Full text: St. Ingberter Anzeiger

Bayern helfen. die Franzosen aus dem Lande zu 
jagen. Ob ein wirkliches Leiden oder eine absicht- 
liche Täuschung vorliegt, werden die weiteren Er— 
hebungen lehren. Der Verhaftete, ein Steinhauer, 
will in Merzalben beheimatet sein; er wurde im 
Besitz von über 60 Mt. betroffen. Zunächst werden 
dessen Namen und Heimat festzustellen sein. 
— Landau, 26. Juli. Wie der L. A. hört, 
ist die Weber'sche Apotheke dahier an Herrn 
Apotheker Gneusel aus Gelnhausen um die 
Summe von 200,000 Mark käuflich ühergegangen. 
— Herxheim. In der hiesigen Synagoge 
sind zwei Akazienbäumchen direkt beim 
Aufgang zum Altar durch die Bordspalten hervor 
gewachsen. Das eine Stämmchen hat eine Höhe 
von 70 Centimeter, während das andere eine solche 
von 1 Meter 40 Centimeter hat. 
— Pleisweiler, 25. Juli. Ein nieder⸗ 
trächtiger Bubenstreich wurde heute Nacht dahier 
veruͤbt! Auf einem in der Nähe der Gemeinde 
liegenden Acker — Gemeindegut —, welchen der 
Polizeidiener Hauck im Genusse hat, wurde ein 
Madeleine⸗Birnbaum, welcher über 4 Zentner 
Birnen trägt, heute Nacht ungefähr in der Mitte 
des Stammes abgesägt. In der ganzen Gemeinde 
ist man empoͤrt über diese fluchwürdige That und 
wünscht die Entdeckung des Frevlers. (S. W.) 
— Edenkoben. Wie vorsichtig man beim 
Genuß von Schwämmen c(hauptsächlich bei soge⸗ 
nannten Gelbschwämmen) umgehen muß, um sich 
nicht zu vergiften, beweist ein Vorfall, der sich die⸗ 
ser Tage hier ereignete. Die Frau eines hiesigen 
Maurers kaufte auf dem Wochenmarkte am Sams⸗ 
tag von einer Frau von Dudenhofen Gelbschwämme 
und bereitete dieselben am Sonntag zum Nachtessen 
zu; nach dem Mahl jedoch stellte sich bei den Be— 
theiligten heftiges Erbrechen ein, so daß ärztliche 
Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Die 
Frau ist nun bedenklich erkrankt, während die Kin⸗ 
der leichter davon zu kommen scheinen. Der Fa— 
milienvater selbst war nicht Mitesser. Darum noch 
mals Vorsicht!“ 
— Ludwigshafen, 25. Juli. Im Lauft 
dieses Winters, wahrscheinlich im Monat November, 
wird der erst vor einem Jahre in's Leben getretene 
Verein für Geflügelzucht eine Geflügel⸗ 
Sing; und Ziervögel⸗Ausstellung veranstalten, mit 
welcher eine Verloosung verbunden sein soll. Es 
werden ca. 4500 Loose à 50 Pfg. in folgender 
Weise zur Ausgabe kommen: auf 10 Loose kommt 
ein Freilooss und auf 12—15 Loose fällt ein 
namhafter Gewinn, der aus Sing und Ziervögeln 
oder aus Zucht⸗ und Mastgeflügel besteht. An die 
Aussteller werden Preise vertheilt. Allen Vogel⸗— 
und Geflügelzüchtern ist hier die schönste Gelegen⸗ 
heit geboten, zu zeigen, was sie in Zucht zu leisten 
im Stande find. J N. 3.) 
— Ludwigshafen, 26. Juli. Dem 
Stadtrathe wurde die Mittheilung gemacht, dafß 
von mehreren Seiten die Anregung ergangen, dem 
erhabenen Gründer der Stadt Ludwigshafen Ludwig 
J. hier ein Denkmal zu setzen. Es wird nun ein 
Komitee gebidet, dem der jeweilige Vorsitzende des 
Stadtraths präsidiren wird. Eine in Umlauf ge- 
setzte Liste weist bereits 53000 Mark an freiwilligen 
Beiträgen für diesen Zweck auf. G. A. 
— Goll dienst.) Vom 1. August 1888 an 
werden zum Vollzuge des Reichsgesetzes vom 9. 
Juli 1887, betreffend die Besteuerung des Zuckers 
in Frankenthal, Speyer und Offstein, Hauptzoll- 
amtsbezitks Ludwigshafen a. R. sowie in Bayreuth 
und Schweinfurt Zuckersteuerstellen errichtet, von 
welchen diejenigen in Frankenthal, Speyer, Bayreuth 
und Schweinfurt besondere Geschäftsabtheilungen 
der dortigen Zollbehörden zu bilden haben; in 
Frankenthal wurde ein Steuerobercontroleur aufge⸗ 
stellt, dem Hauptzollamte Bayreuth aber ein weiterer 
Official beigegeben. Demgemäß wird der in 
Frankenthal exponirte Hauptzollamtsofficial Ed. 
Bieringer an das Hauptzollamt Ludwigsdafen 
a. Rh. zurückberufen, und zum Steuerober- 
controleur in Frankenthal der Zollassistent Aug. 
Kammerer in Regensburg, sowie zum Neben- 
zollamtscontroleur in Eger der Zollassistent Emil 
Schaäfer in Rosenheim ernannt. 
Vermischtes. 
F Saargemünd, 25. Juli. Der Rechts⸗ 
anwalt Karl hierselbst ist zum Bürgermeister der 
Gemeinde Wölferdingen ernannt. 
FeFrankfurt, a. M., 25. Fuli. Wie das 
„Ini.Bl.“ meldet, sind einem hiesigen Zahnarzt, 
welcher ins Seebad gereist war, während seiner 
Abwesenheit Werthpapiere im Werthe von 40,000 
Mk. und Werthsachen in Höhe von 30,000 Mk. 
gestohlen worden. Der Polizeibericht meldet übern 
den Fall: Die Sachen sollen von einem Drosch⸗ 
kenkutscher aus der Bergerstraße in der Nacht vom 
20. zum 21. d. M. fortgeschaft sein, und sind 
auch theilweise — außer der Casette und den Bil— 
dern — bei einer in der Baustcaße wohnenden 
Frau vorgefunden, welche dieselben von einer am 
Marienplatze wohnenden Frau zum Preise von 
100 Mtk. erstanden haben will. Die eingeleitete 
Untersuchung wird hoffentlich auch die fehlende Ca- 
sette und die werthvollen Oelgemälde wieder ans 
Tageslicht befördern. 
F Darmstadt, 25. Juli. Im Anschluß 
an eine hiesige mildhätige Anstalt, in welcher mit⸗ 
tellose Mädchen Arbeit und sonstigen Unterricht er—⸗ 
halten, war die Einrichtung getroffen worden, den 
ältern Mädchen auch das einfache Kochen zu lehren. 
Da die Durchschnittszahl einer Familie auf etwo 
fünf und der bei ärmeren Familien täglich zu ent⸗ 
behrende Betrag auf ungefähr eine Mark angenom⸗ 
men werden darf, wurden in wöchentlicher Reihen⸗ 
folge immer je fünf Mädchen im fraglichen Sinne 
in der Küche unterrichtet mit der Bestimmung, daß 
die Unterrichteten zur Prüfung des Ergebnisses und 
zur Aufmunterung das Gekochte selbst genießen 
sollen. Den fünf Anfangsköchinnen waren stets 
fünf weitere Mädchen zur Handreichung u. s. w 
heigegeben. Die fragliche Einrichtung hat sich 
aachdem sie jetzt längere Zeit beftanden, vortrefflich 
»ewährt. Odgleich die jeweilig in den verschieden⸗ 
ten Arten hergestellie Kost eine nahrhafte und aus⸗ 
teichende war, so ist doch der Kostensatz von einer 
Mack im Durchschnitt (einschließlich der Nebenkosten) 
anicht einmal ganz erreicht worden und die Mädchen 
jaben das Kochen vollkommen begriffen. Die von 
nancher Seite ausgesprochene Befürchtung, als sei 
zas Alter der Mädchen für jenen Unterricht ein 
zu frühes, hat sich als ganz hinfällig erwiesen, da 
Verständniß und Liebe zur Sache in ausreichendem 
Maße vorhanden waren. Thatsache ist, daß ein so 
unterrichtetes Mädchen mit jetzt 16 Jahren einen 
kleinen Haushalt mit gutem Erfolge führt, wobe 
demerkt seia mag, daß ein aus der Anstalt aus 
retendes Mädchen ein kleines Kochbüchlein im Sinn 
der Anstalt als Gabe miterhält. Bei solchem Er— 
zebniß wird eben an maßgebender Stelle die Fragt 
erwogen, in welcher Weise sich jene Einrichtung 
zunächst probeweise, an die Mädchen « Volksschule 
anschließen lass.. Der Jahresaufwand ist gering 
gegenüber den dadurch erzielten hohen wirthschaft⸗ 
ichen Interessen, denn wie viele Familien gehen zu 
Brunde, blos weil die Frau der Familie keine ent⸗ 
prechende und dabei billige Mittagskost zu liefern 
dersteht. Gedanke und Ausführungsart entstammen 
dem bekannten Begründer der Pfennigsparkassen 
Herrn Wilhelm Schwab dahier. 
F Karlsruhe, 25. Juli. Wie die „Karls⸗ 
ruher Zeitung“ meldet, wurde bei der gestrigen 
untersuchung des Innern der Augen der Groß— 
herzogin durch den Hofrath Maier eine fort— 
ichreitende Besserung konstatiert. 
FBopfingen, Württemberg) 23. Juli. 
Fin vierfacher Mord in dem benachbarten 
Oberdorf hat heute früh die Bewohner der Stadt 
in heftige Aufregung versetzt. Der Schuhmacher⸗ 
meister Brenner, ein fleißiger, sparsamer und fried⸗ 
liebender Mann, hat in der vergangenen Nacht 8 
Uhr seine Frau und seine drei Kinder im Alter 
don 4 bis 8 Jahren in den Betten durch Schnitte 
und Stiche in Hals und Kopf mit einer sogenann⸗ 
ten Schusterskneipe getötet. Ein 18jähriger Knabe 
den Brenner unentgeltlich in Pflege genommen hat, 
lief, um dem Messer zu entgehen, in das neben 
unliegende Zimmer des Gesellen. Brenner rief der 
dnaben zurück, da derselbe aber nicht folgen wollte, 
tand der einen Streit vermutende Geselle auf und 
»egegnete seinem Meister im Hausflur. Den Ge⸗ 
ellen erblickend, rief ihm Brenner zu, „daß er 
nicht mehr länger leben könne“ und entfernte sich 
rasch aus dem Haus. Brenner, welcher in guten 
Berhältnissen steht, am Tag zuvor mit Frau und 
Tindern spaziten ging und am Abend noch im 
Wirthshaus war, scheint in dieser Nacht nicht ins 
Bett gekommen, vielmehr unstät umhergeirrt zu 
sein und sodann in einem schwermütigen Anfalle, 
wie sie sich bei ihm in letzter Zeit wiederholten, 
die grauenhafte That begangen zu haben. Die 
Fahndung nach ihm ist bis jetzt ohne Erfolg ge— 
blieben. 
F Wärzburg, 24. Juli. Mili 
zirksGericht. Der aus —8 
vorgeführte Gemeine Daniel Wentz —8— 
pagnie kgl. 18. Infanterse diehina 
Schlepper von Kirkel. Bezirkdams —X 
angeklagt wegen militärischen Vebhegenhn 
lichen Vergreifens am Vorgesehlen, Neus dan 
Am 3. Juni abhin veranslaltete der u 
ziers ⸗Verein von Landau einen Ausjlugen niene 
koben und der Angeklagte war an 8 b. 
beurlaubt, ebenfalls nach Edenkoben Abe n 
7 am Wege von dort nach Edeshei d 
— desheim sqle 
der Angeklagte mit noch zwei Kamerod 
Zuge der Unteroffiziere johlend an. Auf 
des Sergeanten Salathe: „Gehört It 
entgegnete Wentz: „Das geht Sie n din 
bin nach Edenkoben beurlaubt.“ Auch ho 
Angeklagte am fraglichen Abend im e 
Bahnhofrestauration Edesheim gegen noch 
Vorgesetzte widersetzt und den Gehorsam ng 
lich verweigert, so daß ihn Sergeant —8* 
tiren wollte, was der Angeklagte mit du h, 
zurückwies: „Ich lasse mich micht arretiche 
er mit den Handen agirte und den ahh 
der Brufst streifte und schließlich, als Kloß in 
halb eine Ohrfeige gegeben hatte (wosuͤr ch 
mit 14 Tagen gelindem Arrest bestraft wurdt 
selotz mit der Hand in das Geficht schug 
Der Angeklagte, welcher ziemlich gut hu 
nundet ist, gesteht vorerwähnte Handlungen 
will jedoch durch die Mißhandlung seitens dehh 
zur That hingerissen worden sein. Den Geschu 
nen wurden deßhalb auch zwei Fragen auf Kep 
dorgelegt, welche dieselben jedoch verneinten. 
Gericht faßte samtliche Handlungen als eined 
zusammen und wurde deshalb Gemeiner 9 
wegen militärischen Verbrechens des thätlichen! 
greifens am Vorgesetzten zu J Jahr 67 
naten Gefängniß und zu den Kosten 
urtheilt 
7 Regensburg, 23. Juli. Dem fünstn 
Hause Thurn und Tarxis hat das Hinschü 
der beiden deutschen Kaiser Wilhelm J. und d 
rich III. zwei Millionen Mark gekostet. Detß 
von Thurn und Taxis hat nämlich vom preußis 
Staat die Herrschaft Krotoszyn zu Lehen und 
zafür vertragsmäßig beim Tode jedes hreuhin 
Herrschers an die Krone Preußen den Behrage 
einer Million Mark baar zu zahlen. Beide ze 
ungen sind kurz nach dem Tode beider Kaiser 
Seiten der fürstlichen Verwaltung in Berlin 
leistet worden. — Der gegenwärtige regier 
junge Fürst Albert, der am 8. Mai d. J. im* 
von 21 Jahren für volljährig erklürt wurden 
der damit die Regierung des ungeheueren en 
stammten Besitzes antrat, weilt gegenwärk, 
Theilnahme an den Jagden auf dem Stammsh 
Taxis bei Neresheim im württembergischen Jarlhe 
F München, 24. Juli. Grennerb 
kammlung.) Eine am Sonntag in Regendd 
abgehaltene Vertrauensmänner-Versammlung 
Brennereiinteressenten hat sich einstimmig fir 
Project einer ba yerischen „Actienges— 
schaft für Spititusverwertung' au 
sprochen. Auch sind beim Centralcomite neue 
schlußerklärungen mit unterzeichneten Beitäͤger 
Brennern eingelaufen, so daß man erwarten 
werde das Projsct zu Stande kommen. 
Fe Muüurnchen, 25. Juli. (VIII. 8e 
Bereins-⸗und JubildumsSdien 
I.-8. Aug.) Der bohe Ehrenpräsident 
dudwig, welcher das Schießen persönlich erön 
'owie dem vorausgehenden Banket prafidiren 
die Festrede halten wird, hat als Ehrenptei⸗ 
masfiv goldene Remontoiruhr mit zwei Dedelr 
pendet, auf deren einem das Monogramm 
Bebers angebracht ist, während sich auf 
deren die Widmung befindet. Von den als ẽ 
prämie zur Vertheilung kommenden —WV— 
und 400 goldenen Festmünzen, welche in F 
Münze geprägt werden, ist die silberne ve 
zeworden und durch Herrn Münzdirektor v. 7 
Sr. k. Hoheit dem Prinzregenten vorgelegt m— 
Dieselbe ist von Herrn Muͤnzmedailleur den 
lippform entworfen und zeigt auf der einen⸗ 
das vorzüglich getroffene Bildniß des Pringn 
in schöner Rokokoumrahmung mit der Ung 
„Luitpold Prinzregent von Bayern —— 
auf der anderen im Vordergrunde eine von 8 
emblemen umgebene Scheibe, auf welche tii 
gelter Amor zeigt, im Hintergrunde eite 
der von den Strahlen der aufgehenden Son