Full text: St. Ingberter Anzeiger

ifizin des Hofapotbekers Greiner 
aul annn 2f wurde durch den geprüften 
sun aus Oberbronn verabfolgt. Dieser 
nn d edenfalls wegen fahrlässiger Tödtung 
at sich Mmorlen. indem er unterlassen hat, den 
u beran Atztes zu kontrolliten und denselben 
—5 zu machen, wozu er verpflichtet 
w sind angeklagt der Apothekenbefitzer 
wat. xVind sein Lehrling Andres, wegen Begün⸗ 
grntt m sie zusammen mit den beiden ersten 
an den durch Vernichtung der Apotheken⸗ 
—V — derselben durch neue, in welche 
30 deburch Flocen entsprechend korrigirte 
. eingetragen wurden, den Thatbestand zu 
d nlela suͤchten. Es handelt sich also nicht um 
dall, in welchem Gewinnsucht oder die Ab⸗ 
— * ungerechter Weise Vermögensvortheile 
Pwenden, die Hand des Arztes und des 
neters geleitet haben, sondern um grobe 
plassigkeit des Arztes, Fahrlassigkeit oder 
amemofigkeit des Apotheker -Gehilfen und 
cahch strafbare Verabredungen und Mani⸗ 
nnbnen samtlicher Angeklagten, um in 
ingem Einverständniß den wirklichen That- 
mand zu verheimlichen. Bei den zwei letzteren 
ndellagten wird es sich rechtlich darum handeln, 
d ie durch die Buücherfaͤlschung lediglich sich selbst 
Pie quch die zwei anderen Angeklagten der Strafe 
* entziehen suchten. Der zweite Angeklagte Wolf 
idn et in der Untersuchung den Uebrigen zuvor ein 
infossendes Gestaͤndniß abgelegt. In der heutigen 
IIbigung haben übrigens sämmiliche vier Ange⸗ 
nsen alle faktischen Punkte der Anklage zugegeben. 
er den wichtigsten Theil der Thatsachen besteht 
anit kein Zweifel und es wird sich bei den Ver⸗ 
dlungen zunächst um die Fesistellung des Grades 
Fahrlässigkeit der zwei ersten Angeklagten, und 
Vetreff der zwei Letzten um die Feststellung ihrer 
sichten bei den Vertuschungsversuchen handeln. 
find von der Staatsanwaltschaft vierzehn 
‚ugen borgeladen, die heute sämtlich verhört 
rden. Sodann sind als Sachverständige geladen 
je Unibersitätsprofesssren Dr. v. Mering, Dr. 
hmiedeberg, Dr. Flückinger, der Oberapotheker 
nuttulus, der jedoch dirch schwere Krankheit am 
ogscheinen verhindert ist, und der Apotheker Pfersdorf. 
e Flocken hat 13 Zeugen und Sachverständige 
cden lassen, unter Anderen seine Ehefrau, Uni— 
afiatsprofessr Dr. Husemann in Göttingen, 
kegierunggralh Dr. med. Krieger, den Apotheker 
qu droßholz, den früheren Apotheker Scherdlin, sowie 
»den Kreisarzt Dr. Wöhrlein. Ferner find von 
aen Angeklagten als Sachverständige geladen Dr. 
itl Amthor, Chemiker der Polizeidireltion, und 
x. Wöhrlin, Vater, früherer Apotheker. Ein 
cheil der Sachverständigen wurde heute vernommen. 
;Alz Vertheidiger find vier der namhaftesten hic⸗ 
aihen Rechtsanwälte erschienen, nämlich F. Schnee⸗ 
iutj, Dr. Petri, Dr. Denihard und Schott von 
unen Staatsanwalt Stadler vertritt die 
aatsbehörde. 
ef Straßburg, 12. Mai. Wegen jahr ⸗ 
siget Tddtung der Wirthe Mathis und Herter 
ich Extractum colchici (das Gift der Herdst⸗ 
ithse) wurden Dr. Flocken zu neun Monaten 
cängniß, wopon 1 Monat Uniersuchungshaft ab⸗ 
* werden soll, Apothelergehilfe Wolf zu 
vy onaten, ferner Apotheker Greiner wegen 
fe zu zwei Wochen verurtheilt. Der Apotheker⸗ 
ing Andres wurde freigesprochen. 
at Essen, 9. Mai. Krupp erbaut in nachster 
* zu Annen bei Dortmund ein großes Stahl⸗ 
—3 Statgieherei und eine mechanische 
en wird. 
u Die „Illustrated London News bringt einen 
Iusanien Aufsatz über „irisches Bauern 
In „den wir dem Inhalte nach hier wieder⸗ 
g3N Lage der ärmeren Classen der bäuer⸗ 
be — ist ungemein verschieden, je nach 
e istrict, den man in Betracht zieht. Die 
von Donegal, Mayo, Galway und Clara, 
Ann alle, welche an der Kuste des Atlantischen 
d — find nicht zu vergleichen mit denen 
Igen Ixtland. Ja man darf wohl sagen, 
iist us vom Shannon ganz gewiß nicht mehr 
—6 Elend besteht und der Ackerbau dort 
nennttaaid sein kann, wie in den Ackerbau 
Provinzen Englands. Aber die Lage 
— che an der Küste von Connaught, in den 
da etn von Donegal, am Rande der Moraste 
nn amara oder auf den einsamen Inseln dort 
I. ist ein chronisches Elend, das gar nicht 
chrecklich genug dargestellt werden kann. Und das 
ꝛinzig mögliche Heilmittel für diese Leute ist syste⸗ 
natische Auswanderung, bewerkstelligt aus Staats⸗ 
nitteln. Es ist gewiß, daß eine große Anzahl 
ieser Leute nie und nimmer es möglich machen 
ann, einen Pfennig Pacht zu zahlen. Die Leute 
ind eben so arm, daß sie die Saatkartoffeln, welche 
vohlthätige Quäker ihnen oft beschafft haben, statt 
zu setzen, gegessen haben, um ihten Hunger zu 
tillen. Die Lage dieser Bauern ist schlimmer, als 
die irgend welcher Bevölkerung der civilisirten Welt. 
Bei ihnen spielt die Politik keine Rolle, und die 
stationalliga, welche selbstverständlich aus dieser 
irmsten aller Gegenden kein Geld ziehen kann, 
ümmert sich nicht um das himmelschreiende Elend, 
velches die Bevölkerung gelassen trägt. Daß hier 
ie Regierung etwas thun sollte, bedarf keiner wei- 
eren Erörterung. Immerhin ist es beklagenswerth. 
aß noch nichts geschehen ist. 
F Grsnlandfahrt. Der Conservator am 
Nuseum in Bergen Dr. F. Nansen. der im Verein 
nit drei Norwegern und zwei Lappländern den 
hersuch machen will. quer durch Grönland, und 
war von der Ostküste nach der Westküste zu ge⸗ 
angen, hat dieser Tage seine Reise über Leith und 
zsland angetreten. Vom Isafjord im nordwest- 
ichen Island beadfichtigen die Reisenden sich Eade 
Mai mit einem Robbenfang-Fahrzeuge nach dec 
Ostküste von Grönland zu begeben. Für den Fall 
—EV 
st, wird ein Eisboot mitgenommen, in dem die 
deisenden das Land zu erreichen hoffen. Mitge— 
uhrt wurden die nothwendigsten Lebensmittel, auch 
Schlitten, Zelte. Schlafsäcke und Instrumente. Zum 
Fortbewegen wollen die Leute sich norwegischer 
“„chnerschuhe bedienen, und sind alle Theilnehmer 
ehr gewandt im Gebrauch derselben. Zweck der 
AIntecnehinung ist die Erforschung des Innern 
hroͤnlands; an der Westküste sind schon häufiger 
forschungsreisen gemacht, so von dem Dänen Jan⸗ 
en, dem Schweden Nordenskjöld und dem Ameri- 
aner Peary, eine Reise quer durch Grönland ist 
ibr noch nie versucht worden. Die Reisekosten 
ur die Nansen'sche Reise bestreitet der Kaufmann 
l. Gamél in Kopenhagen, der vor einigen Jahren 
uuch die Mittel zu den Eismeerfahrten mit dem 
dampfer „Dijmphna“ hergab. 
Landwirthschaftliches⸗ 
Zum Anbau der Gurken. Die Gurken 
verden gewöhnlich auf die Art angebaut, daß man 
zre Ranken sich auf dem Erdboden ausbreiten läßt. 
das erfordert viel Platz und ist deßhalb nament⸗ 
ich für Hausgarten störend, zumal sich die Gurken⸗ 
flanzen meist mit dem ihnen zugetheilten Raum 
richt begnügen, sondern ihre Ranken über die Wege 
ind über andere Beete ausbreiten, wovon das eine 
o unangenehm ist wie das andere. Wir empfehlen 
eshalb unseren Lesern, die in ihrem Hausgarten 
zurken pflanzen, in diesem Jahr einmal nachstehend 
eschriebenen Versuch zu machen und die Gurken 
jochranken zu lassen. Man braucht dann die Gur—⸗ 
enbeete nur so breit wie die anderen Gemüsebeete 
nzulegen. Beginnen die Gurkenpflanzen zu ran⸗ 
en, so legt man die Ranken nach beiden Seiten 
es Beetes. An den Seiten entlang schlägt man 
n angemessener Entfernung (13 —2 Fuß) Stäbe 
in die oben durch eine Latte oder einen Draht 
erbunden werden. An den Stäben bindet man 
ie Gurkenranken, sowie sie lang genug sind, hoch 
ind läßt sie dann ruhig ranken. Durch dieses 
Berfahren wird nicht nur erreicht, daß Wege und 
indere Beete von den Gurkenranken frei bleiben, 
ondern die Gurken gedeihen auch weit besser, weil 
je so mehr Licht und Luft haben, und namentlich 
richt von der Nässe zu leiden haben. 
Gete etnunũtziges. 
Motten in Möbelnund Teppichen, 
verden nach dem „Dsch. Holzarb.“ am besten ge- 
ödtei, wenn man üder dem betreffenden Gegen⸗ 
tand ein feuchtes Tuch ausbreitet und dasselbe mit 
inem hinreichend heißen Bolzen überfährt; der fich 
ntwickelnde heiße Wasserdampf dringt in den Gegen⸗ 
tand ein und vernichtet nicht nur die Insekten selbst, 
ondern auch ihre Brut. Zum Schutz von Polster⸗ 
ungen gegen Moötten soll sich nach derselben Quelle 
in Zusatz von frisch aufgeblühtem Hanf zum Polster⸗ 
toff am besten bewährt haben. 
Scheuleder und deren Nachtheile 
ür Pferde. Die Nachtheile der Scheuleder 
aßt Major z. D. R. Schoenbeck ia der Zeitschrift 
Das Pferd“ folgend zusammen: Da die Seh⸗ 
achsen der Augen des Pferdes auseinander, nicht 
pie beim Menschen gleichlaufend geradeaus gehen, 
o ist das Pferd unter dem Scheuleder gezwungen 
zu schielen. Die ihm von der Natur verliehene Eigen⸗ 
chaft, auch das in seinem Rücken Vorgehende zu 
ehen, wird ihm dadurch genommen, wodurch es 
ingstlich und nervös gemacht wird, denn es kann 
die Ungefährlichkeit manchen Geräusches, manchen 
Vorganges nicht erkennen. Das Auge selbst wird 
zurch die fortwährende Dehnung der Streckmuskeln 
»es Augapfels schmerzhaft und demzufolge zu Augen- 
rankheiten neigen. Bei heißem Weiter werden die 
zicht am Auge liegenden Scheuleder ihre ganze 
ditze auf dasselbe ausstrahlen, im Winter findet 
zerselbe Vorgang durch die Kälte statt, bei windigem 
Wetter entsteht dort eine Zugventilation, welche die 
AIugen erkältet, und sämmtliche Staub; und Schmutz⸗ 
heilchen, welche der Wind mit sich führt, unmittel⸗ 
jar dem Auge zuführt, da sie von der Janenseite 
der Scheuleder abprallen und dorthin getrieben 
verden müssen. Dies sind gewiß schwerwiegende 
Bedenken gegen die Anwendung der Scheuleder. 
Wenn nun dagegen gesagt wird, daß Scheuleder 
n der Stadt und bei feurigen oder furchtsamen 
Pferden nicht zu entbehren sind, so ist gar nichts 
dagegen einzuwenden, in solchen Fällen sie ihnen 
mzulegen. Aber diese Charaktereigenschaften von 
Iferden bleiben doch im Allgemeinen gerade bei 
Vagenpferden in der wesentlichsten Minder- 
jeit, und weil solche Pferde sie tragen müssen, 
vozu sollen es dann auch sämmtliche anderen, an 
»enen man sie sieht — Droschken-, Post-, Omni⸗ 
us⸗, Trambuhn- und Arbeitspferde, auch die oft 
echt lebensmüden Thiere der Lohnfuhrwerke ? Hier 
iegen die Gründe der Beibehaltung denn doch tiefer, 
ie sind Modethorheit, Indolenz und Uakenntniß! 
das Kopfzeug des Wagenpferdes sieht ohne die— 
elben nicht complet oder elegant genug aus, weil 
inser Auge daran gewöhnt ist, die Scheuleder beim 
Wagenpferde zu sehen, andererseits aber bleiben an 
en für den Arbeitszugdienst zurückgesetzten Ge⸗ 
chirren die Scheuleder, weil fie eben daran waren. 
58 wäre schade, sie abzuschneiden. — Müssen aber 
Scheuleder zur Anwendung gelangen (die Handbe⸗ 
vegung des Kutschers mit der Peitsche ist es ja 
auptsächlich, die den Pferden verdeckt werden soll, 
vas beim Tandem⸗ und vierspännig Faähren viel⸗ 
eicht auch seine Berechtigung hat,) so stelle man 
ie im Winkel von 450 zur Bocke des Pferdes und 
asse sie nicht hart anliegen. ‚Man kann dies leicht 
rreichen, wenn man in dem rund genähten Riemen, 
velcher durch eine Schlaufe am Genichstück laufend 
die Scheuleder verhindert, statt des Binnfadens eine 
Finlage von verzinktem Draht macht, dann bleiben 
ie in der gewünschten Lage. 
Drenstesnachrichten. 
Der dermalige Assistent für die philosophischen Fächer an 
—R 
Studienlehrer an der isolierten Lateinschule zu Dürkheim 
rnannt; — Der Studienlehrer für neuere Sprachen Herm. 
ßoß an der Studienanstalt zu Neustadt a. H. zum Gym⸗ 
iasialprofessor an der genannten Anstalt befördert. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Schwarzenacker Katharina Heil 
zeb. Weber, in Niederbexbach Wwe Balth. Schleppi, 
jeh. Schleppi 83 J. a; in Speher Frau Helena 
MRartin geb. Becker; in Frankenthal Christoph Fick 
72 J. a; in Landau Frau Josefine Arnand 
Wwe geb. Siebecker. 
Fur die Redaltion derantworilich: F. X. Deme ß 
Litterarisches. 
Die neueste Nummer der Wochenschrift von Haus zu 
daus“, Preis pro Quatal Mk. 1.50, welche unter der 
Lwährten Redaklion Anny Wothe's steht, hat folgenden 
znhait: „Das Haus am Rhein? von der Heraus⸗ 
seberin (Fortsetzung). „Was man sagt.“ Novelle von Ratalie 
huth. Glasmalerei-Imitation. Bad Suderode. „Mein 
iebe von Johanna Ambrosius. Fragen“ von Gola Luigi. 
Das Baterland“ von Auguste Hyrtl. „Trostlied“ von C. 
Zruch⸗Sinn. In der, Knurrecke“ ereifern sich zwei wider und — 
ür die Tournüre, ein Anderer macht die Mutter verant⸗ 
vortlich, wenn die Töchter als Ballcoquetten mit Pensionats- 
rziehung kein Glück finden. Aus der „Seufzerlaube“ toönt 
jebliches Geflüster der jungen Natur. Mit den „lieben 
Zleinen“ führt die Redalteurin einen g anz allerliebsten Brief⸗ 
vechsel, aus welchem reiche Erfahrung und große Herzensgüte 
pricht. Zwei Preitarbeiten wie eine Aussteuer von Mlk. 
3000 einzurichten ist. Eine Menge Fragen und Antwoten 
Ur die prattischen Interessen der Hausfrau, Kochen, Backen, 
dandarbeiten ec. ꝛc. Hausgarten, Büche richau, Preisrätsel, 
zriefmappe. - Probenummern durch jede Buchhandlung 
owie durch die Erpedition Adolf Mahn's Verlag in 
eipzig, gratis und franko. 
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