Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Ingberter Snzeiger⸗ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs-Blatt und Freitags und Samstags mit ach 
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inrückung Auslunft ertheilt, 15 , NReklamen 80 8. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
23. Jahrg. 
7 P6. 
αα 15. Juni 1888. 
St. Iugbert, 158. Juni. Soeben geht 
abhdehen Wege von Berlin 
erschütterude Trauerlunde zu, daß Seine 
uenat der Deutsche Kaiser Ie ich 
—* Vormittag 11 Uhr 15 Minuten ge⸗ 
n 5 
Posilische Uebernicht. 
*Wieder einmal heißt es, daß die Vorberath- 
en des Bundesrathes über den abgeänder— 
znlwurf des Alters und Invaliditäts⸗ 
virsicherungsgesetzes fur die, Arbeiter ihrem 
uistiusse nahe sei und soll im Laufe der kom ˖ 
den Woche die erste Lesung beendigt sein. Der 
ntwurf wütde alsdann, wie weiter verlautet, zu⸗ 
d den einzelnen Bundesregierungen underbreitet 
d hierauf auch der öffentlichen Meinung vorge⸗ 
werden, damit die in dieser Frage vor Allem 
nhetenten Kreise ihr Urtheil über den abgeünder⸗ 
n Entwurf abgeben können. Inzwischen wird sich 
Bundesrath vertagen und nach det Sommer⸗ 
use in die zweite Lesung des Entwurfes unter 
zcͤcsichtigung det abgegebenen Gutachten von 
acperstaͤndiger Seite eintreten. Wird dieses Pro⸗ 
ramm innegehalten, dann stünde der endlichen 
ahtingung der Alters- und Invaliditätsversicher⸗ 
nge-Vorlage in der nächsten Reichstagssession 
ohl nichts mehr im Wege. 
Neber den Ausgang der am 12. Juni in 
zelgien stattgefundenen Wahlschlacht, 
un welche: das Schicksal des clericalen Ministeriums 
Laernert abhängt, wird sich erst nach den noch vor⸗ 
anehmenden entscheidenden Stichwahlen endgültig 
ithetlen lassen. Indessen geht schon aus den vor⸗ 
genden Wahlresultaten hervor, daß die belgischen 
ideralen ihre Hoffnungen, das clericale Regime 
uftützen, stark herabstimmen müssen, denn die 
eücalen haben sich ihren in verschiedenen Gruppen 
spaltenen Gegnern gegenüber fast überall zu 
chaupten vermocht, ja, fie nahmen den Liberalen 
nat zwei Deputirtenmandate ab. Auf die Er⸗ 
»tung Antwerpens hatten sich die Liberalen be⸗ 
badei große Hoffnungen gemacht, da hier bei den 
ith fiattgefundenen Prodinzialrathswahlen sämt: 
Sitze von der clericalen Partei an ihre Geg— 
hetloren gegangen waren, aber überraschender 
b haben nun die Clericalen ihre samilichen 
amermandate in Antwerpen zu behaupten ver⸗ 
zur nicht geringen Enttäuschung der Libe— 
n. Jedenfalls hal die Uneinigkeit zwischen 
nz matigten und dem radicalen Flügel der 
Ahn Liberalen das Meiste dazu beigetragen, daß 
en den Ansturm der Gegner so siegreich 
konnten und wenn diese Spaltung im 
guh Lager fortdauert, werden die Clericalen 
9 den Brüsseler Stichwahlen triumphiren. 
—* ssel waren 16 Deputirten. und 8 Sena⸗ 
* * neu zu besehen und haben um die—. 
h ie clericale und die gemäßigi⸗liberale Partei 
; Ier Wahl zu kämpfen und erst vom Aus- 
Stichwahlen wird es abhängen, wer 
Ineden belgischen Parlamentswahlen vom 12 
Sieger nennen darf. 
Idheheheagigen Festtachteiten artußlic 
adnbelfeier des Dodjahrigen Bestebens der 
ie nsverpaa Bologna find 
ane cht. ohne daß sie anscheinend durch 
anl de an getrübt worden wären. Den Mittel⸗ 
idenheanzen Feier bildete der am Dienstag 
—* one glänzende historische Festzug, bei 
zu begeisterten Husbiaungen für die 
anwesende italienische Königsfamilie kam. Unter 
den verschiedenen Reden, welche bei der Zugsfeier 
zehalten wurden, ist diejenige des Bologneser Pro⸗ 
sessors Gaudino hervorzuheben, in welcher derselbe 
den Wunsch aussprach, die Völker möchten endlich 
hre Zwistigkeiten einstellen, und dem Zustande des 
zewaffneten Friedens, unter welchem Europa seufze, 
ein Ende machen, um sich künftig nur nech im 
Wettstieite ihrer Tugenden und Wissenschaften zu 
nessen. 
* König Georg von Griechenland wird 
im 25. Juni eine Reise nach Petersburg 
antreten, welcher ein gewisser politischer Charakter 
nicht abzusprechen sein dürfte. 
Beschäfte auf ein größeres Geldstück irrtümlich stat 
zines 10 Pfg.⸗Siückes ein 50-Pf. Stück vorgeleg! 
erhielt und auch annahm, daß sie sich nunmehr aber 
für verpflichtet erachte, das zu viel erhaltene Geld 
ihm, dem Geschädigten, wieder zurückzuerstatten. 
Und unser Geschäftsmann naym dieses an und 
tteckte die erhaltenen 40 Pfennig dankend in seine 
Tasche. 6G.) 
-Edenkoben, 13. Juni. Ein 18jährigen 
Bursche aus Hainfeld wurde gestern wegen eines 
Sittlichkeit svergehens, verübt gegen ein 
14jähriges Mädchen von da, verhaftet und durch 
die Gendarmerie hier eingeliefert. c(G.) 
— Weyher, 13. Juni. Im Gemeindewald 
von Weyher entstand gestern ein Schadenfeuer 
durch welches etwa 2400 qm Holzbestand zersiör 
wurde. Fahrlässigkeit beim Rauchen soll die Ent 
stehungsursache sein. (K.) 
— Landau, 18. Juni. Der Seillänzer 
Joseph Funk aus Betschdorf bei Hagenau, der am 25 
April vom Schöffengericht dahier wegen Unfugs 
derübt in der Mattern'schen Wirthschaft, zu 2 Mo— 
naten Gefängniß verurtheilt wurde, konnte das be— 
dorstehende Ende seiner Strafzeit nicht abwarter 
und entsprang gestern, als er mit andern Sträf 
lingen kleingeschnittenes Holz in die Stadt abzu 
liesern hatte. Er wurde bis jetzt nicht wieder ein 
gebracht. 
Der Hes Reich. 
Potsdam, 14. Juni. Das Bulletin von 
zeute Morgen sagt: Der Zustand Sr. Maj. des 
Zaisers hat sich seit gestrigem Abend wesentlich 
verschlimmert. Die Kräfte sind im Sinken. 
Berlin, 13. Juni. Nach der „Vossischen“ 
und nach der „Börsen⸗Zeitung“ soll die Stellung 
des deutschen Botschafters in Paris, Grafen 
Münster, erschüttert sein. Man will wissen, 
daß der Botschafter gegen die Einführung der 
Paßcontrole gewesen sein und sich dem Präsidenten 
Tarnot gegenüber zu weit in dem Sinne en— 
gagirt haben soll, daß er seinen Einfluß zur Auf 
hebung der Verordnung geltend zu machen ver— 
sprach. 
Berlin, 14. Juni. Die kaiserliche Familie 
ist vollzählig zin Friedrichskron versammelt, der 
Kanzler hat sich gleichfalls dahin begeben. 
Berlin, 14. Juni. Der Kaiser beauftragte 
gestern den Reichskanzler telegraphisch, wegen der 
ebernahme des Ministeriums des Innern mit 
dem Oberpräsidenten Grafen von Zedlitz⸗Trützsche 
ler in Verhandlungen zu treten. 
Ausland. 
Brüssel, 138. Juni. Die Congoregierung 
rhielt schlimme Nachrichten von Stanley. 
(L. A.) 
— Neustadt, 14. Juni. Eingetretener 
dindernisse wegen wurde das von der Kreisvor 
fandschaft der Pfälzischen Kreisfechtschule auf den 
3. Juli angezeigte Kreisfest, verbunden mit Wald— 
fest, auf Sonntag den 22. Juli definiliv verlegt. 
— Speyer, 12. Juni. 24. Jahres ver 
sammlung der südwestdeutschen Kon— 
ferenz für innere Mission. Der er 
ttattete Bericht des pfälzischen Ausschusses stellt fest 
daß den Werken der inneren Mission an Stell 
des früheren Mißtrauens ein unverkennbares Wohl⸗ 
wollen entgegentritt, das zu guten Hoffnungen be— 
rechtigt. Die Speyerer Diaklonissenanstalt ist in fröh⸗ 
liichem Wachstum begriffen. Die Zahl der Schwesterin 
hat sich auf 110 erhöht, genügt aber noch immer 
aicht. Auf 15 Stationen außerhalb des Mutter— 
hauses find 60 Schwestern ständig thätig. Neue 
Stationen werden in nächster Zeit zu Neustadt a 
d. H. und Grünstadt errichtet werden. Das neu 
erbaute Erholungshaus wird voraussichtlich im Jul 
eingeweiht werden können. Das Werk der Stadt 
nission in Ludwigshafen hatte erfreulichen Fort 
gung, die Mitgliederzahl ist auf 650 gestiegen 
In Kaiserslautera hat die Herberge zur Heima 
noch immer mit Schwierigkeiten zu kämpfen, so daf 
das Rechnungsjahr wieder mit einem Defizet schloß 
Von den beiden Rettungshäusern hat das zu Haß⸗ 
toch 49, das auf dem Inkelthalerhofe bei Rocken⸗ 
hausen 20 Pfleglinge. Kleinkinderschulen bestehen 
an vielen Orten; der in Speyer bestehende Näh- 
abend für Fabrikarbeiterinnen war von 78 Mädcher 
besucht, wäͤhrend ein vor kurzem eingerichteter Sonn 
lagsverein für Dienstmädchen von etwa 15 Mädchen 
frequentirt wird. Endlich sei noch der konfessions⸗ 
iose Verein für sittliche Befserung verwährloster 
armer Kinder und enilassener jugendlicher Sträfling 
erwähnt und zugleich das Bedauern ausgedrückt 
daß kein ähnlicher Verein besteht, welcher sich die 
Fürsorge für erwachsene entlassene Gefangene zu 
Aufgabe zu stellen versucht. — Die Zahl der pfälz 
schen Mitglieder im Jahre 1887 betrug 123, die 
EFinnabme 662 Mk.. die Ausqabe 521 Mt. 
— 
Lokale und pfaälzische Nachrichten. 
— St. Ingbert, 15. Juni. Der Stadt⸗ 
rath zu Zweibrücken wählte in seiner gestrigen 
Sitzung zur Besetzung einer dafelbst erledigten ka⸗ 
hotischen Schulstelle den Schulverweser Herrn 
Börl von hier. * 
Ensheim, 15. Juni. Bezüglich des 
Projektes dee Straßenlahn Ensheim⸗St. Ing⸗ 
hert können wir miitheilen, daß die einschlaͤgliche 
englische Fabrik dieser Tage ihren Vertreter nach 
hier sandte, um die Strecke in Bezug auf Terrain⸗ 
chwierigkeiten zu besichtigen. Letztere sind nach 
Aussage dieses Herrn nicht vorhanden, sodaß nach 
zewilligter behördlicher Genehmigung bald die 
Straßenbahn Ensheim ˖ St. Ingbert in Thätigkeit 
treten wird. 
— Zweibrücken, 14. Juni. Die bisher 
von Herrn Chr. Heintz betriebene Bierbrauerei ist 
gestern durch Kauf mit dem am Himmelsberg ge— 
segenen Wohnhaus in den Besitz des Hrn. J. 
Nohl dahier übergegangen. Der Kaufpreis beträg' 
92.,000 Mk. (Zw. 3.) 
— Edenkoben, 13. Juni. Eeltene Ehrlich⸗ 
—D 
värts in die Wohnung eines Oekonomen kam, 
tellte sich das zurzeit daselbst bedienstete Mädchen 
ym vor und erklärte ihm mit einer gewissen Aengst⸗ 
ichkeit, daß fie vor längerer Zeit — vor mehr als 
3 Zahren — hei Entnahme von Waagren aus seinem