— Frankenthal. Wie der „Pf.“ Kr.“
aus zuverlässigger Quelle erfährt, hat die bestens
bekannte Frankenthaler Schnellpressenfabrik Albert
u. Cie in Warschau ein seit längerer Zeit bestehen⸗
des und mit den neuesten Einrichtungen versehenes
Fabrik Etablissement käuflich erworben, um daselbst
Schnellprefsjen für Rußland zu bauen.
Rußland gerade ist schon seit langer Zeit
Absatzgebiet für genannte Firma, durch Fabrikation
am Platz wird der bedeutende Eingangszoli, welcher
in Rußland auf der Waare ruht, gespart, wodurch
die Konkurrenz wesentlich erleichter wird. Von
dem Frankenthaler Geschäft genannter Firma gehen
Monteure und Arbeiter in genügender Zahl nach
der Warschauer Zweigniederlassung. Im Interesse
deutscher Industrie rufen wir dem Unternehmen
ein herzliches „Glück auf!“ zu.
Jermischtes. p
fFReichsgerichts-Erkenntniß. Ist bei
der Herstellung von Butter ein den normalen Pro⸗
jentsatz von Wasser übersteigendes Quantum von
Wasser in der Butter gelassen worden, so liegt nach
einem Urtheil des Reichsgerichts eine strafbare
Butterberfälschung vor.
FWürzburg, 23. April. Am Samstag
begann an hiefiger Universität die pharmazeutische
Approbationsprüfung. Zu derselben hatten sich
12 Kandidaten gemeldet, 2 sind bereits zurück-
getreten. — Für den Bau einer zweiten protestan⸗
tischen Kirche sin) bereits 73,000 Mk. gesammelt.
In der sonntägigen Versammlung des Kirchenbau-
vereins wurde das Professor Dr. Steindorffer'sche
München) Projekt aczeptirt.
7 Die Gesammtzahl der Landwehr—
officiere, über welche, aachdem die neuen Wehr⸗
gesetzbestimmungen in Kraft getreten sind, das deuische
Heer im Kriegsfalle verfügt, dürfte sich nach neueren
Berechnungen auf ungeführ 12,000 belaufen. Rechnet
man hierzu die Zahl der disponibeln Reserveofficiere
mit ca. 6000, so stellt das gesammte Officiercorps
des Beurlaubtenstandes die stattliche Ziffer von
18,000 Köpfen dar. Im Bedarfsfalle treten noch
alle diejenigen Officiere a. D. und z. D. hinzu,
welche sich für den Mobilmachungsfall zur Verwen⸗
dung bereit erklärt haben. In Frankreich zählt
war die Rangliste der „Territorial-Armee“ für
das abgelaufene Jahr nicht weniger als 20,692
Officiere und im Officiersrang stehende Personen
auf, aber hiervon find nicht weniger als 4000
Aerzte und Apotheker, 1200 Administrationsofficiere,
604 Beamte der Donaniers u. s. w. abzuziehen,
so daß im Ganzen 12,000 wirkliche Officiere übrig
bleiben. Es kommt aber hinzu, daß in der fran—
zösischen Territorial-Armee sämmiliche noch dienft⸗
fähige verabschiedete Officiere von Hause aus ein⸗
rangirt werden bis zum Oberstlieutenant einschließlich
während in Deutschland die verabschiedeten Officiere
nicht bei der Landwehr eingerechnet sind. In Ruß⸗
land fehlt es durchaus an Reserve- und Landwehr-
officieren, da hier die Elemente, aus welchen ge⸗
eignete Officiere dieser Kategorien hervorgehen könn⸗
ten, nur schwach vertreten sind. Jedenfalls verfügt
augenblicklich kein Land und kein Heer über eine
so große Anzahl verwendbarer Landwehr⸗ und Re—
serveofficiere, wie das deutsche.
FEine heitere Szene spielte sich am
Dienstag auf dem Amtsgericht in Frankfurt a. M.
ab. Es handelte sich um ein Objekt, was gewiß
nur selten in den Alten der Gerichtspflege vorkommt,
nämlich um einen Esel. — Also Sie haben des
Mannes Esel gekauft? fragte der Vorsitzende. —
Ich hab' überhaupt nichts gekauft; der Esel hat
mir seinen Esel abgetreten. — Sie haben sich zu
mäßigen in ihren Ausdrücken, sonst werde ich Sie
bestrafen. Also wie ist es mit dem Esel? — Ja
sehen Sie mit dem Esel ist's so. — Ich warne
Sie nochmals nicht ferner zu beleidigen. — Also
mir Esel wurde von — Halten Sie inne; nun
gzlauben Sie, ich hätte Ausschreitungen begehen
wollen. Gott bewahre! Ich wollte nur sagen,
mir Esel wurde ein Esel aufgehängt. Des Oos
ist awer so stöͤrrig, so faul, wenn man ihn in den
Karren thun will, so schlägt er hinne und vorne
aus und das nennt der — da einen zugfesten Esel.
Er hat mir das ganze Geschirr verrifse, den Karren
verschmisse, mein Kind gebisse, und jetzt will der
auch noch für all' den angerichteten Schaden Geld
hawe! — Ja wenn Sie mit Esel fahren wollen,
müssen Sie auch die Natur und Eigenschaften eines
Esels studiren. — Da hatt' ich viel zu thun. Jeder
Esel hat eine andere Natur, und dem seiner eine
Jjanz besondere. — Hüten Sie sich — sonst. —
Herr Doktor, nix for Ungut. Wenn mer awer
mit so einem Menschen zu thun hat, der mir sein
ksel als lammfromm verkauft hat und hinneher
chlimmer als alle Esel auf der Welt ist. Wenn
mir mein Schaden von dem Esel bezahlt wird, so
ein mir quitt, — sonst aber laß ich ihn auf
eine Lammfrommheit untersuchen. — Da eine
kinigung nicht erfolgte, so wird nun der Esel
»urch Sachverständige untersucht und beobachtet
verden.
F Ems. Die hiesige Cur⸗Commisfion macht
hekannt, daß die Lehrer von der Curtare, der
Brunentaxe ꝛc. befreit werden können, wenn sie,
nebor sie nach Ems kommen, bei genannter Com⸗
nisfion vorstellig werden und eine Bescheinigung
hrer Ortsbehörde über ihre Vermögens-Verhältnisse
deibringen. Elementarlehrern gegenüber ist von
dieser Begünstigung auch schon vorher in der aus⸗
giebigsten Weise Gebrauch gemacht und damit vielen
ranken Lehrern der Gebrauch der Emser Quellen
bedeutend erleichtet worden. Auf Grund einer
don hier erlangten Bescheinigung wird auf der
kisenbahn noch eine bedeutende Vergünstigung ge⸗
vährt.
Hammelburg, 23. VYpril. Auf dem
Saale⸗ Fischgut Seewiese hat vorgestern der Fisch
meister des Besitzers, des Stabsauditeurs und Kreis⸗
Fischerei-Vereins-Vorstandes Zenk in Würzburg.
derr Bierbichler durch einen Unglücksfall seinen
dollegen erschossen.
f Ein freiwilliger Hungerleider
nit edlem Herzen hat in einem Walde bei Bautzen
dieser Tage seinen Tod gefunden. Der Mann
yieß Pohlisch und wohnte in Eibau. Er hinter-
ließ 120,000 Mk., hat aber sein Lebtag von
rockenem Brod und trockenen Kartoffeln sich ge⸗
nährt, als Junggeselle in einem kleinen Stübchen
zewohnt, wie ein Trappist bei stärkster Winterkälte
dohlen und Holz gespart und fich nie den Luxus
ziner Lampe gestattet. Gegen seine Mitmenschen
joll dieser Hnngerleider jedoch weniger geizig ge⸗
vesen sein, wie er denn für eine neue Kirchen⸗
orgel 20,000 Mk. uad für verschiedene Vereine
nsgesamt 18,000 im Testament aussetzte. Durch
den Wald war der Siebzigjährige gewandert um
»as Fahrgeld 4. Klasse zu sparen.
.Ein gewiß seltenes, wenn nicht einziges Mo⸗
)ell befindet fich im Museum des tgl. sächsischen
Altertumsvereins in Dresden. Es stellt den
alomonischen Tempel! nebst Stiftshütte
ar und wurde im Auftrage des Hamburger Raths-⸗
jerrn Schott (f 1702) von dem Baumeister Eras-
nus nach den Angaben der Bibel und der spa⸗
nischen Priester Villalpandi und Romirez de Prado
u Anfang des 18. Jahrhunderts hergestellt. Schott
oll dieses Werk zwölfjähriger Arbeit mit 50,000
Thaler bezahlt haben. Kurfürst Friedrich August J.
aufte das Modell des Tempels für 8000 Thaler
yon den Erben Schott's. In einem am Schluß
des Jahres 1755 erschienenen „kurzen Entwurf der
öniglichen Naturalienkammer zu Dresden“ findet
ich eine ausführliche Beschreibung des Tempels,
vorin es u. a. heißt: „Es finden sich hierin allein
3736 Saulen mit sauber geschnitzten Capitälen und
zrundgestellen und beinahe ebenso viel mit gefloch—
enem Draht versehene Fenster. Das Modell ist
ergestalt zusammengesetzt, daß man alles ausein⸗
inder nehmen kann. Im Uebrigen ist fast alles
yon denjenigen Holzarten gemacht, die wirklich in
dem salomonischen Tempel anzutreffen gewesen, und
zie innerliche Pracht des Heiligen sowohl als des
Allerheiligsten an einem anderweitigen kleineren
Modell zu sehen, welches inwendig durch und durch
nit vergoldetem Silber überzogen und mit den er—
orderlichen Edelsteinen ausgeziert ist.“ Das Modell
des Tempels wurde ein Jahrhandert lang in Dres⸗
den gezeigt und von vielen bewuvpdert. 1846 wurde
das Tempelmodell für das Spottgeld von 18 Tha⸗
ern, 1847 das Allerheiligste fur 25 Thaler ver⸗
auft. Man hatte damals keine Ahnung von der
Beschichte und dem Werthe des Kunstwerkes. Es
jelangte später für 90 Thaler an die Kreuzkirche
in Dresden. Gegenwärtig wird es, wie oben be⸗
nerkt, im Museum des boniglich sächsischen Alter—
humsvereins aufbewahrt.
F Wie der „Fkf. Z.“ von Nordhausen gemeldet
wird, ist eine größere Anzahl Nordhäuser Branntwein⸗
fabrikanten, darunter die angesehensten Firmen,
jur Bildung einer Sprit-Einkaufsgenossen—
schaft zusammengetreten und steht behufs Ab-
Jluß der Lieferung ihres Sprit-Bedarfs auf einige
Jahre mit mehreren Spritfabriken, —
sinterstehenden Spiritus · Brennereien s
jandlung. u
F Eine bumoristische —A
rzählt die Thorner Zeitung?“ qus ehe
Kiederung: Zwei Bauern, die mit add sig
iber die überschwemmte Wiese fahren —
inem vorbeitreibenden Weidenstamm hn an
itzen und beschließen natürlich sofort, —X
dampe zu fangen. Sie rudern sacht a e
enstamm heran, die Breitseite des an
dasen zugewandt. Als sie dem Thienn stti
3 3 e neh V
aug find, greifen sie aà tempo Beide no
dasen, fassen aber nur den Weidensennn
e sich drompfhafi festhalten müssen ahu
jleitet durch das gleichzeitige Hinausbien n
hren Füßen fort. Die Bauern mit da 4
örper im Wasser, sich fest an dem a
jaltend, der Hase, der sich durch einen kühnen
ꝛach dem Kahne längst gerettet hat, lioh in⸗
itzend und langsam abwärts treibend tie
iche Situation. Wie die wackeren Jaͤgerh
vurden, wird leider nicht mitgetheilt.
F In dem Beamtenpersonal der deutschenbhh
Jebiete stehen, der „Weserztg.“ zufolgeun
Zeit Veränderungen bevor. Der bis herige
erneur von Kamerun, bayerischer —XRX
Rimmerer. würde danach als Reichscommisun
Togo versetzt werden, eine Stelle, welche p
värtig durch den früheren Kanzler von am
J. v. Puttkamer, interimistisch verwaltet win
den Posten eines Kanzlers von Kamerun is
dange, der bisher noch nicht im Reichsdin
chäftigt war, in Aussicht genommen. Aih
zilt es für wahrscheinlich, daß Herr J.d
amer auf einen anderen Posten versetzt wind
eutsche Schutzgebiet der Marschallinsein witdd
cheinlich in kurzer Zeit mit rheinischen Misin
besetzt, während dort bisher nur die amelln
Mission ihre Thätigkeit entwickelt hat. In
Ungelegenheit ist bereits der Inspektor der rhenni
Missionsgesellschaft aus Elberfeld in Berlin got
uind hat mit den amtlichen Stellen Rüchsprit
nommen. Die Sache wird fich um so ln
nachen, als die rheinische Mission hierzu käm
erstützung verlangt und aus eigenen Mittnt
⁊osten bestreitet. Die zur amerikanischen Me
jehörigen Missionäre sind schon wiederholt mi
deutschen in Conflikt gekommen und Kapiton
ger vom ‚Nautilus“ legte ihnen sogar eine br
yon 500 Dollars auf. Geborene Amerilann
ndessen schon seit Jahren nicht auf den Man
nseln als Missionäre gewesen; die Mission
on Havaiinesen und anderen Polhynesiern vin
Von den etwa 6000 Einwohnern der NMan
nseln werden 1500 als zum Christenthum
jetreten bezeichnet.
F Ein Jubilfdum. Man schreibt r
„Fr. Zig.“ Am 21. April 1838, vor fi
Jahren also, wurde die erste Dampferfahn
Furopa nach Amerika ausgeführt, und zwor
den englischen Dampfschiffen „Sirius“ und,
Western“. Das Erste war am 4. April von
in Irland, das Zweite am 8. April von 8
in England abgegangen, beide landeten an
April in Newyork, wo sie mit ungeheurem
hegrüßt wurden. Eine Newyorker Zeitung von
nals schildert die Ankunft des „Great Wesr
„Es war gegen 4 Uhr Nachmittags, der hir
jeiter, die Menschenmenge auf der Batterie und
dafendamm ungeheuer, darunter eine Anzahlt
gekleideter Damen, mit lächelnden, erwartungn
Mienen. Unten auf der blauen Wafserfläche stu
näher und näher dieser Leviathan, von bien.
iberragt und diche Dampfwolken ausstoßend
ah schwarz und schmutzig aus, wie engiische da
oote in der Regel, rauchig, düster, aber hu
und verwegen. Als er sich dem „Sirius“ an
verminderte er die Schnelligkeit seiner Beweg
und machte dann, die mächtigen Dimensionen
Baues vor uns entfaltend, eine halbe Sguen
In diesem Augenblicke stieg vom Sirande ein kab
simmiger Hurrahruf unter dem Schwenben
Hüte und Taschentüchet empor.“
F (GWettkampf im Geigenspieb,
Sprechsaal des Stuhlweißenburger , Monn
fordert der Zigeunerprimas Radics seinen hun
krenten Darazs Miska heraus, fich mit imn
Beigenkampf zu messen. „Wenn du in
ꝛin so ausgezeichneter Musiler bist ben
dann wirst Du dich nicht weigern, Dich B
iu messen und Dich dem Urtheil eines Vreih