Full text: St. Ingberter Anzeiger

der Stadtrat mit den Herrn Burgermeister und 
beiden Adjunkten an der Spitze, der Krieger⸗ und 
Landwehrverein, sowie der preuß. Knappenverein 
mit ihren florumhüllten Fahnen; auch die Bürger- 
schaft war sehr zahlreich vertreten. Nach dem schönen 
Vortrage des Trauergesanges „Beati mortui“ be— 
stieg Herr Kaplan Werner die Kanzel, um in be⸗ 
aeisterten, zu Herzen gehenden patriotischen 
Worten den Lebenslauf des hochseligen Kaisers zu 
schildern. Redner schilderte, wie hart das deutsche 
Volk im letzten Jahce heimgesucht wurde, daß es 
schon zum zweiten Male an der Bahre seines Kaisers 
stehen muß. Trotzdem Kaiser Friedrichs Regierung 
nur 99 Tage währte, so hat er sich doch die Herzen 
des ganzen deutschen Volkes, ja der ganzen zivili— 
sirten Welt im Sturme erobert. Er war ein Muster 
und Vorbild treuer Pflichterfüllung. Er hat gelebt 
für sein Völk und ist gestorben für sein Volk. 
Größeres kann dem glücklichsten Herrscher nicht nach- 
gesagt werden. Höhexes kann kein Volk beweinen, 
das an dem Lager seines toten Fürsten steht. 
Kaiser Friedrich war ein Held, ein Krieges⸗ und 
Friedensheld. Ecr war ein ruhmgekrönter Kriegs⸗ 
mann, der zwei gewaltige Schlachten enischied; 
doch der Glanz des Siegers biendet sein Auge 
nicht; denn er brachte ans dem Felde den Abscheu 
vor dem Jammer des Kriegselends heim. 
Aber auch ein Friedensfürst war er, wie er es 
in seiner Proklamation ankündigte. Ihm, dem 
Sieger von Weißenburg und Wörth, waren die 
Segnungen des Friedens der Inbegriff von Völker⸗ 
und Menschenglück. Wie erhebend und verheißungs⸗ 
voll klang es, als er in seiner Proklamation ver⸗ 
kuündete, daß er, unbekümmert um den Glanz 
ruhmvoller Großthaten, nur der Wohlfahrt seines 
Volkes leben wolle. Leider war es unserm Helden⸗ 
laiser nicht vergoönnt, das Ziel, das er sich gesteckt, 
zu erreichen. Herr Kaplan Werner ermahnte die 
Trauerversammlung noch, vertrauensvoll auf 
den erhabenen Nachfolger des hohen Verblichenen 
zu sehen, ihm in gleicher Liebe und Anhänglich- 
keit entgegenzuhommen und den Herrn zu bitten. 
daß Kaiser Wilhelm II. eine lange und glückliche 
Regierungszeit zergönnt sein möge. * 
Nach dem Gebete trug der Cäcilienverein noch 
einen schönen, ergreifenden Choral in präziser, die 
Andacht erhöhender Weise vor, womit die Trauer⸗ 
indacht endigte. 
Freiwillig gerichtliche 
Versteigerung. 
eelsorgerischen Zuspruch zu spenden. D 
Victoria wurde dei der ihr von De, u au 
machten Eroöffnung, daß das Ende —8 
kurzer Zeit bevorstehe, von einem weiit 
Dhnmachtsanfall ergriffen. Dem — 
hat der Kaiser durch letztwilliger inn 
öffentliche Ausstellung der veiche —* 
Neueste Nachrichten 
Berlin, 17. Juni. —* — kui 
Verordnung vom 16. Juni 1888 wird der nn 
ta g auf Montag den 25. Juni 1888 e 
Berlin, 17. Juni. Der RAFen eius 
vom Kaiser selbst im Weisen Sach J 
Thronrede eröffnet werden. i 
Berlin, 17. Junii. Zu bielen Tau 
wallfahrten die Berliner heute nach dn 
um die Leiche des Kaisers Friedrich —86 
sehen und Kranze am Sarge niedetzulegen 
Staatsministerium hat sich vollzähug ne 
geben. Die Vereidigung desselben hat noch 
stattgefunden, sie wird erst nach der Beisetzun 
folgen. Die Proclamation wird vor —R J 
erlassen werden. 
Potsdam, 17. Juni. Die Kaiserin Win 
Augusta ist heute früh hier eingetreffen. Da 
drang des Publikums vor dem Schlosse Ftiedtig 
rron ist ein kolossaler; jeder Eisenbahnzug bg 
große Massen. Von Berlin find 200 — 
hier eingetroffen, um dor dem Schlosse die d- 
nung aufrecht zu erhalten. 
Potsdam, 17. Juni. (Mittags.) Der Ku 
Vermischtes. und die Kaiserin find mit der Kaiserin Augih— 
f Berlin, 16. Juni. Ueber die letzten dem Großherzog und der Großherzogin vm vu 
Stuünden Kaiser Friedrichs melda noch lowie den übrigen bereits hier eingetroffenen dum 
die „Nat.⸗Ztg.“: Schon seit Donnerstag Abend üchleiten soeben an die Bahre des hochseligen Kes 
war fast vollständige Bewußilosigkeit eingetreten und Friedrich getreten. Dem Publikum ist während de 
die letzien 12 Stunden hat der Kaiser fast une Verweilens der allerhöchsten Herrschaften dajelbied 
anterbrochen in apathischem Zustande zugebracht. Zutritt nicht gestattet. 
Bdegen 10 Uhr Vormitiags schien das Bewußlsein Ronm, 16. Juni. Auf-ein Gesuch der Sr 
aoch einmal auf einen Augenblick zuruckzukehren. direndea der Univerfitüt ermächtigte der Unlerricht 
ẽr tannte seine Umgebung und verlangien, feine minister, der fich noch in Bologna befindet, dieselde 
Depeschen“, ein Beweis, wie ihn bis zum ietzten kine Abordnung von Professoren und vier S 
Augenoͤlicke das Pflichtgefühl beseelte und bis in direnden nach Berlin zur Leichenfeier für Keh 
ie letzten Tage thatig zur ürbeit und zur Erledig. Friedrich zu entsenden. dessen Guß anlaäßlichn 
ing der Geschaͤfte drangte. Dann verfiel er in einen dubelfeier in Bologna noch wenige Tage dor sen— 
Zchlummer, aus dem er nicht mehr erwachte. Es ode allen Italienern so theuer gewesen sei. 
var daher nicht moͤglich, ihm in den letzten Stunden Für die Medaltion verantwortlich: F. X. Den⸗ 
nter eni rt corate r Aos. Vohen des Gro ber so vα9,. zruchleiden. 
a Tormsor Hauptgewinne in Gold: S Zugniß. —— 
Loose 20,000 u. 10,000 MI. deisanstalt fuͤr Bruchleie 
2 WMark von ims baar ohne jeden Abzug auszahlbar. grs: ardim 
Ziehung garantirt ohne Verschub bereits Der Bruch ist, dank ee 
eichneten Bandage trotz schwenr 
D 1 e n — t a g ⸗ —17. Juli. Arbeit nicht ein einziges Mal mih 
Loose à S Mark, 11 für 20 Maork zu beziehen durch die Haupt ausgetreten. Ich sehe mich w 
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— age mehr bedarf. Mögen « 
Bruchleidende sich an Sie wende 
und sich die, von Ihnen grats 
haltliche, beiehtende Broschüre un 
Zruchleiden schiden lassen. 90 
ingavoll! A. S. Keine Geheimmin 
Mit einer Mustersammlung vorn 
licher Bandagen ist unser Bandagitt 
Kaiserslautern Hoiel Poß - 
20. jeden Monais von 223 
Nochm. zur unentgeltlichen Ve 
—VVO— 
Man adressire: „An die geilun 
— —— 
Schwei. Mon addresium 
Seilauitalt sur Bruchlei 
an Glarus (Schweiz“ 
*St. Ingbert, 18. Juni. Aus Anlaß 
der Beisetzung der irdischen Reste des höchstseligen 
daisers Friedrich haben das Stadthaus und eine 
ziemliche Anzahl von Privatgebäuden mit Trauer⸗ 
'ahnen geflaggt. 
*St. Ingbert, 18. Juni. Zufolge Ab⸗ 
ebens Seiner Majestät des Kaisers warde die 
hauptversammlung des pfälzischen Feuerwehr-Ver⸗ 
andes auf unbestimmte Zeit vertagt. 
— Zweibrücken, 18. Juni. Das Ober⸗ 
ẽrsatzgeschäft für den Bezirk Zweibrücken beginnt 
norgen. Für diese Generalmusterung find drei 
Tage porgesehen. (Zw. Zig.) 
— Speyer. Die berühmte Findigkeit der 
eutschen Postbeamten scheint sich bis nach Bayreuth 
nicht erstrekt zu haben. Auf dortigem Postamte 
vurde am 6. d. M. ein Brief aufgegeben, welcher 
n sehr deutlicher Schrift außer dem Namen des 
Adressaten den Bestimmungsort und die nähere 
ldresse aufweist, nämlich: Speyer a. Rh, Weiden⸗ 
derg. Anstatt nun diesen Briei nach der pfälzischen 
Zreishauptstadt zu befördern, ward er nach einem 
uns nicht bekannten Orte namens Weidenberg diri— 
ziert. Dort scheint man denn doch vermulet zu 
jaben, daß die Sache nicht stimmt, daß es auch 
ine gewisse Stadt Speyer a. Rh. gibt, und so 
zelangte der Brief denn auch nach mehrtägiger 
Wanderung ganz vergnüglich an der Hand der 
nn Weidenberg zugefüglen hübschen näheren Kenn⸗ 
eichnung „Rheinpfalz“ in die richtigen Hände. 
D heiliger Stephan! 
σα 
Mittwoch, den 4. Juli 1888, Nach⸗ 
mittags 4 Uhr, zu Rohrbach in der 
Wirthschaft von Jakob Wagner, 
wird durch den gerichtlich hiezu be⸗ 
auftragten kgl. Notar Kemmer im 
Amtsfitze zu St. Ingbert, öffentlich zu 
Eigenthum versteigert: 
Steuergemeinde Rohrbach: 
Von Plan NRr. 1537 und 1538 
9 a 20 qm Acker am Spieser 
weg: eine Fläche oben 11 mund 
unten 9 mebreit. 
Eigenthümer find: Johann Wag— 
ner der Sechste, Bergmann, in Rohr⸗ 
bach wohnhaft, Wittwer der daselbß 
verlebten Katharina Gehring, unt 
die Kinder und Erben der Letzteren 
aus deren Ehe mit ihrem hinterdbliebe⸗ 
nen Wittwer, als: 1. Wendel, 2. Jo⸗ 
hann, 3. Katharina, 4. Kunigunde 
5. Jakoh, 6. Maria und 7.Peter 
Wagner, alle noch minderjahrig, welche 
ihren Vater, genannten Johann Wag 
ner, zum gesetzlichen Vormunde, und 
Valentin Deckarm, Bergmann, in 
Rohrbach wohnhaft, zum Nebenbor ⸗ 
munde haben. Der Wittwer und die 
Kinder Wagner auch Erben der Ver— 
lassenschaft ihres im Kindesaltet der 
Erblasserin nachverstorbenen Sohnes, 
bezw. Bruders Christian Johann 
Wagner. 
—A 
A. Müller, 
Amtsberweser des kgl. Notars 
Kemmer. 
Theater in St. Ingbert. 
Im Saale des Cafe Osberhauser. 
desammt⸗ Gaftspiel unter Leitung des 
direktors Julius Süßenguth. 
Jur gefälligen ßeachtung 
Mittwoch, den 20. Juni, als am 
weiten Tage nach der Beisetzung des 
ööchstseligen Kaisers, nehmen die 
Theater⸗Vorstellungen 
zren Fortgang, und zwar: 
Mittwoch, den 20. Juni 1888 
Ninna von Barnhelm 
oder: 
„Das Soldatenglüdk.“ 
rustspiel in 5 Aufzügen bon G. Eph⸗ 
aim Lessing. Zu dieser Klassiker⸗ 
Aufführung werden keine Zettel aus⸗ 
zegeben, doch hat Jedermann zu 
rmäßigten Eintrittspreisen Zutritt. 
Erwachsene 1 Mark, 
-„chüler und Kinder 530 Pfg. 
Freitag, den 22. Juni 1888. 
Dutzendbillets gelten. 
Druck und Rerina von 
Zum ersten Male. 
Der tolle Wenzel. 
Broßes komisches Gesangsstück in vier 
Alten von W. Mannstädt GVerfasser 
von „Die schöne Ungarin“). Couplete 
und Quodlibets von Gustav Görß 
Musik von G. Steffens. 
stassa⸗Eröffnung 18 8 Uhr. 
Anfang präcis 834 Uhr. 
In Vorbereitung: 
Der Walzerkönig. 
Das Nähere durch die Zettel. 
Die Direktion. 
reimn. 
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Die auf heute Abend anberaumte 
Hauptversammlung 
findet vorerst nicht statt. 
Für den Turnrat, 
der J. Sprecher. 
— Demekem Ehboobe 
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