt wird. Würde dieser Stoff 
wpirekt von Deutschland nach England gesandt, so 
purde er beargwohnt werden, und darum wird 
er Betrug in folgender Weise ausgeführt: Eine 
m Cognacgeschäft in London engagirte franzöͤsische 
girma hat ein Zweighaus oder vielleicht einen 
Jgenten in Hamburg oder irgend einem anderen 
pervorragenden Spiritusplatze. Der Spiritus wird 
icht direkt nach England gesendet, sondern gelangt 
nach Bordeaux oder irgend einem anderen franzö⸗ 
ischen Seehafen in seinem gehörigen Charakter und 
ugenscheinlich für den Consum in Frankreich be⸗ 
uimmt, allein in Wirklichkeit zu dem Zweck, seinen 
Irsprung zu verheimlichen. Nachdem er kürzere 
»der laͤngere Zeit gelagert, geht er nach irgend 
inem Hafen, der als Exporthafen für Cognac be⸗ 
annt ist, von da als Coqnac an das Londoner 
paus.“ 
Frankreich ist gerettet! Der neue 
anzoösische Kriegsminister hat die Maßregeln seiner 
zorgänger über die Landesvertheidigung gutgeheißen, 
aird jedoch mehrere, namentlich die die Cadres be⸗ 
reffenden Bestimmungen abändern. Auch in der 
inst so breitspurig behandelten Bartfrage ist Logerot 
inderer Ansicht als seine Vorganger. Boulanger 
atte für die Mannschaften den Vollbart vorge— 
gehrieben und deu Offizieren Bartfreiheit bewilligt. 
Ferron verkündete Bartffreiheit für Offiziere sowohl' 
oie für Mannschaften. Logerot endlich gestattet 
Offizieren wie Manschaften nur das Tragen von 
Schnurr⸗ und Knebelbaärten. Drei Köpfe und drei 
verschiedene Bärte! 
f Für die ersten Kinder des Jahres 
4388. Das pädpstliche Jubiläumskomite in Rom 
macht bekannt, daß es allen Kindern (in Rom 
rämlide!), die am 1. Jänner, das heißt von Sams⸗ 
iag 12 Uhr Nachts bis Sonntag 12 Uhr Nachts, 
das Licht der Welt erblickt haben und die, wenn 
ie Knaben sind, auf den Namen Leo, und wenn 
ie Mädchen sind, auf den Namen Leonida getauft 
werden, ein Sparkassabuch mit einer Einlage von 
hundert Lire zum Geschenke machen wird. Die 
obezüglichen Gesuche mit den nöthigen Zeugnissen 
nd an das genannte Komite nach Rom zu richten. 
4 Rom. Fürst Colonna überschickte dem Papste 
durch seinen Haushofmeister Enrico Donati einen 
ostbaren Edelstein als Jubilaums-Geschenk. In 
adem Augenblicke, als sich Donati seiner Mission 
entledigen wollte, stürzte er, vom Schlage getroffen, 
vor dem päpstlichen Throne todt zusammen. Der 
Papst war infoige dieses Ereignisses schwer er—⸗ 
atiffen. 
7 San Remo. Mit dem Abendzuge am 
ꝰonntage trafen in Begleitung eines Couriers des 
»ei. Raths v. Bleichröder und eines russischen 
Fischers drei prächtige Exemplare lebender Sterlets 
in, das übliche Neujahrsgeschenk des Herrn v. 
gleichtröder aus Berlin für den Kronprinzen. Die 
Fische stammen aus Archangel und sind am 27. 
Dezember von Petersburg gleichzeitig mit den für 
en deutschen Kaiser bestimmten Prachtexemplaren 
ibgegangen. Nur dadurch, daß alle 5 bis 6 
Stunden auf den Eisenbahnfstationen der Fischbe⸗ 
zälter mit vorher telegraphisch bestelltem Flußwasser 
zefüllt wurde, ist es gelungen, die Fische lebend 
an ihren Bestimmungsort zu bringen. 
F Konstantinopel, 5. Jan. Während 
ines furchtbaren Starmes im Schwarzen Meere 
scheiterte am 29. Dezember der „D. News“ zu⸗ 
'slge dee englische Dampfer, Maude“ don Whitber. 
Von der Mannschaft ertranken 6 beim Untergange 
des Dampfers, während 12 andere sich in ein 
yffenes Boot retten konnten. Von diesen starben 
doch in Folge der Kälte und Erschöpfung 6, 
inschließlich des Kapitäns und nur 6 Personen 
onnten, nachdem sie 3 Tage in dem Boote umher⸗ 
getrieben waren, von einem griechischen Schiffe 
uufgenommen werden. 
F London, 6. Jan. Die Feierlichkeit der 
Leberführung der Asche Napoleons III. und des 
aiserlichen Prinzen ist nun endgiltig durch die 
ẽrxkaiserin Eugenie bestimmt worden. Die Ueber⸗ 
uhrung wird am Montag, 9. Januar, dem Todes⸗ 
age Napoleons II., stattfinden. Eine Messe wird 
zierbei durch Msgr. Godaid celebrirt werden. Auf 
den Bahnhöfen Chislehurst und Farnborough wer⸗ 
den die Särge auf Geschüßlafetten transportirt 
verden. Die Exkaiserin wird weder der Ceremonie 
in Cheslehurst noch derjenigen in Farnborough 
eiwohnen. 
PNew⸗York, 5. Jan. In Carondelet (St. 
rouis) kam es bei der Neujahrsfeier zu einem 
utigen Handgemenge zwischen zweihundert 
chwarzen und weißen Soldaten. Reiterei mußte 
chließůch aufgebbten werden, um Ruhe zu schaffen. 
hzundert Soldaten wurden verwundet, davon drei 
ebensgefährlich. 
pNew⸗York, 6. Jan. In Macon (Ge⸗ 
rgia) spielte sich am Weihnachtstage eine gräß⸗ 
iche Scene ab. Ein Mann, Namens Reid. zankte 
ich mit seiner Frau und ermordete sie. Hierauf 
ödtete er seine 6 jungen Kinder im Alter von 2 
zis 12 Jahren und steckte sodann das Haus in 
zrand, so daß die Leichen fast gänzlich verbrannten. 
tach Verübung dieses Verbrechens schnitt er sich 
nie Kehle ab und sprang in einen Brunnen, wo 
er ertrank. Man glaubt, daß er geisteszerrüttet war. 
Fabelhafter Bau. Einer jener eng⸗ 
ischen Millionäre, welche noch die Phantasie auf 
em Gebiete des Mammons zu Ehren bringen, ist 
setzt in Guanajato (in Mexiko) dabei, einen Palast 
u bauen, der an Originalität alle Palastbauten 
der Erde überragen soll, auch wörtlich überragen 
vird, denn er soll 100 Meter hoch werden. Weit 
usgedehnte Gärten, den hängenden Gärten des 
Zemiramis nachgebildet, sollen ihn umgeben, ein 
iesiger Fahrstuhl sell zu ihnen hinaufführen. — 
Mr. Fay, so heißt der phantasiereiche Millionär, 
jält es für nöthig, in dieser Höhe zu leben, um 
den „Mikroben“ zu entgehen, welche die Atmosphäre 
der großen Städte anfüllen. Dieser luftige Palast 
vird nach der märchenhaften babylonischen Königin 
Semiramis⸗Bau“ genannt werden. Das Origi⸗ 
tellste aber an der Idee ist. daß der phantastische 
Zalast, der von Pfeilern aus massivem Eisen ge— 
ragen, im Innern in sehr moderner Weise aus 
— Papp-Mache hergestellt werden soll. 
FBesondere Musikliebhaberei. Der 
xmir von Afghanistan, ein großer Bewunderer der 
hottischen Sackpfeifen, hatte 200 Stück von diesem 
nusikalischen Marterinstrument bestellt. „Was nützen 
iber“, fragt die „Liverpool Post“, die Pfeifen 
ohne die Pfeifer? Hier bietet sich eine Gelegen- 
seit zur Beschäftigung für jeden Schotten, der sich 
n übler Lage befindet, zumal man in Kabul wobl 
uicht besonders eigen ist, wenn nur viel Getöse entsteht.“ 
F Postfrachtstücke können von jetzt ab ohne 
ind mit Werthangabe nach den afiatischen und 
ustralischen Anlaufhäfen der Reichs-Postdampfer- 
inien auch auf dem Wege über Genuaga oder Brin⸗ 
usi abgesandt werden. Die Sendungen müssen in 
er Aufschrift, außer mit der Bezeichnung des 
zßmpfängers und des Bestimmungsoris, mit dem 
zermerk: „Durch Vermittelung der Postdampfschiffs⸗ 
Igentur des Norddeutschen Lloyd in Genua!“ (bez. 
Brindisi“, je nach der Wahl des Absenders) ver⸗ 
⸗hen sein.“ Das Porto hbis GKenna bei. Rrindiß 
st vom Absender vorauszubezahlen; die Kosten für 
zie Weiterbeförderung und die sonst etwa entstehen⸗ 
en Gebühren werden nachträglich vom Absender 
ingezogen. 
Ein vorsichtiger Jäger. Ein Sonn⸗ 
sagsjäger schießt auf 18 Schritt Entfernung nach 
ꝛinem Hasen und fehlt ihn. Spöttisch ruft ihm 
ein Stadinachbar zu: „Sie wollten vermuthlich erst 
sehen, wie der Hase läuft!“ 
4 Lacheln Sie“, sagte ein Amerikanischer Pho⸗ 
sograph zu einem jungen Manne, welcher sich dem 
Apparat gegenüber befand. Der junge Mann that, 
vie ihm besohlen, der Photograph aber war nicht 
zefried igt, sondern rief: „Lächeln Sie etwas 
nehr!“ „Das würde nicht recht passen“, ant⸗ 
vortete der junge Mann, „denn das Bild ist für 
meinen Vetter Jakos bestimmt der im Gefängniß 
itzt und morgen gehängt wird.“ 
emein Biges. 
Feuer⸗Schutzmasse. Um Gewebe, Holz 
und andere entzündliche Gegenstände feuersicher zu 
nachen, empfiehlt „La Nalure“ borwolframsaure 
Soda, ein Salz, welches, wie besagte Zeitschrift 
zehauptet, für diesen Zweck noch nicht zur An⸗ 
vendung gekommen ist. Es wird bergestellt durch 
Lösen von Borsäure in einer heißen Lösung von 
volframsaurer Soda. Gegenstände, weiche mit 
ieser Loͤsung imprägnirt worden, sind unentzünd⸗ 
ich. Das genannte Salz soll auch werthvolle anti⸗ 
eptische Eigenschaften haben und mit Erfolg gegen 
iphtheritis und als Wundarznei verwendbar sein. 
die Lösung hat einen bitteren Geschmack. 
Dienstesnachrichten. 
Die prot. Lehrrestelle zu Herschweiler-Petters 
Jdeim wurde dem Aushülfslehrer in Unterscherrn 
3.2A. Ingolstadt, Karl Baumbach, mit Wirkung 
„om 1. Febr. an verliehen. — Versetzt wurde der 
nterimist. Verweser von Hüffler, August Treber, 
n gleicher Eigenschaft nach Liebsthal, mit Wirkung 
»om 9. Jan. an.— 
Der geprüfte Rechtspraktikant Amtsanwalt 
hustav Hilgard in Kaiserslautern wurde zum 
Sekretär dei dem k. Landgerichte Kaiserslautern er⸗ 
iannt. 
Bezirksgeometer Flach in Kandel wurde auf 
Ansuchen nach Forchheim versekt und dem geprüften 
heometer Pfleger in Viechtach der Messungsbezirk 
dandel verliehen. 
Neueste Nachrichten. 
Berlin, 9. Jan. Der „Reichsanzeiger“ 
chreibt, daß die katarrhalischen Erscheinungen bei 
»em Kaiser noch fortbestehen und die Nothwendig— 
eit weiterer Schonung hervorrufen. 
Die „Kreuzzeitung“ weist darauf hin, daß 
Rußland notorisch weitere Divisionen gegen Westen 
vorschiebe. Die militärische Situation sei nicht 
ainders geworden. 
Berlin, 8. Jan. Der „Köln. Zig.“ wird 
vus San Remo unterm heutigen gemeldet: Präch- 
iges, sonniges Wetter. Der Kronprinz befindet 
ich wohl und in heiterer Stimmung. Zahlreiche 
Spaziergänger, die ihm gestern auf zwei Ausgängen 
degegnesen, nahmen erfreut seine elastischen Beweg⸗ 
ungen und sein gesundes Aussehen wahr. 
Berliu, 9 Jan. Den „Posener Nachrichten“ 
ufolge hat Erzbischof Dindec, den Geistlichen 
einer Diözese verboten an öffentlichen Volksver- 
immlunen tbeilzunehmen. — 
rür die seedennmoentich: F. X. Demetz. 
Fin unrrügliches Anzeichen des sittuchen 
Verfalles eines Volkes ist es, wenn innerhalb desselben 
ine gewisse Schmutzlitteratur ungeheure Erfolge erzielt, 
vie dies jenseits des Rheines von Jahr zu Jahr mehr der 
Fall ist. Als das Zeichen einer gesunden Volksseele da— 
Jegen müssen wir es betrachten, wenn einer edlen Unter⸗ 
Jaltungslitteratur in Stadt und Land die Thüren offen 
lbehen. So freuen wir uns, feststellen zu können, daß eine 
eutsche Zeitschrift, „Schorers Familienblatt“, das wie 
venig andre bestrebt ist, dem Guten, Schönen und Wahren 
u dienen, immer mehr sich die Sympathien des deutschen 
Folkes erobert und immer mehr an Boden gewinni. Wir 
nachen unsre Lefer darum jetzt wiederum auf diese treffliche, 
eich illustrierte Zeitschrift aufmerksam, deren Progranm 
ur 1888 in sehr reichhaltiges und intereffantes ist. Ueber⸗ 
ies hat jeder Jahrcsabonnent des genannten —A 
inen großen Vortheil, indem er das bekannte reich illu⸗ 
irierte eigenartige Prachtwerk: .Aus Sturm und Not“ 
latt jür 2 Mi. nur für 1 Mk. gebunden beziehen kann 
in der That eine guͤnsftige Gelegenheit, sich ein prächtiges 
Zuch anzuschaffen. Hervotzuheben ist noch, daß der neue 
Fahrgang mit dem Roman Aschendrbdel“ beginnt, dessen 
Zerfasser, H. Schobert, durch jsein „Kind der Straße“ 
nc zineinem großen Liebling des deutschen Volkes ge— 
noarden *.