Full text: St. Ingberter Anzeiger

Projekt, das für unseren Bezirk und speziell für 
Birmasens ein Stück sozialer Ftage — die Woh— 
nungsfrage — zu lösen geeignet ist, seiner Verwirk⸗ 
ichung entgegengehen. 
— Pirmasens, 5. Juli. Nach an das 
Bezirksgremium für Handel und Gewerbe gelangter 
Nachricht hat die Direktion der Pfälzischen Eisen⸗ 
zahnen mit dankenswerther Bereitwilligkeit dem 
diesseitigen Verlangen nach Verausgabung von 
Rundreisebilleten für die Tour Pirmasens ⸗Landau⸗ 
Germersheim Lauterburg — Sttaßburg⸗Weißenburg⸗ 
Landau⸗Pirmasens oder umgekehrt stattgegeben. 
Diese Billete haben eine Gültigkeit von 4 Tagen 
und kosten J. Klasse Mk. 21.20, I. Klasse Mark 
15.70, III. Klasse Mt. 9. 90. (BV. A.) 
— Pirmasens. Dem Beispiel der Eisen⸗ 
handlungen folgend werden nunmehr auch die Buch⸗ 
und Schreibmaterialien⸗Handlungen, sowie die Gold⸗ 
arbeiter· und Uhrmachergeschäfte ihre Läden an 
Sonn⸗ und Festtagen nachmittags um 2 Uhr 
chließen. (P. A.) 
— Ottersheim, 3. Juli. Am Samstag 
Abend war unsere schöne Kirche der Schauplatz 
einer Rauferei und Schlägerei. Als nämlich Herr 
Schulverweser Reif um gedachte Zeit in der 
Kirche beschäftigt war, bemerkte er, daß der Sohn 
des Blasbalgziehers und Glöckners mit bedecktem 
Haupte das Läuten besorgte. Herr R. forderte ihn 
auf, än dem geweihten Orte sein Haupt zu ent⸗ 
blößen; anstatt aber der Aufforderung nachzukom⸗ 
men, schleuderte der freche Bursche beschimpfende 
Worte gegen Herrn R., worauf dieser Miene machte, 
dem rohen Sonntagsschüler die Mütze zwangsweise 
vom Kopfe zu entfernen. Im Augenblicke fuhr 
der lose Bube gegen Herrn R., riß ihm die Brille 
aus dem Gesichte und schlug mit Fäusten auf ihn 
los, wobei er von seinem mittlerweile herbeigekom⸗ 
menen Vater kräftig unterstützt wurde. Voller 
Wuth machten sich Vater und Sohn über ihr Opfer 
her und mißhandelten es in unerhörter Weise. Der 
sttrafende Arm der Gerechtigkeit wird den rohen 
Exzedenten hoffentlich Zeit zum Ueberlegen geben, 
was es heißt, einen Mann in seinem Amte, und 
aoch dazu an heiligem Orte, anzufallen und zu 
traktiren. (L. T). 
— Edenkoben. Der hiesige Stadtrath hat 
beschlossen, die nur von wenigen Kindern besuchte 
israelitische Schule aufzuheben und die israelitischen 
stinder in der protestantischen Schule unterzubringen. 
Die neu zu errichtende Schulstelle soll dem isreali⸗ 
tischen Lehrer übertragen werden. — Herrn Stadt⸗ 
schreiber Kaiser wurde für die musterhafte Führ⸗ 
ung der Standesregister eine Gratifikation von 50 
Mt. zuerlannt. 
— Speyer. Beim 2. Pionier-Bataillon 
finden vom 9. mit 13. Juli größere Festungs 
manöver in Germersheim statt. Die Feldkompag⸗ 
nien des Bataillons werden deshald nächsten Mon⸗ 
ag die hiesige Garnison verlassen, um sich an 
denselben zu betheiligen. Die Rückfahrt erfolgt 
am 13. Juli Abends. (Sp. Z.) 
— Speher. Die Generalversammlung des 
deutschen Fröbelverhandes, die Ende August in 
diesiger Stadt abgehalten werden sollte, wird 
neueren Bestimmungen zufolge in diesem Jahre und 
zwar wegen der zeitlich ungünstig gelegenen Ferien 
der norddeutschen Schulen ausfallen. (Sp. 3.) 
— Frankenthal, 4. Juli. Gestern machte 
der Ausrufer einer Schaubude auf dem Paradeplatz 
den Versuch, sich in dem Abort einer in der Nähe 
befindlichen Wirthschaft zu erhängen; er wurde je⸗ 
doch zeitig abgeschnitten und vor die Thür gesetzt. 
Es hatte den Anschein. als hätte er zu viel ge⸗ 
irunken. 
— Ludwigshafen a. Rh., 4. Juli. End⸗ 
sose Scharen Festbesucher brachten uns heute die 
Bahnzüge; alles wollte das Oechslein am Spieß 
sehen. Wie ich aus guter Quelle vernehme, ist 
eine Verlängerung des Festes geplant, da das 
schlechte Wetter in bezug auf das finanzielle Ec⸗ 
zebniß des Verbandschießens von unvortheilhaftem 
Einfluß war. Es wird nach Genehmigung der 
Verlängerung weiter geplant, einen zweiten Ochsen 
draten zu lassen und dies jedenfalls am Sonntag. 
Schlechte Geschäfte würden sowohl die Metzger als 
das Festkomitee gewiß nicht dabei machen. An 
6000 Karten sind heute verkauft worden. alles war 
Uberfüllt, der Gabentempel, die Festhalle, Bierhalle 
u. s. w. — Auf Standscheibe haben noch folgende 
Herren sich Becher erschossen: Julius Krafft jun. 
von Neustadt, Friedrich Krug, Buchdrucker von 
Zudwigsbafen und Lampinet von Mainz. Auf der 
Feldscheibe: Hartmann und H. A. Martin von 
deustadt und GG. G. Schenk von Frankfurt. 
(Frkth. T.) 
— Harrheim, 4. Juli. Unlängst wurden 
in mehrere Leute von hier Kleien verkauft, unter 
zenen per 2 Pf. netto « Pf. Sand enthalten 
var. Die Sache hat, wie die „Npf. B.⸗Z.“ hört. 
die Gendarmerie schon in Händen. 
— Von der Nahe. Nit dem Brücenbau 
iber die Nahe bei Oberhausen ist es eben ganz 
till; obwohl es nicht am guten Willen fehlt, die 
Brücke zu bauen, so fehlt es doch an der Haupt⸗ 
ache — am Geld. Bekanntlich wurde nur ein 
Staatszuschuß von 11,000 Mtk. gewährt und dies 
st den Bewohnern von Duchroth-Oberhausen zu 
venig, um eine Brücke zu bauen, welche nach der 
„Npf. B. Z.“ zu einem Kostenaufwand von 77,000 
Mark veranschlagt worden ist. 
— Aus der Pfaälz. Das Cultusministerium 
jat nunmehr auch die allgemeinen Bestimmungen 
velche die Leistungen des Staates zur Verbesserung 
er materiellen Lage des Lehrer⸗Personals an den 
bolksschulen betreffen, einschließlich der Aeudernngen, 
pelche fich aus den budgetmäßigen Neubewilligungen 
ür die XIX. Finanz Periode ergeben, veröffentlicht. 
diese Nachricht wicd den Volksschullehrern sehr er⸗ 
vünscht sein, da zu erwarten steht, daß jetzt die 
Anweisung der kgl. Rentämter zur Auszahlung der 
Jewährten Gehalts«Aufbesserung nicht lange mehr 
auf sich warten lassen wird. Die erste Alters⸗Zu⸗ 
age wird wie bisher nach Ablauf von 10 Jahren 
iach bestandener Seminar⸗Schlußprüfung vom 1 
Ictober an gerechnet, die zweite nach dem 183., 
ie dritte nach dem 16., die vierte nach vollendetem 
20., die fünfte und die folgenden nach je 5 Jahren 
veiterer Dienstleistung von dem genannten Zeit— 
unkte an gerechnet, gewährt und für Lehrer in je 
)0 M. und für Verweser in je 48 M. bestehen. 
Ddie Gehaltsmehrungen beginneu mit dem 1. Januar 
988; ebenso erfahren die pensionirten Lehrer von 
iesem Zeipunkte an eine Erhöhung ihres Jahres— 
ezuges von je 60 M., wenn sie unter 40 Dienst⸗ 
ahre., und je 100 M., wenn sie 40 Dienstjahre 
jaben. In die Dienstzeit wird regelmäßig nur 
ie Zeit eingerechnet, welche im activen Dienste an 
Jolksschulen und den diesen gleichzuachtenden öffent⸗ 
Unterrichtsanstalten zugebracht wurde. 
tes. 
F Kreuznach, 3. Juli. Der Nahethal⸗ 
Rennverein hat sein zweites diesjähriges Rennen 
nuf den 22. d. M.« festgesetzt. Vorgesehen sind 
wei Jagdrennen und zwei Hürdenrennen, wovon 
e eins nur von aktiven Offizieren der deutschen 
Armee geritten werden kann. Die Hindernisse der 
dennbahn werden um eine Steinmauer vermehrt. 
die Betheiligung an den Rennen, insbesondere 
»on Offizieren, verspricht auch diesmal wieder eine 
ege zu werden. (S. J.) 
F München, 4. Juli. Die von verschiedenen 
ayerischen Blättern verbreitete Nachricht, als ob 
ich der oberste Schulrath in seiner letzten Sitzung 
nit tiefgreifenden Reformfragen beschäftigt habe 
ind eine Beschränkung der alten Sprachen zu 
Hunsten des Deutschen und der Geschichte zu er— 
varten sei, ist, wie mir an zuständiger Stelle 
ersichert wird, durchaus unzutreffend. (Fr. Ztg.) 
F Der Münchener Magistrat genehmigt zur 
Ddekotation der städtischen Gebäude für die Cente—⸗ 
jarfeier die namhafte Summe von 220,000 Mt. 
F (Ein starkes Stück) Ein Münchener 
iamhafter Künstler theilt den dortigen „N. N.“ 
nit, daß er vor einigen Tagen eine Nummer der 
Oesterreichischen Hotelzeitung“ (Wien, Cheftedac⸗ 
eur Julius Springer) zugesandt erhalten hat, in 
velcher über Arbeiten von seiner in der Kunstge⸗ 
verbe⸗Ausstellung eine 11 Zeilen umfassende Notiz 
tand. Gleichzeitig wurde er in einem Schreiben, 
em eine Postanweisung sowie ein Abonnements⸗ 
chein beilag, aufgefordert, „als Aequivalent des 
ẽntgegenkommens“ der Zeitung ein Jahresabonne⸗ 
nent von 25 Mark zu nehmen, am Kopfe der 
Oesterreich. Hotelzeitung“ ist dagegen der Abon⸗ 
jementspreis für das Jahr nur auf 12 fl. — 20 
Mark festgefetzt. Das Schönste an der Sache aber 
st, daß die in jenem Blatte gerühmlen Kunstgegen⸗ 
tände in der Ausstellung überhaupt noch gar nicht 
rusgestellt sind. 
F Fürth, 2. Juli. Ein Denkmal haben die 
ayer. Lehrer ihrem langjährigen Vorkämpfer Wil⸗ 
jelm Pfeiffer auf's Grab gesetzt. Gestern wurde 
8 auf dem neuen Friedhofe enthüllt; Lehrer Kraft 
7 
aus Nürnberg hielt die Gedächtniß 
von Vereinen und and di du 
sel, Gesang shiot die deiee Wrdn uit, 
steht aus einem schwarzgranitnen Seinu 
auf einem Unterdau von hellerem dr 
und an der Vorderseite das Reliefbildenht eih 
in Bronzeguß trägt. iß biemn⸗ 
fF (Anti⸗Impfverein. ⸗ 
in Rürnberg ein Verein 8 nn hat fe 
bildet, der mit allen gesetzlichen —8B p 
hebung des Impfzwanges erreichen um ie An 
Absendung von Petitionen an den a dut 
weckhen will. Die Polizeibehörde hat inh 
Verein als einen politischen erklärt, da a dr 
oͤffentlichen Angelegenheiten befaßt, und ide 
die Vereinsvorstandschaft beauftragt, n 
ing der Schließung die Statuten n 
„olitischen Vereinen die Aufnahme don 9 
ährigen und Frauenspersonen als — 
Jestattet ist und auch nicht — wie beadsichn s 
die Gründung von Unterverdänden unter 
ralleitung erlaudt ist. 
F Würzburg. Als Zeichen der Zeit 
erwähnt sein, daß dieser Tage das Hofqui n 
hof bei Großbardorf mit lebendem und di 
tar un iod dod Wt vernufe en 
zia hem Inthair wird 800 behensee he 
ragen und ist alles in sehr gutem Zustande g 
10 Jahren kostete es 300,000 Mtk. Pf. as 
Mainz, 8, Juli. Während der geheh 
Borstellung des Zirkus Herzog hier hante din 
stenz, der Liebling des Publikums, das Mißgesch 
nit dem Springpferde „Blitz“ beim Hinweghn 
iber eine Hunde zu stürzen und unter des hu 
zu gerathen. Ein Schrei des Entsetzens ging din 
die ganze Zuschauerschaft! Frau Renz, —EXRC 
und von einer Ohnmacht befallen, wurde du 
inigen Stallmeistern aus der Manege gelrasen. 
Wie wir erfahren, ist der Zustand der armen deu 
in sehr bedenklicher. — In der Zeit vom 10.h 
15. Juli tagen hier die Seifenfabrikann— 
Deutschlands. Mit den geschäftlichen Angeltgen 
jeiten ist ein Ausflug nach Wiesbaden und « 
olcher nach Rüdesheim und dem Niederwald un 
gesehen. 
F Krefeld, das rheinische Lyon, zählt zu d 
Städten, die sich überraschend glücklich enwic 
saben. Die Einwohnerzahl ist seit 30 Jahren dor 
30 000 auf über 100 000 geftiegen, und mit de 
vachsenden Größe der Stadt hat der Wohlsten 
hrer Bewohner Schritt gehalten. Die reichm J 
zustriellen legen einen rühmlichen Wetteifer an den 
Tag, sobald es sich darum handelt, für öffentlch 
Zwecke, für die Interessen von Kunst und Wifen 
chaft die Mittel zu veschaffen. Man ist, wie don 
vort berichtet wird, mit der Sammelliste füt ein 
zu errichtendes KRaiser Wilhelm⸗-Muserr 
hisher nur an 82 Personen herangetreten, hat che 
bei diesen insgesamt 260 500 mMk. etzielt. R 
lleinste gezeichnete Summe war 300 Mk., die gi 
100,000 Mk.; ferner figuriren Posten von 2500 
Mtk zweimal 10 000 Mk. sechsmal 5000 B 
u. s. w. Bei derartig ausgeprägtem Gemeinßr 
ist allerdings auch für ideale Zwecke Großes zu 
reichen. 
F Kaiser Wilhelm II. ist belaunilih 
ebenso eifriger Jäger, wie sein Großvatet. 
ind fechs Wochen her, als dem damaligen ier 
prinzen im Verliner Stadischloß die Nachrich J 
zing, daß in der Pürschhaide ein siattlicher Vt 
bock zum Abschießen stände. Er fuhr an demen 
Abend noch nach Potsdam und nahm im Kafn 
des jetzigen Leibhusaren⸗-Regiments im Lreist g 
versammelten Offizierkorpo den Thee ein. 
pat trennte sich der Kronprinz von seinem m 
ieb gewordenen Korps und übernachtete im 
damer Stadtschloß. Aber schon um halb du 
früh warf er sich in das Jagerkleid und bega 3 
Auf die Purschjagd, wo er bald den kapitalen F 
niederstreckte. Auf seinen Jagden bediegt sn 
Zaiser in der Regel des leichten, kurzen Sutß — 
den ihm Kronprinz Rudolf von Osterreich vr 
Beschenke gemacht. Der Kaiser ist schon 
‚orzuglicher Schütze bekannt, der Schuß für uiß 
rifft. Nach jener Purschjagd kehrte det — 
Zronprinz in das Stadischloß zurück, nan 
Imbiß zu sich und ritt dann im schaen * 
Jon Potsdam nach Berlin, und zwar d se 
dem Tempelhofec Feld zum Exerzieren 6 
rigen Theil des Tages widmete er sich d 
chäften der Stellvertretung. Der ni n 
zesitzt eine ganz außerordentliche Elaftizi