Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Oraan des könial. Amtsaerichts St. Inabert. 
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Tei. Iugb erter Auzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal woͤchentlich mit Unterhaltungs· Blatt und Mitiwochs und Samstags mi 
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VBG7r. 
Samstag, 21. Juli 1888. 
283. Jahrg. 
Frankreich und die Kaiserbegeg⸗ 
nung im Osten. 
Waͤhrend die Presse fast aller Länder sich schon 
t Wochen mit der Bedeutung der nun zur That⸗ 
iche gewordenen Zusammenkunft der Herrscher 
)utschiands und Rußlands beschäftigte, hat die 
fenliche Meinung Frankreichs von dem bedeut⸗ 
en Ereignisse bislang nur in ziemlich reservirter 
deise Kenntniß genommen, aber aus dieser Reserde 
cht genugsam hervor, wie verstimmend die jüngste 
onarchenbegegnung auf Frankreich einwirkt. Die 
anslavistenblätter Rußlands haben sich allerdings 
dlich Mühe gegeben, ihre französischen Freunde 
a woͤsten, indem sie versicherten, Rußland werde 
h otzzdem und alledem in seiner auswärtigen 
Hlitike vollständig freie Hand bewahren, was, 
wischen den Zeilen gelesen, natürlich bedeuten soll, 
Frankreich könne nach wie vor auf Rußland zählen. 
diese tröstliche Versicherung ist zwar in Frankreich 
anlend entgegengenommen worden, aber die fran⸗ 
oischen Beklemmungen und Verstimmungen ob der 
zeisertage am russischen Ostseestrand sind hiermit 
fendar nicht beseitigt worden und die Gleichgül⸗ 
gleit, welche man in Frankreich der Entrevue 
nischen Kaiser Wilhelm und dem Czaren gegenüber 
æeuchelt, kann jene Verstimmungen nicht verbergen. 
Im Grunde genommen, hätten die Franzosen 
urchaus keinen Anlaß, der Entrevue mit — wenn 
ach nur vorgeblicher — Gleichgültigkeit, ja, kaum 
erhehlter Abneigung gegenüberzustehen. Die Völker 
juropas in ihrer großzen Mehrzahl haben das Er⸗ 
igniß als eine neue gewichtige Friedensdürgschaft 
vn Anfang an freudigst begrüßt und an dasselbe 
ie Erwartung einer endlichen, ruhigeren Periode 
ur unseren Erdtheil geknüpft und sicher würde 
chlete auch der politisch wie finanziell und wirth ⸗ 
gaftlich bedenklich erschütterten französischen Re⸗ 
xidlik zu Gute kommen. Aber in Frankreich be— 
rachtet man die jetzige Conferenz zwischen dem 
utschen Kaiser und dem Czaren von einem an⸗ 
deten Standpunkte aus, nach der Meinung unserer 
Alischen Nachbarn bedeutet sie die vollständige 
Fernichtung der Träume von einer franco⸗srussischen 
lianz und mit dieser Auffassung schießen die 
tanzosen gerade nicht sonderlich über's Ziel hinaus. 
ia den Kreisen der gallischen wie der moscovitischen 
hauvinisten und Kriegsfanatikzr hat man dieses 
hdrojtct ohne Zweifel ernstlich erwogen und bei 
let Abneigung Alexanders III. gegen das Treiben 
enseits der Vogesen haͤtten schließlich die russisch⸗ 
ranzösischen Beziehungen vielleicht doch den ange⸗ 
euteten Entwicklungsgang nehmen können und dann 
zare es um den Weufrieden geschehen gewesen. 
Nun, der Verwirklichung dieser französischerus⸗ 
ischen Verbrüderungstheorien hat die persönliche 
lussprache zwischen den Hertschern Deutschlands 
ind Rußlands unstreitig dis auf Weiteres einen 
niegel vorgeschoben und dies empfinden auch die 
jranzosen, denn sonst würde ihre Presse mit ihren 
ommentaren zu der Peterhofer Monarchenbegeg ⸗ 
n nicht so bezeichnend hinter dem Berge halten. 
Fs steht freilich nicht zu erwarten, daß unsere 
vestlichen Nachbarn in der Erkenniniß des wieder⸗ 
een freundschaftlichen Einvernehmens zwischen 
dentschland und Rußland auf ihren, ihnen zur 
weiten Natur gewordenen Revanchegedanken ver 
ichten werden, sie werden jedoch auch schwerlich 
vagen, denselben ohne Aussicht auf einen europä⸗ 
* Verbündeten in Thaten umzusetzen. Diese 
ussicht iß durch die Kaiserbegeanung an der Newa 
mmer unsicherer geworden und hoffentlich wird die 
Futebue diese ihre abkühlende Wirkung auf die 
Wünsche und Hoffnungen der franzoͤsischen Revanche 
Deutsches Reich. 
Berlin, 19. Juli.. Der Bundesrath hat 
in der letzten Plenarsitßung beschlossen, daß die so⸗ 
Jenannten Berechtigungsscheine der Brennereibesitzer 
zom 1. August d. J. an auf einen Geldbetrag 
velcher der Differenz zwischen dem höheren und 
dem niedrigeren Abgabebetrage der bezüglichen 
granniweinmengen gleichkommt, ausgefertigt werden 
uind durch den Inhaber vom 25. Tage des sechs⸗ 
en, auf den Monat der Abfertigung des Brannt⸗ 
veins folgenden Monats ab, innerhalb der darauf 
olgenden Frist eines Jahres auf Maischbottichsteuer, 
Jranntweinmaterialsteuer, Brannweinverbrauchsab⸗ 
abe, sowie auch den Zuschlag zu letzterer bei jeder 
Steuerstelle eines deutschen Bundesstaates statt 
aarer Zahlung in Anrechnung gegeben werden 
tönnen. 
derbert Bismarck unterhielt. Hierauf zogen sich 
zeide Monarchen zurück. 
Petersburg, 20. Juli. Die tussichen Blätter 
rüden die Ueberzeugung aus, daß durch die Zu⸗ 
sammenkunft der beiden Kaiser eine neue Friedens⸗ 
jera angebahnt werde. — Ein Begrußungsartikel 
der „Neuen Zeit“ beglückwünscht Deutschland zu 
en auf der See erzielten mächtigen glänzenden 
Ergebnissen. In ganz Rußland bestehe der Wunsch, 
daß die früheren guten Beziehungen der beiden 
maächtigen Nachbarnationen fortbestehen möchten. 
Peterhofß, 20. Juli. Kaiser Wilhelm wird 
um Namensfeste der Königin von Griechenland 
och Montag hier bleiben, die Königin in Pawlowsk 
m Palais des Großfürsten Constantin besuchen 
ind Dienstag Vormittag nach Stockholm abdampfen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Dastk.protestantische Konsistorium 
der Pfalz erläßt folgendes Ausschreiben: „In 
den letzten Tagen dieses Monats wird in Muünchen 
die Centenarfeier der Geburt weiland Sr. Majestät 
des Konigs Ludwig J. von Bayern, des in Gott 
ruhenden Herrn Vaters Sr. kgl. Hoheit unseres 
allergnädigsten Prinzregenten, in großartiger Weise 
stattfinden und viele Tausende werden zu dieser er⸗ 
hebenden Feier in der Haupistadt unseres Landes 
sich versammeln. Es gebührt sich aber, daß an 
solcher patriotischen Feier das ganze bayerische Land 
ind Volk auch außerhalb Münchens sich beteilige 
ind zu diesem Zweck wurde Allerhoͤchst genehmigt, 
daß in den proiestantischen und katholischen Kirchen 
des ganzen Landes eine bezügliche gottesdienstliche 
Feier abgehalten werde. Demgemäß wird andurch 
angeordnet, daß in allen protestantischen Pfarreien 
und selbsiständigen Vikariaten der Pfalz eine solche 
gottesdienstliche Feier mit Hinweisung auf die Cen⸗ 
senarfeier in München und deren patriotische Be⸗ 
deutlung am Sonniag den 20. Juli d. Is. Vor⸗ 
mittags, stattfinde, welche der Gemeinde vorher an- 
zukündigen ist und zu welcher event. all e Staats⸗, 
Militär⸗ und Gemeindebehörden einzuladen sind.“ 
DaAlrheim. Am letzten Sonntag Abend 
purde der 36 Jahre alte Jakob Nickel durch einen 
Messerslich so schwer verletzt, sdaß derselbe am Mittwoch 
gestorben ist. Nickel ist gebürtig aus Oberauerbach 
ind Vater von 6 Kindern. Der Thater, ein ge⸗ 
visser Hain von Altheim, 18 Jahre a., hat die 
prausige That aus reinem Muthwillen vollbracht 
it der Bemerknng: „Jetzt gehe ich hinaus und 
fteche ihm in die Seite. wenn ich auch drei Jahre 
kriege!“ 
SKaiserslautern, 20. Juli. Ein bruchs⸗ 
diebstahl ist in vergangener Nacht im hiesigen 
Amtsgerichtgebaude verübi worden. Die Thäter 
haben an einem Fenster der Gerichtsschreiberei eine 
scheibe eingedrüdt, sind dann eingestiegen und haben 
m Zimmer sammtiliche Schubladen erbrochen. Hiebei 
rgab sich als Beute zum Rachtheil eines Gerichts⸗ 
chreibergehilfen die Summe von 8—210 Ml. und 
um Nachtheil des Sekretärs ein Quantumevon 
wa 30 Cigarren. An dem Kassenschrank find 
leichfalls Erbrechungsversuche gemacht worden, doch 
hne Erfolg, da der Schrank sich als diebssicher 
rwies; In einer der — 
and sich in ein Taschentuch gewickelt der Betrag 
In 6 Mark und lag heute fruh das Tuch mit 
„em Geld uneröffnet auf dem Boden. Die Polizei 
echerchir eifrig nach den Thaͤtern. (ßpf. Vltz.) 
—pirmasens. Der hiesige Velozipedklub 
dat in seiner letzten Zusammenkunft das Rennbabn⸗ 
Ausland. 
Wien, 20. Juli. Ein Belgrader Telegramm 
iesiger Blätter, wonach die Synode mit allen 
jegen zwei Stimmen die Ehescheidung zurückgewiesen 
Jabe, gilt in unterrichteten Kreisen für ganz un⸗ 
tichtig. — Der deutsch · vsterreichische Lehrerbund in 
Graz beschloß im Namen von 10,000 Lehrern, 
die Unlerrichisverwaltung aufzufordern, die Schule 
gegen clericale Angriffe zu schützen. 
Rom, 19. Ju. Gammer.) Die Anfragen 
TFhiatas beantwortend erklärte Ministerpräsident 
Frispi, in Abessynien hätten sich so bedeutungsvolle 
Thaisachen vollzogen, daß sie das Einvernehmen 
nin Italien verzögerten, nämlich der Tod des 
Zohnes des Negus und die fortwährend an Macht 
ewinnenden Derwische, welche die Abessynier leb⸗ 
aft beeinflussen. Crispi glaubt demnach, man 
dune ein neuerliches Einvernehmen anstreben, um 
in praktisches und ehrenhaftes Resultat zu erzielen. 
getreffs Sansibars seien Deuischland und England 
a vohständigem Einvernehmen mit Italien, es sei 
emnach anzunehmen, die Differenz wuͤrde sehr rasch 
in wurdiges und billiges Ende haben. 
Petersburg, 20. Juli. Der Kaiser Wil⸗ 
selm, sowie Prinz Heinrich und Gefolge, trafen 
m I1 Uhr vormittags hier ein. Auf dem Lan⸗ 
ungsplatze, von den Spitzen der —A 
fangen und enthusiastisch degrüßt, fuhren die 
herrschaften in Dampfbarkassen zur Peter⸗Pauls 
zestung, legten Kränze auf dem Grabe Alexander's LU. 
eder und besuchten das Hauschen Peters des Großen. 
der Kaiser Wilhelm nahm die Begrüßung des 
rommandanten und der Garnison entgegen und 
uhr um 2 Uhr Nachmittags mit dem Dampfer 
ach Oranienbaum zum Besuche der Großfürstin 
datharina, sowie der Großfürsten Michael und 
Rtitslaus senior, Kaiser Wilhelm, das Zarenpaar 
ind Prinz Heinrich trafen um 7 Uhr auf dem 
gahnhof ein, von den Mitgliedern des Kaiserhauses, 
er Generalitaͤt und der Ehrenkompagnie des Wis⸗ 
orger Regiments empfangen. Beide Kaiser und 
Hrinz Heinrich mit glänzender Suite ssiegen zu 
ßferde, während die Kaiserin und die Großfürstin 
n Wagen nach dem Militärlager Krasnojeselo 
uhren, überall enthufiastisch begrüßt. 
Petersburg, 20. Juli. Kaiser Wilhelm hatte 
noch auf der „Alexandria“ eine längere Unter red⸗ 
ing mit dem russischen Minister v. Giers, waͤhrend 
Jat Alexander sich mit dem Staatsminister Grafen