Full text: St. Ingberter Anzeiger

n München. Der Ausschuß des Vereins hat nun 
noch 40 Mk. aus der Vereinskasse beigefügt und 
20 Mtk. wurden von einem ungenannten Freund 
gespendet. Hierdurch ist es nun dem Verein mög⸗ 
uͤch geworden, die drei Reflektanten zu berücksichtigen. 
Speyer, 24. Juli. Anlaßlich der 
sonig⸗Ludwig⸗e Feier wird das Domklapitel im Ein⸗ 
vernehmen mit der Stadiverwaltung am Sonntag 
Abend eiwa um 9 Uhr den Dom beleuchten lassen, 
was bei hellem Wetter weit hinaus bis an das 
Bebirge fichtbar sein wirnd. 
Ludwigshafen a. Rh., 28. Juli. Be⸗ 
zglich der Zentenarjeier soll bier was extraes 
emacht werden, zu welchem Behuf heute eine „ge⸗ 
—* Sitzung des betr. Komitees statifindet. In 
der Festrede wicd jedenfalls der Satz von der 
junhiten Stadt am deutschen Strom“ dicht fehlen. 
Fribh. T. 
— Ludwigshafen, 28. Juli. Das Octroi 
zebst Mabz und Bieroufischlag ist nach den 
Anträgen des Stadtrathes mit Ausnahme des 
Bieraufschlages, welcher mit 60 Pfg. statt mit 65 
pfg. zur Erhebung kommt, genehmigt. Zur Er⸗ 
hebung der Verbrauchssteuer find durch den Stadi⸗ 
rath ortspolizeiliche Vorschriften zu erlafsen, während 
der Malzaufschlag mit dem 1. August zur Erheb⸗ 
ung kommt. 
— Zlommeraheim, 23. Juli. Das 
Fruhtartoffelgeschaft, das in früheren Jahren um 
diese Zeit schon im lebhaftesten Gang, ja infolge 
der Ernte schon eine Unterbrechung erfahren hatte 
ist heuer des anhaltenden Regenwetters wegen eir 
sehr ungenügendes. Heute erfolgte nach dem Frth. T 
der erste Kartoffelversandt durch die Bahu. verfrach 
tet von Herrn Händler Daniel Fromm aus Franken ⸗ 
thal. Wenn das leidige Regenwetter zu Ende 
ware, so würde es wohl zu einem lebhaften Ge⸗ 
schäfie kommen. Die Ernte in Kartoffeln fällt 
quantitativ recht gut aus, ob sie aber qualitativ 
befriedigin wird, das muß erst die Zukunft lehren 
da jetzt schon berechtigte Besorgnisse darüber lauf 
werden und befürchtet wird, daß wan vielfach 
faule Kartoffeln finde. 
— Grünstadi, 23. Juli. Der seitherig 
zweite Stadischreiber Karl Butterfaß dahier, welcher 
sich seit Donnerstag früh von seiner Stelle entfernt 
hatte, heute aber wieder hierher zurückgekehrt ist 
wurde der „Gr 3.“ zufolge wegen verschiedener 
Unregelmaͤßigkeiten aus dem städtischen Dienste 
entlassen. 
Gräünstadt, 24. Juli. Der Turn⸗ 
verein in Grünsiadt hat der geplanten Errisch⸗ 
tung einer obligatorischen Sparkasse 
für seine Mitglieder seine Zustimmung ertheilt, 
umd wird demgemäß die Kasse nach erfolgter her 
zicksamtlicher Genehmigung der Statuten mit An⸗ 
sang des vächsten Monats in Kraft treten. Der 
bvon jedem Mitgliede als Spareinlage wöchentlich 
zu zahlende Mindestbetrag wurde auf 10 Pf. fest⸗ 
gesetzt und außerdem bestimmt, daß nicht blos die 
Vereinsmitglieder, sondern auch die Familien- 
angehörigen und die Verwandten derselben die 
Sparkasse zu Einlagen benützen dürfen. 
Vermischtes. 
Reichsgerichts— Erkennt niß. In 
seiner Vatersiadt verlobte sich ein Deutscher mit 
einer gleichfalls dort wohnenden Deutschen, ging 
darauf nach Südamerika, gründete dort einen Haus⸗ 
stand, ließ seine Braut nachkommen und verheirathete 
fich mit derselben vor einem deuischen Konsul nach 
deuͤtschen Gesetzen. Einige Jahre später war er 
seiner Frau überdcüssig geworden, verließ dieselbe, 
gewährle ihr keinen Unterhalt und zwang sie da⸗ 
durch, zu ihren Eltern nach Deuischland zurückzu⸗ 
kehren. Als die Frau darauf bei dem Gerich! 
ihres Heimathortes die Ehescheidungsklage anstrengte, 
wurde sie wegen Inkompetenz des Gerichts abge⸗ 
wiesen; das Reichsgericht aber erklärte dies Gericht 
für kompetent zur Entscheidung der Ehescheidungs⸗ 
klage, da die Befugniß der Ehefrau, gegen ihren 
Ehemann, vbwohl derselbe seinen Wohnsitz nur im 
Auslande hat, Klage in einer Ehesache beim Gericht 
seines letzten Wohnsitzes in Deutschland zu erheben, 
nur an solgende Voraussetzungen geknüpft ist. Der 
Beklagte muß seine Ehefrau zu einer Zeit verlassen 
haben, in welcher er ein Deutscher war, derselbe 
muß einen Wohnsitz im deutschen Reiche gehabt 
haben. Unrichtig ist die Auslegung, diese Befug⸗ 
niß sei nur unter der Vorausseßung gewährt, daß 
der Beklagte als Ehemonn der Klagerin im deut— 
schen Reiche einen Wohnsitz gehabt habe, daß also 
ein Ehedomizil der Parteien im deutschen Reiche 
hestanden habe. sowie daß der Ehemann 
seine Ehefrau im deutschen Reiche verlassen und 
erst dann seinen Wohnsitz im Auslande genommen 
haben müsse. 
fUebertretung des Krankenkassen— 
Besetzees. Die Verhandlungen und gerichtlichen 
Entscheidungen über Verstöße gegen das Kranken⸗ 
sassengesetz bieten vielfach juristisch Interessantes 
bezw. für das Publikum Lehrreiches dar und zitiren 
vir ats solchen den nachstehenden Fall. Die Schuh⸗ 
macher Wilhelm und Karl N., von denen der Letz⸗ 
sere Mitglied der Ortskrankenkasse war, hatten fich 
zur gemeinschaftlichen Auzübung des selbstständigen 
Schuhmachergewerbes verbunden, dieses Verhältniß 
am 1. April er. mit der Maßgabe wieder aufge⸗ 
iöst, daß von diesem Zeimpunkt ab dor SLetztere. bei 
xrsterem wieder als Geselle arbeitete. —Diefer hat 
es aber nicht für erfoxderlich erachtet. seinen Bruder 
bei der Oriskrankenkasse anzumelden, da derselbe 
nus der Kasse noch gar nicht ausgeschieden war. 
Im Gegentheil beschwerte sich Karl N. bei dem 
dassenvorstande darüber, daß von ihm die Beiträge 
einige Monate nicht eingeholt worden waren. Bei 
zieser Gelegenheit erhielt der Vorstand von der 
Auflösung des Sozietätsverhältnifses seitens der 
grüder R. und von dem Wiedereintritt des Karl 
dei seinem Bruder als Geselle Kenntniß. Nun war 
der Vorstand der Ansicht, daß die Etablirung des 
Zarl N. sein Ausscheiden aus der Kasse von selbst 
zur Folge gehabt habe, und daß derselbe his zum 
5. Apruͤscr. von seinem Bruder wieder zur Ort⸗ 
rankenkasse hätte angemeldet werden müssen. Aus 
zrinzipiellem Grunde wurde die Sache zur Anzeige 
jebracht, und das Amtsgericht erließ auf den An⸗ 
rag des Amtsanwalts einen auf 8 Mk. ebent. 
1Tag lautenden Strafbefehl gegen Wilhelm N. 
Auf den bon demselben erhobenen Einspruch kam 
zie Sache vor der 96. Abtheilung des Berliner 
Schöffengerichts zur Verhandlung. Der Gerichts⸗ 
hof schloß fich der Ansicht des Amisanwalts an, 
Zaß jeder neue Arheiter, au ch wenn derselbe 
elbst der Kasse als Mitglied angehört, 
zur Ortskrankenkasse angemeldet werden müsse, und 
derurtheilte den Angeklagten zu 8 Mk. event 1 
X 
FDer Hilfsbremser Bril ler gqus Saar— 
hrü'cken (Sleichstr. 16) hat einen jähen Tod er⸗ 
itten. Die „S. u. Bl.Ztg.“ berichtet darüber: 
Am Samstag Abend wurde auf der Eisenbahn⸗ 
irecke Reden⸗Reunkirchen (bei der Schlawerie) der 
dilfsbremser Briller von St. Johann⸗Saarbrücken, 
delcher einen Güterzug begleitete, todt aufgefunden. 
derselbe muß während der Fahrt einen Fehltritt 
zethan haben und von einem Wagen auf die 
Schienen heruntergefallen sein, indem sein Kopf fast 
Janz vom Korper' abgetrennt und auch ein Arm 
jberfahren war. Der Verstorbene war, wie wir 
hören, ca. 80 Jahre alt und hinterlaäßt Frau und 
bKinder. 
Schöne Leistung. Letzten Samstag — 
tacht um 12 Uhr fuhr Herr Otto Venn, Saar⸗ 
ücten, von dort mittelst Velocipeds nach 
Mannheim ab. Kurz vor 10 Uhr Sonntag Vor⸗ 
nittag traf die telegraphische Nachricht aus Mann⸗ 
seim ein, daß er dort gesund und ohne Ermüd⸗ 
ung eingetroffen sei. Nur zwei Stunden verweilte 
derr Venn jun. in Mannheim und trat dann die 
RKückreise an; er machte einen Umweg, fuhr erst 
noch nach Landau und von dort zurück nach Neu⸗ 
tadt, und trotzdem traf er Abends kurz vor 
i2 Uhr wieder in Saarbrücken ein; „er hat 
omit in 24 Stunden eine Strecke von über 280 
dilometer zurückgelegt! Auf der Hinfahrt überraschte 
ihn bei Landstuhl ein starker Regen, durch welchen 
die Straße sehr aufgeweicht wurde. 
FMerzig. Die Firma Billexoy und Boch 
vird demnächst von der Düngerfabrik an bis zum 
Friedhof eine Straße anlegen und darauf 42 ein— 
ocige Arbeiterhäuser bauen lassen. Zu jedem 
dause gehört auch ein Garten. Die Arbeiter haben 
zas Anlagekapital zu verzinsen mit 4 Prozent und 
2. Prozent Abtragung, so daß jemand, dessen Haus 
2000 Mi. kostet, jaͤhrlich 120 Mk. zu bezahlen 
hat und nach 23 Jahren das Haus sein Eigen⸗ 
ium nennen darf. 
MWainz, 283. Juli. (Zum Deppelselbst⸗ 
mord.) Wie gemeldet, stürzte sich kürzlich ein 
junges Brautpaar, eine Fräulein B. von hier 
und ein junger Mann namens M. in den Rhein 
ind ertrank; jetzt ist das Dunkel, welches über den 
Motiven schwebi, aufgeklärt. Das junge Mädchen 
var mit M. verlobt und Gouvernannte 
holländischen Familie, von der fie ein u 
Urlaub erhalten hatte, um fie hier zu Vin 
da gerade Gartenfelder Kirchweih war, an 
mit ihren Eltern in ein Tanziokal. Me — 
sucht geplagt, verschaffte sich einen gtt 
ind benrat den Tanzsaal. als seine Bunn 
tünftigen Schwager tanzte. Ueber dieses 
nachte M. seiner Braut heftige Vorvi ay 
öhnte sich zwar anscheinend aus, allein * 
Berstimmung hlieb zurück. Eine halbe e 
vor Ausführung des Selbstmordes kleidele d 
B. um, legte sämmiliche Schmudsochen “ 
einfache Kleider an und ward dann den 
graͤuigam abgeholt, dessen Ziel der dmenshu 
Tod war. 
F Ulm. Der hiefige Münstecbau — 
rasch vorwäris; das Gerüst für die Phrauu 
uüngst in einer Höhe von 127 Meter — 
den, Der ganze Thurm erhäalt eine dhen 
262 Meter, während der Kölner Dom durn 
Meter hoch ist, und wird dadurch zum dich 
tauwerk, das wir kennen. Bigs jttzt sind — 
veise alle Arbeiten in dieser Höhe ohne Unfol * 
zeführt worden. Es war ursprünglich — 
den Thurm bis zum Jahre 1889, dem — — 
Regierungsjubiläum des Königs von Würlm 
sertig zu stellen, was aber wohl nicht m 
jein wird. 
F Aus der Oberpfalz. Schon im 
ahre waren an die Stelle der öffentlichen Prüfu 
im Schlusse des Schuljahres außerordentliche 
ationen getreten und die sogen. Schlußbrüsun, 
aur an den Kreisen mit zur Entlassung gelan 
den Werk⸗ und Feiertagsschülern beibehallen 
den. Auch diese jedoch wurden nicht mehr so z 
lich wie in den früheren Jahren abgehalten, son 
dieses Charakters vollständig entkleidet. Die 
egierung der Oberpfalz hat mittlerweile dem 
ammten VLehrpersonal an den städtischen Vo 
chulen die Führung eines Lectionsmanuals, 
—V 
liche Visitationen ersetzt werden, zur Aufgabe 
macht. Obwohl im Vorjahre noch keine besimr 
Aussichten auf Beibehaltung dieses neuen Prüfun 
modus gestellt worden waren und vielleicht 
nicht gestellt werden konnten, so wiederholt 
doch derselbe auch im heurigen Jahre und au 
Anschein nach auch in der nächsten — 
p* München, 24. Juli. VIII. Bayer.? 
ins- und Jubilaums-Schießen. 
3. Aug.) Montag Nachmittag von 2 bis 
and auf der Schießstätte unter Betheiligung 
iber 100 hiesigen und auswärtigen Schtthen 
Probeschietzen siatt, wober außer den Cibilteden 
en der Gesellschaft, zum ersten Male 65ür 
ffiziere und Gefreite als Warner fungirien 
48 Soldaten der hiesigen Garnison den Zieleid 
hesorgten. Der Zwed des Schiekens wurden 
ommen erreicht, da konstatirt wurde, daß sir 
liche Schießvotrichtungen sehr gut funktiorirhen 
z Vui. Baher Vereins-und 
saums⸗Schießen. (1. -8. Aug)) e 
nehr eingelaufene Ehrenpreis St. kgl. bene 
Prinzregenten, ein 70 cim. hoher 7 
zirter und mattvergoldeter Becher von? 
Silbergewicht, siellt sich als eine kunsigewe 
Arbeit ersten Ranges dar, welche dem A 
fefibegründeten Rufe Munchens ouf diesem 
alle Ehre macht. Der im edelsten — 
Jehaltene Pokal, welcher von Hertn t 
Brochier entworfen, in dem renornmirlen 
des Herrn Hoffsilberarbeiters Woll nwetn un 
worden ist, und sich als ein Meisterwerl 
hener Ciselirkunst darstellt, wird gekrönt —— 
Vvunderbaren mit feinstem kunstlerischen —9 
erdachten und ausgearbeiteten Gruppe, n 
Milten von allegorischen Shhihen ·mimen 
Fichenlaub und Farrenkraut einen Zienn 
in der einen Hand das Bildniß des 
zalt und mit der anderen den dem Fig 
den Lorbeerkranz hält. Der eigentliche 
in der Mitte das reich dekorirte lgl. e 
demselben ist die kunstvolle —A 
Die Ehrengaben der Stadt —* 
in prachlvoller, filbernet Pokal und —*— 
aus gleichem Edelmetall, welche —F hat 
Th. Heiden entworfen und ausgefüht 
ebenfalls durch Originalität und e —92* 
jerdor. Den Pokal zieren die eigens * 
gen Munge zu diesein Zwecke gebräg