ist. Im Jahre 1884 zählte der Februar fünf
Freitage, 1880 fünf Sonntage, 1876 fünf Diens
tage, 1872 fünf Donnerstage, 1864 fünf Mon—
tage und 1868 fünf Sonnabende.
F München, 10. Jan. Bei der heutigen
Ziehung der Veteranen⸗Lotterie fielen folgende
höhere Gewinne auf die beigesetzten Nummern:
25,000 Mk. auf Nr. 246036; 7500 Mtk. auf
Nr. 184121; 2500 Mt. auf Nr. 278068; je
1000 Mt. auf Nr. 209008, 284805 und 210839.
7 In Passau wurde der Kassirer des städ⸗
nischen Leihhauses, Mendl, verhaftet, welcher Unter⸗
schlagungen in der Höhe von 100,000 Mark ge-
macht hat. Seit langer Zeit sollen keine Kassen-
bisitationen daselbst vorgenommen worden sein.
FWer noch kein Zwieseler Loos hat, beeile
sich; es gehen Gerüchte, als wenn die Zwieseler
Loosen bald vergriffen wären, so wie es auch mit
den Haßfurter Loosen vor der Ziehung der Fall
gewesen. Zwiesel ist bedeutend günstiger als
Haßfurt.
F In hiesigen Agenturen sind nur noch spärlich
Zwieseler Loose zu haben. Die Ziehung ist
ohne Verschub angesetzt auf nächsten Montag.
F Amberg. Einem Bahn⸗ und Posterxpeditor
in Rosenberg ging vor mehreren Jahren ein Geld-
brief mit 18,000 Mk. verloren. Da sich in dem
Ofen Reste einer in dem Brief eingeschlossen ge⸗
wesenen Banknote vorfanden, so würde geltend
gemacht, daß der Brief aus Undorsichtlichkeit in
den Ofen geworfen wurde und verbrannt sei.
Wenn nun auch die später erfolgte gerichtliche Ver—
handlung das Räthsel über das Verschwinden des
Briefes nicht löste, so wurde doch der Beamte da⸗
für verantwortlich gemacht und zu einer längeren
Freiheitsstrafe verurtheilt. Vald stellten sich aber
bei demselben Spuren geistiger Erkrankung ein und
der Mann wurde erst in das Irrenhaus gebracht
und später in Freiheit gesetzt. Bald darauf starb
er. Nun taucht das Gerücht auf, daß sich seine
Unschuld herausstellte, indem ein naher Anver⸗
wandter, der in der kritischen Zeit bei ihm zu
Besuch war, auf seinem Todtenbette bekannt hat,
daß er den Brief auf die Seite gebracht und sich
das Geld angeeignet habe. Der Beamte wird daher
ob seines tragischen Geschickes lebhaft bedauert.
F Frankfurt a. M., 9. Jan. Ein hiesiger
Kaufmann hatte mit einem Wiener Geschäftsfreunde
berabredet, daß sein Sohn sich mit der Tochter des
letzteren verehelichen sollte. Der junge Mann reiste
dann auch nach kurzer Zeit nach Wien ab, um die
zukünftige Gattin kennen zu lernen, hielt jedoch
nicht sogleich um die Hand des Mädchens an und
so kam es, daß er eine andere kennen lernte und
sich sterblich in die fesche Wienerin verliebte. Vor
mehreren Tagen erhielt der Vater des Heiraths⸗
kandidaten ein Schreiben, worin der Sohn mit—
theilte, daß er die ihm zugedachte junge Dame zum
Jawort bestimmt habe und daß die öffentliche Ver⸗
lobung in wenigen Tagen erfolgen werde. Vorläufig
benöthigte er zu allerhand Zwecken mehrere Tausend
Martk. Der Vater sandte den Betrag ab, wartete
aber vergeblich auf die Verlobungsonzeige. Statt
dieser kam ein Schreiben des Wiener Geschäfts⸗
freundes, in welchem dieser die Meldung machte,
der junge Herr sei, nachdem er ihm noch mehrere
Tausende abgeborgt, von Wien heimlich in Be—
gleitung einer Dame abgereist.
7 Der Lehrling eines Bankhauses in Frankfurt
a. M. wurde am Dienstag Abend an der Unter⸗
mainbrücke von einem Eisenbahnbeamten verhindert,
sich zu ertränken. Der junge Mensch hatte sich
das Leben nehmen wollen, weil er auf dem Wege
zur Post einen nach Würzburg bestimmten Werth—⸗
brief verloren, dessen Inhalt zu ersctzen sein Vater
nicht in der Vermögenslage sein konnte. Der Be⸗
amte, welcher in den Dienst mußte, übergab den
Lehrling dem Kuischer einer herrschaftlichen Equi⸗
page mit der Bitte, ihn nach Hause zu schaffen.
Als der junge Mensch, zu Hause angelangt, seinem
Vater eben unter Thränen das Schreckliche erzählte
und seinen Ueberzieher und Rock auszog, fiel der
vermißte Brief zu Boden. Es hatte ihn, anstatt
in die Brusttasche zu stecken, zwischen diese und die
Weste geschoben, wo er zum Glück fest sißen ge⸗
blieben war.
F Mainz, 9. Jan. In der verflossenen Nocht
fand, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, auf der Gaugasse
ein arger Militär-Exzeß zwischen Soldaten des
Nass. Infanterie-Regiments Nr. 87 und des Hess.
Infanterie-Regiments Nr. 17 statt. Der Streit
begann auf einem Tanzboden und pflanzte sich bis
nuf die Straße fort, woselbst die Gauthorwache
einschreiten und verschiedene Verhaftungen vornehmen
nußte. Ein Soldat vom 87. Inf.Regt. erhielt
einen Säbelhieb in den Hals und verschiedene
Stiche in den Rücken; der Mann mußte noch am
Abend in das Militärlazareth verbracht werden.
Es ist dies seit langer Zeit wicder der erste der—
artige Fall.
F Mainz, 11. Jan. Das Comite des
Mainzer Carnevalvereins hat beschlossen, nunmehr
definitid mit den Vorbereitungen zu beginnen zu
»inem großen Jubiläums⸗Zug am Fastnachtmontag.
Der Zug soll eine imposante Kundgebung des
Mainzer Carnevals werden, er soll alle seine Vor—⸗
zjänger überstrahlen, er soll eine Augenweide für
Finheimische und Fremde sein.
FKreuznach, 9. Jan. Der geschäftsführende
Ausschuß des Comites zur Errichtung des Hutten⸗
Sickingen⸗Denkmals auf der Ebernburg hat auf
den 18. ds. eine Generalversammlung des Comites
im Pfälzer Hof hierselbst anberaumt, um über die
Vergebung des Gusses der Denkmalgruppe auf
Brund der eingegangenen Angebote Beschluß zu
assen und auf einen Festausschuß für die Feier
der Grundsteinlegung zu wählen.
F Saargemünd, 11. Jan. Peinliches
Aufsehen erregte nach der hiesigen Zeitung die heute
früh halb 7 Uhr erfolgte Verhaftung des Chefs
eines hiesigen großen Handelshauses. Wie man
vernimmt, handelt es sich um Zolldefraudationen,
deren das Haus in betrüger scher Absicht beschuldigt
wird. — (Wie wir soeben vernehmen, ist der Ver—
jaftete Goudchanx Heymann, Chef der Firma
„Heymann freres“ in Saargemünde Ursache der
Verhaftung soll sein: Fälschung, Betrug und Hin⸗
ergehung von Enregistrementsgebühren. Ein Ver—
vandter des Verhafteten wird einstweilen bewacht,
za krankheitshalber seine Verhaftung unthunlich er⸗
scheint. Wie man hört, soll die Festnehmung durch
»ie Entlafsung eines bei der betreffenden Firma
zeschäftigt gewesenen Buchhalters herbeigeführt
vorden sein.)
F St. Avold, 8. Jan. In dem benach—⸗
harten Spittel, das neben Kleinrosseln bekanntlich
die einzigen in Betrieb befindlichen Kohlenbergwerke
des Reichslandes besitzt, wird durch die Abteufung
eines weiteren Schachtes demnächst eine stark ver⸗
mehrte Kohlenförderung ermöglicht werden. Zu
diesem Zwecke hatte die Eigenthümerin der Spitteler
dohlenwerke, die Saar⸗ und Mosel⸗Bergwerks⸗Ge⸗
ellschaft, die erforderlichen Ländereien angekauft und
mit der Beifuhr der zur Aufstellung der Bohr-
naschinen erforderlichen Materialien begonnen. Die
igentlichen Bohrarbeiten werden in Angriff genom—
men, sobald die Witterung es gestattet. Das neue
Werk liegt sehr günstig, nämlich dicht an der Bahn⸗
inie Beningen-⸗Hargarten, so daß die Verladung
direkt vom Schacht aus erfolgen kann. Dasselbe
vird zu den in den bereits vorhandenen Werken
heschäftigten 1000 Arbeitern einen weitern Zuzug
»on 400 - 500 Mann herbeiführen. Da für die⸗
elben Wohnungen in dem nur 1100 Einwohner
ählenden Dorfe nicht vorhanden sind, so wird ohne
Zweifel die Bauthätigkeit in den nächsten Jahren
größere Ausdehnung annehmen. (Str. P.)
F Metz, 9. Jan. Der Alttentäter Zangerle,
welcher aus dem Irrenhaus in Mareville bei Nancy
entwichen ist, wurde heute von Chateausalins nach
Metz gebracht und im Untersuchungsgefängniß inter⸗
nirt, wo derselbe zur Feststellung seiner Nationalität
berbleiben wird.
F Settingen, 8. Jan. Vor einiger Zeit
„at auf dem Wege zwischen hier und Diedingen
ein ausgesprochener Straßenraub slattgefunden und
war von einem robusten 16jährigen Mädchen an
hrem eigenen Großvater. Auf schlaue Weise wußte
ie ihn Morgens nach 6 Uhr von Diedingen nach
—AD
Mann verkleidet und mit geschwärztem Gefsicht den
uten Mann und verlaugte sein Geld oder sein
Leben. Mit den ihr gereichten 2Mk. war sie nicht
zufrieden, entriß ihm vielmehr den in einem
Taschentuch bei sich tragenden Betrag von etwa 70
Mark. Den auf erstattete Anzeige angestellten
nergischen Nachforschungen des Gendarm Bayer
zelang es, die Person zum Geständniß zu bringen
und am selben Abend zu verhaften. Sie wird
sich vor dem nächsten Schwurgericht zu verant⸗
worten haben.
F Trier,u9. Jan. In gewaltigen Massen
trieb gestern das zum Bruch gekommene Saareis
auf der hochangeschwollenen Mosel flußabwärts
Fin mit Kohlen vollbeladenes Frachtschiff konn—
dem Anprall der Eisschollen nicht widerstehen um—
sank unterhalb der Moselbrücke. Nur mit Mü
konnten sich die Schiffer retten.
F Göttingen, 10. Jan. In einem Nach
bardorfe gab ein Dienstmädchen seiner erkranklen,
Herrin, einer Pfarrersfrau, irrthümlicherweise cu
einer Carbolflasche anstatt aus der Medicinflasche
zu trinken. Die Frau starb kurze Zeit nochte
das Dienstmädchen erhängte sich.
F Chemnitz, 10. Jan. - Eines der ältesten
Bauwerke Sachsens, die schlichte, aber in mehr olz
einer Beziehung bemerkenswerthe Kirche des Nach
barortes AltChemnitz, ist gestern mit Thurm. Orgel
und Altar ein Raub der Flammen geworden. Einzelne⸗
Theile der Kirche, so ein Portal der Südseite u.
j. w., waren auf den Anfang des 13. Jahrhundertz
zurückzuführen. Das Feuer war in einem benach
harten größeren Bauerngut enistanden.
F Einen schönen Tod fand am Sonntag vor⸗
Weihnachten der Lehrer Lehmann in Neuendorf bei,
Wittenberg. Wäthrend er die Orgel vor dem;
Hottesdienste in der Kirche spielte, wurde er vom4
Schlage getroffen. Die Orgel verstummte plößlichi
nitten im Liede und der Organist verstarb noch in—
der Kirche, ehe er nach seiner nahen Wohnung ge⸗
hracht werden konnte.
F Berlhin, 10. Jan. Der Reichstagsabge,
yxdnete Hasenclever, welcher sich seit nahezu drei
Monaten in einer Privat⸗-Irrenanstalt in der Nähe
»von Berlin befindet, wird am 16. Januar ent⸗
nündigt, da auf seine Genesung nicht mehr zu
joffen ist. Es wird dadurch eine Neuwahl im 6.
Berliner Reichstagswahlkreise nöthig, die zweifellos
vieder sozialistisch ausfällt.
F Berlin, 11. Jan. Dem „Berl. Tagbl.“ r
vicd gemeldet: „Eine unerklärliche Nichtswürdigkeit u
vurde gegen den Kronprinzen verübt, indemen
ämmtliche Lieblingshunde desselben von unbekannter
dand vergiftet wurden.“
7 Köonigin Elisabeth's von Ru—
mänien Bitte für den deutschen Kroe
prinzen:
Deutschlands Gebet.
Der uns zu Sieg und Ruhm geführt,
Mit Wort und Blick den Muth geschürt,
Gott! er ist krank — das willst Du nicht
Daß uns sein Arm gebricht!
Dem Güte strahlt aus Augen Blau,
Dem jedes Wort wie frischer Thau
Vom Herzen quillt — der soll vergeh'n
Gott! Laß es nicht gescheh'n!
Die Stirne hoch in Völkerschlacht,
klaglos der Mund in Schmerzennacht
Im Lebenskampf soll er voran,
Gott! auf dem heißen Plan!
Und wenn Dein Volk Dich, Gott, vergen
Sei gnädig in der Strafe Maß;
Der heitern Blicks den Tod geschaut,
Dem sei'n wir anvertraut!
Wir zittern nicht vor Noth und Kamp—
Geht er voran im Schlachtendampf,
Durch Wogenprall, Kanonenblitz
Wir folgen unserm Fritz!
Gott! Sei uns gnädig! Tief und bang
Steigt ein Gebet aus Völkerdrang:
Gott! Zeig' uns Licht im Wolkenritz:
Erhalt' uns unsern Fritz!
Den 3. Januar 1888. Carmen Sylbva.
717 Zigeuner erfroren. Die „Königẽ⸗
hütter Zeitung“ bringt die Nachricht, daß im Koch—
lowitzer Walde in Oberschlesien 17 Zigeuner, alle
Mitglieder derselben Bande, am Mittwoch erfroren!
wären.
Ein strammes Regimenttscheint der
iltmärkische Schulze H. in seiner Gemeinde auszu⸗u
üben, der vor Kurzem wörtlich Nachstehendes be⸗r
kannt machte: ... Und dann mache ich noch“
bekannt, daß jedes Schwein in der Gemeinde, was
geschlachtet werden soll, wenigstens drei Stunden:
oorher bei dem Fleischbeschauer sich anzumelden
hat, mit ausnahmsweise, wenn eins plötzlich kran'
wird.“ — Die armen Thiere.
F In Ungarn haben sich die Wölfe seit dem
Fintrit der Kaͤlte in schrecklicher Weise vermehrt.!
Dieser Tage wurde ein Walache auf der Fahrt von
Nyigerfalva nach Belönyes von drei Wölfen über⸗
fallen. Die Bestien sprangen erst auf die Pferden
welche trotz der Aufmunterung mit der Peiische“
nicht von der Stelle zu bringen waren, und über⸗*