Full text: St. Ingberter Anzeiger

ür transatlantische Mittheilungen 
p — Berlin wird voraus⸗ 
— — die weite europäische Stadt sein, welche 
A * Hhonographen zu sehen und hören Ge⸗ 
den hot. Unter Zugrundelegung des phono⸗ 
—586 — Hrinzips werden in Boston jetzt spre⸗ 
gase Ingefertigt, die nicht nur Mama 
—5 — lallen, sondern kleine, abgerundete Sätz · 
und hichen. Die Puppen führen in ihrem Körper 
then sogenanntes Phonogramm, das durch Druck 
—3 in Tyhätigkeit gesetzt wird und 
9 Gegensatz zum Phonographen, im ganzen 
Niner derehmbate menschliche Laute zu Tage 
sonttargard in Pommern, 18. April. 
Die Auswanderung aus Pommern nach Amerika 
Himnt in diesem Jahre größere Dimenfionen an. 
nuch durchziehen ganze Massen die Provinz. und 
n auch aus unserer Nähe viele Arbeiter und 
— bereits fort, so daß daran Mangel ent⸗ 
siht und fremde Schnitter herangezogen werden 
üssen. 
usc ubed, 17. April. Die Postbesdrderung 
oon hier nach Danemarc, Schweden und Norwegen 
s heute wieder eroͤffnet. 
dn f ,Bömanel⸗ und »Deuteles“. So— 
en erschien in Wien eine neue Zeitschrift Zi 
plik“, zu deutsch „Rund um die Welt“, Or⸗ 
in fur Volopükisten und Solche, die es werden 
ullen. Die Chefredaction führt Professor Dr. 
deeret. Das neue Blatt, das die merkwürdige 
uͤbreitung des Schleyer'schen Weltsprache ⸗Ge⸗ 
eng bezeugt, ist sehr reichhaltig und bietet 
denen, die sich für Volapük interessiren, Gelegen⸗ 
süt, die Geheimnisse dieses Idioms kennen zu lernen. 
der vorliegenden ersten Nummer besingt eine 
chterin die Vorzuge des Volapuk und reimt unter 
derm: 
‚Wie wunderschön wird's sein hienieden, 
herstehst erft Jeder Volapük. 
der Deutsche und Böhme schließen Frieden, 
Gestiftet ist das Völkerglück. 
n der „Weltsprache“ lauten die Verse wie folgt: 
„Lio lejönik oibinos obes, 
If volapũükxi alix osevom 
Bömanel obalomok Deuteles 
P popaslaàh tenalik ovedom.“ 
AUns haben von dieser Uebertragung die Aus— 
n „Bömänel“ und Deutéles? am besten 
gefallen. 
(Schädigung des Gemswildstan⸗ 
es durch Lawinen.) Die vielen Lawinen 
T Frühlings haben den reichen Gemswildstand 
in Oberkrnthen, besonders im Gailthale gegen die 
Möden, arg gelichtet. Es soll traurig anzusehen 
ewesen sein, wie die armen Thiere sich gegen die 
Wucht des anprallenden Schnees nicht zu erhalten 
termochten und in ganzen Rudeln demselben zum 
dyfer fielen. Viele wurden auch in die Bäche ge- 
chleudert, wo sie ertranken. 
7 Bordeagur, 18. April. Ein Meuterei⸗ 
Versuch fiel gestern im Fort von Hasvor: in Folge 
eines Streites zwischen einem Häftling und einem 
Vachwosten brachte der Letztere dem Ersteren mit 
dem Bajonett eine Verwundung an der Weiche bei. 
die Kameraden des Gefangenen protestirten und 
nusen fich auf die Wächtler, die sich zur Wehr 
Vr bis der Posten benachrichtigt worden war. 
en Erscheinen der Soldaten beruhigten sich die 
Ane und man hielt den Zwischenfall für be⸗ 
igt; allein des Abends versuchten die Gefange⸗ 
mit —W von gewissen Werkzeugen, die fich 
n Schlafsälen befanden, die Thüren zu er⸗ 
en, brachten dies aber nicht zu Wege. Von 
nun lonnte man inmitten des Laͤrms der Gefange⸗ 
ne boulangistischen Refrains und die Rufe: 
y er mit Carnot!“ hören. Gegen Mitternacht 
8 igten sich die ermüdeten und erschöpften Meu⸗ 
—5 der Posten des Gefängnisses wurde zut 
qht verdoppelt. 
I Rothschilds ist man vorsich- 
— Baron Alphons von Rothschild in Paris 
en t 40.000 Franks Mahagoni⸗Kisten anfertigen 
88 e genau zu den einzelnen Bilder seiner 
ollen Gemaldesammlung passen. Dieselben 
* sit einem Speicher aufbewahrt für den Fall 
Agn einmal eine Fortschaffung der Kunstschätze 
ch nöthig machen sollte. () 
388 Mitarbeiter der „Debats“, welcher die 
r; „Wie ist der Boulangismus entstanden ?. 
Whe em Kriegsschauplatze“ des Norddepartements 
hat, macht dieseldͤe zum Gegenstande einer 
nih 
len 
n. 
—IIM 
‚ängeren Eroöͤrterung, der wir folgende Sätze ent⸗ 
nehmen: .... Mir steht vor den Augen noch 
ein Chausseewärter, der mir im vorigen Jahre an 
der Grenze im Wasgau einen Grenzstein zeigte und 
iagte, Bismarck habe denselben ein Stück weiter 
nach Frankreich hineinrücken wollen Boulanger 
aber habe befohlen: „An den Stein wird nicht 
zJerührt!“ Und Bismarck habe nicht daran zu 
rühren gewagt! Die Flamme der Begeisterung, 
die ich in den Augen dieses braven Mannes lodern 
sah, gewahrte ich jetzt in den Blicken der Arbeiter 
und Bauern des Norddepartements. Als diese 
Leute hörten, daß der General den „Schwätzern“ 
Fehde angesagt hatte, erkannten sie alle in ihm den 
Mann, den sie brauchten. Er allein, so meinten 
sie, könnte die Krisis abstellen, den Nörgeleien der 
Berwaltung ein Ende machen, Deutschland ein⸗ 
chüchtern, Reformen vornehmen und allen insge— 
amt die Ruhe geben, das Ideal des Landvolks 
Was sie Boulanger nennen, ist keine Perfönlichkeit, 
ondern die Gesamtheit ihrer Wünsche, ihr ver⸗ 
chwommenes Ideal, ihr Glaube, den sie verloren 
und nun wiederfassen, weil sie chne ihn nicht leben 
önnen. Deßhalb sind auch alle Zeitungsartikel 
und Reden umsonst. Von einer auf Verstandes- 
zründen beruhenden Meinung kann man jemanden 
ibbringen, niemals aber von einem instinktiven 
Blauben oder einer Empfindung. Der Boulangis- 
nus ist die Religion der Einfältigen. Erklärt man 
diesen Leuten die Aussicht auf Diktatur, auf Krieg 
unier Leitung eines mittelmaßigen Feldherrn, auf 
stiederlagen, Anarchie, vielleicht selbst auf Vernich⸗ 
iung des Vaterlandes, so lächeln sie und sagen 
ein Wort. In ihren Augen aber liest man: „Das 
illes ist ja auch nur Geschwätß. Man hat uns 
chon so viel weis gemacht! Ich weiß aber, was 
pahr ist: Boulanger macht schon alles zum besten.“ 
dies Volk ist eben im Glauben selig. 
F Der Krieg gegen die Fremdwörter 
oll nun auch im Gebiete der Berliner Stadtver 
valtung geführt werden. Die Stadtverordneten 
Wieck und Genossen haben bei der Stadwerord- 
jetenversammlung beantragt, zu beschließen, daß in 
zukunft in den von ihr ausgehenden Schrift und 
drucksachen der Gebrauch von Fremdwörtern, für 
velche bezeichnende deutsche Ausdrücke vorhanden 
ind, moͤglichst vermieden und der Magistrat ersucht 
verde, auch seinerseits einen gleichen Beschluß zu 
assen. 
'Sehr verheirathet. Aus New-Yorh 
vird gemeldet: In Findlay, O., ist Dr. James 
M. Chaplin auf die Anklage arretirt worden, sich 
n einem Zeitraum von nur wenigen Jahren ell 
Mal verheirathet zu haben. Der „Mormonerich“ 
jat, als er hörte. daßt die sämtlichen Gattinner. 
vor Gericht als Zeugen gegen ihn auftreten woll⸗ 
— 
auf die Anklage der Bigamie schuldig erklärt hat. 
um keinen Prozeß bestehen zu brauchen. 
—A 
Sekretariatsgehilfe Michael Schönlaub in 
St. Ingbert wurde auf Ansuchen auf die bei 
dem igl. Amtsgerichte Edenkoben erledigte Stelle 
des Sekretariatsgehilfen versetzt und Sekretariats- 
idspirant Johann Adam Stroh von Kaiserslautern 
um Sekretariatsgehilfen bei dem kgl. Amtsgerichte 
S5t. Ingbert aufgestellt. 
Ernaunt wurden: Der protesti. interim. Ver⸗ 
veser Schuldienstexspectant Ph. Britzius in Eulen ⸗ 
dis zum Lehrer, der protest. Schulverweser H. Klein 
in Grethen zum Lehrer in Schweisweiler, der kathol. 
Schulverweser A. Kempf in Ormesheim zum Lehrer 
in Erfenbach, der protest. Schulverweser F. Schnell 
in Eisenbetg zum Lehrer. 
Schulberweser August Gehm in Queichheim ist 
hom 1. Mai 1888 an zum prot. Schullehrer in 
Minfeld ernannt und die interim. Verwesung der 
rot. Schulvetweserstelle zu Queichheim dem Schul⸗ 
diensterspektanten Philipp Kaiser in Frankentbal 
abertragen. 
Der ärar. Waldaufseher A. Klemm, zur Zeit 
Perweser des Foͤrsterpostens zu Rodalben, wurde 
in gleicher Diensteseigenschaft auf den erledigten 
Waldwärterposten zu Mölschbach, Forstamis Tripp 
stadt, versetzt. 
Der ptot. Schulver weser Ludwig Thom in 
Herschberg ist vom ersten Mai 1888 ab zum Lehrer 
an der prot. Schule in Saalstadt ernannt. 
Capian Kuhn von Kirchheimbolanden wurde 
Pfarrverweser nach Rülzheim ernaunt. 
die interim. Verwesung der durch die Beförder— 
ung des Lehrers Maurer nach Hornbach erledigten 
prot. Lehrerstelle zu Heltersberg wurde dem interim 
Verweser an der protest. Schule in Hornbach 
Hermann Luttinger, vom 1. Mai 1888 an über⸗ 
tragen. 
Dem Regierungsassessor der kal. Regierung 
Lammer des Innern der Pfalz, kgl. Bezirksamt⸗ 
mann Chr. Gräf wurde die erbetene Entlassung 
aus dem bayerischen Staatsdienste behufs des Ueber⸗ 
triuts in den Reichsdienst bewilligt. 
Gymnasialprofessor Netzle in Landau ward auf 
Ansuchen wegen Krankheit dauernd pensionirt, 
Stuͤdienlehrer Thielmann in Speyer zum Gymnasial⸗ 
professor in Landau befördert und Studienlehrer. 
Jungwirth von Dürkheim auf Ansuchen nach Speier 
versetzt. 
Sterbefälle. 
Gestorben: In Frankenthal Frau Lina Koester, 
Wwen, geb. Nieper, in Neustadt aH. Marie Haag, 
in Kaiserslautern Heinrich Uebel, 79 J. a. in 
Friesenheim Valentin Wink, 44 J. a., in Haßloch 
Herr Philipp Jacob Frey, 78 J. a., in Zwei⸗ 
Frücken Elise Mugler, geb. Remplein, 24 J. a. 
Telegra ijcher Chiffsbericht 
der „Red Star Linie“, Antwerpen. 
New-York, 18. April. — Der Postdampfer 
Westernland' der „Red Star Linie“, ist von 
Antwerpen heute wohlbehalten hier angekommen. 
Neueste Nachrichten. 
München, 19. April. Die Kammer nahm 
mit Mehrheit den Ausschußantrag auf Kassirung 
der Füriher Wahl des Demokraten Evora an. 
München, 19. April. Die Kamme: über⸗ 
wies die Petitionen wegen Legung doppelter Ge⸗ 
leise und Hafenanlagen bei Würzburg-Gemünden 
an die Regierung zur Erwägung. Der Eisenbahn⸗ 
minister ͤußerte, daß er eine provisorische Hafen- 
anlage bei Würzburg zur Erhaltung des Holzhan · 
dels für nothwendig halte. — Sonnabend findet 
die letzte Kammersitzung statt. 
Berlin, 19. Aptil, 6 Uhr 26 Min. nachm. 
Aus Charlottenburg wird berichtet, daß die 
von den Aerzten heute vorgenommene Unter such— 
ung der Lungen des Kaisers zu dem 
Nachweise eines krankhaften Processes in denselben 
nicht geführt hat. Nach der Annahme in den 
hiesigen ärztlichen Kreisen soll bei der ganzen Krank⸗ 
heitslage des Kaisers durch Auscultation und 
ßercussion der Lungen ein krankhafter Zustand 
zerselben nicht nachzuweisen sein, aber gegen Abend 
und Nacht trat verhältvismäßige Besserung ein. 
Das Fieber war etwas nied riger, der Gesanitzu⸗ 
stand defriedigender als gestern Abend. Der Kron— 
»ränz blieb nachts in Berlin und begab sich um 
8 Uhr zur Truppenbesichtigung nach dem Tempel ⸗ 
hofer Felde. 
Berlin, 19. April. (Abgeordnetenhaus). 
Die Nothstandsvorlage wurde nach dem Referat 
des Abg. v. Minnigerode in Zweiter Lesung ange⸗ 
nommen. 
Paris, 19. April. Boulanger's Eintritt in 
die Kammer erfolgte ohne jeden Zwischenfall; nach⸗ 
dem er auf der obersten Bank der äußersten Linken 
Platz genommen hatte, wurde er von seinem halben 
Duhend Getreuer begrüßt. Die Einstimmigkeit 
allet republikanischen Fractionen für ein Vertrauens⸗ 
potum zu Gunsten der Regierung ist gesichert. 
Floquet's Auftreten machte den besten Eindruck. 
Die polizeilichen Maßregeln bewähren sich bis jetzt 
vorzüglich. Die ganze Umgebung der Kammer 
wurde gesäubert. Der vom Concordienplatze zum 
Palais Bourbon führende Pont Royal wurde ab⸗ 
jesperrt. In den Kasernen am Quai d'Orssay und 
in der Rue de Babhylone sind Truppen consignirt; 
im Industrie-Palast und im Invaliden-Hotel sind 
gleichfalls Truppen aufgestellt, während die Um⸗ 
gebung der Deputirtenkammer von zahlreicher Schutz- 
mannschaft besetzt ist. Der Concordienpiatz und die 
Terrassen des Tuileriengartens sind von einer wohl 
10 00 Personen zählenden Menschenmenge ange⸗ 
füllt, welche den Schluß der Sitzung erwartet. 
Moskau, 19. April. Die Moskauer Zeitung 
sagt, Rußland habe großes Interesse daran, daß 
Frankreich start sei; wer es stark mache, sei ihm 
gleichgültig zu erfahren. 
Protestantischer Gottesdienst. 
Iptan 22. April /210 Uhr vorm. Text: 
Philipper 2, 8-11. 
Lied: Nr. 14, 280, 228. 
Nachm. 2 Uhr Christenlehre. 
Fur die Redaktnion veranwortlich: F. X. Demez