. Indherter Amzeiger.
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
maberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wbochentlich mit Unterhaltungs · Blatt und Freitags und Samstags mit acht
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Politische Uebersicht.
Die Besserung im Befinden des Kai⸗
es halt derartig an, daß nunmehr auch die Aus⸗
nn taglichen Bulletins bis auf Weiteres hat
t werden löͤnnen und steht alss nur noch eine
mweisige Veröffentlichung officieller Mittheilungen
n das Befinden des erlauchten Patienten zu er⸗
uen. Als besonders erfreulich ist die Wahr⸗
ing zu verzeichnen, daß der Kaiser seiner
en Umgebung fich wieder mündlich verständlich
den kann, allerdings klingt die Stimme nur
m leise, aber die, Worte machen sich doch be⸗
aich, nicht nur duͤrch die bloße Lippenbewegung,
Im auch phonetisch und die Familienangehörigen
die Aerzie des Kaisers verstehen diese nur ge⸗
en Aeußerungen des hohen Kranken so gut,
z sür den letzteren die immerhin anstrengenden
Minheilungen fast unnöthig geworden sind.
iu dieses relativ hefriedigenden Standes der
iuse hat es denn auch die Kaiserin in voriger
vhe wagen können, sich auf einen Tag von der
n ihces kranken Gemahles zu entfernen und die
agt projectirte Reise nach den Ueberschwemmungs-
en der Elbe auszuführen. Auch auf dieser
eise welche theilweise zu Schiff ausgeführt wurde,
r hohen Frau an allen Orten, welche sie be⸗
ihie, ein jubelnder, begeisterter Empfang bereitet
den und bewiesen die Kundgebungen der Be⸗
llerung, daß man auch in den überschwemmten
lhniederungen die Theilnahme des Kaiserhauses
n dem Unglück der Heimgesuchten, welche sich in
n Vesuche der Kaiserin so thatkräftig ausspricht,
uhl zu würdigen versteht. Die Monarchin hat
ih det Rückkehr ihrem hohen Gemahl alle Einzel⸗
uen ihrer Fahrt ins überschwemmie Elbgebiet
ahlt, wie berichtet wird, und mit herzlicher Freude
sonders der ihr übermittelten innigen Wünsche
n die Genesung des Kaisers gedacht; der Kaiser
Adurch die Erzählung tief gerührt worden sein.
*Die „Berl. N. Nachr.“ schreiben unter dem
Rai: Das Befinden des Reichskanz⸗
us Fürsten Bismarck laßt seit einiger Zeit
nwünschen übrig. Gegen den ausdrücklichen Rath
ines Hausatztes ist derselbe, wie schon mitgetheilt
uurde, in diesem Frühjahr in Berlin geblieben.
nar haben fich die neuralgischen Schmerzen seit
eujahr nicht wieder bemerkbar gemacht, doch zeigt
din neuester Zeit ein merklicher Mangel an
— welcher auf die ungenügende Bewegung
n Iteien zurückgeführt wird. Es verlautet denn
ih daß Furst Bismarch in den nächsten Tagen
ud Varzin fich zu begeben gedenkt, vorausgesetzt
ctütlich, daß der Gesundheitszustand des Kaisers
ym Pflichtgefuhl des Fürsten die Entfernung von
baln gestatiet.
a Der preußische Kultusminister hat
je Bezirksregierungen einen Erlaß bezüglich
R deutscher Volksschullehrer in die
wr Westpceuten und Posen, sowie den Be⸗
ppeln getichtet, in welchem den Regierungen
8 gegeben wird, daß sie Verzeichnisse der in
Distrilten zur Zeit erledigien Lehrerstellen
wurden. Die sofortige Besetzung dieser
sei unbedingt geboten. Die Regierungen
abei. soweit es nöthig ist, durch unmittel⸗
— — Einwirkung eine entsprechende An ·
r Lehrern bestimmen, sich den betreffenden
e Regierungen zur Verfügung zu stellen.
hebt der Mimster besonders hervor, daß die
dietungen der in Betracht kommenden Bezirke
Montag, 7. Mai 1888.
23. Jahrg.
in die Lage versetzt sind, jedem Lehrer, welcher
dorthin übertritt, ein Einkommen zu gewähren,
velches das ihm in seiner jetzigen Heimathsprovinz
ustehende um 800 Mark überschreitet. Mit Rück⸗
ächt hierauf sollen thunlichst solche Lehrer ausge⸗
vaͤhlt werden, deren Einkommen den Minimalsatz
aicht oder doch nicht erheblich überschreitet. Sollte
s nicht möglich sein, die vorhandenen vakanten
Stellen mit den Lehrern, welche fich freiwillig zum
lebertritte melden, zu besetzen, so sollen die Re⸗
sierungen schon jetzt prüfen, welche Lehrer ihres
hezirkes sie zu einer Versetzung in einen der ge⸗
nannten Distrikte für geeignet halten.
*Am vorigen Sonntag haben in ganz Frankreich
-mit Ausnahme der Hauptstadt — die Gemeinde⸗
athswahlen stattgefunden und bei dem vorwiegend
‚olitischen Charatter, den diese Wahlen befitzen,
verden sie auch gezeigt haben, ob die Boulanger⸗
ewegung weitere“ Fortschritte namentlich in den
andlichen Gemeinden verzeichnen kann. Zugleich
vird der Ausgang der Gemeinderathswahlen auch
inen gewissen Schluß auf den Charakter der im
nächsten Jahre bevorstehenden allgemeinen Neuwahlen
ur Deputirtenkammer gestatten. Denn aus den
reuen Municipalräthen werden die Vorsitzenden
ind Beisitzer bei den politischen Wahlen genommen
ind diese officiellen Persönlichkeiten können wenig⸗
tens auf dem Lande, aber auch in den kleineren
Ztädten, den Verlauf der Kammerwaählen in ihren
Bezirken ungemein beeinflussen. Auch geben die
delegirten der Gemeinderathe bei den Senatswahlen
der Zahl nach den Ausschlag und so erhellt auch
nach dieser Richtung hin die politische Bedeutung
der französischen Gemeinderathswahlen.
* Am 3. Mai ist dem englischen Parlament
ie mit Spannung erwartete Wehrvorlage zugegangen.
Dieselbe verfügt keine Vergrößerung der Landes-
behrkraft, sondern ertheilt ohne Erhöhung des Heeres⸗
Jaushaltes den Heeresbehörden Vollmachten für
Mobilisirung der gesamten Landstreitträfte in Not⸗
aͤllen.
* Die am 15. Mai sattfindende Eroͤffnung der
Weltausstellung in Barcelona wird den
Anlaß zu einer internationalen Flottenbildung da⸗
elbst abgeben. Wie bekannt, werden sich in Bar⸗
elona zu diesem Zeitpunkte ein englisches, ein ita-
ienisches und ein österreichisches Geschwader ein⸗
inden und auch ein deutsches Panzerschiff, der
Kaiser“, ist bereits auf dem Wege nach der spa⸗
iischen Handelsmetropole. Außerdem aber verlautet
etzt, daß zur Erbffnungsfeier der Ausstellung auch
Frankreich ein Geschwader nach Barcelona entsenden
vird, welches nicht weniger als 17 Schiffe um⸗
assen wird und wenn diese Nachricht wahr ist, so
jegt es auf der Hand, daß Frankreich durch Ent⸗
endung einer so ungewöhnlich starken Flotte eine
olitische Demonstration beabfichtigt. Es fehlte nur
roch, daß auch Rußland mit einem Dutzend Pan⸗
erungethüme in Barcelona paradirte und daß viel⸗
eicht auch die Türkei, Griechenland und die scan⸗
inavischen Länder einige Kriegsschiffe nach Barce⸗
ona schickten und die Welt hätte da ein in seiner Art
rinziges Schauspiel!
*Mußland scheint für Bulgarien eine
neue Auflage der Mission Kaulbars vorzubereiten.
Der ehemalige bulgarische Kriegsminister, der rusfische
Beneral Ernroth und der gewesene russische Gesandte
in Montenegro, Jonin, sollen nämlich einer Peters⸗
urger Meldung zufolge demnächst im Auftrage des
zaren nach Bulgarien gehen, um „die Gesinnungen
es bulgatischen Volkes kennen zu lernen“. Daß
ziese Emissäre Rußlands, falls sie die bulgarisch
ftegierung überhaupt in das Land läßt, ein andereꝰ
zchicksal haben werden, wie der bekannte Kaulbars,
st kaum anzunehmen. — In Petersburg ist noch
on einer anderen interessanten Reise die Rede.
Dder in den letzten Tagen mehrgenannte General
gogdanowitsch macht demnächst eine Urlaubsreise
nach — Frankreich. Die Vergangenheit des Generals
erechtigt zu der Annahme, daß diese „Urlaubsreise“
n dem Genre der Reisen Skobeleff's und Derou⸗
ode's gehalten sein wird. Die Wiederaufnahme
Bogdandwitsch's in den Staatsdienst und die Gunst
es Zaren würde durch diese Reise allerdings einen
janz besonderen Hintergrund erhalten.
* In einer uͤnterredung, welche der bulga⸗
rische Minister des Aeußern einem Times“⸗
Forrespondenten gewährte, erklärte Dr. Stransky,
zaß die Lage in Macedonien immer verwickelter
vürde. Die Türken weigern fich, in den bulga-
rischen Eparchieen bulgarische Bischöfe zu ernennen,
ind dieses verursacht einen Grad der Unzufrieden⸗
Jeit, welcher unter griechischen und rujsischen Ein⸗
üffen leicht zu vorschnellen Thaten reifen kann.
Das einzige Mittel, Unheil abzuwenden, meinte
Dr. Stransky, sei für die Pforte dem Verlangen
der bulgarischen Eparchieen nachzugeben und den
zulgarischen Metropoliten zu ernennen⸗ Mittler⸗
veile seien die Beziehungen zwischen den Türken und
Bulgaren gespannt geworden wegen der Zolle, welche
die onomanische Regierung an der rumelischen Grenze
auf bulgarische Waaren erhebe. Der Minister meinte
schiießlich, daß die bulgarische Regierung zu ener—
gischen fiscalischen Gegenmaßregeln gezwungen sei,
salls die Türken den dulgarischen Vorstellungen kein
Gehöt schenken.
* In der heiligen Grabeskirche zu Jerusa⸗
lem hat sich kürzlich eine große Rauferei zwischen
griechischen und lateinischen Christen abgespielt,
welche widerwärtigen Scenen sich an dieser geweih⸗
ten Stätte alljährlich wiedecholen, wenn zur Oster⸗
zeit die Pilger der verschiedenen christlichen Con⸗
jessionen nach Jerusalem wallfahrten. Türkische
Soldaten mußten mit ihren Bajonetten der Schlägerei
ein Ende machen — in der That ein erbauliches
Schausviel“
DSeutsches Reich.
Berlin, 6. Mai. Ein Bulketin erscheint
Jeute nicht. Der Kaiser hatte infolge stärkerer
Fiterung eine weniger gute Necht, da er durch
Auswersen öfter erwedi wurde. Der Kaiser ist
aber fieberfrei, die Temperatur war gestern Abend
38,3. Auf Wunsch der Aerzte bleibt der Kaiser
jedoch heuie im Bett, da er sich etwas matt fühlt.
Hamburg, 5. Mai. Gestern haben saͤmmt⸗
iche Schauerleute an den brasilianischen Dampfern
die Arbeit zu den früheren Bedingungen wieder
aufgenommen. Heute folgten diesem Beispiel weitere
200 Sirilende.“ Die Arbeitseinstellung scheint so
aach mit der Niederlage der Strikenden zu enden.
Lübeck, 5. Mai. Das Nordische Telegraphen⸗
hzureau meldet, daß die Sendung deutscher Kriegs⸗
chiffe zur Eröffnung der Kopenhagener Ausstellung
m Kopenhagen große Anerkennung fiade.
Ausland.
Wien, 5. Mai. Schoenerer wurde wegen
Verbrechens der öffentlichen Gewalithätigkeit und
degen Wachebeleidigung zu vier Monaten schweren
derkers, zwei Fasttagen monatlich und Adelsverlusi
erurtheilt. GGetanntilich hatte der antisemitische
Ibgeordnete Schoenerer seiner Zeit mit seinen An⸗
angern die Redakteure des „Neuen Tageblattes“
—