Full text: St. Ingberter Anzeiger

achging, Kirschen mit den Stei⸗ 
einem ogn eannt heimkommenden Eltern 
en anen aaben unter den größten Schmerzen 
onden d ea denen ihn bald der Tod erlsste. 
ch —2 gesun d. Ein Dresdener Restau⸗ 
Feiede zu Monat Gefängniß und 1000 
— Geldbuße verurtheilt, weil er wiederholt an⸗ 
wi, J don ihm geführten Münchener Bieres ein⸗ 
u Bier berkauft oder beide Biere vermischt 
t hatte. Das Dresdener Gericht erkannte 
vr die Mexkmale des Betruges und fällte dem⸗ 
dieses harte Urtheil, mit dem aber wohl jeder 
n an einverstanden sein wird. 
Em erstes Denkmal für Kaiser 
riedrich wurde dieser Tage in dem gothaischen 
ndichen Mehlis bei Suhl errichtet; dort wurde 
acwigten Kaisers Broncebüste auf dem Platze 
dem Schulhause aufgestellt. 
Berlin, 7. Juli. Ein älterer und ein 
ingerer Hett hetraten gleichzeitig eine Restauration 
Her Chausseestraße und nahmen beide an einem 
isch Platz. Der ältere Herr, welchem man den 
Nhadenden Provinzbewohner ansah, bestellte 
Glas Bier, welchem Beispiel der junge Mann 
e. Wenige Minuten später verlangte der letz 
ine Flasche Wein und eine Portion Essen, 
d im Verlaufe einer halben Stunde war, dank 
m enormen App.tit dieses Gastes, die von ihm 
machte Zeche auf sieben Mark angelaufen. Der 
liere Herr hatte eine Fnm zur — eed 
d sudirte eifrig darin, ohne um sich zu sehen, 
—* nach beendeter Mahlzeit der junge Herr 
Kellner heranrief und demselben erklärte, daß 
Outel fur ihn mit bezahlen werde. Hierauf 
qriff er Hut und Stock, trat an den zeitung- 
jenden Onkel heran und sagte ihm in Gegenwart 
„Kellners laut und herzlich Adieu, ihm dabei 
eHand reichend. Freundlich erwiederte der bie⸗ 
ie alte Herr den Gruß, las weiter und legte 
ach deendeter Lektüre dem Kellner für das ge⸗ 
osene Bier 20 Pfennig auf den Tisch. Wie er ˖ 
qunte er aber, als ihm der Ganymed die Rechnung 
ineß vermeintlichen Neffen präsentirte und er 
sren mußte, daß er zum Onkel eines frechen Gau⸗ 
etz abancirt sei! Natürlich verweigerte er die 
ahlung und der aufgebrachte Wirth mußte gute 
lliene zum bösen Spiel machen. 
Berlhin. Die hiesige Stadtgemeinde wurde 
on einem in Wiesbaden verstorbenen Rentner 
irnst Ftiedrich Oppermann unter sehr merkwür⸗ 
igen Bedingungen zur Erbin eines Nachlasses von 
16953 Mt. eingesetzt. Die Summe soll nicht 
fort, sondern erst nach einer langen Reihe von 
ahren, wenn sie durch unverkürzte Kapitalisirung 
et Renten den Betrag von 2 Millionen Mark er⸗ 
icht haden wird, zur Verwendung kommen. Der 
all wüurde ungefähr in 35 Jahren eintreten. Die 
aupthestimmung in dem Testamente des Erblassers 
aber folgende: Sodald das Vermächtniß zu 
Höhe von zwei Millionen Mark angewachsen 
G joll dasselbe zur Begründung einer Stiftung 
wwandt werden, deren Zweck und Wesen in der 
apflegung, Erziehung, Ausbildung und Unter- 
hung außerehelich in Berlin von daselbst ortsan⸗ 
ͤrigen vermögenslosen Mädchen oder Wittwen 
chorener Kinder besteht. Im Falle der Concur⸗ 
m die wohl erheblich sein dürfte, falls sich im 
aufe von 35 Jahren die soziale Lage der ver⸗ 
dgenslosen Mädchen nicht bedeutend ändert, ent ⸗ 
heidet fur die erste Gewährang von Stiftsmitteln 
e größere Bedürftigkeit. Die außerordentlich hu⸗ 
mme und von einem edlen, vorurtheilslosen Geiste 
uchwehte letztwillige Verfügung des Ernst Fried⸗ 
— enthält noch verschiedene sehr weise, 
erdachte Anordnungen, durch die es vermie⸗ 
wird. daß die zugewendete Wohlthat durch 
F Einflüsse wirkungslos werde. Die bedeut⸗ 
darunter ist, daß die Fürsorge der Stif⸗ 
b für die Pfleglinge nicht mit deren 16. Lebens⸗ 
n endigt, vieimehr dis zu ihrer vollen Entwickel ⸗ 
nd ücheren Gestaltung ihres Zedens durc 
— Belehrung und Unterstützung aus 
nnnnn gewährt werde, so sie eine angemessene, 
eeen erringen. Die Stadtverord⸗ 
n ernuns hat ihre Zustimmung zu der 
—* me der Erdschaft ertheilt und es bleibt 
g * noch abzuwatten, ob auch die landesherr · 
* ng dafür zu erlangen fein wird. 
i ante Oppermann'sche Stiftung ist ihrem 
in mit dem hierorts schon zu derschiedenen 
ersuchten, aber immer wieder gescheiterten 
e der Errichtung eines Findelhauses verwandt. 
furkundenfälschung aus Eitelkeit. 
Aus Berlin wird geschrieben: Unsere Damen 
ind von einem schier unerschöpflichen Ideenreichthum, 
obald es gilt, ihre mehr oder minder anmuthige 
Bersönlichkeit mit allen Reizen auszustatten, die 
inen jungen Menschen fassungslos machen können. 
Die Parfumeure der großen Städte besitzen eine 
deihe der wundersamsten Mittel, um, richtig ange- 
vandt, das bildhäßlichste Mädchen über Nacht zur 
nedicäischen Venus zu machen. Diese harmlosen 
Tinkturen werden mil Recht geduldet, weil sie ernst⸗ 
ich Niemanden schaden können und — national⸗ 
konomisch gesprochen — Geld einbringen. Die 
dahterin Fri. B., eine pikante Brünette, war indeß 
m Laufe der Ziit zu der Einsicht gekommen, daß 
sle diefe Mixturen mit den vollklingenden Titeln 
hrem äußeren Menschen wenig nützen. Sie be⸗ 
hloß also eines Morgens, als sie vor dem Spiegel 
Toilette machte, zu einem Drastikum ihre Zuflucht 
u nehmen. Man haite ihr so viel von der ver⸗ 
hönernden Wirkung des Arsens erzählt und all' 
hr Sinnen und Trachten ging dahin, sich dieses 
Medikament zu verschaffen. Das höchst ungalante 
iesetz verbietet den Äpothekern die Verabfolgung 
es Giftes ohne ärztlichen Schein. Allein Fräulein 
g. wußte sich zu helfen. In ihrem Besitze befand 
ch noch ein altes Rezept, gerade auf eine Kleinig 
eit des ersehnten Pulvers lautend. Mit großer 
zründlichkett üherzog die Holde die Bleistiftzüge 
es Arztes mit Tinte, setzte das Datum hinzu und 
hickte das Schriftstüf klopfenden Herzens in die 
ächste Apotheke. O Freude! Der interessante Pro- 
isor sertigte das Rezept aus. — Von Tag zu 
Tag wurde die Nähterin lieblicher. Sie konnte 
ich kaum ihrer Verehret etwehren — zwei Jüng- 
inge liegen j tzt noch gebrochenen Herzens darnieder 
— da fuͤhrte die rächende Nemesis der Schönen 
ine Freundin in den Weg. „Liedste“, sagte diese 
unge Dame, „woher hast Du diesen entzückenden 
Teint?“ Ach, hätte die Beneidete doch geschwiegen; 
iber sie verrieth ihr theures Geheimniß! Nun ließ 
zie Freundin nicht nach, bis sich Frl. B. bereit 
erklärte, ihr ebenfalls von dem reizenden Mittel 
bzugeben. Nach dem ersten Rezept wurden getreue 
Fopien angefertigt und die Damen schwelgten eine 
Jeit lang in Arsen. Endlich begann man in der 
Apotheke auf die Consumenten aufmerksam zu werden. 
zine Anklage wegen Urkundenfälschung erfolgte 
ind — weint, mitfühlende Töchter Eva's! — 
yFrl. B. muß nun drei Tage hinter kalten Mauern 
hre Eitelkeit büßen ... Vielleicht singt einer der 
soffnungsvollen jungen Leute ein sehnsüchtig Lied 
un Zither und tröuct wie Blondel die arme Ge⸗— 
angene, denn: 
„Was sie zu der Sünde trieb 
„War ach so gut, war ach so lieb!“ 
GDer Kuckuck brütet!) EKine interes 
ante und für naturwissenschaftliche Kreise hochbe⸗ 
»eutsame Beobachtung veröffentlichen die rühmlichst 
ckannten Gebrüder Müller gegenwärtig in der 
Gartenlaube.“ Oberfötster Adolf Müller in Kro⸗ 
orf hat am 16. Mai d. J. im nördöoͤstlichen 
kheile des königlichen Waldortes Hohenschied einen 
Zeiblichen Kuckuck beim Brutgeschäft angetroffen 
5t beobachtete sein Thun und Treiben mit größter 
zorgfalt und konnte feststellen, daß von den drei 
m Reste vorhandenen Eiecrn eins wirklich von dem 
duckuckweibchen ausgebrütet wurde. Dasselbe zeigte 
ich auch als eine recht sorgsame Mutter, welche den 
ungen Vogel mit grünen Raubchen ätzte. Bis 
etzt wurde die Thatsache, daß der Kuckuk aus⸗ 
aͤhmsweise brütet, geleugnet. Adolf Müller, der 
Mitwerfasser des berühmten Werkes „Die Thiere der 
deimath? ist ein so ausgezeichneter Beobachter, daß 
einem Bericht unbedingt Glauben geschenkt werden 
nuß und an einen Irrthum nicht zu denken ist. 
— Freunde der heimischen Vogelwelt verweisen 
vir auf die Nummer 25 der „Gartenlaube“, in 
velcher der ausführliche Bericht Adolf Müllers er⸗ 
chienen ist. 
— Vor Kurzem hatte die sehr hüdsche Herzogin 
yon F. bei einem Wohlthätigkeitsfeste im Casino 
»es Seebades Trouville ihr Erscheinen 
ugesagt; leider verspätete sich die Dame beim An—⸗ 
iehen und sie legte die Handschuhe während det 
Fahrt an. Als sie in den vollen Saal trat, be⸗ 
nerkte die Herzogia zu ihrem Entsetzen, datz sie 
zu ihrer schwarz weißen Seidentoilette einen weißen 
ind einen schwarzen Handschuh angelegt hatte. 
die Kammerjungfer hatte namlich zur Auswahl 
wei Paar Handschuhe vorbereitet, die Herzogin 
ber hatte in der Eile von jedem Paar einen ge— 
nommen. Die Herzogin war nicht wenig ärgerish 
ob ihres Mißgeschicees, doch fiehe da, ihr Erscheine 
in zweifarbigen Handschuhen machte Sensation un« 
seither tragen in Trouville die Damen zweierlei 
Handschuhe, deren Farben mit der Toilette wie 
mit dem Aufputz übereinstimmen müssen. 
FKonstantinopel, 8. Juli. Vorgestern 
Abend um 10 Uhr umzingelte eine 45 Mann 
garke rulgarische Brigantenbande die Bahnstation 
Zellobda (Ostrumelien) und schleppte als Gefangene 
wei österreichische Staatsangehörige fort, den Agenten 
zer Gesellschaft Vitalis und denjenigen der Gesell⸗ 
scchaft Baron Hirsch. 
Sofia',macht“ sich. Aus Sofia schreibt 
nan dem „N. W. T.“: „Die Herzo ain Clementine 
jat mit ihrer Tochter, der Herzogin Mar Emanuel 
on Bayern, Unterhandlungen angekaüpft, welche 
sedenfalls auch das Wohl des bulgarischen Volkes 
im Auge haben. Die hohe Frau hat nämlch die 
Absicht, in Sofia eine echte bayerische Bierbrauerej 
uu installiren (7k) und die Herzogin Max soll in 
München das Nöthige hiezu veranlassen. Wie man 
jernimmt, wird der Unternehmer die Räumlichkeiten 
unentgeltlich zur Verfügung gestellt bekommen.“ 
Wenn dem so ist, dann möge die Sache nur recht 
deschleunigt werden, damit der Landesvater von 
gulgarien von dem zu erwartenden Biere auch noch 
vas zu trinken bekomme. 
Dienstesnachrichten. 
Forstmeister Fiedler in Hochspeyer wurde wegen 
drantheit auf sein Ansuchen für die Dauer eines Jahres 
emm—— — — 
Familiennachrichten. 
Gestorben: in Niederwürzbach Karl August 
Wolf, 18 J. a.; in Herrensohr Peter Schanen, 
Hasiwirth, 68 J. a.; in Saarbrücken Friedrich 
Wagner, Metzger, 75 J. a.; in Kaiserslautern 
Jean Reischmann, 23 J. a.; in Pirmasens Jakob 
Adolf, Schuhfabrikant, 45 J. a.; in Neustadt a. 
). Frau Josef Cronauer; in Frankenthal Fr. 
Zobhia Prestel, geb. Rehm,. 64 J. a. 
Tetecg; crer Cffsbericht 
der „Red Star Linie“, Antwerpen. 
New-York, 5. Juli. — Der Postdamp fer 
Noordland“ der „Red Star Linie“, ist von Ant- 
nerben heute wohlbehalten bier angekommen. 
Neueste Nachrichten. 
Berlin, 9. Juli. Furst Bismarck wird sich 
— 
uh begeben, wo er aller Waͤhrscheinlichkeit nach, 
Ine seinen Aufenthalt daselbst durch eine Badereise 
u unterbrechen, während des Sommers verweilen 
hbird. Die Abreise erfolgt morgen, falls in Au⸗ 
zetracht der nahe bevorstehenden Abreise des Kaisers 
er Fürst Bismarck in der letzten Stunde nicht noch 
in Berlin zurückgehalten wird. 
Berlin, 9. Juli. Die ‚Norddeutsche Allge⸗ 
neine Zeitung“ bestätigt aus zuverlässiger Quelle 
ie Meldung, daß der Chef des Miliarcabinets, 
Feneral der Cavallerie v. Albedyll, noch im Laufe 
ieses Sommers oder zum Herbst dieses Jahres 
zas Commando eines Armeecorps übernehmen wird 
ind daß der Generaladjutant, Generallieutenant v. 
Hhahnke, für das Militärcadinet in Aussicht qe⸗ 
dommen ist. 
Theater in St. Ingbert. 
Wir sind in die angenehme Lage versetzt, auf 
zie Mittwoch, den 11. ds. zur Aufführung kom⸗ 
nende Novität „Ein deutsches Künstlerleben“ oder 
Therese Krones hinzuweisen. welches Werl Frl. 
zrändler zu ihrem Benefize gewählt hat. Diese 
dame ist eines der beliebtesten Mitglieder hiesfiger 
zühne und wußte sich durch ihr frisches, decentes 
Zpiel die Sympathien des Publikums zu erobern. 
Pir brauchen u. A. nur an ihten Auftritt als 
„schöne Ungarin“ zu erinnern, wo ihre elegante 
ẽrscheinung und ihre wohlgeschulte Stimme so 
cht zur Geltung kamen. Es steht zu erwarten, 
aß „Ein deutsches Künstlerleben nicht weniger 
zut gegeben werden wird. Dieses Stück ist eines 
jer besten der Jetztzeit und wurde bei der Wiener 
Breistonkurrenz mit dem ersten Preis bedacht. Möge 
zas hiesige Publikum nicht versaumen, an ihrem 
Fhrenabende der mit Recht beliebten Benefiziantin 
zurch zahlreichen Besuch seine Anerkennung ouszu⸗ 
zrücken. 
dür die Redaktion verantwortlich: F. X. Demeb